Jo, ist alles nix Neues, abgesehen von ChatGPT.
Gehalt
Das Thema Gehalt liegt vermutlich am Internet und Social Media. Die Leute kriegen nur noch die Highlights von einigen wenigen Überfliegern mit. Teilweise wird auch gefaked und gelogen.
Dazu dann so Geschichten wie "A Day in the Life of a Software Engineer at [Silicon Valley Company]".
Dort sieht man dann in den Unternehmen, die so mit am besten zahlen, natürlich unter komplett anderen Lebensunterhaltskosten usw. Sieht wie die fünf mal am Tag in der Firma was essen, etwas Kicker und Playstation spielen und der Tag ist wieder vorbei, das alles bei 200-300k + Aktien.
Aber auch im deutschsprachigen Raum sind es dann irgendwelche Fragen auf Social Media und was steht ganz oben und wird von allen hochgevotet? Die eine Person mit 100k in München.
Weiter unten hat man ggf. jemand der 60k in Chemnitz verdient, wo dann gesagt wird, er sollte auch mindestens 100k verdienen. Er wird ausgenutzt, über den Tisch gezogen etc. Dass das anhand der Lebensunterhaltskosten mehr ist als die 100k in München realisiert man dabei natürlich nicht.
Bewerberqualität
Und ja, auch die Qualität der Bewerber war vor ChatGPT schon durchwachsen. Die Firmen haben aber auch unterschiedliche Anforderungen. Es gibt eben auch einen Bedarf für Leute, die nur eine fertige Plattform zusammenklicken und mit kleinen Skripten ergänzen oder einfache CRUD Anwendungen in einem Framework umsetzen.
Aber natürlich gibt es auch Firmen, die mehr als das brauchen. Deshalb ist das bei uns im Unternehmen auch sehr schwer wirklich gute Leute zu finden. Man filtert natürlich schon nach den Bewerbungsunterlagen gut vor. Aber selbst bei dieser vorgefilterten Auswahl sind vermutlich keine 10% wirklich zu gebrauchen.
Wobei ich auch gestehen muss, dass ich es schwer finde einzuschätzen wo jemand der bestimmte Sachen heute nicht kann ggf. in ein oder zwei Jahren steht. Es ist ja eher die Bereitschaft und Auffassungsgabe.
Natürlich ist die IT-Branche aber auch ein wenig selbst dran schuld. Wir erfinden das Rad ständig neu, der Bereich wächst unglaublich in die Breite. Es fehlt ein roter Faden. Wir erfinden Best Practices alle paar Tage neu oder geben alten zumindest neue Namen etc.
ChatGPT
Und ja, Sachen wie ChatGPT sorgen für neue Probleme. Wobei ich gestehen muss, ich verstehe gar nicht wie Leute diese Tools wirklich nutzen können. Ich kriege dort zu 90% Sachen raus, wo sich das LLM irgendwelche Sprachkonstrukte und co. zusammenfantasiert.
Da wird dann gesagt seit Version X unterstützt die Sprache Referenzen auf Funktionen und es werden hunderte Zeilen Code eines Design Patterns ausgespuckt, während das Sprachkonstrukt in der Sprache eben nicht vorhanden ist und diese Umsetzung nicht möglich ist.
Frage ich es nach Beurteilungen von Code, den ich geschrieben habe, dann werden da Fehler reinfantasiert, wobei dies die offensichtlichen Randfälle sind, die ich selbstverständlich getestet habe und die keine Probleme machen.
Und auch wenn da mal für eine einfache Aufgabe ausführbarer Code rauskommt, dann ist der alles andere als elegant und verständlich, sondern sehr verbose und sieht aus wie von einen Programmieranfänger zusammenkopiert.
Es ist zwar erstaunlich was KI kann und es gibt sicher Bereiche, wo diese sehr hilfreich ist. Ggf. fürs Brainstorming, ggf. fürs kreative Schreiben oder eine kurze Mail, ggf. andere Sachen wie Stable Diffusion um Grafiken zu generieren, was in Sekunden geht, während man auch in Sekunden beurteilen kann, ob das Ergebnis gut ist.
Aber bei Code sehe ich den Vorteil nicht wirklich. Ich muss sehr ausführlich in einer verbosen Sprache wie Deutsch mein Problem definieren, muss es wirklich verstehen, ohne mich da wirklich reingearbeitet zu haben und muss dann noch die Lösung verstehen, die ggf. komplett anders geschrieben ist als Code, den ich schreiben würde.