Konsequenzen für eine Kirche die "semper reformanda" ist?
Hallo zusammen,
ich sitze zur Zeit an einer Projektarbeit im Fach Religion, in der Klassenstufe 12 (Abitur) und ich komme bei einer Aufgabe einfach nicht weiter. Ich bin gelinde gesagt am Verzweifeln.
Die Aufgabe lautet wie folgt: Zeigen Sie Konsequenzen auf für eine Kirche die sich als "semper reformanda" (immer zu reformierend) versteht.
Ich habe das Internet und auch den uns Vorliegenden Text zu "semper reformanda" durchforstet und versucht zu verstehen worum es genau geht, aber die Informationen die man online findet (wenn man überhaupt etwas konkretes findet) sind so verwirrend in endlose Texte gepackt, dass man nach dem lesen nicht mal mehr wirklich weis, was man da eben gelesen hat.
Außerdem gibt es wie ich heraus gefunden habe auch mehrere Ansichten zu dem Thema und ich weis mittlerweile überhaupt nicht mehr, was ich in meine Arbeit schreiben soll.
Wie ich es bis jetzt verstanden habe bedeutet es soviel wie: Die Kirche muss sich immer verändern und anpassen um dem Auftrag Gottes in jeder Zeit gerecht zu werden und in der Gesellschaft Relevanz zu behalten.
Aber die einen denken "semper reformanda" ist ständig notwendig und auf die gesamte Kirche und auch ihre Strukturen zu beziehen, die anderen denken das ist im übertragenen Sinne auszulegen und das die Kirche in ihren Grundpfeilern seit der Reformation perfekt ist und nur bestimmte Dinge dem Wandel der Zeit angepasst werden müssen, und so weiter und sofort.
Kann mir BITTE jemand einfach und verständlich erklären was "semper reformanda" nun genau ist und was für Konsequenzen mit einer solchen Einstellung für eine Kirche einher gehen, ich verzweifle an dieser Frage.
Danke für jede Hilfe.
4 Antworten
Ich versuche es: Mit Kirche ist kein Gebäude gemeint, das renoviert werden muss, sondern Menschen. Das wahre ursprüngliche Christentum, das Jesus als Beispiel hatte, war eine Erneuerung aus dem Judentum. Die Jünger Jesu waren aber noch nicht vollkommen und es bedurfte ständiger Erforschung der Schriften, zumal auch viele aus den Heiden dazukamen. zB. Beschneidung, Blutfrage, Rituale, Gebete ..
"Das Licht der Gerechten wird immer heller" (Sprüche 4:18) bedeutete, dass sie den Vorsatz Gottes immer besser verstanden, auch dass sie alte verkehrte Ansichten und Gewohnheiten ablegten und sich an der Person Jesus orientierten.
So oder so ähnlich würde ich eine "ständige Reformation" verstehen, da ich selbst in so einem Prozess bin. - Hoffentlich hilft es dir!
Ja danke, dass ist ein Ansatz mit dem man arbeiten kann. :)
Was Ecclesia semper reformanda est ist, hängt davon ab, wen man fragt. In welcher Zeit man lebt und welche Theologie man vertritt.
https://en.wikipedia.org/wiki/Ecclesia_semper_reformanda_est
mehrere Ansichten zu dem Thema
Diese Ansichten in deiner Arbeit beschreiben.
Der vollständige Satz ecclesia reformata, semper reformanda secundum verbum Dei (die reformierte Kirche muss beständig nach dem Wort Gottes reformiert werden) ist erst nach dem 2. Weltkrieg entstanden. Sie erhielt neuen Auftrieb durch den modernen Schweizer Theologen Karl Barth (1886–1968), der die Phrase in verschiedenen Varianten häufig gebrauchte. Liberale presbyterianische Denominationen haben manchmal Variationen davon in offiziellen Verlautbarungen gebraucht.
https://www.evangelium21.net/media/2336/semper-reformanda-bestaendiger-missbrauch
, also kein Stück.
Ich habe bestätigt, dass das ein komplexes und vielschichtiges Thema ist. Darüber kann man Bücher schreiben (hat man auch). Oder Projektarbeiten auf Abitur-Niveau.
Das ist nichts, das man in ein paar Sätzen auf gutefrage hinklatscht
Doch die groben Basics, sodass ich mir selbst ein Bild und eine Meinung bilden und darüber schreiben kann, kann man sicher (wenn man Ahnung vom Thema hat) zusammenfassen. Ich erwarte hier ja kein neues, 1000 Seiten langes Werk über "semper reformanda", ich will es nur verstehen (in einem groben Rahmen) oder zumindest ein paar Denkanstöße bekommen.
Aber "semper reformanda" in Google eintippen und auf Wikipedia klicken (Wikipedia nebenbei auch so eine Sache für sich, hust hust), dass wäre mir sicher nicht alleine eingefallen.
Wie gesagt danke für den Versuch was beizutragen.
Die Formel ecclesia semper reformanda stammt vermutlich von Jodocus van Lodenstein (1620-1677), gibt aber inhaltlich ein Anliegen der Reformation wieder. Paul Tillich hält die permanente Kritik am Bestehenden und die Gewinnung einer profan fassbaren Gestalt der Gnade für das protestantische Prinzip, gesteht aber zu, dass es ohne eine vorhandene Gemeindebasis nicht geht.
Dieser Ansatz Tillichs steht oft Pate, wenn heute in der Kirche Forderungen aufgestellt und in kirchliche Praxis umgesetzt werden sollen, die sowohl der Bibel wie der reformatorischen Theologie widersprechen. Hier wird unter dem semper reformanda ein Programm verstanden, das letztlich auf eine Selbstsäkularisierung der Kirche hinausläuft.
In der reformatorischen Sicht ist die Kirche der Ausgangspunkt (und Gegenstand) der Veränderung. Es geht dabei nicht um eine unendliche Reform, auch nicht um eine Reform der Reformation, vielmehr um eine reformatorische Reform. Das heisst dann: Immer wieder entschiedene Umkehr zum gekreuzigten und auferstandenen Herrn, zu seiner Verheissung und zu seinem Gebot. Es geht also weniger um Strukturveränderungen, vielmehr um geistliche Erneuerung.
So wichtig es für die Kirche ist, sich Gedanken zu machen, wie sie das Evangelium in der Welt verkündigen und leben kann, so sehr geht es nicht um blosse Modernisierung oder gar um die Anpassung des Evangeliums oder des biblischen Gebots, weil es dem jeweils gerade modernen Menschen nicht mehr zumutbar ist. Wer sich mit dem Zeitgeist verheiratet, ist bald verwitwet.
Die Reformation ist eine Sache Gottes; sie sollte nicht aus Angst (z. B. vor leeren Kirchenbänken), sondern von seiner Verheissung her geschehen bzw. erwartet werden. Sie sollte immer aus dem Motiv geschehen: Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden.
https://www.landeskirchenforum.ch/ecclesia-semper-reformanda
semper reformanda ist lateinisch und bedeutet: immer abzuändern
(ein Gerundivum)
relativ übersetzt: eine Kirche, die immer abgeändert (reformiert) werden kann
Wenn man das im Wortsinn betrachtet, kann es gar keine widersprüchlichen Auslegungen geben. (Aber kann man das bei einer Kirche wissen?)
Ohh man das dachte ich auch, wenn man sich aber Mal mit der Materie auseinander setzt merkt man schnell, dass es da anscheinend doch verschiedene Ansichten gibt. Und der Kopf platzt einem nebenbei auch noch ...
Das liegt dann aber nicht an dem Wort, sondern daran, dass die Kirchen alles immer so sehen mögen, wie sie es gerade haben wollen.
Im Mittelalter diskutierte man ja sogar darüber, wieviele Engel auf einer Nadelspitze tanzen könnten.
Trotzdem muss ich die Frage beantworten und komme mit dem was wir hier besprechen auch nicht weiter. Mir würde es ja reichen wenn mir jemand, der wirklich weis wovon er redet seine Meinung nennt, ich muss ja nicht alle durchnehmen. Nur kommt es halt auf die Auslegung an, welche Folgen sich ergeben, und ich verstehe die Auslegungen ja nicht einmal richtig, wie soll ich da Folgen nennen ..?
Ich brauch hier am besten eine Pfarrer oder am besten gleich einen Bischof oder sowas.
Das Hilft mir leider überhaupt nicht, also kein Stück. Aber naja danke trotzdem ... sag ich jetzt mal.