Was sorgt für dieses Gefühl bei Faschismus?

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Der Vorteil des Faschismus ist die künstliche Erschaffung von Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Dadurch, dass die Gesellschaft im Denken gleichgeschaltet wird und vor allem der respektvolle Umgang untereinander gefördert wird, entsteht eine gemeinsame Identität. Das ist es, was den Reiz ausmacht. Das Gefühl von Gleichheit und Konformität.

Ist aber irgendwo auch logisch. Wenn Faschismus durchweg aggressiv und spaltend wäre (also innerhalb), dann würde sich ja niemand als Faschist wohl fühlen. Faschisten leben untereinander ja wahnsinnig friedlich und gemeinschaftlich. Nur so kannst du ja eine isolierte Gesellschaft aufbauen. Das hatte Hitler damals schon gemacht. Gesellschaften zusammenstellen. Feriencamps, gemeinsame Feiern, gesellschaftliche Veranstaltungen. Jugendcamps und andere Arten der Zusammenkunft.

Das Problem am Faschismus ist aber, dass er selektiert und Menschen einordnet. Er entscheidet radikal, wer dazu gehört und wer nicht. Und wer dazu gehört, wird eingegliedert und wie ein Mitglied als Freund behandelt und wer die Kriterien nicht erfüllt, der wird zum Feind. Das fängt ja bei Kleinigkeiten an. So wie im Film. Eine einfache Geste zur Begrüßung oder ein weißes Hemd. Wer das nicht tun will, der missachtet die Regeln und damit die Gemeinschaft. Schließlich wird er deshalb zum Feind erklärt. Das schaukelt sich immer weiter hoch. Bis zum Finale, in dem der „Führer“ den Verräter öffentlich bestrafen will.

Die Radikalisierung im Faschismus entsteht dadurch, dass man den Leuten ein „Wir“ gegen „Die“ Prinzip ins Gehirn einpflanzt. Untereinander baut man eine enge Beziehung und einen starken Zusammenhalt auf, nutzt diesen aber gleichzeitig aus um den Menschen eine Bedrohung einzureden und sie so gedanklich zu beeinflussen. Anfangs findet man es blöd, wenn jemand nicht mitmachen will und irgendwann nimmt man Andersdenkende Menschen persönlich. Und das mündet schließlich in der Überzeugung, dass der andere nicht nur anderer Meinung ist, sondern eine Gefahr darstellt, die man aus dem Weg schaffen muss.

Elemente, die der Faschismus nutzt, sind teilweise gut. Die Gleichheit in der Gesellschaft, den Aufbruch von Hierarchien innerhalb der Gruppe und die Förderung von Zusammenhalt und Zusammenarbeit. Wie im Film gezeigt, setzen sich ja irgendwann die Mobber sogar für ihr eigentliches Opfer vor anderen ein. So entsteht Empathie. Plötzlich kommt es nicht mehr drauf an was du bist, sondern wer du bist. Und das ist wünschenswert in der Gesellschaft. Die Stärkung der Gemeinschaft. Nur darf man diese Mittel nicht für Indoktrination ausnutzen und ein politisches Ziel verfolgen. Gesellschaften dürfen nicht isoliert und radikalisiert werden. Diese Gemeinschaften müssen offen und tolerant bleiben.

Doch selbst da fragt sich ja, ob solche homogenen Gemeinschaften nicht gleichzeitig Gruppenzwänge und Spaltung auslösen. Schließlich entsteht durchaus ein gewisser Druck. Zusammengehörigkeit ist etwas schönes, aber erzeugt man es künstlich, dann werden Menschen, die nicht dazugehören wollen/können trotzdem negativ beeinflusst oder sie fühlen sich durch die Gesellschaft unter Druck gesetzt, trotzdem irgendwie konform sein zu müssen.


Plasmacore 
Beitragsersteller
 10.06.2024, 22:53

Das war die Beste und Präziseste Antwort, welche ich JE auf eine Frage bekommen habe. Das war ein 1+ mit 5 Sternchen Vielen Dank!!!

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erikbhrdt  11.06.2024, 00:04
@Plasmacore

Vielen lieben Dank! ^^ Super gerne. Faschismus ist ein spannendes Thema. Ich bedanke mich in Gedanken bei Meinem Geschichtslehrer.

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Unbedingter Zusammenhalt. Keine Rivalität. Alle stehen hinter mir. Ich habe nur Freunde + bin (wir sind) unangreifbar + immer in Sicherheit. Nichts + Niemand kann mir (uns) etwas tun. Das hat Hitler den Deutschen 6 Jahre lang eingedroschen. Und dann den Krieg angefangen.