Politiker ohne Abschluss?
Hallo. Ich interessiere mich sehr für Politik und könnte mir vorstellen Bundeskanzler zu werden.
Leider, wie schon in der Frage steht, habe ich nur den 9er Hauptschulabschluss...
Ich würde von mir selber behaupten, dass ich nicht Grade dumm bin. Im Gegensatz zu den Gestalten im Bundestag sogar schlau. Ich habe Charisma, bin Wortgewandt und Lernfähig. Ich verbessere meine Kommunikationsskills momentan über Tiktok Debatten.
Meint ihr, dass wenn ich die Leute überzeuge mein Abschluss vielleicht doch nicht so wichtig ist? Oder werden sie mich nur darauf reduzieren?
9 Antworten
Wenn ich von mir ausgehe, würde ich zu keinem Zeitpunkt in die Politik gehen wollen.
Politik ist im Kern ein schmutziges Geschäft, bei dem der politische Gegner mit allen lauteren und unlauteren Mitteln versucht wird zu bekämpfen.
Auch gehen Lobbyisten in der Politik ein und aus.
Unnötig zu erwähnen, dass dort, wo Lobbyisten sind, der Hang zur Korruption nicht weit weg wohnt.
Die Vergangenheit hat doch zahlreiche solche Fälle ans Tageslicht gebracht.
Auch ist die Politik dahingehend verkommen, dass im Wege von Fraktionszwang Abstimmungsergebnisse erreicht werden sollen, wo doch nach dem Grundgesetz die Abgeordneten ihrem Gewissen folgen sollten.
Besonders grotesk wird es, wenn hervorgehoben wird, dass dieser Fraktionszwang zu bestimmten Themen aufgehoben wurde.
Offenbar ist man sich nicht darüber im Klaren, dass man damit unfreiwillig zugibt, im Regelfall wider des Grundgesetzes zu handeln.
Das ist sehr löblich, wenngleich ich vermute, dass solange solche Verfehlungen keine ernsthaften Konsequenzen nach sich ziehen, es weitergehen wird, wie bisher.
Zu oft verstecken sich diese Leute hinter ihrer Immunität und werden eben nicht zur Rechenschaft gezogen, bekommen vielleicht ein Du Du mit dem Zeigefinger.
In der freuen Wirtschaft müssen die Akteure ihr Handeln verantworten.
Diese harte Form der Verantwortungsübernahme fehlt in der Politik.
Dort kann man folgenlos den größten Unsinn beschließen.
Das ist der eigentliche Webfehler im System.
Politiker sind derzeit in Deutschland nicht sehr populär. Allerdings macht man da oft den Fehler, eigene Verantwortung auf diese zu übertragen oder ihnen gar die "Schuld" am derzeitigen Zustand unserer Welt zuzuschieben. Eine politische Tätigkeit im Hauptberuf auszuüben, sollte man sich sehr genau überlegen. Die existenzielle Abhängigkeit von einer Partei kann demütigend sein und bis zur Selbstzerstörung führen. Ich selbst war früher 10 Jahre lang auf mittlerer Ebene politisch tätig. Ich habe aber aus den genannten Gründen nie angestrebt, hauptberuflich als Politiker zu arbeiten, was sicherlich auch daran lag, dass ich verheiratet war und zwei kleine Kinder hatte. Für eine politische Karriere musst Du in eine Partei eintreten und dich dort voll engagieren. Um in dieser Partei aufzusteigen, kann ein abgeschlossenes Hochschulstudium von Vorteil sein, ist aber nicht zwingend. Allerdings solltest Du unbedingt eine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Denn man wird dir nicht glauben, dass Du die Probleme der arbeitenden Bevölkerung beurteilen kannst, wenn Du selbst nie fest in einem Beruf gearbeitet hast. Der erste Schritt zur politischen Verantwortung könnte es dann sein, sich von der eigenen Partei als Kandidat für Gemeinderats- bzw. Stadtratswahlen aufstellen zu lassen. Eine Gemeinde- oder Stadtratsarbeit kann man in der Regel (außer bei Großstädten) noch neben einem Beruf machen. Weitere Schritte auf der politischen Karriereleiter können sich dann ergeben oder auch nicht. Die Idee, mal Bundeskanzler zu werden, mag als Traum in Ordnung sein, als konkretes Karriereziel taugt sie nicht.
Der Weg in die Politik ist vom Ding her wenig spektakulär und hat sehr viel mit Selbstaufgabe zu tun; man muss nicht mal besonders gebildet oder sonst wie auf Zack sein und nach Beruf und Bildung fragt dann auch niemand mehr; man muss sich aber gut verkaufen können und in der Lage sein, sich und seinen Charakter komplett aufzugeben. Ob das erstrebenswert ist, sei dahingestellt.
Die Kurzform des Wegs geht so: Man schließt sich einer Partei an, muss sich anbiedern, den "Großen"/Alten nach dem Mund reden und Netzwerke knüpfen - viel mehr ist nicht dahinter. Man fängt im Wohnort bzw. Ortsverband der Partei an, bahnt sich seinen Weg durch die Gremien, das fängt meist als Beisitzer oder Kassenprüfer etc. im Ortsverband an und führt über einen Posten als Delegierter zum Kreisparteitag immer weiter: man nickt mit dem Kopf, biedert sich überall an, tritt ordentlich nach unten - immer auf die Kleinen und immer feste drauf, bis kein Blut mehr fließt - und dann geht es schon irgendwie weiter nach oben.
Ich hätte selbst vor Jahren ein ganz Großer in der CDU werden können, habe das aber nach kurzem Überlegen direkt abgelehnt und diesen Entschluss bis heute nicht bereut, ganz im Gegenteil.
Ja kannst du schaffen.
Besser gebildet und nen schlechten Abschluss als nen Abschluss aber dumm wie brot
Man braucht keinen Abschluss, um in die Politik zu gehen.
Allerdings ist es deutlich schwieriger, dann in der Politik Fuß zu fassen und ernstgenommen zu werden.
Der erste Schritt wäre es, Mitglied in einer Partei zu werden und dich dort aktiv einzubringen. Wenn es dir gelingt, auf lokaler/kommunaler Ebene einen bestimmten Partei-internen Posten zu ergattern, kannst du das als Basis nutzen, um auch in die Bundespolitik einzusteigen.
Du solltest aber keinesfalls TikTok als sinnvolles Trainingsprogramm betrachten.
Das wäre auf meiner Prioritätenliste ganz oben. Gegen Korruption vorzugehen.