Kann dasselbe Bewusstsein nach dem Tod erneut gebildet werden?

5 Antworten

Aus verschiedenen Gründen wird das nicht stattfinden.

Es gibt sooo viele Teilchen (Atome) im Universum, dass eine genau gleiche Kombination schon statistisch extrem unwahrscheinlich ist. Zudem würde es der Zunahme der Entropie widersprechen, dass dies von selbst geschieht.

Das Bewusstsein ist ein Phänomen des Gehirns, welches auf neuronalen Signalen besteht. Wie es funktioniert ist bislang völlig unklar. Die Signale erfordern eine netzartige Verbindung der Neuronen, die durch Lernprozesse, Erfahrungen und Sinneseindrücke zwischen den Milliarden Neuronen selbst organisiert gebildet werden. So etwas ist individuell. Damit ist es praktisch völlig ausgeschlossen, dass dies ein zweites Mal genau so vorkommt. Zudem ist das Bewusstsein stark vom Körper geprägt und von ihm abhängig.

Vergiss es also...

Gehst du da rein mit den Methoden / Überlegungen der Physik, Biologie / Chemie / Medizin ran - dann wird das nichts. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich genau deine Atome / Moleküle durch irgendeinen Umstand wieder so verbinden würden (die Moleküle zersetzen sich ja auch, werden umgewandelt usw und mussten dann zurückverwandelt werden), dürfte praktisch so klein sein, dass sie kaum noch berechenbar ist - Nein - nicht auf diesem Weg.

Dabei ist noch gar nichts über Erlebnisse, Erfahrung, Erziehung etc. gesagt - weil auch das müsste noch dazu passen.

Guckst du aber über den Teller-Rand, dann gibt es auch jenseits dieser Wissenschaften durchaus noch andere Auffälligkeiten / Erscheinungen, die darauf hindeuten, dass an dieser Stelle noch lange nicht alles bekannt und erforscht ist.

Guck dir mal Sachen wie die Reinkarnationen, die Geschichte vom Dalai Lama, die Morphischen Felder (Dr. Sheldrake) und solche Sachen an - man sieht, dass da noch was ist - z.T. auch empirisch / statistisch belegt, aber dennoch total unbekannt. Deshalb wird das gerne - der Einfachheit halber in den Bereich der Esotherik geschoben - man kann dafür bisher einfach weder Beweise / Indizien finden. Die Erscheinungen gibt es aber.

Bedeutet natürlich (nach den derzeitigen Erkenntnissen): daraus wird nichts. Es sei denn ... - warten wir mal auf die Zukunft.

Irgendwann ist jemandem mal ein Apfel vor die Füße gefallen, er hat angefangen zu forschen und zu rechnen und hat dabei die Gravitation erfunden. "Erfunden" - wohl nicht, denn auch die Dinos sind nicht durch die Luft geschwebt.

Kann dasselbe Bewusstsein nach dem Tod erneut gebildet werden?

Ja, wenn man davon ausgeht, dass das Bewusstsein durch einen bestimmten physischen Zustand (alle Atome an einer bestimmten Position, alle elektrischen Impulse in einer bestimmten Konstellation) eindeutig charakterisiert ist.

Aber wären das Sie? Die Herkunft der Atome spielt dabei keine Rolle. Jeder Mensch nimmt ständig Atome auf und gibt welche ab. Nach einigen Monaten bestehen Sie nicht mehr aus den gleichen Atomen. Im Grunde ist Ihr "Ich" eine Illusion, welche Sie aus Ihren Erinnerungen bilden, d.h. den Verknüpfungen und elektrischen Zuständen im Gehirn.

Stellen Sie sich zwei Zwillinge vor, denen man die Erinnerungen nimmt und dann jeden getrennt in ein absolut baugleiches Zimmer setzt, d.h. jeder der Zwillinge macht die gleichen Erlebnisse und sammelt die gleichen Erinnerungen an. Jeder besäße das gleiche Bewusstsein. Die Qualia (Link - Wikipedia) wäre identisch.

Man könnte Jeden in das jeweils andere Zimmer setzen und keiner würde es merken, weil ihre Erinnerungen mit dem Zimmer des Anderen übereinstimmen würden.

Dann wäre es egal, ob Sie sagen würden

a) "Ich habe Zwilling 1 in das Zimmer von Zwilling 2 gesetzt und Zwilling 2 in das Zimmer von Zwilling 1"

oder

b) "Ich habe das Bewusstsein von Zwilling 1 mit dem von Zwilling 2 vertauscht.

Man könnte auch 50% der Atome des Einen nehmen und im Bruchteil einer Sekunde mit 50% der Atome des Anderen tauschen. Beide würden es nicht merken und sich trotzdem noch als "Ich" bezeichnen.


Caerwyn 
Beitragsersteller
 19.08.2024, 20:16

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Ist es denn dann aber nicht nach wie vor so, dass es ein leidensfähiges Ich gibt, das weiter leidet, wenn es Schmerzsignale empfängt? Der Unterschied nach der Vertauschung wäre ja nur, dass man im anderen Zimmer leidet bzw. dieselben Erinnerungen wie die des Zwillings für die gleichen eigenen hält. Mir geht es aber darum, keinen Schmerz mehr empfinden zu können.
Verzeihung, falls ich es etwas nicht kapiert haben sollte.

pchem  19.08.2024, 20:24
@Caerwyn

Es ist unerheblich, ob man Ihren Körper in ferner Zukunft wieder zusammenbaut oder ob in ferner Zukunft irgendwo ein fremdes Kind auf natürlichem Weg geboren wird. Beide Wesen wären schmerzfähig.

Caerwyn 
Beitragsersteller
 19.08.2024, 20:30
@pchem

Inwiefern ist das unerheblich? Ja, beide wären schmerzfähig, aber mir geht es darum, dass ich hoffentlich nach dem Tod nicht mehr als schmerzfähiges Wesen reinkarnieren kann.

Um nochmal auf die Zwillinge/ständigen Atomaustausch zurückzukommen: Ich verstehe Sie glaube ich richtig, dass ein leidensfähiges Ich eigentlich nur für kurze Zeit besteht u. dann durch ein anderes Ich ersetzt wird, das sich aber aufgrund der im Gehirn gespeicherten Erinnerungen f. dasselbe Ich hält.
Insofern wäre man tatsächlich früher oder später aus dem Schneider. Aber bezieht sich das dann nicht bloß auf die Lebensdauer des Körpers? Ich meine, wenn durch Atomaustausch Ich-Austausche stattfinden, dann würde ja das Ich XY reinkarnieren, wenn sich exakt wieder die Atome zusammenfügen, die es f. eine gewisse Zeit im Hirn gebildet haben. Oder nicht?

pchem  19.08.2024, 20:41
@Caerwyn
Inwiefern ist das unerheblich?

Das Einzige was Ihren zukünftigen Doppelgänger mit Ihnen verbinden würde, wäre Seine Erinnerungen an Sie. Aber die Erinnerungen sind nicht notwendig um Schmerzen empfinden zu können. Demnach könnte es Ihnen egal sein, wenn Sie reinkarniert würden, solange Sie dann nur keine Erinnerung mehr hätten? Sicher wäre es das nicht. Aber wo ist dann der Unterschied zwischen ihrem zukünftigen Doppelgänger ohne Erinnerungen und einem völlig anderen Wesen, ohne Erinnerung an Sie?

Caerwyn 
Beitragsersteller
 19.08.2024, 20:48
@pchem

Durch Atomaustausche findet ein Ich-Austausch mit Erinnerungsübernahme statt.

Das habe ich verstanden.

Aber wenn dies durch den Atomaustausch bedingt wird, bedeutet dies dann nicht, dass das bestimmte Ich XY wieder zu existieren begönne, wenn sich die es stimuliert habenden Atome erneut zusammenfügen? Das wäre ja dann wieder ich u. nicht der Doppelgänger, der aus anderen Atomen besteht u. lediglich meine Erinnerungen übernommen hat.

In der Tat ist es für das Schmerzempfinden unerheblich, ob man Erinnerungen hat oder nicht.

Ich meine, klar wäre es nicht schön zu wissen, dass man mitunter schon lange vor einem momentanen Leidempfinden gelitten hat. Aber dies zu wissen oder nicht zu wissen ändert ja nichts an der Schlimmheit des Schmerzes im Hier u. Jetzt.

pchem  19.08.2024, 20:53
@Caerwyn
Durch Atomaustausche findet ein Ich-Austausch mit Erinnerungsübernahme statt.

Das wollte ich damit nicht ausdrücken. Ich möchte damit verdeutlichen, dass das "Ich" nur eine Vorstellung ist. Es existiert in unseren Köpfen, aber besitzt keine reale Existenz.

Aber wenn dies durch den Atomaustausch bedingt wird, bedeutet dies dann nicht, dass das bestimmte Ich XY wieder zu existieren begönne, wenn sich die es stimuliert habenden Atome erneut

Das "Ich" beginnt nicht wieder zu existieren, es hat noch nie existiert.

Aber dies zu wissen oder nicht zu wissen ändert ja nichts an der Schlimmheit des Schmerzes im Hier u. Jetzt.

Schmerzen wird es aber immer geben. Und sie erfüllen ja auch einen Nutzen. Nämlich uns von Verhalten abzubringen, welches uns schadet (z.B. die Hand von der Herdplatte zu ziehen).

Caerwyn 
Beitragsersteller
 19.08.2024, 20:58
@pchem

Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen, aber für mich ist es unerheblich, ob das Bewusstsein objektiv eine Illusion ist, für mich ist schlimm bzw. erheblich, dass ich subjektiv ja durchaus Schmerzen empfinde. Bzw. klar, mich gibt es objektiv nicht, aber subjektiv gibt es mich, weil ich ja eben bspw. Schmerzen empfinde.

Sie haben natürlich recht, dass Schmerzen einen Nutzen erfüllen. Allerdings bin ich ungerne eine Marionette der Evolution. Dass ich es zu meinen Lebzeiten jetzt bin, ist halt so, nur ich fände es beruhigend zu wissen, dass sich dies nicht unendlich fortsetzt.
Mir ist auch klar, dass es immer oder zumindest noch lange weitere Menschen geben wird, die ihrerseits leiden werden. Aber auch f. die wäre es ja schön, wenn sie es irgendwann auch mal geschafft haben.

pchem  19.08.2024, 21:10
@Caerwyn

Solange es Leben gibt, gibt es auch Schmerzen. Freude und Leid sind zwei Seiten derselben Medaille. Gäbe es keine schlechten Momente, würden wir die schönen Momente des Lebens nicht als solche wahrnehmen. Glück ist kein Zustand, sondern vielmehr ein Prozess, nämlich über harte Zeiten zu triumphieren. Eine Ewigkeit ohne Schmerzen, wäre ebenso gleichbedeutend mit völliger Empfindungslosigkeit gegenüber Freude.

Caerwyn 
Beitragsersteller
 19.08.2024, 21:13
@pchem

Dem stimme ich zu.

ABER: In der Praxis ist die Mischung aus Freude u. Leid quasi nie 50-50. U. selbst wenn sie es wäre, so wäre dies nicht zufriedenstellend, in einem negativen Sinne neutral.

Wenn wir tot sind, wäre dies so wie wenn wir nie existiert hätten u. so auch keiner Freude beraubt würden, es wäre in einem positiven Sinne egal.

Dass meine Gefühle der Evolution bzw. dem Determinismus egal sind, ist mir klar.
Sorry, wenn ich mich despektierlich ausdrücke, das ist nicht gegen Sie gerichtet.

Hallo, wenn ich da mal aus hinduistischer Sicht einhaken darf.

Es ist nicht der physische Körper der reinkarniert, der zerfällt zu Staub, sondern der sogenannte Subtilkörper, welcher unter anderem deinen Geist und dein wahres Selbst beeinhaltet löst sich nach dem Tod von dem physischen Körper und geht eine neue Verbindung mit einem neuen Körper ein.

So heißt es in der Bhagavad Gita.

"Wie ein Mensch abgetragene Kleider ablegt und andere, neue ergreift, so legt der Körperhabende abgenutzte Körper ab und geht in andere neue. ­­­(2:22) (..)

Für den Geborenen gibt es einen sicheren Tod, und eine sichere Geburt gibt es für den Gestorbenen. Deshalb brauchst du bei diesem unvermeidlichen Sachverhalt nicht zu klagen. ­­­(2:27)"

also die Atome usw deines Körpers könnten sich in der Theorie wieder zusammensetzen in der gleichen konstellation. die wahrscheinlichkeit dazu wäre so gering das sie in die unendlichkeit reicht.

Allerdings wäre deswegen dein Bewusstsein nicht wieder hergetellt, denn das bildet sich ja aus den Erfahrungen die man innerhab seines Lebens sammelt und basiert ja zu Teilen auf Elektromagnetischen Impulsen. Welche wiederum mit dem Tod verschwinden


Caerwyn 
Beitragsersteller
 17.08.2024, 22:01

Danke für die Antwort.
Also die Erfahrungen wären mir egal, für mich wäre das Schlimme, dass dasselbe Bewusstsein wieder existieren würde u. somit weiter leidensfähig wäre. Auch ohne Erinnerungen wäre es ja dasselbe Ich in dieser Hinsicht.

Nun verweist du noch auf elektromagnetische Impulse. Hier wäre meine Frage, ob das denn dann nicht ebenfalls dieselben wäre, die jetzt auch mein Bewusstsein bilden. Ist es nicht so, dass dieselben Teilchen dieselben Impulse u. damit dasselbe Bewusstsein auslösen?

suumcuique5786  17.08.2024, 22:03
@Caerwyn

nein weil du ja zwangsläufig nicht exakt die gleichen erfahrungen machen könntest

Caerwyn 
Beitragsersteller
 17.08.2024, 22:09
@suumcuique5786

Kannst du mir das noch etwas weiter erklären, ich verstehe es leider noch nicht.

pchem  19.08.2024, 20:11
@Caerwyn
Also die Erfahrungen wären mir egal, für mich wäre das Schlimme, dass dasselbe Bewusstsein wieder existieren würde u. somit weiter leidensfähig wäre. Auch ohne Erinnerungen wäre es ja dasselbe Ich in dieser Hinsicht.

Das ist der Kerngedanke der buddhistischen Weltanschauung. Das "Ich" ist illusorisch und es wird immer wieder neue leidensfähige Wesen geben, in denen sich das Universum nicht gleich, aber gleichartig erlebt, so wie es das gerade in Ihrem Empfinden tut. Leid ist fest mit dem Leben verbunden und wird es immer geben. Aber es lässt sich für andere Wesen lindern, wenn man Taten vermeidet, die anderen Wesen Schmerzen zufügen.