Seid ihr dankbar/stolz deutsch zu sein?

12 Antworten

Wie viele Andere bin auch ich froh, in einem wohlhabenden und demokratischen Land geboren zu sein und zu leben. Ich habe jahrelang Geflüchtete betreut und finde, dass wir uns unserer Privilegien viel stärker bewusst sein und die Demokratie verteidigen sollten.

Ich wüsste aber nicht, wieso ich auf mein Glück, in Deutschland zur Welt gekommen zu sein, stolz sein sollte. Wenn ich irgendwann mal im Lotto gewinne, werde ich mich auch freuen, aber käme nie auf die Idee, auf meinen Gewinn stolz zu sein.

Ich sehe auch keine Vorteile darin, mich mit irgendwelchen (vermeintlichen) kulturellen Eigenheiten Deutschlands zu identifizieren. In mancher Hinsicht bin ich ein "typischer Deutscher" (eher zurückhaltend und distanziert), in mancher Hinsicht aber auch das Gegenteil (z.B. was Disziplin, Ordnung und Liebe zur Technik- insbesondere Autos angeht).

Ich bin halt wie ich bin und finde das OK. Genauso beurteile ich meine Mitmenschen auch nicht danach, aus welchem Land oder welcher Kultur sie kommen.

Von Experte Udavu bestätigt

Ich habe Nationalstolz. Aber Nationalstolz äußert sich nicht darin, dass man mit der Fahne durch die Gegend marschiert und sich für Toller hält als andere. Nationalstolz ist, wenn man sich so verhält, wie es für den Ruf seines Landes und seinen Platz in der Welt am besten ist.

In der Schulklasse ist ja auch nicht der Beliebteste, wer nur auf sich und seinen Vorteil achtet und seine Stärke einzig dazu nutzt, andere zu dominieren. Beliebt sind die Leute, die mit anderen reden, kooperieren und auch abzugeben bereit sind.

Ich würde es nicht mit Stolz umschreiben, aber ich bin schon ziemlich froh, deutsch zu sein. Ich mag Deutschlands geographische Lage im Zentrum Europas, ich liebe die deutsche Sprache und deutsches Schrifttum, deutsche Architektur und Deutschlands mannigfaltige Landschaften. Viele Menschen denken leider, dass eine starke Zuneigung auch immer eine ebenso starke Abneigung zur Folge hat oder keinen Platz mehr für weitere starke Zuneigungen lässt. Ich persönlich mag neben Deutsch auch Latein, Griechisch, Französisch und Italienisch. Ich interessiere mich auch für die Geschichte anderer Länder und infolgedessen auch für die restlichen kulturellen Aspekte, die ich für Deutschland bereits aufgezählt habe.

Mit dem Stolz ist das so eine Sache; nicht etwa, wegen unserer jüngeren Geschichte, sondern weil "Stolz" in diesem Kontext dazu verleitet, sich gewisse Errungenschaften anzumaßen; nach dem Motto "Goethe ist deutsch, Schiller ist deutsch, Gauß ist deutsch, ich bin deutsch, also bin ich ein Stück Goethe, Schiller und Gauß." Wenn ich froh auf mein Deutschsein bin, dann vielmehr als Wertschätzung gegenüber der Möglichkeiten, die mir z. B. Deutsch als Muttersprache in der Weltliteratur eröffnet oder die mir der Zugang zu hochwertiger Bildung bereitstellt. Ein gewisser Stolz schwingt wahrscheinlich schon mit und lässt sich auch durchs Vergegenwärtigen sämtlicher humanitärer Ideale nicht beseitigen. Ich schätze, so wird es vielen gehen. Am Ende kann ich nur jedem raten, ein gesundes Verhältnis zu seiner nationalen Identität aufzubauen. Sie sollte weder zur Selbstüberhöhung noch zum Selbsthass führen.

Nein, dafür gibt es keinen Grund.

DE ist früher immer großmäulig im Reden und auch im Handeln, mit anderen Völkern umgegangen, warum sollte man als aufgeklärter Bürger, darüber Stolz sein, das erschließt sich mir nicht. Es ist der Zufall der Geburt, mehr nicht und muss jetzt so sein, andere Völker auch auf Augenhöhe zu sehen und nicht in einem Dünkel verfallen, DE wäre das Land, welches allen anderen Staaten, überlegen sein sollte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Dankbar ja, stolz nein, denn ich bin nicht aufgrund von Eigenleistung eine deutschstämmige Person, auch meine Eltern, Großeltern und ich weiß nicht einmal wie viele andere Generationen vor ihnen, die hier schon geboren und aufgewachsen sind.