Erst einmal machen die Werte der anderen Länder natürlich wenig Sinn, ohne die Lebensunterhaltskosten zu betrachten.
Alleine schon in Deutschland finde ich es ungünstig einen Mindestlohn zu haben. Um es mal stark zu überspitzen, dafür gibt es dann in Chemnitz ein Schloss mit 20 Bediensteten, während es in München ein Toi Toi Dixi mit einer Leerung im Monat gibt.
Die Politik muss leider eingreifen, denn der Markt regelt sich eben nicht von selbst. Hat der Arbeitgeber einen "Fachkräftemangel", dann bedeutet das häufig unbezahlte Überstunden für den Rest oder es entgehen Gewinne.
Der Arbeitnehmer brauch das Geld um seine Miete zu bezahlen und Essen auf den Tisch zu kriegen. Der kann das meist nicht aussitzen. Klar haben wir unsere Sozialsysteme aber auch die haben ihre Hürden und vor allem kommt man anschließend schwer wieder raus, hat da einen Makel im Lebenslauf, gesellschaftliche Stigmatisierung und auch auch das Selbstbild sind Themen.
Ich denke nicht, dass bei Steuerklasse 1 ohne Draht nach oben 1.829 Euro zu viel wären dafür, dass man den Großteil seiner wachen Lebenszeit im Erwachsenenalter hergibt und so gut wie alle anderen Interessen, Beziehungen und co. dem Punkt unterordnet. Sicher kann man mit weniger auskommen, sollte man aber nicht müssen.
Jemand der Vollzeit arbeitet, der sollte nicht hinterfragen müssen, ob er sich Familie leisten kann oder Angst vorm Alter haben oder davor, dass das Auto in die Werkstatt muss.
Was für Auswirkungen sowas hat? Keine Ahnung, ob 15 Euro da schon viel tut aber irgendwann rationalisiert man halt gewisse Arbeiten weg. Automatisiert sie oder lässt den Kunden einen gewissen Part in Selbstbedienung selbst machen. Genauso können Arbeitsplätze abwandern.
Bei all dem gibt es Gewinner und Verlierer, vor allem kurzfristig. Ein junger Mensch kann sich meist umorientieren, für jemand der in zwei Jahren in Rente geht, sieht das manchmal anders aus.
Das Arbeitsplätze abwandern ist aber nicht per se schlecht denke ich. Es entstehen andere. Wenn wir Arbeiten haben, die nur einen Lohn ermöglichen, der nicht reicht, damit man hier davon vernünftig leben kann, dann muss man diese Arbeiten eben ausführen in Ländern mit niedrigeren Lebensunterhaltskosten.
Ich denke am Fachkräftemangel ändert das wenig. Mit den Begriff wird eh zu viel erschlagen. In einigen Bereichen sind das eher ungelernte Hilfskräfte, die man ausnutzen möchte, in anderen sind das keine normalen Fachkräfte, sondern seltene Experten, in wieder anderen will man die bestens ausgebildeten Fachkräfte eben nur wie ungelernte Hilfskräfte bezahlen.
Klar gibt es auch Berufe, wo es einen echten Mangel gibt. Da liegt es aber meist nicht an 12, 13, 14 oder 15 Euro, sondern Arbeitsbedingungen, Abläufen und co. Da muss man denke ich wo anders ran.
Die Arbeitgeber müssen in bestimmten Bereichen ggf. hinterfragen, ob sie was outsourcen oder selbst woanders herstellen, wenn die Lohnkosten für einiges zu hoch werden.
Per se wäre ich eh fast für eine Kopplung von Maximalgehältern im Unternehmen oder Mindestlöhnen abhängig voneinander. Natürlich in Bezug auf den Mindestlohn gecappt auf den normalen gesetzlichen Mindestlohn. Aber das in einigen Unternehmen die Spitze hunderte Male mehr macht ist einfach nicht verhältnismäßig.