Ist Abwanderung von Industrie schlimm?

12 Antworten

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Mal abgesehen davon, dass sich die ständig mit lautem Wehklagen bejammerte "Abwanderung" in äuserst übersichtlichen Grenzen hält, hat Deutschland unter den größten Volkswirtschaften heute noch einen relativ hohen Industrialisierungsgrad. Die USA und Großbritannien (man denke an Maggie Thatcher) sind auf dem Weg zur Dienstleistungsgesellschaft schon wesentlich weiter.

Man sieht auch, dass sich das Beschäftigungsniveau auf einem Rekordniveau befindet.

Das lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass es auf ein paar Arbeitsplätze in der Industrie nicht wirklich ankommt. Eine nationale Waschmaschinenproduktion ist strategisch von untergeordneter Bedeutung.

Es ist gut Dekaden her, daß der sekundäre Sektor (der auch die Industrie umfasst) die meisten Beschäftigten aufwies, beim Anteil am BIP auch - so oder so, die Transformation findet seit längerem statt.

Ist in Hinblick auf Automatisierung und Mechanisierung auch nicht wirklich verwunderlich.

Und ja, natürlich ist eine strategische Transformation sinnvoll, nur ganz ohne primären und sekundären Sektor wird es definitiv nicht funktionieren.

Wäre es nicht sogar sinnvoll, die Industrie an die Bedürfnisse unseres Staates inmitten Europas anzupassen, so lange die strategischen Ziele erreicht werden?

Hat man in der DDR erfolgreich umgesetzt - zumindest aus Sicht des Politbüros.


Kleidchen2 
Beitragsersteller
 30.05.2024, 16:39

Man kann natürlich auch die Deindustrialisierung durch die Nazis oder der Monarchisten vorher hevorholen.

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Schwuttcke  30.05.2024, 21:14
@Kleidchen2

Du wirst vermutlich wie Margot Honecker enden ... Bis zum letzten Atemzug von ihrer Religion überzeugt.

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was stört daran, dass sich die Gewerbestruktur in Deutschland ändert?

Meiner Ansicht nach gar nichts.

Leben ist Veränderung.
Nicht mal Kontinente halten still.

Menschen aber haben oftmals Angst vor Veränderung.
In Wirklichkeit aber ändert sich ständig alles.

Wäre es nicht sogar sinnvoll, die Industrie an die Bedürfnisse unseres Staates inmitten Europas anzupassen, so lange die strategischen Ziele erreicht werden?

Sehe ich als optimal, mit Offenheit und Mut immer wieder alles zu ändern, anzupassen, neu zu denken, neu zu machen, um immer wieder beweglich auf nötige Veränderungen zu reagieren.

Wir befinden uns in einem Umbruch. Das geht ja schon lange so. Jetzt erst fällt es uns stärker auf, zeigen sich Auswirkungen deutlicher.
Ob die Digitalisierung Fortschritt oder anderes ist, ist ein anderes Thema, aber es ändert so einiges.

Die deutsche Wirtschaft schrumpft und mit ihr der Wohlstand. Verluste drohen.
Das macht sicherlich vielen Angst.
Angst aber ist kein guter Ratgeber bzw. keine angemessene Reaktion, immerhin schützt sie uns auch vor nichts.

Deutsche Wirtschaftsschwäche wirkt sich auf ganz Europa aus. Da ist natürlich ganz Europa in Aufruhr und Angst. Europa will stark, nicht schwach sein. Vor allem im Angesicht aller Krisen.

Günstige Energie aus Russland, Sicherheit aus den USA, Wachstum durch China .... das alles wackelt und droht wegzubrechen. Das ist schon was. Dennoch fände ich es stark und gut, würden wir weiterhin zu unseren Werten stehen. Und all der Wohlstand und Überfluss führte bei vielen Menschen schon auch zu Überdruss, das sollte mal keiner übersehen, wie ich finde. Ein Umbruch könnte auch uns selbst neu ankurbeln und neuen Ideen nachgehen. Viele von uns sind übersättig, müde und träge. Auch überdrüssig, weil Überfluss nicht wirklich wahre Bedürfnisse erfüllt.

Ehrlich gesagt sehe ich Wohlstandverlust nicht einzig negativ.

Ständig sind Herausforderungen für uns alle zu meistern.

Bereits ca. 2010 löste China Deutschland als Exportweltmeister ab.

Das Ende der Globalisierung zeigt sich wohl und bringt natürlich Veränderung mit sich und fordert uns natürlich auf, darauf zu reagieren. Bisher konnten wir (darauf) aufbauen und ein mehr generieren, jetzt gehts wohl in die andere Richtung und wir müssen mit guten Ideen darauf reagieren.

Ist Abwanderung von Industrie schlimm?

Nein.
Lediglich eine logische Folge.

Wir sollten mutig damit umgehen und uns unseren Ängsten vor Wohlstandsverlust mutig stellen und kein Drama draus machen.

Wir sollten gucken, was wir aktuell brauchen (Chips). Also ich muss schon sagen .... fällt mir grad so ein, ne, die essbaren Kartoffel-Chips sind eines der meist verkauften Lebensmittel weltweit, und die Technik-Chips schafften es auch bis ganz noch oben. Chips, überall nur Chips .... Splitter, überall nur Splitter und Schnipsel ....

In der Chip Sache reagierte die USA schnell und stärkte den heimischen Markt, was sicherlich gut für die USA war.

Die Corona-Pandemie und die Energiekrise wegen des Kriegs in Europa haben gezeigt, dass die Dienstleistungsgesellschaft sehr anfällig ist auf kleine Störungen im globalen Warenfluss. Plötzlich fehlten Produktionskapazitäten für Alkohol zur Desinfektion, wichtige Rohstoffe für die Pharmaindustrie oder Maschinen für die Produktion von Masken...
Und ja, es ist schlimm, weil mit der Industrie, die abwandert, auch das KnowHow verloren geht, und kein Nachwuchs mehr auf lebenswichtigen Berufen ausgebildet wird.
Bei globalen Krisen schaut jede Nation zuerst für sich. Wenn wir uns bei allem total abhängig machen von andern, kommt es irgendwann gar nicht gut heraus.


Kleidchen2 
Beitragsersteller
 31.05.2024, 01:40

Die Frage ist ja nicht, nichts zu tun sondern etwas anderes. Es muss ja keine Schwerindustrie sein sondern lieber Neues.

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atoemlein  31.05.2024, 10:11
@Kleidchen2

Ich glaube, wir tun Neues, vielleicht noch zu wenig. Europa braucht sicher unbedingt auch eigene Halbleiter-Produktion. Aber sicher nicht "keine" Schwerindustrie, sondern eben alles, was es braucht. Diversifiziert, eigenständig, resilient.

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