Könnte jemand diesen Latein Text durchschauen?
Guten Tag, ich habe gerade einen Latein Text (unten) übersetzt. Könnte jemand diesen vielleicht einmal übersetzten und korrigieren?
Dankeschön
Originaltext:
Nikeratos: "Eqiudem in hac terra perire nolo, cum Alexandro quondam fidem dederim." Antisthenes: "At milites nostri beati sunt, cum terras alienas occupaverint." Nikeratos: "Quis beatus esse potest, cum hostes superati sint, cum terra aliena occupata sit?"
Meine Übersetzung:
Nikeratos sagt: „Allerdings will ich nicht, dass dieses Land umkommt, als ich Alexander einst die Treue gegeben habe.“ Antisthenes sagt: „Auch unsere Soldaten sind glücklich, als fremde die Erde besetzt haben.“ Nikeratos sagt: „Wer könnte glücklich gewesen sein, als die Feinde besiegt worden sind, als fremde die Erde besetzten?
2 Antworten
Willy hat dir den Text perfekt übersetzt.
Mir ist allerdings aufgefallen, dass du folgende Probleme hast:
- du nimmst immer die erste Vokabel bei der Übersetzung, obwohl es auch noch andere gibt bzw. du verwechselst sie sogar --> z.B. bei "at": heißt "aber" und nicht "auch".
- Dann bastelst du dir den Satz so, wie du denkst, dass er lautet: "als fremde die Erde besetzt haben". Ein Tipp für dich: das Adjektiv steht oft hinter dem dazugehörigen Substantiv. Hier: terras alienas = fremde Länder; und erneut im letzten Satz: terra aliena = fremdes Land
CUM mit nachfolgendem Konjunktiv wird unterschiedlich übersetzt. Dazu hier eine Tabelle: zuerst die Übersetzung von "CUM + Indikativ", was hier aber nicht gefragt war. Dann "CUM + Konjunktiv"
CUM mit Indikativ:
1. cum temporale (als, nachdem seitdem)
2. cum iterativum ([sooft] als, jedes Mal, wenn)
3. cum inversivum mit Ind. Perf. oder Histor. Präs. (als [plötzlich])
4. cum explicativum, modale (indem, dadurch, dass)
CUM mit Konjunktiv:
1. cum narrativum (als, während, nachdem)
2. cum causale (da, weil)
3. cum concessivum (obgleich, obwohl)
4. cum adversativum (während [dagegen/hingegen])
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Aus dem Grund schlage ich auch für die "CUM's" etwas andere Übersetzungen vor:
Nikeratos sagt: "Ich freilich (Equidem) will nicht (nolo) in (in) diesem (hac) Land (terra) sterben (perire), obwohl / [ergänze:] nur weil (cum) ich Alexander (Alexandro) einst (quondam) die Treue (fidem) geschworen habe (dederim)."
Antisthenes antwortet: "Aber (At) unsere (nostri) Soldaten (milites) sind (sunt) glücklich (beati), nachdem (cum) sie fremde (alienas) Länder (terras) erobert/eingenommen/besetzt haben (occupaverint)."
Nikeratos fragt: "Wer (Quis) kann (potest) glücklich (beatus) sein (esse), weil /nachdem (cum; beide Möglichkeiten passen) die Feinde (hostes) überwunden worden (superati) sind (sint), weil (cum) ein fremdes (aliena) Land (terra) besetzt worden ist (occupata sit)?"
Hallo,
ich will jedenfalls nicht in diesem Land zugrundegehen, obwohl (?)/ weil (?) (hängt davon ab, wie Nikeratos zu Alexander stand, ich kenne den Zusammenhang nicht) ich dem Alexander einst einen Eid geleistet habe.
Aber unsere Soldaten sind zufrieden, wenn sie fremde Länder in Besitz genommen haben.
Wer kann zufrieden sein, nachdem die Feinde überwunden, ein fremdes Land besetzt worden ist?
Herzliche Grüße,
Willy
Mit der Beschränkung auf die Grundbedeutungen der Vokabeln hast Du vollkommen recht. Die reichen in sehr vielen Fällen nicht aus. Das ist aber auch so eine Sache: Die Schüler sollen Vokabeln lernen, was vollkommen richtig ist. Wenn ein Grundwortschatz von 900 bis 1200 Vokabeln nicht 'sitzt', wird man den Sinn eines Textes kaum erfassen können. Erlaubt man ihnen, ein Wörterbuch zu benutzen, nehmen sie das natürlich als Freibrief, keine Vokabeln mehr zu lernen. Wozu lernen, was man nachschlagen kann? Eigentlich ist beides nötig: Auswendig gelerntes Wissen und ein gutes Wörterbuch. Traurig ist, womit sich die Schüler zufriedengeben. Da stoppeln sie eine Übersetzung zusammen, die zu einem völlig sinnlosen Text führt. Sie lassen sich gar mit Google-Übersetzungen abspeisen, die nur aus einer zufälligen Aneinanderreihung von Wörtern bestehen. Im Gegensatz zu vielen anderen hier hat unser FS immerhin eine eigene Übersetzung geliefert, was ihn schon aus der Masse heraushebt und aller Ehre wert ist. Aber auch er hat nicht gemerkt, daß einiges überhaupt keinen Sinn ergibt und daher höchstwahrscheinlich falsch sein muß (wenn der Autor des lateinischen Textes nicht schwachsinnig oder besoffen gewesen ist). Wieso sollten Soldaten glücklich sein, wenn Fremde ein Land besetzen? Weil sie es dann nicht selbst tun müssen, oder weswegen?
Im Lateinunterricht müßte vielleicht noch mehr Wert auf eine flüssige in gutem Deutsch verfaßte Übersetzung gelegt und ruhig mal der Umgang mit einem umfangreichen Wörterbuch geübt werden - auch schon, bevor man mit der Originallektüre beginnt. Die Nagelprobe für eine Übersetzung könnte sein, ob der Schüler in der Lage ist, den übersetzten Text in eigenen Worten zusammenzufassen. Oft fehlen aber schon die Ausdrucksmöglichkeiten in der eigenen Muttersprache, weil kaum noch gelesen wird. Wie aber soll jemand einen lateinischen Text in eine Sprache übersetzen, die er nur mangelhaft beherrscht? Latein- und Deutschunterricht sollten da Hand in Hand gehen.