Pferd reisst Kopf immer hoch...warum?


14.04.2020, 10:51

Wir wollen nicht die Besitzerin zu nahe treten aber es soll ja was für auf dauer werden und meine Tochter kann eigentlich sehr gut reiten..sie hat schon viele Pferde geritten bei dem es wunderbar klappt aber dieses Pferd hat offensichtlich ein Problem...ich bin definitiv der Meinung dass sie eine Blockade hat (irgendwo drückts) weil sie sehr verkrampft wirkt .

9 Antworten

Das Kind möchte reiten, möchte auch mehr reiten, als immer nur im Rahmen von Schulstunden "im Kreis". Dann ergibt sich eine Reitbeteiligung. Der Traum vom "richtigen" Reiten wird wahr und ist dann sogar noch erschwinglich und natürlich gibt man als vielleicht nicht so im Pferdesport verankerte Eltern nach und macht dem Kind diesen Traum wahr. Schließlich wollen wir Eltern glückliche Kinder. Und wenn es uns Eltern möglich ist, dann machen wir ja fast alles, damit die Kinder glücklich sind. So weit, so nachvollziehbar.

Leider aber wenig zielführend, wenn das Kind mehr möchte, als irgendwie mit dem Pferd rumzujuckeln. Denn dann wird sehr schnell klar, dass "freies Reiten" eben doch eine ganz andere Hausnummer ist, als wenn die Reitlehrerin in der Mitte steht und alle Pferd mehr oder weniger brav, auf Ansage irgendwie durch die Halle zumpeln.

Und an der Stelle, an der sich dann ein Kind irgendwie alleine reinfinden soll und vielleicht sogar noch sehr selbstbewusst und von sich überzeugt, versucht, ein möglicherweise schlecht ausgebildetes Pferd, so zu reiten, wie es das bei anderen Reitern von Privatpferden sieht, entpuppt sich der Traum dann sehr oft als frustrierender Alptraum, dem das Kind einfach nicht gerecht wird/ gerecht werden kann.

Unterricht - vor allem guter und qualifizierter hilft immer. Doch je nach Pferd und dessen Ausbildungsstand, halt auch nicht unbedingt so, dass immer bahnbrechende Ergebnisse geliefert werden können. Ein Pferd, dessen Möglichkeiten begrenzt sind, z.B. aufgrund seines Exterieurs und seiner Ausbildung, wird unter Umständen niemals über ein E/A-Niveau hinauskommen, wenn überhaupt, auch wenn Isabel Werth persönlich unterrichten würde.

Aber gar kein Unterricht, keine Korrektur, keine Hilfe von unten, ist gerade bei einem schlecht ausgebildeten Pferd keine Option. Denn ein Reiter, der keine Korrektur erfährt, gewöhnt sich unter Umständen eine ganze Reihe von Fehlern an, die sowohl dem Pferd, als auch ihm selber dauerhaft schaden. Solche Reiter gewöhnen sich ganz gerne mal an, Pferde irgendwie runterzuriegeln, mit hochgezogenen Knien im Stuhlsitz irgendwie gegen das Pferd zu treiben und sie vorhandlastig und Gelenke- und Sehnenschädigend ohne einen echten Plan vom Aufbau einer guten Trainingseinheit über den Platz zu eiern.

Das Pferd reisst vermutlich den Kopf hoch, weil es zum einen keine gute Ausbildung erfahren hat, schlecht trainiert ist und zum anderen auch, weil Deine Tochter noch nicht gelernt hat, dem reiterlich etwas entgegen zu setzen.

Und wenn Du selber nicht aus dem Reitsport kommst, dann gibt es ein ganz gutes Beispiel, Dir verständlich zu machen, warum es auch im Reitsport auf das richtige Pferd und den entsprechenden Unterricht ankommt: Wenn man möchte, dass sein Kind ein guter Pianist werden soll, dann ist 99,999999% der Menschheit klar, dass es das ohne ein gutes Klavier und sehr guten Unterricht, sowie ständigem Üben niemals werden wird - außer es heisst Mozart - aber selbst der hatte entsprechende Klaviere/ Spinette. Beim Reiten fehlt vielen genau dieses Verständnis. Irgendwie meinen viele, dass das wie Fahrrad fahren ist: man setzt sich drauf und los gehts. Ist es ja auch - wenn nur irgendwie rumzockeln will. Doch an der Stelle, an der der Spazierenfahrer dann doch ein Radrennfahrer werden will, trainiert auch der mit entsprechendem Trainer und Training. Selbiges gilt fürs Pferd. Und sicherlich kann man mit einem Hollandrad trainieren - aber man wird damit niemals ganz vorne mitfahren. Will man das, braucht man das richtige Rennrad. Exakt das gilt beim Reiten eben auch.

Ich hoffe, ich konnte Dir helfen.


pony  14.04.2020, 12:32

...oder das pferd ist recht gut augsbildet und möchte geritten werden - zu kurze zügel plus unruhige hand und das malheur ist da.

das ist das einzige, was ich dem noch hinzuzusetzen hätte. antwort brauche ich keine mehr zu schreiben.

DH!!

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dressurreiter  15.04.2020, 07:38
@pony

Aber ich, es muss nicht immer am Reiter liegen! Es kann tatsächlich auch mal am Pferd liegen, und das sollte man mit dem Besitzer besprechen, bzw sich was anderes suchen.

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Neben der Rückenuntersuchung hat der TA nichts gemacht? Das kann zB auch aus der Schulter kommen oder aus einem sonstigen Gelenk, Verspannungen, Blockaden, unpassender Sattel, nicht gemachte Zähne, einer harten/unruhigen Hand, unpassendes Gebiss, plumpsender Reiter, etc. pp. Vielfältige Ursachen möglich, welche die Besi tunlichst abklären lassen sollte, zumal ehe sie da eine RB drauf setzt.

Wenn dem Pferd Muskeln fehlen, dann drückt es den Rücken weg u. benötigt den Hals als Balancierstange. Dagegen kann man was tun, nennt sich Muskelaufbau. Am besten vom Boden, bis der Rücken (wieder) stabil genug ist, einen Reiter zu tragen.

Deiner Tochter würde ich raten, sich was anderes zu suchen. Unterricht kann natürlich helfen, aber dazu muss abgeklärt sein, dass das Pferd das geforderte auch leisten kann. Und dann wäre erstmal Beritt sicher eine gute Option. Es ist jedenfalls nicht Sache einer RB, ein Pferd zu korrigieren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Irgendwas ist da jedenfalls schief gelaufen, wenn das Pferd bei der Besitzerin genauso läuft. Dann würde ich mir eine andere Reitbeteiligung suchen. Wenn das nicht so ist, dann würde ich auf jeden Fall Unterricht nehmen. Und wenn das Pferd taktunreinheit zeigt Osteopathen suchen, Man kann sowas nicht einfach hier so beantworten, das gibt tausend Möglichkeiten, warum ein Pferd den Kopf hoch hat. Vor allen Dingen dann nur im Trab. Das spricht eigentlich eher für eine Blockade. Aber das kann man von hier nicht sagen, Und ja, wenig Muskulatur und falsches reiten. Können auch Ursachen für Takt Unreinheiten sein, aber das ist rein theoretisch.


Urlewas  14.04.2020, 08:23

Das eine ist oft durch das andere bedingt. „Würde mehr richtig geritten, hätten die Osteopathen kam was zu tun...“ sagt mein Reitlehrer. Richtig reiten reicht. Meistens.

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Gabiee  14.04.2020, 10:06
@Urlewas

Es ist aber auch so, dass auch Pferde vom Exterieur. Schwierigkeiten haben somit werden die Osteopathen trotzdem nicht arbeitslos. Und manche wo man denkt Der Sattel passt. Es sieht so aus. Der Sattler hat gesagt, das ist so in Ordnung und irgendwann stellt sich heraus, dass das gar nicht der Fall ist. Sattler und Sattler und dann kommt auch noch drauf an, ob der Sattel zu dem Reiter passt Manche Pferde laufen unterm Westernsattel besser als unterm Dressursattel, aber der Reiter muss damit auch zurecht kommen, sonst ist das ja auch wieder alles Essig.

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Urlewas  14.04.2020, 11:15
@Gabiee

Ich sagte ja auch nicht, der hätte nix mehr zu tun, sondern „kaum“. Wo gut geritten wird, hat er deutlich WENIGER. zu tun. Und mit den Satteln verhält es sich ähnlich. Klar, mit Wintec und oder Ignoranz kann man auch den Rücken kaputt kriegen. Aber in sehr vielen Fällen macht der Sattel viel weniger aus als der, der drauf sitzt...

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Wenn deine Tochter tatsächlich so gut reiten würde, wie du denkst, dass sie es tut, dann hätte sie nicht die Probleme, die sie hat. Dann wäre sie in der Lage Lösungen zu finden und wüsste, was man tun kann, um ein schlecht ausgebildetes Pferd Schritt für Schritt reitbar zu machen. Denn das ist es, was einen guten Reiter ausmacht. Ein guter Reiter ist nicht der, der möglichst viele Pferd geritten hat und diese bewegt bekam. Ein guter Reiter ist ein Reiter, der sich auf die Bedürfnisse eines Pferdes einstellen kann und weiß, wie er auch schwierige Fälle auf seine Seite bringen kann und in die Arbeit nehmen kann.

Auch der weltbeste Reiter kann unter Umständen aus einem "Kackfass" kein Weltpferd machen und aus einer krummfüßigen Badewanne keinen Wolkentreter. Doch ein wirklich guter Reiter hat einen Plan, wie er schlecht bemuskelte und schlecht ausgebildete Pferd antrainiert. Sich auf Pferd zu setzen und die zu reiten, wenn sie von sich aus schon funktionieren, erfordert zwar auch ein wenig Grundkenntnisse, aber das heisst noch lange nicht, dass man ein guter Reiter ist. Das glauben Mama und Papa, die keine richtige Ahnung vom reiten haben und sich freuen, wenn das Kind Freude hat und vielleicht mit einer Schleife aus dem Reiterwettbewerb kommt. Doch keines der Kinder, auch nicht die, die einen Reiterwettbewerb gewinnen, sind schon gute Reiter. Sie sind maximal auf dem Weg dort hin - mit dem richtigen Trainer und mit den richtigen Pferden. Sonst eher nicht.

Ich bin immer wieder fassungslos, dass erst an Unterricht gedacht wird, wenn es überhaupt nicht funktioniert. Unglaublich, wieviel Selbstüberschätzung und Fehleinschätzung leider bei Pferden immer wieder vorkommen und wie sehr sich auch wahrhaft Pferdeverrückte und Pferdeliebende an Pferden versündigen. Ach ja - das Pferd dürfte definitiv nicht zum Können deiner Tochter passen.

Sehr wahrscheinlich wird Unterricht helfen! Generell sollte man immer weiter Unterricht nehmen, gerade mit neuen Pferden.

Es gibt ja auch genügend mobile Trainer. Wichtig ist, dass die Besitzerin dem zustimmt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin