Pferd panische Angst vor Traktoren?

2 Antworten

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Ich würde mir in einer solchen Situation Hilfe vor Ort suchen. Das Problem liegt in meinen Augen darin, dass du nicht weißt, wie du mit der Situation nicht umgehen sollst, demzufolge kannst du deinem Pferd auch nicht die Ruhe vermitteln und es aus seiner Panik herausholen, wenn eine solche Situation passiert. Und gerade auch, wenn man weiß, was passieren wird und versucht, sich darauf einzustellen, "strahlt" man ja auch eine gewisse Aura aus, von der das Pferd zusätzlich beunruhigt wird, anstatt gelassener zu werden.

Also würde ich mir - Voraussetzung man hat natürlich so eine Person - die Hilfe von jemandem suchen, der so viel Erfahrung hat, dass er mit einem Pferd, welches in Panik gerät oder Dinge tut, die es in dieser speziellen Situation nicht tun sollte, umzugehen weiß und dann entsprechend souverän damit umgehen kann. Das ist in meinen Augen der Schlüssel zu vielen Dingen. Wenn das Pferd merkt, der Mensch hat auch kein Problem in dieser Situation, dann lässt es sich mit Sicherheit auch leichter wieder in einer für ihn Stress auslösenden Situation "einfangen", weil kein Mensch da ist, der ihn zusätzlich beunruhigt - und sei es nur durch den Versuch, beruhigend auf das Pferd einzuquatschen. Viele Pferde empfinden das nämlich nur halb so beruhigend, wie der Mensch das glaubt. Sondern vielmehr wird ihnen dann noch suggeriert, dass da was "schlimmes" sein muss, sonst würde der Mensch aus dieser Situation schließlich nicht besonderes machen, sondern sich normal verhalten.

Ich halte von Do-it-yourself Lösungen von solchen Problemen nicht viel, denn jeder fehlgeschlagene Eigenversuch bestärkt das Pferd im Glauben, dass von auf ihn zukommenden Traktoren ja eine Gefahr ausgehen muss. Und das Nichtwissen, wie mit so einer Situation umzugehen ist, fördert die Gefahr von Fehlschlägen. Leider nutzt auch angelesenes Wissen nicht so viel in meinen Augen, denn etwas theoretisch zu wissen, bedeutet ja leider nicht gleich automatisch, es zu 100 % korrekt umsetzen zu können. Und in solchen Situationen, wo das Pferd ohnehin schon in Panik gerät, ist eine zu 100% richtige Reaktion des Menschen in meinen Augen unumgänglich.

Eine Hilfe vor Ort kann zudem auch sehen, welcher Art die Reaktion des Pferdes ist. Geht die Panik allein vom Pferd aus, wird sie vom Menschen noch "angefeuert" etc.

Oft stimmt da ja die eigene Selbstwahrnehmung der Situation nicht zu 100 %. Wenn du wüsstest, wie oft ich schon "panische Pferde" gesehen habe, die lediglich auf die Haltung des Menschen reagiert haben und unter einem anderen Reiter in der gleichen Situation rein gar nichts gemacht haben, ist es eben auch so, dass man nicht nur am Pferd arbeiten muss/kann, sondern eben auch am Menschen, der oft Teil des Problems ist. Hört man in den Fällen halt immer nicht so gern, ist aber halt so.


Baroque  14.05.2018, 19:28

Unterschreibe ich genau so.

Der Mensch kann sich noch so oft vorsagen "mir macht das gaaaaar nichts aus, ich bin die Ruhe selbst" - das Unterbewusstsein bekommt man nicht so beeinflusst, dass das Pferd das so wahrnimmt. Das Pferd nimmt war "öha, da muss ein Haken dran sein, die Atmung des Menschen wird anders - ich glaub, ich hau lieber ab".

Den Knoten können wir oft nur lösen, indem ein Mensch ohne diese unbewusste Voreingenommenheit mit dem Pferd so lange arbeitet, bis wir sehen, he, das klappt IMMER, dass die beiden ruhig bleiben, das Problem ist wirklich gelöst! Erst dann werden wir halbwegs ruhig bleiben - und dennoch brauchen wir oft mehrere Anläufe, bis wir das nicht nur mit unserem Bewusstsein schaffen, sondern auch unser Unterbewusstsein diese neue Ruhe abspeichert und wir wirklich 100% ruhig sind. Sprich: wenn sowas mal öfter passiert ist, brauchen wir fast immer einen anderen Menschen dazu, der uns raus holt. Natürlich ist es super, wenn einer vor Ort ist, aber lieber holt man sich einen Trainer dazu, dem man eine Anfahrt zahlt, bevor ein weiterer nicht ganz unvoreingenommener Mensch da dran rumdoktort.

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FantaCola02 
Beitragsersteller
 14.05.2018, 21:16

Danke, ich habe mich nach Trainern umgeschaut und mal angefragt. :-)

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Langsames Heranführen.

Aber dazu brauchst Du Körpergewicht und Kraft, um Dein Pferd unter Kontrolle zu halten.

Keine Ahnung, was Dein Pferd erlebt hat, aber Angst ist schneller konditioniert als Gelassenheit.

Als erstes würde ich das Pferd sehr oft und lang um einen ausgeschalteten Trecker/Laster herum/vorbei führen.

Dann braucht es einen leisen Motor und das Pferd wird am stehenden aber gestarteten Vehikel in immer engeren Kreisen herum geführt und irgend wann auch neben dem ratternden Gerät stehen gelassen.

Als nächstes sollten sich Pferd und Trecker parallel vorwärts bewegen, zunächst mit genügend Sicherheitsabstand, der dann langsam immer kleiner wird.

Und zuletzt einen langen und geraden Weg – der Trecker links, das Pferd rechts – langsam aufeinander zu, bzw. aneinander vorbei gehen/fahren.

Alles in kleinen Schritten über mehrere Tage und Wochen hinweg. Nichts über's Knie brechen, nicht zwingen, aber auf keinen Fall flüchten oder zurückweichen! Lieber einen Stop einlegen und das Pferd sich beruhigen lassen, dann langsam weiter gehen.

Es braucht viel Zeit und Geduld, aber auch die Disziplin des Führers, denn die sind durch ihre eigene Unsicherheit und Sorge um das "arme Pferdilein" selbst ein Störfaktor und Angstverstärker. Pferde spüren das, sind aber mehr angstgesteuert als ein Mensch.