Wieso sind die meisten der Deutschen nicht stolz auf die Geschichte.?
Hallo an alle,
Bitte nur ernste antworten.
ich frage mich, warum die Mehrheit der Deutschen nicht stolz auf die deutsche Geschichte ist. Jeder bezieht sich auf die Jahre 1933 bis 1945, aber davor gab es Jahrhunderte deutscher Tradition. Zum Beispiel sind die heutigen Deutschen auf nichts stolz, aber die damaligen Deutschen waren es. Klar war die Zeit von 1933 bis 1945 nicht die beste, aber die Zeit davor war schon sehr gut!
Ich persönlich finde, dass das Kaiserreich besser strukturiert war als die jetzige Zeit. Man muss bedenken, dass ohne die tapferen Männer, die damals gekämpft haben, um Deutschland zu beschützen, es uns heute vielleicht nicht geben würde. Daher finde ich, man sollte dankbar und stolz auf das Land sein, das unsere Vorfahren uns gegeben haben bzw. geerbt haben. Wenn ich die anderen Länder so anschaue, sind sie 100-mal stolzer auf ihre Länder, sogar ärmere Länder! Zum Beispiel die Geschichte der Italiener oder Engländer mit Sklaverei, dennoch sind sie 200-mal stolzer als wir.
Was ist denn eure Meinung dazu?
7 Antworten
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Weil sie kapiert haben, dass die Leistungen anderer Leute nicht den geringsten Grund für persönlichen "Stolz" darstellen natürlich.
Nationalstolz ist die Tugend der Vollpfosten, die selbst nichts zu leisten im Stande sind und sich irgendwo hochziehen müssen, weil sonst ihr Selbstwertgefühl kollabiert.
Es macht exakt genau so viel Sinn, Stolz auf die Leistungen von Shaka Zulu oder Abraham Lincoln oder Andrea Pirlo zu empfinden.
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es gab eben NICHT "Jahrhunderte deutscher Tradition".
Die "Deutsche Geschichte" begann im Jahr 1871, mit dem Abschluss der Eroberung durch die Preussen. Das war das tragische Endresultat des Deutschen Kriegs.
Vorher hat es Badische Geschichte gegeben, Württembergische Geschichte, Bayrische Geschichte, Sächsische Geschichte, Friesische Geschichte, Pommersche Geschichte, Schlesische Geschichte, Hessische Geschichte, Thüringer Geschichte usw. usw. - und auf die sind die Bewohner des jeweiligen Landes meistens auch stolz. Aber das ist alles mit der Unterwerfung durch die Preussen leider den Bach runter gegangen.
Deutschland ist gerade mal 150 Jahre alt, eine Ausgeburt der Industrialisierung und des Militarismus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das ist nix worauf wir stolz sein könnten. Deswegen beneiden wir auch die Schweiz, Luxemburg und Österreich, wo ältere staatliche Traditionen bewahrt worden sind.
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Deswegen beneiden wir auch die Schweiz, Luxemburg und Österreich, wo ältere staatliche Traditionen bewahrt worden sind.
Ich beneide da nichts, da ich mit der Bundesrepublik Deutschland durchaus zufrieden bin.
Beim Rest stimme ich dir zu.
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Weil die deutsche Geschichte von vielen einzig auf die 12 Jahre von 1933-1945 reduziert wird. Alles davor - besonders ab 1871 - wird als einziger Unglücksstrom hingestellt, der zwangsläufig zum Katarakt des 30.01.1933 zuströmte. Und alles danach - ab 1945 - eine einzige euphemisierte Erfolgsgeschichte.
Und leider glauben viele dieser Selektiven, subjektiven Darstellung, die schon hart an der Grenze zur Propaganda und Geschichtsklitterung liegt.
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Was ist denn eure Meinung dazu?
Ich schließe mich da Arthur Schopenhauer an, der den "Nationalstolz" schon 1851 als Charakterschwäche deutet:
Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.
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dass ein gesamtdeutscher Nationalstolz zu der Zeit ein relativ neues Konzept war.
Ja, das mag sein, wobei es offenbar auch schon mindestens drei Jahrzehnte vor dem Schopenhauer-Zitat solche Tendenzen gab. Ich verweise dazu mal auf ein Zitat, das ich gestern in einem anderen Zusammenhang in einen Kommentar schrieb:
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Das ist korrekt. Der Diskurs entstand sogar noch früher. Allerdings wurde ein gesamtdeutscher Nationalstaat erst nach Schopenhauers Zitat realisiert.
Wir diskutieren gesellschaftlich auch schon seit vielen Jahrzehnten über den menschengemachten Klimawandel. Und auch wenn es mittlerweile wissenschaftlichen Konsens gibt, wird weiterhin diskutiert, wie man mit dem Thema umgehen soll.
Von 1819 bis 1851 sind es nur 32 Jahre. Das wäre so, als würde man heute über 1992 sprechen würde. Die Klimawandel-Debatte läuft schon viel länger.
Will heißen: ein gesellschaftlicher Diskurs wird nicht selten über viele Jahrzehnte geführt.
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Sind doch nicht alle in DE links. Aber auch alle anderen müssen nicht übertreiben und manche wissen auch nicht viel darüber und denken nur an die neuere Geschichte. Es gibt viele Heimat oder Kulturvereine die alte Denkmäler pflegen, Bismarck hat sogar einen eigenen Verein, während andere die am liebsten alle entfernen würden.
Man muss dazu sagen, dass ein gesamtdeutscher Nationalstolz zu der Zeit ein relativ neues Konzept war. So ist Schopenhauers Zitat auch mehr ein Kommentar zum damaligen gesellschaftlichen Diskurs, auch wenn es durchaus zeitlos und noch heute gültig ist.