Sind Leute, die studieren wollen, intelligenter als Arbeiter?
Hallo,.
ich stelle mir schon sehr lange die Frage, ob Menschen, die von selbst aus studieren wollen, intelligenter sind, als Arbeiter-Personen, die nicht interessiert am studieren sind. (Hier zählen nicht die Arbeiter-Personen die Interesse haben, es sich aber nicht zutrauen oder Angst vor der Finanzierung haben, sondern ich meine wirklich die Menschen, die von Grund auf sagen, nein ich will nicht mehr lernen, interessiert mich nicht)
Ich denke schon, dass Personen die studieren wollen, intelligenter sein könnten, als die Menschen, die ein Studium und das Weiterbilden gar nicht interessiert.
Denn von irgendwoher muss ja diese Motivation kommen (hierbei zählen nicht die Menschen, die von den Eltern gezwungen werden zu studieren)
12 Antworten
Noch heute ist es so, dass 74 % der Akademikerkinder ein Studium aufnehmen, während es nur 21 % der Nichtakademikerkinder tun (2017). Egal, wie nun die Beweggründe sind (oft ja einfach die familiäre Erwartung), der Studienzugang hängt nicht primär von der Intelligenz ab sondern viel stärker vom sozialen Bildungshintergrund.
Nun kann man darüber spekulieren, woran diese Ungleichheit liegt. Sicherlich gibt es in Akademikerfamilien einen gewissen Druck zum Studium, vielleicht in Form einer Furcht vor dem bildungssozialen "Abstieg" - es gibt tatsächlich Familien, die halten die Hochschulzugangsberechtigung für eine Selbstverständlichkeit und das sehe ich als einen der Hauptgründe für die kürzlich beklagte Noteninflation - noch nie gab es so viele 1,0er-Schnitte bspw. in Hessen, noch nie war der Gesamtschnitt so gut - das liegt freilich nicht am plötzlich gestiegenen Eifer der Schülerinnen und Schüler, wenn gleichzeitig die Hochschulen mangelnde Grundkenntnisse bspw. in Mathematik oder Rechtschreibung beklagen.
Tendenziell kann man sagen, dass Intelligenz der beste Parameter ist, den möglichen Bildungserfolg eines Menschen vorherzusagen. Wer intelligenter ist, schafft ein Abitur, einen Bachelor, einen Master,... mit höherer Wahrscheinlichkeit. Das heißt eben aber nicht, dass andere Faktoren - und diese sind sehr vielfältig und bisweilen auch mächtig - keine Rolle spielen und im gegenwärtigen Sozialgefüge nicht vielleicht sogar die Intelligenz überlagern. Ich habe selbst noch meinen (nichtakademischen) Vater in den Ohren, der meiner Frau, damals Freundin (Akademikerkind), versuchte, auszureden, ein Studium zu beginnen, wenn "sie sich ja eh Kinder wünscht - schließlich solle sie dann so früh wie möglich Berufserfahrung sammeln und Rentenpunkte sammeln. Ein legitimer Punkt vor dem Hintergrund, dass eine nichtstudierte Buchhalterin jedes Beitragsjahr dringend braucht, das sie kriegen kann - aber eine Ärztin, die sechs Jahre lang keine Beiträge geleistet hat, schafft diese sechs Rentenpunkte in den ersten paar Berufsjahren locker wieder rein und erhöht auch ihre Chancen darauf, jederzeit wieder eine Vollzeitstelle zu bekommen.
Andererseits sind ja auch die akademischen Grade in gewisser Weise "intelligenzgedeckelt" - man muss nicht unbedingt überdurchschnittlich begabt sein, um den Anforderungen an einen PhD zu genügen, daher steht die Tür vielen offen, sie kostet aber Zeit und in Konkurrenz mit der Industrie auch Einbußen beim Einkommen - wenn ich mein Masterstudium hernehme und es mit dem "Verdienstausfall" vergleiche, den ich hatte, weil ich in der Zeit keinen Vollzeitjob (als Bachelor) hatte, hat mich das Studium gut und gerne 100.000 € gekostet - ich konnte und wollte mir das leisten, weil ich zuvor in meinem Job als Bachelor einiges auf die Seite gelegt hatte sowie ein Stipendium und einen kleinen Teilzeitjob an der Uni hatte, aber dieses Glück hat nicht jeder, während wiederum andere sich vom Abitur bis zum Master in einem Hui durchfinanzieren lassen können.
Das Studium erfordert ein hohes Maß an Interesse am Fach, da hast du Recht. Vor allem dann, wenn es keinen äußeren Druck gibt, der einen zum Abitur oder zum Studium drängt. Dieser Druck kann familiär oder auch ökonomisch sein. Intelligenz macht das Studieren leichter und auch den Lernaufwand deutlich erträglicher. Erfolgeserlebnisse beim Lernen, die durch die Intelligenz begünstigt sind, motivieren auch dazu, weiterzulernen. Aber wirklich scheitern aufgrund mangelnder Intelligenz tun im Studium die wenigsten.
Wenn du also im Studium intelligente Freunde suchst, meide jene, die sich über Einstiegsgehälter, Altfragen oder Klausureinsichten unterhalten oder ihre Eltern mit deren akademischen Graden im Handy eingespeichert haben.
Naja, das mit den Eltern ist ja völlig okay. Es braucht auch Leute, die sagen "es tut's auch ohne Studium". Leider sind das noch zu oft die Eltern und zu wenig bspw. die Lehrkräfte, die eher ein Bild von der intellektuellen Leistungsfähigkeit ihrer Schülerinnen und Schüler haben (können). Schließlich kann man das besser einschätzen, wenn man ein Individuum mit Dutzenden von gleichaltrigen vergleichen kann und nicht nur das eigene Kind und eine Handvoll dessen Freunde trifft. Eltern tendieren dazu, von sich auf ihre Kinder zu schließen, daher auch diese bildungssoziale Schere.
Die Vorbehalte gegenüber Akademikern sind ja reziprok. Einerseits: Ja, es gibt sie zweifelsfrei. Elfenbeinturm, Theoretiker, ... Andererseits sehe ich unter Akademikern oft auch Vorurteile gegenüber Nichtakademikern. Da muss man auf beiden Seiten aufpassen. Ideal ist es, wenn man auch als Studierter in der Lage ist, praktische Dinge zu machen. Ich arbeite beispielsweise in einer Maschinenbaufirma, bin aber als Materialwissenschaftler in der Forschung und Entwicklung beschäftigt, jedoch relativ weit weg vom eigentlichen Maschinenbau. Da bekommt man schon den Respekt der Mechatroniker, wenn man sie nicht gleich wegen jedem Problemchen holt sondern auch erstmal selbst 80 % der Wehwehchen unserer Maschinen beheben kann.
Ja das habe ich vergessen zu erwähnen dass natürlich Vorurteile immer beidseits bestehen. Überall, in keiner Branche wird es Vorurteilsfreie Menschen geben. Jeder Mensch hat sie auch ich.
Ich selbst bin eher weniger praktisch veranlagt. Aber dafür sehr hoch theoretisch und alle Menschen sollten die Fähigkeiten des anderen sehen und nicht die Defizite, denn nur mit Ressourcen orientierten Denken kann man multiprofessionell agieren
Ich halte mich persönlich nicht für sonderlich intelligent, laut meiner Therapeutin bin ich allerdings sowas wie hochbegabt...
Meine Motivation zumindest stammt tief aus meinem Herzen, keiner kann sie mir nehmen und sie hat nichts mit meinen Eltern zu tun. Im Gegenteil meine Eltern sind der Meinung dass ich niemals irgendwas erreichen werde und schon gar nicht das Studium. Außerdem hassen sie meinen Job und finden mich ekelhaft...
Ich bin der Meinung dass jeder mit genügend Unterstützung studieren kann, vorausgesetzt er hat einen Grund das zu tun. Wer keinen Grund sieht zu studieren, wird sich auch in diese Richtung nicht bewegen können.
Bist du Ich? Ohne Witz lass uns privat schreiben mir geht es genauso wie dir
Nicht zwingend. Ich kannte jemanden, der ein Abi mit 4er Schnitt machte, danach als Bauchzeichner anfing, später eine Firma aufbaute und sehr viel Geld verdiente. Der war sehr akkurat in allem, was er nach dem Abi tat.
Es kann auch jemand einen Traumberuf haben, für den man einfach kein Studium braucht. Umgekehrt kann jemand einen Traumberuf haben, für den man ein Studium braucht. Der studiert dann nicht, weil er so gerne lernt, sondern weil er den Beruf ausüben möchte.
Unter den Studiengängen gibt es auch welche, die den Ruf haben, "für weniger intelligente Studierende" geeignet zu sein und andere, die den Ruf haben, sehr intelligente Studierende anzuziehen und andere, die den Ruf haben, dass man einfach sehr, sehr viel auswendig lernen muss, ohne zwingend besonders hochbegabt zu sein. Medizin ist so ein Fach, Geschichte auch. Medizin erfordert natürlich ein exzellentes Abi. Für Geschichte muss man relativ viel auswendig lernen. Mathematik und Physik gelten als Fächer für sehr Begabte, zumindest in diesem Bereichen. Philosophie gilt als Fach, für das man überdurchschnittliches Leseverständnis braucht und extrem viel lesen muss
Es gibt sicher Philosophiestudenten oder Physikstudenten, die bestimmte Ausbildungen nie schaffen würden, weil sie in diesen Bereichen komplett versagen würden. Restaurator z.B. oder auch Konditor oder Goldschmied. Alles, was hervorragende Feinmotorik und Geduld erfordert.
Dazu kommt noch, dass jemand, der gerne lernt vielleicht nur in der Schule viele Erfolgserlebnisse hatte und dadurch motiviert wurde und jemand, der nicht gerne lernt vielleicht demotivierende Lehrer hatte, die ihm eingeredet haben, dass er nicht gut lernen kann. Oder die das Lernen mit Stress und Demütigung verbunden haben. Das muss gar nichts über die Intelligenz aussagen!
Nicht zwingend. Ich kannte jemanden
Geht es bei der Frage um Einzelfälle oder um eine allgemeine Tendenz?
Hm naja, ich wurde auch von Lehrern immer demotiviert, und ziehe trotzdem durch. Weil ich die intrinsische Motivation habe also die Motivation die von mir ausgeht. Das was du beschreibst ist einfach Ehrgeiz, aber ich meinte wirklich das was von einer Person alleine kommt ohne beeinflussung anderer (egal ob negativ besetzt oder positiv)
Kurz: nein. Es gibt auch sowas wie emotionale Intelligenz. Und das hat wenig damit zu tun, ob man Akademiker ist oder nicht.
Es ist so mühsam, warum liest denn hier keiner genau! Ich meine den Intelligenzquotient! Bedeutet, analytische Fähigkeiten unteranderem. also keine Emotionen
Ich bin ein einfacher Facharbeiter, der schon in jungen Jahren versucht hat das Fachabitur zu machen, und ich bin eben einfach an den hohen Anforderungen gescheitert, das hat rein gar nichts mit der Motivation zu tun. Unser ganzes Bildungssystem ist meiner Meinung nach nur auf stupides Auswendiglernen aufgebaut, deshalb konnte ich selbstverständlich niemals die Fachhochschulreife erlangen, weil mir genau dieses Fähigkeit eben nicht in die Wiege gelegt wurde.
Ich mache mir trotzdem gerne meine eigenen Gedanken und lasse mir auch von Menschen mit hohen Studienabschlüssen nichts mehr vormachen, denn ohne smarte mitdenkende Fachkräfte geht es in der Wirtschaft und Verwaltung einfach nicht. Ich habe in beiden Bereichen gearbeitet und meine Führungskräfte konnten sich stets darauf verlassen, dass ich ihnen zuverlässig und selbstständig alle unangenehmen Arbeiten abnehme, ein Arbeitsverhältnis auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt, das geht auch ohne Studium.
Tut mir leid falls du dich durch meine Frage angegriffen fühlst es war definitiv nicht meine Intention, Facharbeiter als Dumm abzustempeln. Mir ging es lediglich darum, ob jemand der von vornherein sagt nein das interessiert mich nicht oder ob einer Interesse daran hat und es versuchen will. Du hast es versucht bist enorm reflektiert und hast für dich deinen Weg erkennen können. Es gibt aber Menschen und die meinte ich, die einfach von Anfang an sagen nein ich mache einen Hilfsarbeiterjob ohne Ausbildung, weil mich das weiterbilden nicht interessiert, obwohl sie es nicht versucht haben sondern nur das von der Pflichtschule kennen. Nicht jeder intelligente Mensch muss sehr gut in der Schule sein, das ist mir bewusst es ging mir ausschließlich um die eigene Motivation
Ja ich denke Du hast es richtig erkannt, warum manche Menschen einfach nichts aus sich machen wollen verstehe ich auch nicht. Ich finde jeder junge Mensch sollte erst einmal bis an seine Grenzen gegangen sein, um dann sagen zu können, ich kann dies oder jenes nicht so gut, dann ist es auch glaubhaft und wegweisend.
Eben ich selbst musste auch erst krank werden, damit mir klar wurde dass die Pflege nichts ist für mich
Oh vielen Dank endlich jemand der verstanden hat auf was ich hinaus wollte!
Das mit deinem nicht akademischen Vater finde ich spannend. Meine Eltern sind beide auch nicht akademisch und wollten mir mein Studium auch Ausreden, da angeblich das Geld knapp werden kann. Ja natürlich, darauf bin ich vorbeitet, dass es so kommen wird, finde es spannend dass nicht Akademiker die angehenden Akademiker nicht leiden können. Meine Eltern, sobald die hören "ich habe studiert usw" rollen sofort mit den Augen, sie assoziieren Studenten mit Arroganz. Ich verstehe die gedankenweise nicht. Klar gibt es viele Snob-Studenten gerade im Jura Studium aber nur weil es ein paar davon. Gibt gleich in ein Vorurteil über zu gehen, ist auch nicht das Wahre.