Ist Arbeitssucht/ Workaholism eine der wenigen, als positiv akzeptierten Krankheiten/ Verhalten, in der heutigen Leistungsgesellschaft (Kapitalismus)?

7 Antworten

Schon.

Beispiel aus meiner Firma:

als ich einstieg> Kollege mit Schlaganfall, geht mit Stock, sonst fit.

9 Jahre später sitzt er im E-Rolli, 3 Herzinfarkte, 2 Schlaganfälle.. sollte frühverrentet sein, will aber nicht .

Kommentar Kollegen: ja wenns ihm halt Spass macht

(ich denke, er wird wohl nen goldenen Orden kriegen und Blaskapelle bei Beerdigung. Ich meins nicht böse, aber so weit sollte man es echt nicht kommen lassen)


Sternenmami  17.08.2019, 12:21

Das würde ich aber ehrlich gesagt nicht als arbeitssüchtig betiteln. Der gute Herr hat einfach Angst davor, nicht mehr von anderen gebraucht zu werden und zu Hause langsam vor sich hin zu vegetieren.

Bei einem Arzt in unserem Nachbarsort war es so, dass er absolut nicht in den Ruhestand gehen wollte. An seinem Privat-PKW war ein großes Schild mit den Worten "Notarzt" angebracht (was mit Sicherheit nicht erlaubt war) und Tag für Tag fuhr er im Eiltempo durch die Straßen, weil er ja angeblich einen Notfall hätte. Zum Ende letzten Jahres hat er dann endlich seine Praxis geschlossen (da gingen die Leute eh nur noch hin, um sich Überweisungen zu holen) und Ende Januar diesen Jahres ist er im Alter von 85 Jahren verstorben. Seine Arbeit war sein Leben und das wird bei Deinem Kollegen nicht anders sein.

Man sollte immer erst mal hinterfragen, wieso ein Mensch so handelt. Ich glaube (ohne ihn zu kennen und zu wissen, ob das überhaupt stimmt), dass Dein Kollege sehr alleine ist und nur deshalb weiter arbeitet.

Ich bin selber seit vielen Jahren sehr krank. Ich kenne dieses Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden und das ist alles andere als schön.

Vielleicht denkst Du mal darüber nach ... würde mich freuen. Und wenn nicht ... dann ist das auch so. Man sollte die Menschen nie zu ihrem Glück zwingen :D

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Violetta1  17.08.2019, 12:10

NB: und weder wird er von Firma gezwungen, noch hat er es finanziell nötig. Er braucht, wie er sagt, nur den Stress (pro Woche 5-6 Einsatzorte bundesweit) und meint, es geht nicht ohne ihn.

Ist aber mittlerweile megagefrustet, weils ein echtes Problem überall gibt: Baustellen sind nicht barrierefrei

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Wieso sollte sie positiv akzeptiert sein? Arbeitssucht als solche wird wohl lediglich relativ selten diagnostiziert bzw. Wollen die betroffenen sich meist auch nicht helfen lassen, und man behandelt eher die folgeerscheinungen, als die Störung an sich.

Akzeptiert, ist diese Störung sicher nicht, sie wird einfach nur selten wirklich bemerkt oder ernst genommen.

Daran ist übrigens m. M. N. Nicht der Kapitalismus allein Schuldner, sondern auch das grundlegende kulturelle Verständnis von fleiss und pflichtgefühl, anerzogene Faktoren und das eigene Selbstwertgefühl und karriere/macht - Bedürfnis.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Für mich gibt es keine positiven Krankheiten.

Arbeitssucht ist sogar eine Krankheit (steht aber nicht als "Krankheit" an sich in der Liste), welche einen sehr negativen Einfluss auf andere Menschen haben kann ... als allererstes nenne ich mal die Familienmitglieder dieses arbeitssüchtigen Menschen. Klar profitieren diese vom Geld, aber mir wäre Zeit mit der Familie z.B. wichtiger.

Mein Mann ist auch leicht arbeitssüchtig, was ich alles andere als gut finde ... und mehrere andere Menschen in unserem Umfeld finden das auch nicht so pralle.

Klar, für den Arbeitgeber ist es angenehm, wenn der Arbeitnehmer wie blöd arbeitet (aber auch nur bis zu einem gewissen Grade).

Am hilfreichsten für alle Beteiligten ist es, wenn man in der vorgegebenen Arbeitszeit sein bestes gibt und effektiv arbeitet. Dann braucht es auch keine Überstunden.

Alles Gute

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – 5 med. Ausbildungen und 4 Semester Medizin, eig. Erfahrung

Arbeitssucht ist keine anerkannte Krankheit, sondern lediglich ein Verhalten. In der Regel gibt es dafür ja Gründe, seien es besonderer Ehrgeiz oder eine andere Persönlichkeitsstörung, die sich in Arbeitssucht manifestiert.

Ich glaube nicht, dass das mehrheitlich bewundert wird, weil es soziale Spannungen im Betrieb hervorruft.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Coach, Lehrer, Sozialarbeiter

Die Frage ist in sich falsch.

Es wird von der Masse der Deutschen NICHT als '"positiv" akzeptiert, wenn sich jemand aufarbeitet.

Nicht einmal von seriösen Arbeitgebern. Arbeitgeber würden zur Verantwortung gezogen, wenn Mitarbeiter z.B. 14 Stunden täglich schuften. Über 10 Arbeitsstunden täglich werden von vielen Unternehmen gar nicht angerechnet (Arbeitszeitgesetz).

Seriöse Arbeitgeber wissen auch, daß Mitarbeiter, die zuviel arbeiten, immer mehr (teure) Fehler machen. Und daß wirklich hochwertige Geistesleistungen nur von ausgeruhten Köpfen kommen.

Im Übrigen kommt heute "Workaholismus" nicht oft von "Persönlichkeitsstörung".

Immer öfter kommt es aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren oder vor allem, mit seinem Unternehmen (Selbständige) zu scheitern.