Ist das ein demokratischer Ansatz?
Guten Abend zusammen,
es gibt einen Ansatz der sich Systemisches Konsensieren nennt. Die Entscheidungsfindung auf dieser Basis funktioniert wie folgt: Angenommen es stehen zwei Lösungsvorschläge (A und B) zur Verfügung, dann muss jeder der Gruppenmitglieder angeben welchen Widerstand er für die beiden Lösungsvorschläge hat. Dabei kann eine Zahl von 0 bis 10 vergeben werden. 0 bedeutet kein Widerstand, während 10 maximaler Widerstand bedeutet. Für jede Lösung werden die Widerstandswerte der Gruppenmitglieder summiert. Es wird sich anschließend für den Lösungsvorschlag mit dem niedrigsten Gesamtwiderstandswert entschieden.
Ein Beispiel:
Hier ist es so das der Lösungsvorschlag A einen Gesamtwiderstandswert von 52 aufweist während er beim Lösungsvorschlag B 48 beträgt. Infolgedessen wird sich nach dem Ansatz des Systemisches Konsensieren für B entschieden. Meine Frage ist nun ob das überhaupt demokratisch ist. Weil die Mehrheit (6 Personen) ist ja für Lösung A trotzdem wird sich aber für Lösung B entschieden. Was meint ihr?
Viele Grüße
Julia
5 Antworten
Ich kenne die Methode und sie wird eher angewandt, wenn klar ist, wenn es keine Aussicht auf einen Konsens gibt. Deswegen haben die Entwickler das Kunstwort Konsent erfunden.
Letztlich ist es egal, ob ich mit einer Stimme dafür oder dagegen bin oder ob ich meinen Widerstand mit Werten angeben. Am Ende ist es eine Mehrheitsentscheidung, wo bei das SK die emotionale Ebene mit einbezieht.
Was Du nicht erwähnt hast, dass man bei der Auswahl der Optionen ein "Veto" hat und solche Optionen überhaupt gar nicht erst mit einbezogen werden.
Wenn ich absolut gegen etwas bin, so mit inneren Widerständen und so, dann muss ich 10 wählen. Ansonsten habe ich Pech gehabt. Das ist wie mit einer Enthaltung -> Quatsch.
Danke für Deine Antwort. Beim SK gibt es wie ich es verstanden habe kein Veto https://konsenslotsen.de/sechs-gruende-die-gegen-ein-veto-sprechen/). In dem Beispiel (Tablelle) wird Option B nach dem SK-Ansatz gewählt. Aber die Mehrheit (60%) ist ja für Option A. Damit hat eine Minderheit entschieden. Das wäre doch undemokratisch? Oder habe ich etwas falsch verstanden?
Zum Nachdenken: Welche Entscheidung ist für eine Gruppe besser: Eine, bei der die meisten dafür sind oder eine, bei der die wenigsten dagegen sind?
Am besten ist die Entscheidung, die am wenigsten Konflikte in der Gruppe auslöst, also eine im Konsens. Niemand ist dagegen. Das ist aber der Idealfall. Dem Konsens nahe kommt eine Entscheidung, der am wenigsten Widerstand entgegengebracht wird. Die birgt das geringere Konfliktpotenzial. Zusätzlich kann man in einer zweiten Runde fragen, ob durch weitere Vorschläge der Restwiderstand noch weiter verringert werden kann. Bei Mehrheitsentscheidungen geht das nicht. Deshalb gibt es nach solchen oft Konflikte. Die kann man durch systemisches Konsensieren vermeiden.
Wolfgang
Die ersten 6 Personen haben ihren Widerstand für B als hoch angegeben, aber nicht als maximal, weil sie vielleicht ehrlich waren. Wenn man sie allerdings fragen würde ob sie A oder B wollen, dann würden diese A wollen. Das heißt 60% sind für A, trotzdem wird sich aber für B entschieden. Das heißt mit der Entscheidung B zu nehmen würden sich die ersten 6 Personen innerlich Unwohl fühlen. Das ist doch ein großes Problem oder nicht? Also es könnte sich negativ auf die Gruppenarbeit auswirken, wenn die Mehrheit eigentlich dagegen ist?
Natürlich ist das demokratisch. Die Personen hätren ja auch mit 0 bzw. 10 ihrer Meinung mehr Gewicht geben können.
Die ersten 6 Personen haben ihren Widerstand für B als hoch angegeben, aber nicht als maximal, weil sie vielleicht ehrlich waren. Wenn man sie allerdings fragen würde ob sie A oder B wollen, dann würden diese A wollen. Das heißt 60% sind für A, trotzdem wird sich aber für B entschieden. Das heißt mit der Entscheidung B zu nehmen würden sich die ersten 6 Personen innerlich Unwohl fühlen. Das ist doch ein großes Problem oder nicht? Also es könnte sich negativ auf die Gruppenarbeit auswirken, wenn die Mehrheit eigentlich dagegen ist?
Klingt logisch und gut!
Das hört sich praktikabel an.
Die ersten 6 Personen haben ihren Widerstand für B als hoch angegeben, aber nicht als maximal, weil sie vielleicht ehrlich waren. Wenn man sie allerdings fragen würde ob sie A oder B wollen, dann würden diese A wollen. Das heißt 60% sind für A, trotzdem wird sich aber für B entschieden. Das heißt mit der Entscheidung B zu nehmen würden sich die ersten 6 Personen innerlich Unwohl fühlen. Das ist doch ein großes Problem oder nicht? Also es könnte sich negativ auf die Gruppenarbeit auswirken, wenn die Mehrheit eigentlich dagegen ist?