Spritverbrauch : Viel Hubraum vs. Wenig Hubraum unter gleichen Bedingungen?

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Sind das die 190er von Mercedes (190E 1.8 mit 109 PS und 190E 2.3 mit 132 PS)? Die fallen mir als Erste ein, da ich mit alten Mercedes viel zu tun habe, die 190er ebenfalls sehr gut kenne und die Leistungsangaben ebenfalls :-)

Der 190E 1.8 (ich gehe vom Handschalter aus, beide mit fünf Gängen) verbraucht im Normalfall als Handschalter um neun Liter Super E5, der 190E 2.3 einen guten Liter mehr. Dafür ist die Drehzahlkurve mitsamt Geräuschkulisse beim 2.3-Liter-Motor entspannter. Er zieht kräftiger von unten hoch und muss nicht so hoch gedreht werden, um Leistung abrufen zu können. Kenne beide Motoren sehr gut, den 2.3-Liter der M102 Serie sind wir im Mercedes 230E (W123 und W124 nacheinander) lange gefahren.

Man kann aber auch den 190E 1.8 problemlos auf 12-13 Liter bringen, wenn man ihn im Stadtverkehr quält, schlecht schaltet und die Drehzahlkurve nicht optimal ausnutzt. Dann jedoch ist der 190E 2.3 noch höher anzusiedeln.

Beim 190er-Mercedes gebe ich dir Recht, aber dein Vater hat auch Recht - nur eben bezogen auf andere Autos, wo kleinere Motoren oft mehr Sprit brauchen. Das betrifft vorrangig stark untermotorisierte Fahrzeuge mit kleinvolumigen Motoren, die ordentlich getreten werden müssen, damit die Masse Blech sich bewegt. Der 190E 1.8 hat aber an sich schon ordentlich Hubraum und ist kein Auto, das untermotorisiert wurde - das war für die damalige Zeit sogar eine recht stattliche Maschine; ein Audi 80, VW Passat III oder Opel Vectra A hatte in der Regel 90 PS in der selben Hubraumklasse.

Bei der C-Klasse W202 ist es genauso, der C200 braucht einen guten Liter mehr Sprit als der C180, ist aber nicht mal dynamischer im Antritt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

checkpointarea  17.03.2022, 10:22
...der C200 braucht einen guten Liter mehr Sprit als der C180, ist aber nicht mal dynamischer im Antritt.

...was wahrscheinlich an der längeren Auslegung des Endgetriebes liegt.

rotesand  17.03.2022, 10:31
@checkpointarea

So ist es. Man spürt einen ganz leichten Unterschied beim Automatik-C200. An Steigungen kommt er etwas flotter in die Gänge, aber das war es auch schon. Der C200 war damals völlig überflüssig und wurde nur selten gekauft - entweder wählte man den 180er, den ich auch habe, oder gleich den 220/230er.

checkpointarea  17.03.2022, 10:39
@rotesand
Der C200 war damals völlig überflüssig und wurde nur selten gekauft - entweder wählte man den 180er, den ich auch habe, oder gleich den 220/230er.

Ich habe Blödsinn geschrieben, denn zumindest nach den Daten, die ich gerade finden konnte, hatten beide das gleiche Endgetriebe (3,91 bzw. 3,92, je nach Quelle) bei gleich gestuftem Wechselgetriebe. Komische Sache, dass der C200 dann untenherum so zäh sein soll - gefahren bin ich nur den C180, in einer späten Version allerdings (mit bartlosem Schlüssel, E-Gas und NW-Versteller). Sehr laufruhiger, solide konstruierter Motor mit für meinen Geschmack allerdings zu kurz ausgelegtem Getriebe (war ein Handschalter).

rotesand  17.03.2022, 10:45
@checkpointarea
Sehr laufruhiger, solide konstruierter Motor mit für meinen Geschmack allerdings zu kurz ausgelegtem Getriebe (war ein Handschalter).

Deswegen wollte ich den unbedingt mit Automatik haben, der Schalter war beim W202 etwas unangenehm zu fahren. Man hat immer das Gefühl, im falschen Gang zu fahren - mal brummt er bei niedriger Zahl vor sich hin und wenn es schneller wird, singt er fast und man vermisst den sechsten Gang.

Ab C230 und C250 Turbodiesel ist die Schaltung aber gut abgestimmt und harmoniert ausgezeichnet mit den Motoren.

checkpointarea  17.03.2022, 11:55
@rotesand

6 Gänge braucht man nicht unbedingt - im Vorgänger (und im W124 zumindest anfangs auch) hat man die fünf Gänge schön abgestimmt - 4. Gang Fahrgang, 5. Gang Schongang. Später dann war der 5. Gang der Fahrgang. Im W203 gab es auch Modelle mit 6 - Gang - Handschaltung, aber trotzdem war der höchste Gang kein Schongang.

Felix0620 
Beitragsersteller
 15.03.2022, 19:57

Volltreffer. Liegt aber daran, dass ich kurze Zeit vorher auf der Suche nach einem 190er mit M102 für mich war.

Mein Vater hatte selbst vor 25 Jahren einen 2,3. Zwar nicht im W201 sondern im 124er. Er meinte, da die Autos doch recht "massiv" sind, die kleineren Hubraumvarianten zu überfordert mit der Masse wären und dementsprechend sich mehr nehmen. Deshalb wollte ich wissen ob das bei den kleineren Motoren seine Richtigkeit hat.

Habe vergessen zu erwähnen, das lässt sich so ja nicht überall übertragen. Ein 2.6 mit 160PS und 6 Zylindern nimmt ohne Zweifel mehr als ein 1.8 oder 2.0.

rotesand  15.03.2022, 20:00
@Felix0620

Wir hatten den 230er im W123 und W124 nacheinander, jeweils mit Automatik. Es ist richtig, beim 123er lag der "alte" 200er Vergaser mit 94 PS im Verbrauch deutlich oberhalb des 230E, weil der "alte", bis 1980 gebaute 200er überfordert gewesen ist und auch die alte Vergasertechnik dem Einspritzer unterlegen war. Ich kenne Leute, die mit dem Mercedes 200 (W123) mit 94 PS und Handschaltung (Viergang) sowie dem Strichachter-200er Mercedes mit identischer Maschine realistische Verbrauchswerte von 14 Litern geschafft hatten, unsere beiden Mercedes 230E nahmen sich bestenfalls mal elf Liter raus. Der 200er mit 109 PS (M102 Motor) ab 1980 war etwas sparsamer und etwa auf 230E-Ebene, aber dafür schwächer.

Ich hatte mal einen BMW 520i (E39) mit 150 PS und davor einen BMW 728i (E38) mit 193 PS, da war der Siebener sparsamer. Beides waren Handschalter von Baujahr 1997, der E38 hatte die spürbar bessere Drehzahlkurve und musste nicht so getreten werden. Der 728i war leichtfüßig und agil, der 520i hingegen nicht untermotorisiert, aber träge und man musste sehr viel schalten; der 728i rollte im vierten Gang mit 50 km/h vor sich hin und beschleunigte am Buckel hoch, dann ging es in den Fünften und er blieb einen guten Liter unter dem 520i.

Felix0620 
Beitragsersteller
 15.03.2022, 20:07
@rotesand

Gut zu wissen. Ich bin bei der Suche auf ein paar 190er gestoßen, ohne E. Sprich mit Vergaser, 2 Liter und 102PS. Die Vormopf Modelle. Sind die verglichen zu den Einspritzer 1.8, 2.0, 2.3 also deutlich durstiger?

Die 190 - so habe ich den Eindruck - erscheinen verglichen mit 190E weniger begehrt und sind preislich günstiger zu haben.

Wo wir schon dabei sind, spielt das 4 oder 5-Gang Getriebe auf den Verbrauch eine große Rolle, sofern man nicht viel Autobahn fährt? Viele werden ja als 4-Gang angeboten.

Dankesehr, für die Erfahrungsberichte!

rotesand  15.03.2022, 20:16
@Felix0620

Die 190-Modelle ... würde ich nicht empfehlen, allenfalls als Mopf ab 1988. Die Vormopf hatten konstruktiv zu viele Nachteile, irgendwann 1988 wurde auch der Vergaser modernisiert, wenn ich es recht weiß (müsste ich suchen). Auch die Sitze im Vormopf sind schlecht, waren meist nach wenigen Jahren durchgesessen. Insgesamt ist der Vormopf-190er nicht viel komfortabler als ein typischer Kleinwagen seiner Zeit, der Nachmopf ist deutlich harmonischer. Auch beim 3er-BMW (E30) war das Modell vor der Überarbeitung Ende 1987 bestenfalls eine motorisierte Seifenkiste, erst danach war der E30 ein Auto, das zumindest teilweise an die Mittelklasse erinnerte. Der Audi 80 war alles in allem viel erwachsener.

Durstiger ist der 190 Vergaser nicht unbedingt, die Getriebe machen weniger Unterschied als gedacht. Die Handschalter sind durchweg lapprig geführt und hakelig, die Gänge rasten schlecht und nur mit Nachdruck ein, dann wippen die Autos und schaukeln - es ist einfach nur unkomfortabel.

Ich rate dir ganz ehrlich zu einem vernünftigen C180 W202. Die ersten Baujahre 1993/94/95 haben noch sehr viel Benz-Flair der 70er und 80er zu bieten, sind aber in jeder Hinsicht besser. Klar ist das kein cooler Benzer, für den selbsternannte "Kenner" den Daumen erheben, aber für den Alltag in jeder Hinsicht das bessere Auto. Ich fahre selbst so was und kann mich nur lobend äußern (C180 Automatik, 275.500 Kilometer, Verbrauch im Schnitt 8,3 Liter Super E5 auf 100 Kilometer).

Die 190er sind im Schnitt viel zu teuer und hinsichtlich ihrer Eigenschaften im Alltag nicht mehr zeitgemäß. So gern ich sie auch hatte - die Zeiten sind vorbei und der Vormopf fährt sich wie ein 50 Jahre altes Auto, was der 190er hinsichtlich seiner Entwicklungsphase im Grunde genommen auch ist.

Einziger Vorteil des Vormopf: Den zumeist aggressiven Rost sieht man sofort, während ich vom Mopf-190er und -124er etliche Exemplare sah, die jahrelang im Verborgenen durchgerostet sind. Die sahen optisch ganz toll aus, aber sie hatten Rost an allen Ecken und Enden - der 190er ist ein sehr rostfreudiges Fahrzeug. Nur ein Beispiel: Wenn die Tür ganz leicht oberhalb der Sacco-Beplankung angegammelt ist, kann man davon ausgehen, sie wegwerfen zu können, weil darunter kaum mehr Blech übrig ist und bei den chronisch rostigen Wagenheberaufnahmen ist es genauso.

Es tut mir leid, dass ich dir vom 190er so ausdrücklich abrate, aber ich bin ehrlich und habe mit diesen Autos sehr vieles erlebt und "organisiert" usw., lag oft drunter und es gibt nichts, was ich da nicht gesehen habe.

Felix0620 
Beitragsersteller
 15.03.2022, 20:32
@rotesand

Die Kritik zum Vormopf 190er habe ich des Öfteren tatsächlich gelesen. Auch beim 124er in der Serie von 84'-89'.

In meiner Familie ist bzw. war Mercedes-Benz gut vertreten, Autos wie den W202 oder auch W210 durfte ich selbst erleben. Da muss ich aber ehrlich gestehen, sie fallen eher in meine zweite Wahl, ebenso wie Audi 80 oder 100, oder den E30 oder 34, obwohl ich sie alle in gewisser Weise ansprechend finde.

Mein Hauptaugenmerk liegt beim W201 und W124. Mir ist durchaus bewusst, dass die Entwicklung dieser Autos teils über 40 Jahre zurück liegt und die ersten Modelle vermutlich sich auch so anfühlen werden. Hier müsste ich aber wahrscheinlich noch weiter ausprobieren und mehr Probefahren. Wichtig ist für mich jedoch zu erwähnen, dass sofern ich einen 124er oder 190er anschaffen sollte, dieser nicht als reines Alltagspferd benutzt wird. (Dafür bietet unser Fuhrpark genügend andere Möglichkeiten).

Ich werde es mit den W202 oder ähnlichen aber auf alle Fälle mal überdenken und ggf. selbst testen. Hier ist der Vorteil, dass diese Autos im sehr guten Zustand für wenig Geld zu haben sind. Schließlich sind diese ja noch nicht ganz in der Sammlerszene angekommen.

Übrigens, die 6-Gang Handschaltung im C220 CDI Blueefficiency meiner Mutter ist ebenfalls hakelig und nicht sehr direkt, das hat sich wohl über die Jahre gehalten ;)

rotesand  15.03.2022, 20:42
@Felix0620

Unser 124er war ein später Vormopf von Juni 1989, rauchsilber-metallic mit cremebeiger Velourspolsterung, ladenneu in der Niederlassung geholt. Mich hat an dem Wagen nicht viel gestört, aber mein Audi 100 vom Juli 1989 fühlte sich in Sachen Verarbeitung deutlich hochwertiger an. Das begann bei den Kunststoffen und Sitzpolstern (der 100 war viel straffer und wirkte noch solider), dem bündig schließenden Handschuhfach des Audi mit stabilem Klappdeckel und endete bei Kleinigkeiten wie den satt einrastenden Schaltern und Hebeln, drei Lüfterdüsen in der Mitte und jeweils zweien außen, der durchgehenden Interieurleiste sowie der perfekten Ergonomie inklusive optimal sitzender Mittelarmlehne (gegen Aufpreis - hatten allerdings beide Autos). Ich habe mich im Audi 100 fahrerisch erheblich wohler gefühlt und zeigte das auch sehr selbstbewusst, stehe da heute noch dazu und sage, dass der Audi 100 C3 ab 1988 besser ist als der 124er und der Audi 100 C4 ab Ende 1990 nochmal eine Schippe drauflegte - nicht weil der 100 mein Eigentum war, sondern weil es das im Vergleich deutlich bessere Auto gewesen ist. Mein Bruder und meine Mutter hatten jeweils den Audi 80, mein Onkel das Audi-Coupé 2.3E (1988er), auch die waren sehr hochwertig und dem 190er durchweg überlegen.

Mein Onkel hatte damals einen BMW 525i (E34), den er ca. im Juli 1989 neu gekauft hat - auch der war dem 230E fahrerisch und in Sachen Verarbeitung überlegen. Der 230E war nicht schlecht, aber die neueren Modelle waren ihm einfach voraus, nachdem der 124er gegenüber dem Audi 100 vor 1988 und dem 5er-BMW E28 noch besser gewesen war.

Am besten verarbeitet war der 124er ab Mitte 1993 (E-Klasse), wo die Stoffe und Polster deutlich hochwertiger waren als zuvor und alles satter eingepasst wurde. Leider kam dann auch der Wasserlack und der Rost wurde noch ekelhafter als zuvor - im Grunde sind auch die 124er nicht mehr zu empfehlen, zumal frechste Preise für den angeblich "letzten alten Benz" aufgerufen werden. Sobald ein 124er oder 190er als "Liebhaberstück", "für Sammler" usw. angeboten werden oder das Wort "Kenner" in der Annonce vorkommt, kann man davon ausgehen, dass es Schrott ist. Auch ein Indiz: Wenn eine "sehr seltene" Farb-Polster-Kombination angepriesen wird, weiß jeder echte "Kenner" (der sich aber NIE als Kenner bezeichnen würde - das tun nur Leute, die vorgeben es zu sein^^), dass just diese Kombi eben überhaupt nicht selten ist, sondern damals wie Sand am Meer fabriziert wurde. Ich kann dir hier aus dem Sektor 124er/190er unfassbare Geschichten erzählen.

Der W202 wird meiner Ansicht nach NIE ein Sammlerstück sein, sieht man vom C36 AMG oder C43 AMG einmal ab. Dafür hat er nicht die Anlagen, dafür steht ihm der 190er zu sehr im Weg und der 124er erst recht. Der 210er wird es auch allenfalls als AMG oder V8-Modell zu den Sammlern schaffen.

Felix0620 
Beitragsersteller
 15.03.2022, 20:58
@rotesand

Überrascht mir tatsächlich etwas.

Vergleicht man nur bildlich beispielsweise einen Audi 80 B4 mit einem 190E Mopf, so suggeriert der 190er mit seinem geradlinigen, noblen Innendesign eine bessere Materialqualität. Besonders ins Auge stechen mir die Türverkleidung, welche im Audi etwas günstiger wirkt. Aber auch hier muss ich wohl selber ran und mir ein Bild vor Ort von allen Autos machen. Es kann gut sein, dass Mercedes es gut hinbekommen hat, nach außen hin alles makellos aussehen zu lassen, jedoch in der eigentlichen Praxis die Konkurrenz bei der Verarbeitung vorn liegt.

Die letzte Ausführung des 124ers von 93'-95' bzw. 97' gefällt mir optisch innen wie außen auch sehr gut. Jedoch hatte ich bisher nicht die Gelegenheit, persönlich solche Autos ins Detail anzusehen und dann über die tatsächliche Qualität urteilen zu können.

rotesand  16.03.2022, 17:18
@Felix0620
Es kann gut sein, dass Mercedes es gut hinbekommen hat, nach außen hin alles makellos aussehen zu lassen, jedoch in der eigentlichen Praxis die Konkurrenz bei der Verarbeitung vorn liegt.

Ja, so ähnlich war das. Den Vorsprung konnte ein alter Audi der Baujahre ca. 1988 bis 1993 erst mit der Zeit richtig ausspielen - die Materialien sind langlebiger und edler. Man sieht das gut an den aufplatzenden Türverkleidungen alter Mercedes (190er/124er); ein Problem, das Audi nicht kennt. Bei Audi lösen sich eher Stoffverkleidungen, sind aber einfach wieder zu befestigen. Ein zehn Jahre alter Audi 80/100 sah meist deutlich besser aus als ein zehnjähriger W201 oder W124, auch die Sitze waren straffer, nichts wackelte oder klapperte, das Auto wirkte einfach straffer und satter. Da machte die Tür immer noch "duff" und flog sofort ins Schloss wie der ebenfalls "duff" machende, dicke Handschuhfachdeckel, da war die Lackqualität einen Hauch besser (egal ob Metallic oder Uni), da wirkte alles "frischer" als an einem identisch gepflegten Mercedes aus dem selben Baujahr. Die waren auch gut, aber Audi definierte den Begriff Premium 1988ff. erst richtig.

Den Unterschied machen absolute Kleinigkeiten, die Audi 80/90 und 100/200 sowie V8 wertiger gemacht haben und die man erst erfuhr, wenn man diese Audis länger fuhr. Wie gesagt: Satt einrastende Schalter und Hebel, Handschuhfach, Ergonomie, mehr Ablagen; nahezu lautlos arbeitende Zentralverriegelungen (deswegen waren die bei Audi auch so teuer als Extra - leider gingen sie oft kaputt, bei meinem 100er entriegelte sie jeweils nur noch die Türen einer Seite, je nachdem, wo man den Schlüssel einsteckte; die alte Mercedes-Zentralsperre mit Unterdruckverriegelungen arbeitet hier bis ins hohe Alter besser, Pumpen werden selten undicht), blendfreie Instrumentendeckgläser, dazu die Interieurfortsätze, die den Fahrer umspielten bis in die Türen hinein ... Audi war damals besser (!) als Mercedes, wobei das nur solange währte, bis Audi als Premiummarke anerkannt war.

Audi 80 und Audi 100 waren den 190ern und 124ern sowie den BMW-Modellen damals weit voraus, bis der erste A4 kam und dann BMW die neuen Modelle hatte - dann waren Mercedes und BMW gleichauf und Audi etwas, aber nicht viel hintendran. Audi war dann immer noch gut, man merkte aber, dass jetzt gespart wurde, weil man "arriviert" war und den ganz hohen Aufwand nicht mehr betreiben musste. Dann waren Audis wie früher ganz einfach etwas noblere VW-Modelle. Betrachtet man etwa meinen sehr gepflegten, sehr bewusst genutzten 1997er Mercedes C180 Classic W202 mit dem auch gut gewarteten und mit Verstand bewegten 1998er Audi A4 meines Bruders, sehe ich den Mercedes im direkten Vergleich etwas vorne, was Stoffe, Ergonomie, Passgenauigkeit und Schalter/Hebel usw. angeht.

Die letzte Ausführung des 124ers von 93'-95' bzw. 97'

Toll, dass du 1997 ansprichst. Die wenigsten wissen, dass T-Modell (bis 1996) sowie Cabrio und Coupé (bis 1997) länger gebaut wurden. Klasse!

Felix0620 
Beitragsersteller
 16.03.2022, 19:44
@rotesand

Ich werde mir auf alle Fälle bei Gelegenheit in absehbarer Zeit auch eine ganze Reihe an Audis ansehen und genau testen, dann nach meinem persönlichen Empfinden entscheiden und dementsprechend einen Kauf tätigen. Interessant sind sie auf alle Fälle, besonders ein 80 B4 oder 100 C3 würde mir zusagen. Zudem kostengünstiger als die Konkurrenz von Mercedes & BMW. Dankesehr nochmal, für die zahlreichen Erfahrungsberichte, das hilft enorm weiter!

Felix0620 
Beitragsersteller
 16.04.2022, 15:20
@rotesand

Hallo, ich dachte ich melde mich mal wie es um einen möglichen Kauf aussieht. Jetzt ist ja eine längere Zeit vergangen, in der ich einiges getestet und angeschaut habe.

Letztendlich entschieden habe ich mich für einen Mercedes 190E 2.0 122PS aus 1985, mit Viergang-Schaltung. Der dritte Mercedes, den ich mir angeschaut hatte. Einen Audi 80 B4 habe ich mir auch angesehen, er konnte mich aber leider nicht wirklich überzeugen, zumal hier in Baden-Württemberg alte Audis verglichen zum Benz selten anzutreffen sind. Der Audi war gut verarbeitet, jedoch habe ich mich in ihm deutlich beengter (vorallem das Platzangebot im vorderen Fußraum) gefühlt. 

Ich muss sagen, dass der Mercedes besser als nach meinen Erwartungen war. Alles ist stramm und sitzt gut, keineswegs ausgenudelt. Hat zwar mit 256.000km einiges erlebt, ist dem Fahrzeug allerdings nicht anzumerken. Nahezu rostfrei und mit hervorragenden Wertgutachten, dazu lückenloses Scheckheft. (hinzu kommen 2 Mappen voll mit alten Belegen und Rechnungen...). 

Insgesamt ein guter Kauf trotz vorheriger, leichter Skepsis zum Vormopf. 

Spritverbrauch : Viel Hubraum VS wenig Hubraum unter gleichen Bedingungen?

Der Hubraum ist bei gleichen Bedingungen (also gleicher Fahrweise) nur EIN Kriterium, wenn es um den Verbrauch geht. Weitere wären beispielsweise:

  • Motorleistung
  • Fahrzeugmasse
  • Luftwiderstand der Karosse
  • Getriebeauslegung
  • Reifenformat

Wie man im angefügten Vergleichstest sehr schön beim Vergleich dreier Fahrzeuge sehen kann, kann mehr Hubraum sogar verbrauchssenkend wirken:

EDIT: Anhänge funktionieren mal wieder nicht. Es handelte sich um einen Vergleichstest aus der Auto Zeitung eines Ford Focus 1.0 Eco Boost mit 125 PS, eines Mazda 3 G120 Skyactiv mit 120 PS und 2,0 Litern Hubraum, und eines Peugeot 308 E-THP mit 130 PS und 1,2 Litern Hubraum. Verbrauchswerte im Test:

Ford: 7,4 l/100 km

Mazda: 6,9 l/100 km

Peugeot: 7,7 l/100 km

Woher ich das weiß:Recherche

Es ist unwahrscheinlich, dass 2 Fahrzeuge mit unterschiedlichem Hubraum das gleiche Gewicht haben. Denn das deutet daraufhin, dass es unterschiedliche Motoren sind (und nicht nur elektronisch unterschiedlich geregelte Leistung).

Aber selbst wenn es annähernd das gleiche Gewicht wäre, ob 2.5 Tonnen oder 890kg dann hinge es davon ab, wie gut die Motorleistung je Situation das Gewicht bewegen kann. Aber auch, wie modern und effizient das Motorenmanagement ist. und vieles andere mehr.

Ich glaube, dein Vater hat da einen Denkfehler.

Wenn ich seine Aussage richtig verstehe geht er davon aus, dass beide Autos auch gleich schnell beschleunigen. Der kleinere Motor bräuchte dann natürlich mehr Kraft, die nimmt er aus dem Treibstoff. Aber wenn man die geringere Beschleunigung in Kauf nimmt, dann sollte der kleinere Motor auch insgesamt weniger verbrauchen. Beschleunigung ist ja nur eine Sache, bis zu einer gewissen Geschwindigkeit reicht es aus diese zu HALTEN. Da sollte der kleinere Motor definitiv im Vorteil sein.

Der Trend des Downsizing kommt ja nicht von ungefähr, hier geht es vor allem um Kraftstoffeinsparung und Schadstoffreduzierung

Der Hubraum sagt nicht viel über die Effizienz des Motors aus... Aber wenn man etwa vom gleichen Entwicklungsstand ausgeht, ist es tatsächlich vom Fahrverhalten bzw. vom Einsatzgebiet des Fahrzeuges abhängig. Braucht man die Leistung, ist der größere Motor besser (und deshalb ist es z.B. auch Quatsch, Sprinter oder ähnliches mit 2L oder noch kleineren Motoren aus PKW Modellen auszustatten), denn sonst arbeitet er ja die meiste Zeit in einem hohen, nicht mehr optimalen Leistungsbereich. Das gleiche gilt beim zu großen Motor, der verbrennt auch bei geringer Leistung ja auch trotzdem mehr Sprit, und arbeitet auch nicht im optimalen Leistungsbereich