Ist es normal, sich zB. seiner Transsexualität erst mit 35 bewusst zu werden?
Es betrifft jemand bekanntes von mir, und für mich (weiblich, nicht LGBTQ) ist das einfach schwer nachvollziehbar, da sich ja meist schon im Teenageralter die die Sexualität und -Identität manifestiert, oder nicht?
*Bitte NICHT auf mich losgehen wegen der Frage, ich würde es einfach gerne verstehen.
15 Antworten
Meine Frau und ich haben uns erst mit 38 geouted.
Klar war uns das schon lange, aber wir hatten beide Angst davor, es dem anderen zu sagen.
Mal davon abgesehen, gestehen sich viele das erst spät ein oder ihnen fehlt ein Begriff dazu oder sie denken sich, sie sind auf weiter Flur alleine damit.
Ich z.B. wusste ewig nicht, was überhaupt alles möglich ist. Man sieht halt ein paar Leute, die etwas machen haben lassen, aber nichts davon überzeugte mich. Es gibt auch meist um OPs etc., aber hätte ich früher etwas von der HRT gewusst, ich hätte bereits vor 20 Jahren damit begonnen. Leider habe ich das aufgrund von Beziehungen etc. auch lange noch verdrängt.
Es gibt auf jedenfall mehr als nur einen Menschen sich sogar erst mit 40 oder sogar 50 damit auseinandergesetzt haben. Da ist man bestimmt nicht die oder der einzige!
Was ist schon normal heutzutage?
lg.
Oft denken sich betroffene Menschen sowas wie „das passiert nur anderen“, „ich habe bis jetzt irgendwie überlebt also kann es nicht so schlimm sein“, oder verbinden diese Konzepte aufgrund diskriminierender Gesellschaftsansichten mit Sachen, die einfach nicht zusammengehören.
Also dann sowas wie „ich kann nicht trans sein, denn ich steh ja auf Frauen“ (oder umgekehrt), oder die Vermischung von trans und Drag, wo man dann denkt, dass wenn man trans ist, sich besonders extrem, auffällig, übertrieben behalten muss, und es daher ja nicht auf einen zutrifft.
Und vielleicht weiß es diese Person auch schon lange, hat es aber jetzt erst gesagt, weil die Angst hatte, dass ihre Ehe daran scheitert, sie ihren Job verliert, gemobbt wird, Gewalt erfährt, etc. Vielleicht war jetzt erst der Mut da.
Das Problem ist halt auch: wann ist man selber mental in der Lage dies zu verstehen, zu begreifen und auch zu akzeptieren.
So viel spielt damit rein. Angefangen dabei wie man aufgewachsen ist, wie die Familie ist, wie das soziale Umfeld ist usw.
Es ist leider nicht immer alles so einfach, auch wenn das schön wäre.
Ich glaube mit 35, 40, haben Leute häufig so ne Art Lebenskrise. Frauen die Kinderlos sind, und sich nie sicher waren ob sie Kinde wollen oder nicht, immer so gezögert haben, dann plötzlich denken es ist zu spät.. Habe ich als Frau versagt, bin ich vielleicht anders als Frauen, bin Ich überhaupt eine richtige Frau? Männer haben das gleiche Problem. Ich denke also es ist mehr eine Lebenskrise die manche haben, und wollen sich das nicht eingesehen - da ist es eben bequemer zu sage man sei trans. Trans sein bedeutet nicht Hormone schlucken und sich operieren lassen. Trans sein bedeutet, laut vieler Transmenschen, sich einfach als Trans zu bezeichnen. Du musst nichts operieren oder Hormone nehmen. Du sagst als Mann, der sich vielleicht nicht eingestehen kann als Mann versagt zu haben, Ich bin trans, ich bin gar kein Mann, ich bin eine Frau..
Ehrlich gesagt sehe ich das auch so. Außerdem glaube ich, dass VIELE (nicht alle) Männer und Frauen sich als Trans outen, obwohl sie eigentlich ganz andere, unbehandelte psychische Probleme haben. Diese Probleme scheinen oft so tief im Unterbewusstsein zu sitzen, dass man diese nur mithilfe eingängiger Psychotherapie verstehen und aufarbeiten kann. Man weiß ja inzwischen von einigen Fällen der Detransition aus verschiedensten Gründen. Und ich kenne eine Transperson, bei der ich persönlich mir zu 99% sicher bin, dass genau das der Fall ist und sie irgendwann wieder zum ursprünglichen Geschlecht zurückkehren wird. Ich kann mich natürlich täuschen, aber es ist einfach ein starkes Gefühl.
Mich betrifft es nicht. Danke für deine Antwort!