Was ist Kirchenkritik?

1 Antwort

Kirchenkritik ist eine besondere Form der Religionskritik, die speziell auf den institutionalisierten Glauben abzielt. Sie wird sowohl von innerhalb (immanente Kritik) als auch von außerhalb der Kirche (externe Kritik) geübt. Bei der immanenten Kritik ist zu beobachten, dass

  1. sie zwar zunächst unangenehm ist, aber auch Chancen zu kirchlichen Verbesserungen gibt,
  2. manche Kritik als geduldeter Widerspruch gesehen und teilweise angenommen wird,
  3. andere jedoch als autoritativ (also institutionell sanktioniert) oder gar als Häresie gesehen wird.

Kirchenkritik lässt sich analytisch nach ihrem spezifischen Gegenstand klassifizieren: Es werden sowohl die von Kirchen vertretenen Ideologien als Ganzes oder teilweise kritisiert, als auch die Interpretation der zentralen Schriften und Grundsätze. Ebenso zum Objekt von Kritik werden die Umsetzungen dieser Ideologien in und durch die politisch/soziale Institution Kirche, sowie die immanenten Ansprüche der vertretenen Ideologie und der Institution Kirche an den Einzelnen und die Gesellschaft, sowohl Anhänger als auch nicht-Anhänger der spezifischen Kirche betreffend. Auch Handlungen von Mitgliedern des Klerus in ihrer kirchlichen Funktion werden kritisiert, ebenso wie Handlungen der Institution Kirche als ganzes nach außen. Weiterhin kritisiert wird das Auseinanderklaffen von kirchlicher Lehre (Dogma) und Lebenspraxis.

Sanktionierte immanente Kritik entsteht, wo ein Abweichen von der für die Institution gemeinsam als verbindlich anerkannten Norm festgestellt und sanktioniert wird. Die Kritik richtet sich gegen Repräsentanten wie auch ihre Anhänger. Derartige sanktionierte, institutions-immanente Kritik findet sich schon in frühchristlichen Aufzeichnungen.

In der Geschichte der immanenten Kirchenkritik gibt es in verschiedenen Kirchen immer wieder sowohl Aufrufe zu mehr Liberalität als auch Aufrufe zu mehr radikalen und fundamentalistischen Auslegungen, sowie deren Umsetzung.

Schließlich wird kontroverse Kritik geübt von denen, die dezidiert unterschiedliche Normen vertreten, oder eine allgemeine Normen-, Religions- und Gesellschaftskritik üben. So wurde und wird unter anderem oben genannte Kritik von Vertretern aufklärerischerPhilosophie, ebenso wie von Vertretern eines liberalen Laizismus und/oder Antiklerikalismus geübt.