Kann mir jemand lukas 6,20-26 ausführlich erklären?ich bitte euch liebe geschwister?

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Im Walvoord-Bibelkommentar steht dazu:

"Der Terminus "selig" (makarioi) kommt über dreißigmal in den Evangelien vor, davon achtundzwanzigmal bei Matthäus und Lukas. Im Griechischen beschrieb das Wort ursprünglich den glücklichen Zustand der Götter, die hoch über den irdischen Leiden und Mühen der Menschen stehen; später bezeichnete es jede Art von positiver Erfahrung des Menschen. Im Gegensatz zu den biblischen Autoren leiteten die Griechen "Glück" von irdischen Gütern und Werten ab. Die Verfasser des Alten Testaments erkannten jedoch, dass wahrhaft selig (oder glücklich) nur ist, wer auf Gott vertraut, auf ihn hofft und wartet, ihn fürchtet und liebt (5Mo 33,29; Ps 2,12b; Ps 32,1-2; 34,9; 40,5; 84,12; 112,1). Eine formale Seligpreisung war die Bestätigung eines glücklichen Lebens vor Gott und den Menschen (Ps 1,1; Spr 14,21;16,20;29,18).

Die Seligpreisungen im Neuen Testament haben emotionale Kraft. Sie stellen häufig die falsche, von irdischen Maßstäben ausgehende Bewertung einer Sache der wahren, von Gott kommenden Bewertung eines Menschen, der wahrhaft gesegnet ist, gegenüber (Mt 5,3-6.10; Lk 11,28; Joh 20,29; 1Pet 3,14;4,14). Alle weltlichen Güter und Werte sind einem höchsten Gut untertan - Gott selbst. Das bedeutet die Umkehrung aller menschlichen Werte. Die Seligpreisungen stellen das Gegenwärtige im Licht des Zukünftigen dar (vgl. Lk 23,29).

Jesus nannte vier Zustände, die für die Menschen, die ihm nachfolgten, die Seligkeit bedeuten sollten. Selig seid ihr Armen ... selig seid ihr, die ihr jetzt hungert ... selig seid ihr, die ihr jetzt weint ... selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen (Lk 6,20-22). Nach jeder Seligpreisung folgt eine Erklärung, inwiefern eine solche Person selig oder glücklich zu preisen ist. Ein Armer ist selig, weil ihm das Reich Gottes gehören wird. Matthäus bezieht sich dabei auf die "Armen im Geiste" (Mt 5,3), doch Lukas schreibt einfach: "die Armen". Die Menschen, die Jesus zuhörten, besaßen keine materiellen Güter. Lukas hat nicht umsonst bereits zweimal erwähnt, daß die, die Jesus folgten, alles verließen (Lk 5,11.28).

Ihnen - den Armen - wird das Gottesreich gehören, weil sie dem folgten, der gesagt hatte, dass er sie in das Reich eingehen lassen kann. Sie hatten alles, was sie besaßen, darauf gesetzt, dass Jesus die Wahrheit sprach, und folgten seinem neuen Weg (Lk 5,37-39). Jesu Worte bedeuteten nicht, dass jeder Arme einen Platz im Gottesreich haben wird, sondern bezogen sich ganz konkret nur auf die Jünger, die Menschen, die mit der Nachfolge ernst machten. Sie waren arm, und ihrer war das Gottesreich. Selig waren sie, weil es für sie sehr viel besser war, arm zu sein, Jesus zu folgen und einen Platz im Gottesreich zu besitzen, als reich zu sein und nicht in das Gottesreich einzugehen.

Die beiden nächsten erklärenden Sätze beziehen sich auf die Zukunft. Die Hungrigen werden satt werden, und die, die weinen, werden lachen. Die Apostel, die in der Nachfolge darben und leiden mußten, würden schließlich für ihren Glauben belohnt werden. 

Die letzte Seligpreisung betraf die Verfolgung um des Menschensohnes willen, die den Aposteln mit Sicherheit bevorstand. Sie würden gehaßt, ausgeschlossen, geschmäht und verworfen werden. Dennoch würden sie glücklich ("selig") sein, weil ihr Lohn im Himmel auf sie wartete und weil sie in die Linie der Propheten (d. h. derer, die für Gott sprachen; vgl. Lk 6,26) aufgenommen waren.

Dann stellte Jesus den Jüngern, die alles aufgegeben hatten, um ihm zu folgen, die Menschen gegenüber, die nicht bereit waren, ihm nachzufolgen und dafür auf irgend etwas zu verzichten (vgl. Lk 18,18-30). Das waren die Reichen, die, die satt sind, die Lachenden und die Beliebten. Sie begriffen den Ernst der Lage, in der sie sich befanden, nicht und lehnten es ab, dem Einen zu folgen, der sie ins Gottesreich bringen konnte. Über sie sprach Jesus die Weherufe aus, in denen er ihnen mit einer radikalen Umkehrung ihrer jetzigen vorteilhaften Lebensumstände drohte. Die Weherufe sind das genaue Gegenteil zu den Seligpreisungen und Belohnungen, die den Jüngern zuteil werden (Lk 6,20-23)."

Jesus sichert den Armen, Hungernden, Trauernden und den um seinetwillen Verfolgten zu, dass Gott sie (im Himmel) dafür belohnt. Denen, die Reich sind, die satt sind - sie haben alles schon in diesem Leben bekommen. Sie werden nicht mehr belohnt.

Es geht darum, das Jesus das diesseitige und das jenseitige Leben verknüpft. Wenn Dir in diesem Leben was fehlt, dann freue Dich, dann bekommst Du im Jenseits einen Ausgleich. Wenn Du schon hier alles hast, kannst Du "drüben" nichts mehr erwarten.

Kritiker bemängeln, dass dies eine reine Vertröstung aufs Jenseits ist, um die Masse der Minderbemittelten klein zu halten um nicht gegen die Reichen aufzubegehren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ich interpretiere diese Stelle so, dass nur jene, die Sehnsüchte in sich spüren und denen etwas fehlt Gott etwas schenken, sie trösten und beglücken kann.

Leute aber, die schon alles haben - was soll Gott ihnen noch geben?

Das Christentum wendet sich an jene, die sich nach etwas sehnen, was ihnen die Welt nicht geben kann.