Ihr sollt dem Bösen keinen Widerstand leisten?

13 Antworten

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Wir dürfen schon Verhalten beurteilen, sollen aber andere Menschen nicht verurteilen. Beides ist ein großer Unterschied.

Die Aussage mit dem Hinhalten der anderen Backe wird häufig falsch verstanden oder noch falscher ausgelegt.

Deshalb meine Behauptung: Diese Aussage von Jesus ist genial und wird in taktischen Selbstverteidigungsseminaren als beste Taktik überhaupt gelehrt!

Das hört sich erst einmal komisch an, aber die genannte Stelle wird häufig falsch verstanden und noch falscher ausgelegt.

Denn: Sollten Christen sich überall verprügeln lassen, ohne sich zu wehren? Sollten sie zuschauen, wenn andere Christen verprügelt werden und sich darüber freuen, dass diese die andere Backe hinhalten können? Das ergäbe doch irgendwie nur wenig Sinn und würde die gesellschaftliche Ordnung gefährden.

Zu der Bibelstelle mit dem "Hinhalten der anderen Backe" ist zu sagen, dass es dabei nicht um Selbstverteidigung oder körperliche Angriffe, sondern um Rache und Beleidigungen geht.

Im griechischen Urtext steht das Wort "rhapizo", das einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht bedeutet. Dies war eine Geste, die z.B. ein Herr gegenüber seinem Knecht tun durfte. Bei Gleichgestellten galt sie als schwere Beleidigung, die nach rabbinischem Recht doppelt bestraft wurde. Deshalb soll man sich durchaus beleidigen lassen, ohne sich zu wehren. Und man soll sich nicht rächen, was wohl die Kernaussage dieser Bibelstelle ist.

Deshalb ist der Vorschlag, auf Beleidigungen nicht zu reagieren und auf Rache zu verzichten, die beste Taktik, um Streit zu deeskalieren und schlimmere Auseinandersetzungen, die über verbale Angriffe hinausgehen, zu vermeiden.

In taktischen Selbstverteidigungsseminaren, in denen es um Notwehr und Nothilfe geht, wird diese Strategie durchaus als wichtige Möglichkeit der Deeskalation und Prävention gelehrt.

An diesem Beispiel sieht man wieder, wie lebensnah und -praktisch Jesus die Menschen belehrte.


chrisbyrd  13.07.2024, 10:09

Ich zitiere mal noch ein paar interessante Aussagen des bekannten reformierten Pfarrer Dr. Peter Vogelsanger, der zum Thema "Christentum und Selbstverteidigung/ Notwehr" interviewt wurde:

"In Römer 13, also im Römerbrief des Paulus, finden sich die ganzen Ausführungen über die Schwertgewalt des Staates. Da wird gesagt: Der Staat ist die Ordinatio Dei - die Ordnung Gottes -, die eingesetzt ist auf dieser Welt zur Eindämmung des jederzeit lauernden und Macht an sich reißenden Bösen: "Sie trägt das Schwert nicht umsonst," (die Obrigkeit) "... sondern zur Bestrafung der Bösen und zur Belohnung der Guten." Das heißt, es ist die primäre Aufgabe des Staates, dem Bösen in dieser Welt Widerstand zu leisten, und Paulus sagt in diesem Zusammenhang: Es ist Pflicht des Christen, den Staat in dieser Funktion zu unterstützen...

..."Du sollst nicht töten" im Alten Testament heißt ganz eindeutig: "Du sollst nicht MORDEN". Also nicht einfach ein absolutes Tötungsverbot, so daß man keine Fliege und kein Kaninchen töten dürfte. Es ist damit auch kein absolutes Tötungsverbot in Bezug auf das menschliche Leben gemeint. Das kennt nämlich das Alte Testament nicht. Das Alte Testament kennt ja auch die Todesstrafe, und so weiter, und damit ist sicher auch die Notwehr inbegriffen. Wenn aus diesem alttestamentlichen Gebot eine Verneinung der Notwehr abgeleitet würde, wäre das nicht textgernäß...

... "Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen", und dem Zitat wegen der Ohrfeige (Bergpredigt). Ich glaube aber, daß Jesus dort gar keinen Angriff auf das Leben im Auge hat. Er hat die Feindesliebe im Auge. Das heißt, meine Liebe soll so stark sein, daß sie auch den Feind einschließt und durch das Gute zu überwinden und zu gewinnen versucht, statt durch Gewalt. Damit ist aber nicht so sehr der Feind gemeint, der mein Leben bedroht, als einfach der Feind, der mich beleidigt. Das geht ja aus der Stelle mit der Ohrfeige hervor: Es ist der Beleidiger, dem ich nicht mit der selben Waffe heimzahlen soll.Es geht um den Beleidiger. Den soll ich entwaffnen durch die stärkere Kraft meiner Liebesfähigkeit. Daß die Vertreter der Gewaltlosigkeit sich auf diese Stelle in der Bergpredigt berufen, halte ich zwar nicht für einen Irrtum, aber für eine viel zu weitgehende Folgerung aus dem, was Jesus dort meint: den persönlichen Feind, der mir Schaden zufügen will und der mich haßt. Deshalb ist diese Aufforderung nicht übertragbar auf das Problem der Notwehr...

...Liebe heiß im eigentlichen Sinne des Neuen Testaments, unter Absehung von allen sentimentalen Mißverständnissen: Schutz und Bewahrung allen Lebens, soweit dies in meinem Verantwortungsbereich liegt. Man könnte als Christ vielleicht sagen: Ich will lieber leiden, will lieber den Angriff erdulden, als daß ich Gewalt ausübe, als daß ich den Gegner vernichte, Ich könnte die Bergpredigt so auffassen. Also: Ich dulde den Angriff und nehme halt unter Umständen das Martyrium oder den Tod auf mich und habe mir damit reine Hände bewahrt...

... Ich verteidige ja nicht nur mein eigenes Leben, sondern auch das Leben meiner Nächsten. Man kann noch weitergehen und sagen: Indem ich mich wehre gegenüber dem eindeutig bösartigen Angreifer, tue ich zweierlei: Erstens verteidige ich mein eigenes Leben deshalb, weil dieses Leben ja nicht nur mir gehört, so daß ich es wegwerfen könnte, wenn ich angegriffen werde. Zum Beispiel als Pfarrer gehöre ich ja nicht nur mir selber, ich gehöre auch der Gemeinde, die mir zur Seelsorge anvertraut ist. Als Arzt gehöre ich meinen Patienten, als Lehrer meinen Schülern; ich bin nicht nur Individualperson, sondern ich bin immer irgendwie Mensch in der Gemeinschaft, und indem ich mein eigenes Leben verteidige, bewahre ich auch ein Leben vor der Vernichtung, das einen Schutz und einen Wert für andere darstellt...

...Das Zweite ist ein Gedanke, den Luther stark betont hat. Luther hat sich meines Wissens mit dem Problem der Notwehr mehrfach auseinandergesetzt. Und er hat gesagt, natürlich, in einer extremen Haltung kann man sich sagen: Ich will lieber Unrecht leiden und dabei untergehen, als anderen Gewalt zuzufügen. Aber das ist völlig falsch gedacht. Ich handle in dem Moment, da ich mich gegen den bösartigen Angreifer wehre, als Vertreter der Staatsgewalt, die ja in dem Moment nicht da ist, indem ich dem räuberischen Chaos entgegentrete. Es ist die Aufgabe der Staatsgewalt, das räuberische Chaos zu verhindern, sonst wird ja das ganze Leben zur Beute des Starken, und der Schwache geht dabei unter. Indem ich dem Anspruch des Gewalttätigen, des skrupellosen Kriminellen, entgegentrete, verteidige ich eine ganz bestimmte göttliche Ordnung dieses Lebens. Ich bin der Repräsentant dieser göttlichen Ordnung...

...Wenn ich nun die Konsequenz aus alledem ziehe, muß ich sagen: Jawohl, Notwehr ist dem Christen nicht nur erlaubt, auf Grund einer Lex naturae, sondern die Notwehr ist dem Christen sogar geboten, weil er bei Verzicht darauf die ganze Ordnung des menschlichen Zusammenlebens in Frage stellt..."

Ayman720 
Beitragsersteller
 13.07.2024, 10:39
@chrisbyrd
glaube aber, daß Jesus dort gar keinen Angriff auf das Leben im Auge hat. 

Aber ich!

chrisbyrd  17.07.2024, 13:06
@Altersweise

Vielen Dank.

Wer sich für das Thema wirklich interessiert, der wird es schon lesen.

Als ich mich ausführlich mit dieser Frage beschäftigt habe, habe ich viele Artikel zur diesem Thema gelesen, um es für mich umfassend und biblisch beantworten zu können.

Für mich war es sehr wichtig, diese Frage biblisch und lebenspraktisch beantworten zu können.

chrisbyrd  15.08.2024, 09:55

Vielen Dank für den "Stern", ganz liebe Grüße und Gottes Segen!

Ayman720 
Beitragsersteller
 13.07.2024, 10:30
sondern um Rache und Beleidigungen geht.

Das steht nicht da. Das liest du nur hinein.

zDavidCTz  14.07.2024, 01:56
@Ayman720

Nein eben nicht, es gibt auch Deutungen die richtig sind und nicht verschiedene Bedeutungen haben.

chrisbyrd  17.07.2024, 13:07
@Ayman720

Dann beschäftige dich mit der Bedeutung des Worts "rhapizo", das Jesus verwendet. Es geht dabei eben nicht um einen körperlichen Angriff, sondern um eine sehr starke Beleidigung.

Die Worte Jesu ergeben für mich ganz viel Sinn!

Die Bibel muss im gesamtkontext betrachtet und ausgelegt werden:

Matthäus7,1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!

Das richten steht nur Gott zu!

➡️Es steht ja aber auch geschrieben :

  • Du sollst die Geister unterscheiden.und nicht jedem Geist folgen.
Ihr Lieben, schenkt nicht jedem Geist Glauben, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind. Denn viele falsche Propheten sind hinausgegangen in die 1. Johannes 4 

FAZIT:

  • Du musst also schon das falsche benennen, und unterscheiden...aber eben nicht das abschliessende Urteil über den anderen sprechen.
  • Das sind also zwei ganz unterschiedliche Dinge.
Matthäus5,39 Ich dagegen sage euch: Ihr sollt dem Bösen keinen Widerstand leisten; sondern wer dich auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin

➡️Das heisst nicht dass du keine Notwehr leisten darfst .

➡️Du selbst kannst für dich selbst im idealfall und auf Wunsch dich einem absoluten Pazifismus verpflichten.

Aber nicht wenn du verantwortung für Schwache,Alte Frauen kranke und Kinder hast .

➡️Weil das wäre dann ja wieder unterlassene Hilfeleistung .und damit gegen das Liebesgebot .

Notwehr ist erlaubt aber nur gerade das allernötigste .

Lg ⚘

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Katechistin Theologische H.Schule

Aus deinen Antwort-Kommentaren sehe ich, dass die Antworten nicht das bringen, was du hören willst.

Die Sache, dass hier von einer Beleidigung die Rede ist (als Handlung, aber nicht als Bedeutung vergleichbar mit einem Fehdehandschuh) und die Erklärung mit "rhapizo" aus dem griechischen Text, der der deutschen Übersetzung voranging, ist auch mein Informationsstand.

Wenn du sagst: "Das steht da nicht", muss ich dir sagen, dass da auch nichts von Messerstichen und Vergewaltigungen und andere, Körperverletzungen erzeugende oder sogar tötende Handlungen steht.

Ich glaube selbst auch, dass es hier um die von Jesus vorgeschlagene Reaktion auf Beleidigungen geht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – seit 45+ Jahren gläubig

Ayman720 
Beitragsersteller
 01.08.2024, 19:30

Was ich jetzt festgestellt habe, das ist, dass rapizo ein Schlagen mit einem Stecken, Stab, Rute, Szepter meint oder mit dem Handballen. Das ist schon nicht mehr ein Rempeln.

Jesus meint also nicht einen ganz kleinen Angriff, sondern Schläge erhalten auf die Wange. DA darf man sich also lt. Jesus nicht wehren, ja? Ich lese jetzt mal nicht-tödliche Schläge da rein.

Wenns dann ein Nagel ist, statt einem Stab, darf ich mich wehren. Weil: Ist nicht tödlich.

Das ist doch alles Quatsch.

PMeindl  01.08.2024, 19:33
@Ayman720

Ich habe doch auch Körperverletzungen ausgeschlossen.

Ayman720 
Beitragsersteller
 01.08.2024, 19:40
@PMeindl

aber Jesus nicht:

Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.

Tut mir leid. das wird nichts. Aber das mit rapizo war hilfreich.

PMeindl  01.08.2024, 19:44
@Ayman720

Deine Aussage ist also: Was die Bibel in diesem Fall sagt, ist Quatsch, und ich werde mich nicht daran halten. Richtig?

PMeindl  01.08.2024, 19:46
@Ayman720

Deine Aussage ist also: Diese Stelle in der Bibel ist Quatsch, und ich werde mich nicht daran halten, richtig?----Sorry, doppelt abgeschickt.

Ayman720 
Beitragsersteller
 01.08.2024, 19:54
@PMeindl

Wenn ich dann die andere Wange (die linke!) hinhalte:

Aber was ist dadurch gewonnen?

Dann klatscht er mir halt mit der rechten Hand (Handballen) eine auf meine linke Wange. Das steht übrigens auch da, Handballen, rapizo.

Was hat das zur Folge? Der Angreifer bekommt Wut und ist noch mehr gereizt. Er holt seine Waffe und verletzt mich nun wirklich schwer.

Mann, ist das ein Quatsch ...

PMeindl  01.08.2024, 20:33
@Ayman720

Ich frag mal anders: Wie sollte man im Sinne der Bibel reagieren, wenn man verbal beleidigt wird? zB "Deine Mutter ist eine..."?

Und wie würdest du reagieren?

Viele verstehen die Bibelstelle nicht richtig.

Jesus selber hat nicht alles passiv über sich ergehen lassen. Seine "Waffen" waren aber nicht die Fäuste. Es waren die Worte.

Wie leistet ein Christ am besten Widerstand? Durch sein Leben. So wie wir es in Galater 5 sehen.

Dagegen bringt der Geist Gottes in unserem Leben nur Gutes hervor: Liebe, Freude und Frieden; Geduld, Freundlichkeit und Güte; Treue, 23 Nachsicht und Selbstbeherrschung. Ist das bei euch so? Dann kann kein Gesetz mehr etwas von euch fordern!

Notwehr ist wäre gegebenenfalls nicht falsch - siehe Beispiel, die Du gebracht hast. Vorbeugen kann man mit dem Gebet.

Ihr sollt dem Bösen keinen Widerstand leisten?
Man darf nicht richten.
Matthäus7,1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
Nicht einmal das Böse.
Matthäus5,39 Ich dagegen sage euch: Ihr sollt dem Bösen keinen Widerstand leisten; sondern wer dich auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin
Wie soll das gehen, wenn einer meine Familie und mich angreift mit einem Messer? Soll ich mich dann erst links erstechen lassen und dann rechts? Und vielleicht meine Kinder eines nach dem anderen sich zum Erstechen anstellen lassen? Und bei der Vergewaltigung meiner Frau schaue ich tatenlos zu?

Das Gesagte galt doch den damaligen Menschen, damit sie verstehen lernen, dass man Böses nicht mit Bösem zu vergelten hat, sondern stets nur mit Gutem, so wie das Gute ja nur mit Gutem vergolten werden soll.

Heutzutage kann dieses Gebot getrost ignoriert werden, weil man ja diese Wahrheit weiß. Auch weiß man, dass man sich in Notsituationen zu wehren hat, wenn man angegriffen wird und das mit der entsprechenden Antwort.

Was früher galt, wird doch heute sicherlich anders gehandhabt werden, oder etwa nicht?

Damit habt ihr auch eine Erklärung, ob denn Seine Schöpfung in steter Entwicklung ist oder nicht. – Übt euch doch mal in einer Beantwortung und wir werden sehen, was sich daraus entwickeln mag.

Traut euch, solange das Licht noch bei euch ist, denn es wird schon bald eine Zeit kommen, wo ihr es nicht mehr so einfach haben werdet, an die Wahrheit heranzukommen, weil dann von euch die Wahrheit verlangt wird, mit Gott zu sein oder gegen Ihn.

Habt also acht auf euch und überlegt immer, ob das, was euch begegnet, auch von Ihm ist oder nicht. Denn wenn ihr das nicht lernt, so lernt ihr auch nicht verstehen, wieso Seine Schöpfung sich in der stetigen Entwicklung befindet und aus welchem Grund sie ins Leben gerufen wurde.

Kämpft gegen das Licht der Verblendung und beginnt aufzuwachen, mit der Hilfe Gottes an eurer Seite – jeder bei sich angefangen.

Nur so werdet ihr die Früchte des Lebens ernten, die ihr dann im Jenseits gut gebrauchen könnt. Tut ihr es aber nicht, so wird euch bald der Schatten eurer selbst einholen und euer bitteres Ende zeitigen.

Wenn ihr das nicht wollt, so wollt ihr doch auch sicherlich wissen, was dagegen zu tun wäre, oder nicht? Wenn ja, dann geht in euch und wir werden sehen, was aus euch kommen wird. Dann kann es durchaus sein, dass ihr euch um eure derzeitige Situation mehr Sorgen machen solltet, als wie es in der Vergangenheit der Fall war; denn dann hat die Innere Arbeit bei euch angefangen zu arbeiten und euch aufgezeigt, ihr seid nicht allein.

Passt also auf euch auf und beginnt die Arbeit nun an euch, mit der Liebe-Hilfe-Kraft Gottes in euch.

In Liebe und Dankbarkeit. Amen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durch die umgesetzte Liebearbeit durch das Gottes Wort.