Sollen schon Grundschüler verpflichtend schwimmen können?
Viele weiterführende Schulen schreiben den Schülern mittlerweile vor, dass sie schwimmen können müssen. Wer es nicht beherrscht, kann durch zusätzliche Kurse dazu mehr oder weniger verpflichtet werden.
40 Stimmen
14 Antworten
Schwimmen können beinhaltet nicht nur das Schwimmen sondern auch die Übung im Umgang mit Wasser, auch dort, wo es nur zum Stehen tief ist. Nichtschwimmer ertrinken nicht nur in tiefem Wasser, sondern übernehmen auch gefährlich viel Wasser in flacheren Gewässern in die Lunge (was zum sekundären Ertrinken führen kann).
Nichtschwimmer sind prädestiniert dafür, auch in Ufernähe dennoch in tödliche Not zu geraten, wo sich ein Schwimmer locker selbst retten könnte. (Das Wort "Unfall" kommt von dem Fall, der nicht eingeplant oder vorhergesehen werden kann.)
In meiner Kindheit wurden überall Bäder eröffnet und alle Schulen hielten Schwimmkurse ab. Das hat flächendeckend die Tot durch Wasserunfälle (und dabei auch durch Ertrinken) drastisch reduziert. Erst im letzten Jahrzehnt nahmen Tote durch Wasserunfälle in DE wieder zu, da aus verschiedensten Gründen wieder weniger Leute schwimmen lernen.
Also: Schwimmen ist eine wichtige Kulturtechnik unserer Gesellschaft, die jede:r sicher beherrschen sollte.
Danke für Deinen Input!
Für mich klingt das auch logisch: Nichtschwimmer gehen freiwillig nicht ins tiefe Wasser, außer es ist grober Leichtsinn durch Alkohol o.ä. im Spiel.
Hm. Das ist ein statistischer Bias: Wenn 95% Schwimmer sind (auch eine Zahl vom DLRG), dann müssten für eine Gleichverteilung auch 20 mal mehr verunglückte Schwimmer auftreten. Leider fand ich keine Statistik zu diesem Zusammenhang. Es ist also erst einmal richtig, dass deutlich mehr Schwimmer verunglücken als Nichtschwimmer, aber es ist statistisch vermutlich nicht relevant. Im Besonderen bei Badeunfällen in unbewachten Gewässern sind Nichtschwimmer im Ufernähe rein kausal stärker gefährdet als ein Schwimmer, der sich dann doch noch an Land retten könnte. Und 90% der Unfälle passieren gerade nicht „unter den Augen des DLRGs“ in unbewachten Gewässern.
Das heißt nicht, dass nicht zurecht vor Selbstüberschätzung (oder Schockzustand beim Ins-Wasser-Fallen vom Paddelbrett) gewarnt wird. Guter Hinweis an die Schwimmer!
Weiteres zum Thema: https://www.dlrg.de/informieren/die-dlrg/presse/statistik-ertrinken/2023/presseinfo/
[„Sxhwimmer“ meint hier „der Mensch, der schwimmen kann“ und umfasst m/w/d.]
Zwar nicht unbedingt bereits in der ersten Klasse (ich konnte selbst auch erst in der Zweiten schwimmen), doch zumindest im Laufe der Grundschulzeit. Schwimmen zu können zählt prinzipiell genauso zu Allgemeinbildung wie die Grundrechenarten sowie Lesen und Schreiben, aber im Gegensatz zu letzteren kann das Leben des Kindes davon abhängen. Viele Gefahrenmomente sind direkt im Vorfeld gebannt, wenn das Kind schwimmen kann. Außerdem ist so auch sichergestellt, dass das Grundschulkind nicht bei zahlreichen Unternehmungen ausgeschlossen bleibt, wenn es im Zuge dessen mal ins Schwimmbad geht. Es entstehen sonst mitunter überaus riskante Situationen, wenn ein zehnjähriger Nichtschwimmer aus Scham (weil er keine Schwimmhilfen tragen will) verschweigt, dass er nicht schwimmen kann.
Darüber hinaus ist einem Nichtschwimmer die Teilhabe an vielen weiteren Freizeitmöglichkeiten verwehrt oder erschwert. Urlaub am Meer, Paddeln im Kajak, eine Floßfahrt, Schnorcheltauchen und vieles mehr ist entweder gar nicht erst machbar oder wird zu einem unkalkulierbaren Sicherheitsrisiko.
Ich habe selbst vor rund sechs Jahren einen Achtjährigen aus dem Wasser geschleppt (Badesee), der nicht schwimmen konnte, aber mit Vater und Onkel zusammen auf einer Luftmatratze unterwegs war. Klassiker: Windböe wirft die Matratze um, alles fällt ins Wasser. Die beiden Männer schwammen auch nicht gerade wie die Weltmeister und hatten genug damit zu tun, sich selbst über Wasser zu halten. (Ihnen war hinterher die Situation hochnotpeinlich, denn sie wussten wohl, dass sie so ziemlich alles falsch gemacht hatten, was nur ging.) Hier ging´s gut aus, hätte aber auch anders ausgehen können.
Fazit: Die Schule sollte den Schüler auf das Leben vorbereiten, und das nicht nur geistig. Umso weniger Badeunfälle mit tragischem Ausgang finden am Ende statt.
Ich würde noch ergänzen, dass es nicht nur Aufgabe der Schulen ist, Kindern das Schwimmen beizubringen, sondern in allererster Linie der Eltern.
Da stimme ich Dir im Grundsatz zu, aber in der Praxis funktioniert das oft nicht so richtig. "Schwimmunterricht" mit den eigenen Kindern klappt oft deswegen nicht so gut, weil die Kinder dies nicht als Unterrichts-Situation begreifen, sondern als gemeinsames "Spielen" mit den Eltern. Die Lernerfolge sind deswegen dabei eher gering bis zu langsam. Schwimmkurse in einer Gruppe unter Anleitung eines Schwimmlehrers sind da besser geeignet, dies aber auch immer gerne abseits des Schulbetriebs (was dann auch wieder Sache der Eltern wäre) Ideal wäre es natürlich, das Kind kann bereits schwimmen, wenn es eingeschult wird. Das ist aber auch heute noch eher selten der Fall.
Jeder BWL-er schlägt beim Schwimmunterricht die Hände über dem Kopf zusammen: Da werden die Kinder zuerst mit dem Bus von der Schule zum Hallenbad gekarrt, müssen sich hastig duschen und umziehen, planschen ½ Stunde im Wasser herum und dann die selbe Prozedur rückwärts, denn dann ist die Zeit schon wieder um.
Das ist einfach vollkommener Käse, viel Aufwand, kaum Nutzen. In meiner Klasse konnte nach dem Schwimmunterricht niemand besser schwimmen als vorher.
Dass schwimmen wichtig ist, bestreite ich nicht, aber die Schule kann nicht alles vermitteln. Fahrrad fahren lernt man da schließlich auch nicht.
Das tut mir Leid zu hören, dass bei Euch vor Ort offenbar ein so schlechter Unterricht erteilt wird. Soll es ja vereinzelt durchaus geben. Aber meines Wissens sind BWLer nicht von Natur aus die besseren Schwimmer.
Schwerwiegender Fall, jedoch beziehen sich alle Beispiele tatsächlich auf solche Situationen, die wirklich mit Anlauf und zu genau 100 % vermeidbar sind. Wer nicht schwimmen kann: weg vom Wasser, bitte. Das hat mir in meiner Grundschulzeit weder etwas nachteiligtes getan noch mich in Verlegenheit oder gar in Gefahr gebracht. Im Gegenteil sogar, so musste ich manches eben nicht mitmachen.
Dein Kommentar wäre unter Annahme einer Voraussetzung völlig korrekt. Diese wäre: Der Mensch ist stets unfehlbar. Das trifft aber leider nicht zu (s.oben). Es entstehen Situationen z.B. der Scham - und ein Nichtschwimmer lässt sich zu unüberlegten Aktionen verleiten. Die beiden Männer mit der Luftmatratze dachten sicher auch: Was soll passieren? Wir nehmen den Jungen in die Mitte und passen gut auf. Pustekuchen! Genauso verlassen sich viele Eltern auf Schwimmhilfen wie Schwimmreifen oder Flügel, die aber auch abrutschen oder Luft verlieren können. Deinen letzten Satz ("...so musste ich manches eben nicht mitmachen") könnte man im Übrigen auch ins Gegenteil verkehren: So durfte ich leider vieles nicht mitmachen, während alle anderen Spaß hatten!
Schwimmen ist sehr wichtig. Je früher man es lernt, desto einfacher ist es
Sogar relevant für die Schullaufbahn.
Mit dem Rettungsschwimmer für die Schüler. Nach Klasse 10.
Relevanz für die Schullaufbahn in ausgerechnet einem der Fächer, in denen es um private Interessen und nicht um das geht, wofür Schule im Kern steht: Bildung und Wissensvermittlung? Das würde einige an Schulthemen interessierte Schüler kunstlich rauskegeln.
Hallo,
nein, aber sie sollten Schwimmen spätestens im Rahmen des Grundschulunterrichts erlernen - Schwimmen als Pflichtfach.
AstridDerPu
Ja und nein, denn ich finde, dass das die Aufgabe von Eltern ist. Es sei denn, sie sind faul und desinteressiert an ihren Kindern und wollen der Schule alles aufladen. Ich konnte Fahrradfahren und Schwimmen als ich 6 war. Meine Eltern hatten nicht viel Geld, aber ich war 5, als mein Vater mir ein sehr gutes Fahrrad kaufte. MIt HIlfsrädchen, die er aber täglich etwas höher schraube. Nach einer Woche hat er sie abmontiert.
Berichten der DLRG zufolge ertrinken an Badeseen mehr Schwimmer als Nichtschwimmer, die sich dann einfach überschätzen und dann geht irgendwann die Kraft aus oder sie geraten in eine gefährliche Strömung. Für mich klingt das auch logisch: Nichtschwimmer gehen freiwillig nicht ins tiefe Wasser, außer es ist grober Leichtsinn durch Alkohol o.ä. im Spiel.