Macht euch der Beruf als Softwareentwickler wirklich Spaß?

4 Antworten

Ich habe gemerkt, dass die Lernkurve in diesem Job anfangs etwas nach oben geht, aber schnell stagniert.

Was meinst Du damit?
Eigentlich ist das Gegenteil der Fall, aber es dauert sehr lange (weit länger, als z.B. einem Studium) und braucht auch privates Engagement, um wirklich gut zu werden.
Vielleicht hängst Du gerade irgendwo fest, sodass es sich wie Stagnation anfühlt?

Im Kern geht es zumeist darum, mit bestimmten Technologien Daten in einer ansprechbaren UI anzuzeigen

Ja klar, klassisches EVA-Prinzip: Eingabe-Verarbeitung-Ausgabe
Es gibt Projekte, die sind langweilig, es gibt aber auch Projekte, die Spaß machen können. Z.B., wenn Ihr mehrere Projekte habt, die alle sehr ähnlich aufgebaut sind, bietet es sich ggf. an, interne Frameworks zu entwickeln, die das vereinfachen oder teilweise ganze Arbeitsbereiche komplett abnehmen, aber Vorsicht: Solche Frameworks klingen oft sehr viel einfacher, als sie sind, während Du dir damit auch gewaltige Felsen an's Bein binden kannst.

dem Kunden so schnell wie möglich das Produkt vorzustellen

Das ist häufig der Fall, aber meistens ein Fehler, wenn das Produkt länger leben soll.
Es braucht also durchaus eine vernünftig ausgebaute Architektur und das macht z.B. mir viel Spaß.

Es ist weniger der Fall, dass man sich neue Algorithmen ausdenkt, sondern man bastelt Bestehendes einfach mithilfe von Libraries an sein Projekt dran.

Das stimmt in gewisser Weise und wird sich auch nicht unbedingt ändern, aber es hängt auch vom Projekt ab. Wir arbeiten z.B. für Behörden und was die Teilweise an Berechnungen brauchen, dafür gibt's noch nirgendwo fertige Frameworks :D

am Anfang meines Studiums noch geglaubt hatte, dass ich später (wie viele andere) einfach Softwareentwickler werden will.

Wie lange ist das jetzt her? Ein Jahr, zwei Jahre?
Das ist noch nicht wirklich lange, aber ggf. solltest Du Mal den Arbeitgeber wechseln. Die Softwareentwicklung ist riesig und viele Bereiche sind sehr verschieden. Z.B. hat mir Mal eine Firma einen Job angeboten, da ging's um Analyse von Big-Data, das sind Umfelder, da musst Du dir häufig auch bereits fertig implementierte Algorithmen neu ausdenken, einfach weil sich alles um Performance dreht und Performance kann alles andere als einfach sein.

Viel lieber würde ich meine ganz eigenen Ideen umsetzen.

Mach das doch, hält dich doch niemand auf, in deiner Freizeit an anderen Projekten zu arbeiten. Du musst ja auch keine 40 Stunden die Woche arbeiten, weniger Arbeitszeit bedeutet weniger Geld, aber auch mehr Freizeit für eigene Projekte.
Ich arbeite momentan an einem Projekt im KI-Umfeld, da denke ich mir keine Algorithmen aus, aber die Architektur muss sehr stark pluginbasiert sein und der Kern muss recht komplexe Abläufe über mehrere Threads verarbeiten können.

Mögt ihr euren Job als Softwareentwickler?

Prinzipiell ja, aber ich arbeite auch lieber auf eigene Faust, das ist glaube ich normal bei denjenigen, die den Job nicht ergriffen haben, weil's ein guter Job ist, sondern weil ihnen die Tätigkeit Spaß macht.

Es gibt aber auch beruflich immer wieder spannende Dinge, z.B. mag ich es, komplexe und schierige Fehler zu beheben, oder ebenso komplexe und schwierige Frameworks zu entwickeln, also generell alles, was komplex und schwierig ist ^^
Außerdem mag ich es, den Kollegen zu helfen oder Wissen zu vermitteln und Kundenkommunikation KANN (sehr großes "kann") auch Spaß machen.

Wie habt ihr es geschafft, das so lange durchzuziehen?

Ich habe häufig den Arbeitgeber gewechselt.

Nach der Ausbildung drei Jahre in einem Logistik-Betrieb mit interner Software, war gut und ich war - zumindest dort - größtenteils mein eigener Chef, solange alles lief. Ich bin dann dort weg, weil ich nicht das Gefühl hatte, mich weiterentwickeln zu können und direkt nach der Ausbildung ist es auch nicht klug, alleine in so einem Laden zu arbeiten, da kann man nicht von Anderen lernen.

Danach bin ich in drei weiteren Firmen gewesen (halbes Jahr, ein Jahr, zwei Jahre), weil keine mir gefallen hat. Viele Firmen haben langweilige Projekte, oder nutzen die Mitarbeiter aus, da hilft oft (nicht immer) nur Kündigen.

Aktuell bin ich in einer wirklich sehr kleinen Firma, da ist der Umgang sehr angenehm und die Projekte sind nicht langweilig, das liegt aber vermutlich auch sehr stark am Chef, der ist ziemlich entspannt und vertraut seinen Leuten - was keine Selbstverständlichkeit ist.
Auch hier gibt's langweilige Aufgaben, aber die gebe ich dann häufig an die weniger erfahrenen Kollegen, für die ist das nicht langweilig und die freuen sich über Aufgaben, an denen sie nicht verzweifeln. Ich kümmere mich also häufig um die Aufgaben, an denen viele der Kollegen scheitern würden, oder unterstütze Kollegen, wenn sie gescheitert sind, suche Fehler, die Andere nicht verstehen und so weiter.

Ich war also auch lange Zeit nicht wirklich zufrieden, das lag aber häufig an der Firma und nicht dem Beruf an sich. Heute habe ich einen Stand erreicht, in dem ich mich guten Gewissens (also nicht nach Zeit, sondern nach Können beurteilt) als "Senior" bezeichnen kann und entsprechend hat sich auch mein Arbeitsumfeld geändert.

Ich habe aber auch schon darüber nachgedacht, mich selbständig zu machen. Ist dann nichts draus geworden, weil ich keine Lust auf Kundenaquise und den vielen Kram drum herum habe, außerdem habe ich Sorge, dass ich dann ständig unter Zeitdruck arbeiten und schlechte Qualität abliefern muss, da habe ich keine Lust drauf. Das gibt's bei meinem derzeitigen Job auch, ist aber nicht die Normalität.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – C#.NET Senior Softwareentwickler

Ja, ich entwickele gerne Software. Softwareentwicklung war auch von klein auf bei mir Hobby und Leidenschaft und das hat sich nicht geändert.

Sicher gibt es im Berufsleben viele Punkte, die eher frustrieren. Das hat dann aber eher mit dem konkreten Job und Unternehmen zutun.

Davon ab, muss man nicht nur Libraries und Packages zusammenkleben. Irgendwer schreibt auch diese oder?

Ich für mein Teil arbeite in einem Bereich, wo das z.B. sehr, sehr wenig passiert. Schlicht weil es zum Teil wenig gibt in der Sprache und dem Umfeld, zum anderen weil Geräte und Bestandsoftware einen darin gehindert haben. Und oft auch, weil die kundenspezifischen Anforderungen zu stark von fertigen Sachen abweichen.

Und ja, als Entwickler erfindest du in der Regel keine fancy Algorithmen. Deine Probleme sind eher die Business Probleme in Code zu übertragen. Die Wartbarkeit dessen, die Orchestrierung im Code ggf. auch zwischen verschiedenen Anwendungen usw.

Aber es gibt durchaus genug Aufgaben die mehr sind als Daten entgegennehmen, Daten speichern und Daten wieder anzeigen.

Ich mache z.B. zu einem großen Teil Materialflussrechner. Da hast du Themen wie die Visualisierung, das Routing auf der Anlage mit entsprechenden Graphenalgorithmen aber auch Probleme wie den Gegenverkehr, den maximalen Fluss, Änderung dessen im laufenden Betrieb aufgrund von Störungen auf der Strecke usw.

Gerade in der Sprache, die ich verwende, habe ich da so gut wie gar nix Fertiges. Aber die Algorithmen die zur Verwendung kommen sind Abänderungen von bekannten Algorithmen. Teilweise wird es ein wenig fancy, da greift man dann auf Sachen zurück, woran andere Forschen. Sprich ich halte mich dann ein wenig auf den aktuellen Stand bzgl. Multi-Agent Pathfinding usw.

Willst du wirklich Algorithmen entwickeln, dann ist das eher die Seite der Forschung. Aber wie gesagt, auch als Entwickler gibt es doch Unternehmen wo du mehr Abwechslung und deutlich komplexere Aufgaben hast.

Viel ist dann aber auch leider meist die Komplexität der konkreten Lösung, als die des Problems, weil du in einer Codebase mit Millionen von Zeilen von Code arbeitest, die 20 Jahre existiert und schrecklich geschrieben ist.

Ich habe gemerkt, dass die Lernkurve in diesem Job anfangs etwas nach oben geht, aber schnell stagniert.

Die Aussage stimmt aber imo überhaupt nicht. Dieses Bild hast du ggf. am Anfang. Das ist aber nur ein lokales Minimum. Je mehr du kennenlernst desto mehr wirst du sehen, von dem du überhaupt keine Ahnung hast.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

Naja, du kannst ja mal versuchen ein Game zu entwickeln.

Gibt genügend die das machen, und sich selber auf Patreon oder SubscribeStar vermarkten, ohne jetzt zu den besten Programmierern weit und breit zu gehören.

Die arbeiten dann mit Programmen wie Ren´Py, Twine, RPGM oder einfach mit HTML / Javascript.

Von Experte notting bestätigt

Es gibt verschiedenste Arten von Programmierung. Wer nur Homepages aufbereitet oder Zahlen/Daten hin- und herschubst hat einen eher langweiligen Job das ist richtig. Wenn du eigene Ideen umsetzen willst bist du wohl am Ehesten in einer Softwareentwicklungsfirma gut aufgehoben die "spezielle Probleme" für Kunden angeht. Allerdings ist der Markt soweit ich weiß bereits mit sehr vielen Ideen gesättigt. Heutzutage werden Routinen auch oft einfach mit anderen Programmierern getauscht.

Je nach dem was man macht ist Programmieren durchaus ein eher "künstlerlischer" Beruf. Weil man Wege zum Ziel suchen muss die es vielleicht noch nicht gibt. Vielleicht wäre Spieleentwicklung was für dich. Da ist von Allem etwas dabei. Vor allem bei Studios, die sich zb. die Engine selbst schreiben. Also ja - es gibt auch in der Programmierung 08/15 Jobs oder jene, die einem viel Kreativität abverlangen.