Recht auf analoges Leben?
Inklusion klingt gut - muss aber auch für Menschen ohne Handy gelten.
In einer Gesellschaft, die sehr zu Recht viel von nötiger Barrierefreiheit und Inklusion redet, wird die digitale Exklusion einer Offline-Minderheit offensichtlich von der Mehrheit einfach akzeptiert.
Es geht aber auch hier um das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe.
Offliner dürfen nicht behindert werden, wenn es um ihre Grundbedürfnisse geht.
Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht; diese gilt auch dann, wenn die Barrieren digitaler Natur sind.
Menschen müssen die Wahl haben, ob sie Apps und digitale Angebote nutzen oder nicht.
Die Gesellschaft braucht Wahlfreiheit zwischen digital und analog.
Es muss ein Recht auf ein analoges Leben geben; es muss ausdrücklich und eindringlich formuliert werden - als Grundrecht.
aus "SZ" vom 06.05.23 ,Heribert Prantl :,,Raus bist du"
- Brauchen wir ein Grundrecht auf ein analoges Leben?
- Und Wahlfreiheit zwischen digital und analog?
19 Antworten
Das ist wirklich eine gute Frage die ich auch bejahen möchte. Technologien sollten Werkzeuge bleiben und nicht zur Pflicht werden, auch nicht durch die Hintertür.
Ich bin nicht der Meinung, dass sowas nötig ist.
Um manche Sachen in der Gesellschaft kommt man halt nicht herum. Beispielsweise muss man ja auch mit Geld umgehen können und richtig rechnen können, sodass man nicht pleite geht. Dass man lesen kann wird auch normalerweise vorausgesetzt.
Ich denke in Zukunft ist die digitale Welt halt so standardmäßig Bestandteil der Gesellschaft, dass man sowieso davon ausgehen kann, dass alle damit umgehen können und es dann Ausnahmen sind, wenn jemand offline lebt, so wie Ausnahmen, wenn jemand z. B. nicht lesen kann oder so ähnlich.
LG
Das ist nötig und wird vielleicht auch irgendwann in Gesetzen festgeschrieben.
In der Praxis wird es dann aber so kommen, dass ein analoges Leben viel zeitintensiver und teurer ist, und man weite Wege zurücklegen muss, wenn es in einer Großstadt vielleicht nur noch eine Filiale von Bank XY gibt.
Es ist ja heute bereits so, dass man noch Überweisungen auf Papier machen kann, diese aber Gebühren kosten während Online-Überweisungen kostenlos sind.
Zudem sterben die Innenstädte in mittelgroßen Städten jetzt schon.
Ein paar Supermärkte und H&M wird es dann noch geben, so ist für Kleidung und Lebensmittel gesorgt, aber wer etwas Spezielles, Auswahl etc. sucht, wird es nur noch online bestellen können.
Ich halte das unbedingt für notwendig, zumal es heute ja teilweise schon so ist, dass nicht einmal mehr "digital" reicht, es muss schon "digital plus" (sprich Smartphone) sein - und es braucht alleine deswegen ein Grundrecht auf ein analoges Leben, weil das Smartphone "1984" in seinen Möglichkeiten bei Weitem übertrifft; leider werden viele Befürworter das erst merken, wenn es zu spät ist, die kleinen Vorwarnzeichen etwa der Ausfall der bargeldlosen Zahlung, der ja immer wieder mal vorkommt, werden einfach ignoriert.
Die Gesellschaft braucht Wahlfreiheit zwischen digital und analog.
Den Satz sehe ich nicht so.
Wenn die gewählten Vertreter in der Legislative beschließen, dass die Verwaltungsaufgaben digitalisiert werden, dann ist das so. Ein Wahlrecht macht keinen Sinn.
Allerdings muss einer Person die aus welchen Gründen auch immer ein analoges Leben führt, eine Möglichkeit gestellt werden, dass sie in der Lage ist ihre Pflichten zu erfüllen.
Das kann ganz einfach erledigt werden, indem die entsprechende Behörde Zugangsterminals bereit stellt, auf welchen die Aufgaben erledigt werden können.
Anstatt eines Termins am Schalter geht man dann eben zu einem Terminal.