Kann man die Hundeerziehung von Grundauf ohne Leckerlie aufbauen oder kommt das auf den Charakter des Hundes an?

10 Antworten

Man sollte einen Hund sowieso variabel belohnen, d.h. mal mit Leckerchen, mal nur mit einem gemeinte Lob, mal mit einem gemeinsamen Spiel usw.

 Es gibt aber Hunde, die die Mitarbeit einstellen wenn sie immer „nur“ gelobt werden weil sie ein großes Interesse an Futter haben. Du musst aber zwischen belohnen und bestechen unterscheiden. Bestechen würde bedeuten, dass du wenn du deinen Hund rufst mit einer Leckerchentüte raschelst oder klapperst und dann dein Abrufwort sagst. Dein Hund wartet irgendwann auf das rascheln/klappern und entscheidet, dass er ohne Geräusch nicht zu dir kommt. Belohnen wäre: Abrufwort, Hund läuft zu dir und kommt auch so nah, dass du ihn anleinen könntest und bekommt dann ein Leckerchen.

Zum Futterautomat wirst du nur wenn du deinem Hund ein Leckerchen zeigst, bevor du ihm ein Kommando gibst. Ich würde mir aber eine Möglichkeit einen futterorientierten Hund bedarfsgerecht zu belohnen nicht verbauen. Lerne deinen Welpen kennen. Es gibt Hunde, die gern mit ihrem Menschen zusammenarbeiten und für die die Freude ihres Menschen schon eine Belohnung ist. Die brauchen nicht immer einen Keks. Dann gibt es aber einen Hund wie meinen, der wenn es Nassfutter gibt zittert während ich die Näpfe fülle weil er so aufgeregt ist. Er legt aber überhaupt keinen Wert darauf mit mir zusammenzuarbeiten (er ist ein Dackel-Mix). 

Eine tiefe Bindung baut sich nicht über „Kommandos“ oder gar das antiquierte denken eines vermeintlichen Rudelführerdaseins auf, sondern einzig und allein über Vertrauen und die Berechenbarkeit des Halters.

Leckerchen sind die Art der Währung die man im Hundetraining am besten nutzen kann, aber was am besten wirkt, ist die Anwendung des primären Verstärkers.

Das kann ein Leckerchen sein, es kann aber auch Hundekontakt, buddeln, hetzen, spielen oder loben sein.

Ein primärer Verstärker ist ein bedürfnisbefriedigender Verstärker und wenn der Halter die Fähigkeit besitzt bei seinem Hund zu erkennen, was dieser gerade möchte, kann das wunderbar zur Erziehung genutzt werden!

Oftmals ist das eben ein Leckerchen und dieses anzuwenden, daran ist absolut nichts verwerfliches.

Ich nutze diese immer um ein Verhalten aufzubauen und zu festigen.

Beschäftigt man sich mit lerntheoretischen Vorgängen so weiss man, das man die Gabe des Leckerchens immer mehr dehnt, bis der Hund komplett ohne hört.

Bis dahin sollte das jeweilige Signal ausgebaut, gefestigt, überprüft und generalisiert worden sein, dann baut man die Gabe des Leckerchens ab.

Es ist nicht notwendig zu strafen, was nachweislich einen negativen Effekt auf die Bindung hat und sich ein Hund zudem IMMER hündisch verhält, somit natürlich und natürliches Verhalten straft man nicht und erst Recht ist es nicht notwendig taktile Strafen anzuwenden!

Leckerchen sind ein schönes Hilfsmittel, aber längst nicht alles in der Hundeerziehung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

douschka  02.12.2023, 02:13

Stimme dir voll und ganz zu. Du bist DIE Spezialisten, von der ich sehr viel gelernt habe. Bezweifle leider, dass dein fundiertes Fachwissen mit deiner Ausdrucksweise alle Leute verstehen. Sorry, man muss wahrscheinlich mehr auf Grundschulniveau runterbrechen. Du fehlst mir.

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Elocin2910  02.12.2023, 10:29
@douschka

dankeschön liebe douschka, allerdings davhte ich, das dass hier geschriebene leicht verständkich ausgedrückt ist 🤷‍♀️

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Es kommt auf den Hund drauf an. Hör bitte nicht auf diese ganzen "Rudel" Geschichten. Du und dein Hund bilden kein Rudel, nicht jeder Hund wird einfach mal so auf dich hören geschweige denn den Wille dazu haben - und damit kommen wir zum Problem.

Du kannst viele Hunde ohne Leckerlis ausbilden, es gibt Rassen welche einen stark ausgeprägten Will-to-please besitzen und für ein Lob alles tun. Es gibt aber auch Hunderassen welche nichtmal für ein 5 Sterne Menü arbeiten würden mit dir. Da muss man natürlich kreativ werden. Da reicht ein Lob nicht und mit Dummys muss man denen gar nicht erst ankommen.

Du musst deine Trainingsmethoden immer dem Hund anpassen.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Leckerlies und "Quitscheentchen" gehören zur zeitgemäßen Hundeerziehung. Sie ist der Wesenbrechung (nicht erwünschtes Verhalten) durch Strafen zum Glück gewichen.

Motivieren und Lob gehören zur Erziehung, die mit Konsequenz erfolgen sollte. Geduld, Einfühlvermögen, feste Strukturen, unabdingbare Tierliebe und natürlich Vorbildung, sind beste Voraussetzungen für eine gutes Miteinander zwischen Mensch und Tier.

Es fällt vielen Neuhundebesitzern leichter, wenn sie verstehen, dass sie ein Baby übernehmen. Ein plötzlich verwaistes Baby, was in eine Pflegefamilie kommt. Dieser Vergleich ist berechtigt! Es braucht viel Zeit zum Ankommen, sich einzugewöhnen. Fressen, trinken ist für dieses Wesen so selbstverständlich, wie den Rest einfach auszuscheiden. Babys tun das sehr lange Zeit in Windeln, was selbstverständlich ist. Schneller werden sie sauber, wenn sie im entsprechendem Alter konsequent auf den Topf gesetzt werden. Huhu. Topf ist blöd, Windel besser. Wie würde man ein Kleinkind dazu bewegen, statt in die Windel auf dem Topf zu gehen? Das ist genau der Ansatz, den man bei Welpen im Kopf haben muss.

Kleinkind wie Welpe/ Junghund muss den Vorteil für erwünschtes Verhalten erfahren. Stetige Wiederholung verstärkt.

Nicht alle Hunde sind auf Leckerlies ansprechbar. Großer Vorteil, wenn sie es sind. Warum dies nicht bis zu gewissem Grad nutzen?

Weigere mich als wandelder Leckerliegeber mit meinen Tieren zu leben. Gegenseitiges Vertrauen ist Basis der Gemeinsamkeit, die nicht auf Bestechlichkeit beruht. Wenn bestimmte neue Leistungen gefordert sind, mache ich mir auch gewisse Gaumenfreude zu Nutzen. Meine Hunde sind darüber sehr erfreut und motiviert, weil ich diese sehr sparsam einsetze.

Mein Schäfer ist überglücklich, wenn er zur Belohnung seinen Lieblingsball bekommt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – berufliche sowie private Erfahrung

wieso besteht keine tiefe Bindung, wenn man mit Leckerlis arbeitet? Liebe geht durch den Magen. Mein HUnd bekommt Leckerlis, jede Menge, aber ich behaupte, sie liebt mich .Du willst vermutlich um deiner Selbst willen geliebt werden, oder? Romantische Sehnsüchte sind das.