Geht der Nationalstolz in Deutschland verloren?

8 Antworten

1) Nationalstolz ist Unsinn und erbärmlich und m. E. hauptsächlich etwas für Menschen, die nichts Nennenswertes in ihrem Leben erreicht haben, aber trotzdem krampfhaft mit irgendetwas angeben wollen: Warum sollte man stolz auf etwas sein, wofür man rein gar nichts geleistet hat? Ich mag Menschen für das, was sie sind und tun, und nicht dafür, dass sie innerhalb eines bestimmten Staatsgebiets geboren wurden.

2) Ich kann deine Erfahrung, Deutschland habe keinen Nationalstolz, nicht teilen: Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass ich nur wenige Länder kenne, die mehr Nationalstolz haben als Deutschland. Deutsche sind meiner Erfahrung nach enorm patriotisch und überschätzen sich in diesem Zusammenhang nur allzu oft: "Wir bauen die besten Autos, sind die besten Fußball-Spieler, brauen das beste Bier, sind die effizientesten und diszipliniertesten Arbeiter, entwickeln die fortschrittlichsten Technologien, haben die höchsten (Aus-)Bildungsanforderungen, halten uns immer an geltende Vorschriften etc." Alles Behauptungen, die man von vielen Deutschen hört und allesamt übertrieben positive Attribute enthalten, die sie sich gerne selbst zuschreiben, dabei jedoch absolut nicht von der Faktenlage gestützt, sondern eher widerlegt werden.

Ich würde mir manchmal wirklich wünschen, dass Deutschland weniger patriotisch wäre und von seinem hohen Ross runterkommen würde.

nur in Deutschland wird versucht jeden der sagt er sei Stolz auf sein Land, in die rechte Ecke zu verfrachten

Ich mache eher regelmäßig die Erfahrung, dass man nur in Deutschland direkt als linksgrünversiffter Gutmensch betitelt wird, wenn man nicht patriotisch und stolz auf Deutschland ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

kruangbin  01.09.2023, 16:43

Bei dem ersten Punkt hätte ich eine Frage, die ich mit einem Vergleich stelle. Du sagst, dass man auf etwas Stolz sein müsste, was man nicht geleistet hat. Doch was ist "Deutschland". Ein Staat mit Menschen, die sich einen gewissen geographischen Lebensraum teilen. Wer in diesem Staate lebt, befolgt seine Gesetze, das sichere Miteinander zu schützen. Es gibt steuerliche Abgaben, die man leistet, um Einrichtungen z. B. Schulen, Sportplätze, Verkehrswege usw. zu bauen. Ist klar.Und nun der Vergleich: Stell dir vor du lebst in einem Dorf. Es leben viele kleine und große Familien dort. Einige Dorfbewohner haben bestimmte Funktionen und Tätigkeiten, z. B. der Müller für den Mehl, der Fischer, Bäcker, Kutscher, Viehirt, Arzt usw. Jeder packt an, das Dorf blüht und wird größer und schöner. Es wird Geld gesammelt und ein Handwerker engegiert, um eine Straße zu bauen usw. . Ein Dorfbewohner sagt eines Tages vor seiner versammelten Mannschaft, dass er super stolz auf das Dorf ist. Hat er deiner Meinungs nach das Recht Stolz zu sein?

maxeto0910838  01.09.2023, 19:25
@kruangbin

Es ist ein großer Unterschied, ob man stolz für etwas oder stolz auf etwas ist.

Stolz zu sein für das, was Deutschland bzw. dessen Bevölkerung erreicht hat, ganz unabhängig davon, ob man selbst etwas damit zu tun hat oder nicht, kann ich nachvollziehen (wobei ich was das angeht eher stolz auf die USA oder das Vereinigte Königreich wäre, weil diese Länder deutlich bedeutendere Errungenschaften hervorgebracht haben).

Stolz zu sein darauf, dass man Deutscher ist bzw. in Deutschland geboren wurde, kann ich hingegen absolut nicht nachvollziehen.

Hi,

Aber man darf doch Stolz auf sein Land sein, auf das,was die Generationen erreicht haben, für unsere Kultur, unsere Landschaften.

Darf man - man darf auch stolz darauf sein, dass die Sonne scheint oder der Kneipenwirt einen niedlichen Pudel hat. Allen ist gemeinsam: einen tieferen Sinn oder gar eine Notwendigkeit gibt es hierfür nicht.

Warum wird jetzt gleich wieder einer schreiben, das es ja nur Zufall war, das ich hier geboren wurde und deswegen nicht auf mein Land Stolz sein darf.

Es ist Zufall. Es ist eine Tatsache, zu der man nichts beigetragen hat. Darauf stolz sein dürfen? Darf man.

Ich - persönliche Meinung - bin allerdings eher auf Dinge stolz, die ich selbst erreicht habe. Und zumindest meiner Ansicht nach sind das genug Dinge, sodass ich keinen "Stolz auf das Vaterland" benötige.

Sowas spaltet doch nur.....

Spalten tut Nationalstolz nur dann, wenn man das Fehlen von Nationalstolz zum Problem deklariert...

LG

Nationalstolz wirduns aberzogen (von Leuten denen es aber zB nichts ausmacht, dass ein Franzose stolz auf sein Land ist).

Deutschlands Geschichte ist keine auf die man stolz sein könnte. Wenn man nicht so weit zurück schaut sondern in der Gegenwart bleibt, findet man sicher etwas worauf man stolz sein kann.


Bock13 
Beitragsersteller
 26.12.2022, 13:52

Wegen einer (geschichtlich gesehen) relativ kurzen Epoche ist plötzlich ALLES schlecht in der Vergangenheit dieses Landes?

Bonye  26.12.2022, 13:57
@Bock13

Klar kann man die beiden Weltkriege auch ausklammern und noch weiter zurückgehen oder nur auf die Zeit dazwischen schauen - aber das ist genauso selektiv.

hafener  26.12.2022, 13:52

Warum kann man auf unsere geschichte nicht stolz sein?

Bonye  26.12.2022, 13:56
@hafener

Hurra, wir haben zwei Weltkriege angezettelt!?

hafener  26.12.2022, 13:57
@Bonye

und nun? Was ist mit den Jahren davor, danach?

Bonye  26.12.2022, 14:00
@hafener

Sage ich ja, es finden sich gute Zeiten und Gründe für Stolz in unserer Geschichte, aber man darf die schlechten nicht ausblenden. Dann muss man genauer definieren worauf man stolz ist. Wenn du einfach nur "auf die deutsche Geschichte" sagst, beziehst du diese Zeit mit ein und wirst (zurecht) als Nazifanboy interpretiert. Also musst du dich differenzierter ausdrücken, wenn du entsprechend wahrgenommen werden willst.

Bock13 
Beitragsersteller
 26.12.2022, 14:27
@Bonye

Also......

Alle Herausragenden Leistungen, Erfindungen, Forschungen,Musik, Dichter,Denker,Architekten und und und und......das ist jetzt alles wertlos, weil ein kurzer Zeitraum die falschen an der Macht waren?

JEDES Land hat Leichen im Keller......

Bonye  26.12.2022, 14:34
@Bock13

Siehe Kommentar über deinem,

Sage ich ja, es finden sich gute Zeiten und Gründe für Stolz in unserer Geschichte, aber man darf die schlechten nicht ausblenden. Dann muss man genauer definieren worauf man stolz ist.

--

"Made in Germany" hatte mal Bedeutung, war mal was Gutes. Unsere Ingenieurskunst, wurde gern kopiert, Ingenieure in andere Länder abgeworben.

Stand jetzt? Mjoa.. mau. Beispiel Autoindustrie (Dieselskandal..) oder Solarindustrie (gänzlich vor die Wand gefahren).

--

Worauf man sicher stolz sein kann, ist die Entwicklung der Gleichberechtigung von Mann und Frau in Deutschland. Da haben wir einiges erreicht, auf der anderen Seite will man es mMn zB mit dem Gendersprech jetzt aber auch zu weit treiben. Mir ist es doch schnurz ob man mich IT-Systemelektroniker oder -in nennt - wir können gern auf das -in verzichten, Hauptsache man nimmt mich genauso ernst wie meine männlichen Kollegen, schätzt mich ob der Fachkenntnis und bezahlt uns gleich.

--

Wie gesagt, man muss genauer differenzieren worauf man seinen Stolz münzt, da die deutsche Geschichte leider auch sehr dunkle Kapitel aufweist.

Ganz ehrlich: wozu brauche ich nationalstolz ? Ich kann glücklich darüber sein, das ich in Deutschland und nicht in Nordkorea geboren bin, gut. Und weiter ? Weshalb muss ich meine Kultur über die der anderen stellen ? Warum muss ich Kopf immer Germany First haben ? Ich empfinde nicht keinen Nationalstolz wegen irgendeinem Schuldkult (bin Deutschrusse),sondern einfach weil ich den Sinn darin nicht sehe

Woher ich das weiß:Hobby – Bin kompetent genug, um das Internet zu benutzen