Rückwärtsrichten - Strafe?
Hallo, bei einer Reitstunde sagte mir die Lehrerin Rückwärtsrichten wäre für das Pferd eine Strafe. Ich hab sie ganz verdattert angeguckt. OK - ich weiß, normalerweise gehen Pferde nicht rückwärts weils ja Fluchttiere sind. Ich hatte mir aber bis dahin eingebildet, wenn das Pferd für mich rückwärts geht ist das ein Vertrauensbeweis. Was sagt ihr?????
4 Antworten
Beim reiten (wenn das Pferd dran gewöhnt ist) würde ich sagen Nein.
Wenn ich allerdings mit meinem Pferd Bodenarbeit mache und sie nicht auf mich achtet und einfach an mir vorbei läuft/rennt, wird sie energisch zurückgeschickt. Das versteht sie auch. Bei Bodenarbeit hat es etwas mit Respekt zu tun, sollte aber keine Strafe sein.
Rückwärtsrichten an sich ist nicht wirklich unnatürlich, allerdings sind diese aggressiven 'Ich reiße mein Pferd am Zügel zurück und treibe es gleichzeitig wie der Teufel' oder 'Ich schubse mein Pferd zurück und brülle es an'-Methoden natürlich absolut zu vermeiden, da dass Pferd eher unwillig/bockig wird oder Angst vor dir bekommt.
so was mache ich auch nicht. ich stehe auch eher auf Partnerschaft und nicht auf Gefangenschaft. Und Reiter die so was machen sind in meinen Augen genauso daneben wie Kampfhundehalter
Jein. Also rückwärtsrichten an sich ist nicht wider der Natur, kommt ein ranghohes Tier an die Futterraufe, so wird das andere Pferd bei Platzmangel rückwärts ausweichen und weggehen. Pferde können rückwärts laufen und an sich würde ich das nicht als Strafe oder Vertrauensbeweis sehen, sondern einfach als Gehorsam, wenn das Pferd zurückgeht, wenn du das möchtest.
Ich selbst bin allerdings kein Fan davon, das Pferd ZUR Strafe rückwärts zu richten. Es gibt Leute, die sagen, man muss das Pferd sofort und mit viel Druck 3-4m rückwärts schicken, wenn es irgendetwas falsch macht. Dabei sieht man dann häufig Leute, die mit den Zügeln im Maul rucken, am Strick reißen, das Pferd anschreien und mit der Gerte oder dem Strick gegen die Brust schlagen. Dieses ziemlich unwürdige und respektlose Rückwärtsrichten finde ich nicht vertretbar, ich handhabe das nicht so und meine RB respektiert mich trotzdem und hört. Das Rückwärtsrichten gehört für mich einfach zur Reit- und Bodenarbeit dazu, genauso wie das Stehen bleiben oder vorwärts reiten. Es ist einfach ein Kommando, das das Pferd können und kennen muss, genauso wie "Halt" oder "Vorwärts" eben auch. Ich benutze weder Rückwärtsrichten noch anhalten oder vorwärtsreiten als Strafe.
Wenn ich Bodenarbeit mache, dann lasse ich meine RB auch rückwärtsrichten, aber auch an der Hand halten oder antraben. Gehört eben dazu, aber alles mit Höflichkeit und ohne Gewalt.
Wenn ein Pferd drängelt oder dem Reiter zu dich aufrückt, dann ist ein freundliches Zurücktreten lassen absolut gerechtfertigt. Man zeigt dem Pferd eben höflich, dass es einem zu nahe kommt und besteht so auf seinen privaten Radius. Ein Pferd hat auch einen persönlichen Radius, in dem man sich nicht mehr als nötig aufhalten sollte. Ich denke, du kennst das unangenehme und beengende Gefühl, wenn dir eine fremde Person so nahe steht, dass du mit der Nase ihre Brust berührst. Das willst du nicht und dein Pferd auch nicht, also sollten beide - allein aus Respekt voreinander - den gegenseitigen Radius einhalten.
Manche Leute sagen, ein ranghohes Tier lässt ein rangniedrigeres Tier auch rückwärtslaufen, wenn es im weg ist. Habe ich noch nie beobachten dürfen. Sowas geschieht bei Platzmangel, aber im Grund weicht das unterlegene Tier einfach nur aus. Auf der freien Wiese nach rechts oder links (ja, vllt macht es 2-3 Schritt zurück, aber dann wendet es ab und geht weg) und bei Platzmangel eben rückwärts, bis es umdrehen oder weggehen kann. Aber ich habe noch nie ein Pferd gesehen, das auf der Weide zu einem anderen hingeht und es 4 Meter rückwärtslaufen lässt. Und dann in Ruhe lässt?! :D In meinen Augen Schwachsinn, und wer ein Pferd mit Rückwärtsrichten bestraft, weil es z.B. mit dem Kopf schlägt, der lässt das Pferd etwas tun, was es gar nicht versteht. Für das Pferd ist es einfach nur plötzliches und heftiges Rückwärtsschicken, der Mensch regt sich auf einmal auf. Aber die Verbindung zur ungewollten Handlung, das sieht es nicht.
Wie gesagt, für mich einfach ein Kommando, das jedes Pferd am Boden und unterm Sattel kennen und können muss. Unabhängig von Strafe oder nicht, man kann rückwärtslaufen häufig gebrauchen und es ist entspannend, wenn ein Pferd das ohne Druck ausführt.
DH! Ich würde nur noch etwas anfügen: Habe schon gehört, dass ranghohe Tiere nicht gerne rückwärtsrichten, weil das gegen die Rangordnung ist und es deswegen nicht gerne machen. Das hast du zwar schon ähnlich erwähnt, wollte es aber noch verdeutlichen.
Lg
Das Problem beim Rückwärtsrichten ist, dass es für Pferde prinzipiell eher unnormal ist, sich in der freien Natur rückwärts zu bewegen. Sie tuen das nur, wenn sie keinen anderen Ausweg sehen. Und das ist so, weil Pferde den Bereich direkt hinter sich schlecht einschätzen können. Sie können ja nicht sehen, was sie dort erwartet.
Des Weiteren drückt sie für Pferde auch Unterwürfigkeit aus. Und leider leider nutzen sehr viele Pferdemenschen eben das aus. Da wird das Pferd wild zurückgeschickt, damit es uns Respekt entgegen bringt....
Fakt ist:Wenn wir unser Pferd einmal freundlich bitten, zurückzuweichen, weil es uns zu Nahe gekommen ist, ist das vollkommen in Ordnung. Aber es Gerte fuchtelt und brüllend zurückzuschicken, ist es nicht. Denn damit zerstören wir unsere Beziehung zum Pferd.
Also ich sage: Deine Interpretation ist richtig! Wenn Deine RL anderer Ansicht ist, möcht ich gar nicht wissen, wie sie ein Pferd rückwärts richtet...^^