Sollte sich Deutschland in vielerlei Hinsicht an den Niederlanden und Skandinavien orientieren?

7 Antworten

Eine interessante Frage, die nur wirklich beantwortet werden kann, wenn man die Unterschiede kennt.

Ich habe gedacht, es wird einfach sein sich zu informieren und dann eine eigene Meinung hier zu nennen und habe so das Recht auf das eigene Bild in den Niederlanden gegoogelt http://fotofreiheit.org/2018/11/23/fotorecht-in-den-niederlanden/ und der Unterschied ist unwesentlich.

Natürlich hat jeder unabhängige Staat eigene Gesetze, die sich historisch gebildet haben. Natürlich wäre innerhalb der EU eine Vereinheitlichung sinnvoll.

Da ich in den von dir genannten konkreten Fall mich nicht auskenne und dennoch etwas sinnvolles schreiben möchte, werde ich es mit den Persönlichkeitsrechten in den USA vergleichen. Ich meine, diese sind ähnlich auch in Großbritannien (War dort zumindest früher so)

Im Vergleich zur USA bin ich froh, dass es in Deutschland einen Datenschutz gibt. Das es Fälle völliger Übertreibung gibt, da stimme ich zu, doch dieser fast völlig freie Umgang mit Personendaten finde ich sehr bedenklich.

Ich betreibe Genealogie im Internet und dazu benötige ich natürlich von Ahnen und Verwandten persönliche Daten. In fast allen europäischen Staaten gilt Datenschutz bis mindestens 100 Jahre nach der Geburt. Das ist auch sinnvoll um Datenmissbrauch vorzubeugen. In Deutschland hieß es, Datenschutz gilt bis 110 Jahre nach der Geburt, 80 Jahre nach der Hochzeit und 30 Jahre nach dem Tod. Das man dabei ist dieses Gesetz weiter zu verschärfen, finde ich völlig unnötig, denn mit so alten Daten, sollte es in der Regel nicht möglich sein Missbrauch zu betreiben.

Ganz anders ist es in den USA. Dort sind in einigen Staaten Geburts- und Hochzeitsregiester der Ämter öffentlich allgemein online zugänglich. Noch problematischer finde ich Suchmaschinen, die alles über eine Person, was sich im Netz befindet suchen und dann allgemein für jeden nutzbar machen. Von Deutschland aus ist es nicht erlaubt, wegen Datenschutz diese Systeme zu nutzen. Das war vor Jahren noch anders. Als ich diese nutzte kam für einen extrem entfernten Verwandten von mir völlig unerwartet die Meldung: "Herr X. hat nach dem Tod der Eltern mehrfach in Supermärkten Lebensmittel geklaut und es wird vor der Einstellung dieser Person in ein Arbeitsverhältnis gewarnt". Das hat mich entsetzt, denn so wird ein junges Leben kaputt gemacht.


Spielwiesen  08.05.2023, 16:34

Tolle Antwort! Besonders die Herangehensweise Schritt für Schritt ist schön gemacht! :-)

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Spielwiesen  08.05.2023, 16:41
@Neugier4711

Ja, ganz spontan, wie ich manchmal so bin. Ich überlege noch, ob ich antworte und eine längliche Herleitung mit so Zeug wie Naturalrecht und Römischem Recht vom Zaun breche - aber ich will in den Garten- die Brennnesseln warten. 😆 🤣 LG ◇♧◇

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Gute Nachmittag an alle in der Runde, heute zum Monntag.

Das ist doch schwierig zu beantworten, da die Kultur der germanischen Leuten ( ie. Deutsche, Niederlanden ) unterschiedlich mit den Skandinavien sind. Dabei wäre es doch ein guter Vorteil damit, das System an Rechten oder sogar mit Kulturunterschieden besser umzuformulieren.

Zu dieser Aussage ist es doch schwierig, dass Deutschland das selbe System bei Politik haben wird, besonders dass es Zeit nimmt, ihre Hinsichten zu " kopieren ". Eigentlich passiert die Änderungen gar nichts, besonders mit den großen Unterschieden zwischen ihren Hinsichten.

Einen schönen Tag wünsche ich Euch alle.

Gruß, Ethan

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 1 1/2 Jahr Mitglied + Community Experte

Das siehst du genau so lange so, wie du davon nicht betroffen bist :)

Mit dem Persönlichkeitsrecht in Skandinavien ist es ganz anders als die Deutschen sich das so vorstellen.

Es ist eben nicht einfach so, dass sie "mit dem Datenschutz nicht so streng" wären.

Sondern sie haben einen dem entgegen stehenden Ansatz der Informationsfreiheit. Das ist aber etwas völlig anderes als "kein Datenschutz" im Sinne einer repressiven konservativen kontinentalen Staatsidee.

In "kein Datenschutz" dürfen Staat und Obrigkeit über das Volk alles sammeln und verwerten, das es gibt. Daher "Stasi 2.0".

Nach dem Informationsfreiheitsansatz der Skandinavier dürfen alle über alle so ziemlich alles wissen. Nicht nur der Staat über die Bürger, sondern auch die Bürger über den Staat.

In Schweden kann man über jeden Bürger ziemlich viel öffentlich im Internet einsehen. Allerdings war der traditionelle Umgang damit: auch wir über die Regierung. Auch der Ministerpräsident war in dieser Datenbank, jeder konnte da hinein sehen, wo er wohnt, was er verdient usw. etc.

Deswegen war es für den Palme-Attentäter 1986 auch ganz leicht, heraus zu finden, wo er Palme auflauern konnte, um ihn zu erschiessen.

Wenn es so gegenseitig ist, ist diese Informationsfreiheit demokratische Gleichheit und allseitig-gegenseitige Kontrolle. Der Arbeitgeber über den Arbeitnehmer, aber auch der Arbeitnehmer über den Arbeitgeber, der Bürger über die Regierung, über die reichsten Bürger im Lande usw. etc.

Nach dem, was sich jetzt in EU-ropa abzeichnet, ist die "Datenfreiheit" eine ganz einseitige von oben nach unten. Über den einfachen Mann auf der Strasse ist alles bekannt und abrufbar.

Aber versuch du mal, zu ermitteln, wo Scholz wohnt, oder Herr Schwab vom WEF, einflussreiche Milliardäre, oder was die verdienen, wo die Schulden haben etc.

So wird daraus das Kapital für Repression und Diktatur statt für Demokratie.


Neugier4711  09.05.2023, 06:57

Danke für diese Informationen. Sehr gute Darstellung der historisch bedingten Unterschiede. Es hat mich daran erinnert, dass wir im Internet den Geburtstag eines Verwandten meiner Schwägerin im Internet fanden und sie ihm so, zu seiner Überraschung, zum runden Geburtstag gratulieren konnte.

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DocPsychopath  09.05.2023, 18:00
@Neugier4711

Ja. Die Datenoffenheit hat ja nicht nur schlechte Seiten. Sonst gäbe es sie in einer Demokratie gar nicht. In Norwegen gibt es noch mehr davon als in Schweden, da N ja kein EU-Mitglied ist.

Wenn du dich dort im öffentlichen Dienst bewirbst, bekommst du Einsicht in eine Datenbank, in der die Merkmale aller anderen Personen aufgelistet sind. So kannst du überprüfen, ob die Vergabe deiner Ansicht nach fair gelaufen ist oder Vetternwirtschaft stattgefunden hat.

Sowas sind die Hintergedanken des Datenoffenheitsgrundsatzes.

Das Übernehmen von Versatzstücken aus anderen politischen Kulturen führt aber immer zu was anderem, weil sich ein Land immer nur ein Bruchstück da heraus pickt, was in seine ganz andere Kultur passt. Womit es dann ganz andere Auswirkungen hat als im Herkunftsland.

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Es gibt zahlreiche Ansätze aus anderen Ländern (nicht nur aus den skandinavischen), die nachahmenswert erscheinen.

Allerdings macht es nur bedingt Sinn, die Vorgehensweise aus dem Ausland zu importieren, wenn die Bedingungen dafür nicht vorhanden sind.

Es gibt viele Beispiele für die Handhabe in unterschiedlichen Bereichen, die so (auf Schlag) hierzulande nicht umsetzbar wären.

Ja, nur funktioniert das wegen der deutschen Mentalität leider nicht. In Skandinavien gilt 'leben und leben lassen' - in D nicht, da zählen eher Ellenbogen.