Ihr sollt dem Bösen keinen Widerstand leisten?

7 Antworten

Viele verstehen die Bibelstelle nicht richtig.

Jesus selber hat nicht alles passiv über sich ergehen lassen. Seine "Waffen" waren aber nicht die Fäuste. Es waren die Worte.

Wie leistet ein Christ am besten Widerstand? Durch sein Leben. So wie wir es in Galater 5 sehen.

Dagegen bringt der Geist Gottes in unserem Leben nur Gutes hervor: Liebe, Freude und Frieden; Geduld, Freundlichkeit und Güte; Treue, 23 Nachsicht und Selbstbeherrschung. Ist das bei euch so? Dann kann kein Gesetz mehr etwas von euch fordern!

Notwehr ist wäre gegebenenfalls nicht falsch - siehe Beispiel, die Du gebracht hast. Vorbeugen kann man mit dem Gebet.

Wir dürfen schon Verhalten beurteilen, sollen aber andere Menschen nicht verurteilen. Beides ist ein großer Unterschied.

Die Aussage mit dem Hinhalten der anderen Backe wird häufig falsch verstanden oder noch falscher ausgelegt.

Deshalb meine Behauptung: Diese Aussage von Jesus ist genial und wird in taktischen Selbstverteidigungsseminaren als beste Taktik überhaupt gelehrt!

Das hört sich erst einmal komisch an, aber die genannte Stelle wird häufig falsch verstanden und noch falscher ausgelegt.

Denn: Sollten Christen sich überall verprügeln lassen, ohne sich zu wehren? Sollten sie zuschauen, wenn andere Christen verprügelt werden und sich darüber freuen, dass diese die andere Backe hinhalten können? Das ergäbe doch irgendwie nur wenig Sinn und würde die gesellschaftliche Ordnung gefährden.

Zu der Bibelstelle mit dem "Hinhalten der anderen Backe" ist zu sagen, dass es dabei nicht um Selbstverteidigung oder körperliche Angriffe, sondern um Rache und Beleidigungen geht.

Im griechischen Urtext steht das Wort "rhapizo", das einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht bedeutet. Dies war eine Geste, die z.B. ein Herr gegenüber seinem Knecht tun durfte. Bei Gleichgestellten galt sie als schwere Beleidigung, die nach rabbinischem Recht doppelt bestraft wurde. Deshalb soll man sich durchaus beleidigen lassen, ohne sich zu wehren. Und man soll sich nicht rächen, was wohl die Kernaussage dieser Bibelstelle ist.

Deshalb ist der Vorschlag, auf Beleidigungen nicht zu reagieren und auf Rache zu verzichten, die beste Taktik, um Streit zu deeskalieren und schlimmere Auseinandersetzungen, die über verbale Angriffe hinausgehen, zu vermeiden.

In taktischen Selbstverteidigungsseminaren, in denen es um Notwehr und Nothilfe geht, wird diese Strategie durchaus als wichtige Möglichkeit der Deeskalation und Prävention gelehrt.

An diesem Beispiel sieht man wieder, wie lebensnah und -praktisch Jesus die Menschen belehrte.


chrisbyrd  13.07.2024, 10:09

Ich zitiere mal noch ein paar interessante Aussagen des bekannten reformierten Pfarrer Dr. Peter Vogelsanger, der zum Thema "Christentum und Selbstverteidigung/ Notwehr" interviewt wurde:

"In Römer 13, also im Römerbrief des Paulus, finden sich die ganzen Ausführungen über die Schwertgewalt des Staates. Da wird gesagt: Der Staat ist die Ordinatio Dei - die Ordnung Gottes -, die eingesetzt ist auf dieser Welt zur Eindämmung des jederzeit lauernden und Macht an sich reißenden Bösen: "Sie trägt das Schwert nicht umsonst," (die Obrigkeit) "... sondern zur Bestrafung der Bösen und zur Belohnung der Guten." Das heißt, es ist die primäre Aufgabe des Staates, dem Bösen in dieser Welt Widerstand zu leisten, und Paulus sagt in diesem Zusammenhang: Es ist Pflicht des Christen, den Staat in dieser Funktion zu unterstützen...

..."Du sollst nicht töten" im Alten Testament heißt ganz eindeutig: "Du sollst nicht MORDEN". Also nicht einfach ein absolutes Tötungsverbot, so daß man keine Fliege und kein Kaninchen töten dürfte. Es ist damit auch kein absolutes Tötungsverbot in Bezug auf das menschliche Leben gemeint. Das kennt nämlich das Alte Testament nicht. Das Alte Testament kennt ja auch die Todesstrafe, und so weiter, und damit ist sicher auch die Notwehr inbegriffen. Wenn aus diesem alttestamentlichen Gebot eine Verneinung der Notwehr abgeleitet würde, wäre das nicht textgernäß...

... "Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen", und dem Zitat wegen der Ohrfeige (Bergpredigt). Ich glaube aber, daß Jesus dort gar keinen Angriff auf das Leben im Auge hat. Er hat die Feindesliebe im Auge. Das heißt, meine Liebe soll so stark sein, daß sie auch den Feind einschließt und durch das Gute zu überwinden und zu gewinnen versucht, statt durch Gewalt. Damit ist aber nicht so sehr der Feind gemeint, der mein Leben bedroht, als einfach der Feind, der mich beleidigt. Das geht ja aus der Stelle mit der Ohrfeige hervor: Es ist der Beleidiger, dem ich nicht mit der selben Waffe heimzahlen soll.Es geht um den Beleidiger. Den soll ich entwaffnen durch die stärkere Kraft meiner Liebesfähigkeit. Daß die Vertreter der Gewaltlosigkeit sich auf diese Stelle in der Bergpredigt berufen, halte ich zwar nicht für einen Irrtum, aber für eine viel zu weitgehende Folgerung aus dem, was Jesus dort meint: den persönlichen Feind, der mir Schaden zufügen will und der mich haßt. Deshalb ist diese Aufforderung nicht übertragbar auf das Problem der Notwehr...

...Liebe heiß im eigentlichen Sinne des Neuen Testaments, unter Absehung von allen sentimentalen Mißverständnissen: Schutz und Bewahrung allen Lebens, soweit dies in meinem Verantwortungsbereich liegt. Man könnte als Christ vielleicht sagen: Ich will lieber leiden, will lieber den Angriff erdulden, als daß ich Gewalt ausübe, als daß ich den Gegner vernichte, Ich könnte die Bergpredigt so auffassen. Also: Ich dulde den Angriff und nehme halt unter Umständen das Martyrium oder den Tod auf mich und habe mir damit reine Hände bewahrt...

... Ich verteidige ja nicht nur mein eigenes Leben, sondern auch das Leben meiner Nächsten. Man kann noch weitergehen und sagen: Indem ich mich wehre gegenüber dem eindeutig bösartigen Angreifer, tue ich zweierlei: Erstens verteidige ich mein eigenes Leben deshalb, weil dieses Leben ja nicht nur mir gehört, so daß ich es wegwerfen könnte, wenn ich angegriffen werde. Zum Beispiel als Pfarrer gehöre ich ja nicht nur mir selber, ich gehöre auch der Gemeinde, die mir zur Seelsorge anvertraut ist. Als Arzt gehöre ich meinen Patienten, als Lehrer meinen Schülern; ich bin nicht nur Individualperson, sondern ich bin immer irgendwie Mensch in der Gemeinschaft, und indem ich mein eigenes Leben verteidige, bewahre ich auch ein Leben vor der Vernichtung, das einen Schutz und einen Wert für andere darstellt...

...Das Zweite ist ein Gedanke, den Luther stark betont hat. Luther hat sich meines Wissens mit dem Problem der Notwehr mehrfach auseinandergesetzt. Und er hat gesagt, natürlich, in einer extremen Haltung kann man sich sagen: Ich will lieber Unrecht leiden und dabei untergehen, als anderen Gewalt zuzufügen. Aber das ist völlig falsch gedacht. Ich handle in dem Moment, da ich mich gegen den bösartigen Angreifer wehre, als Vertreter der Staatsgewalt, die ja in dem Moment nicht da ist, indem ich dem räuberischen Chaos entgegentrete. Es ist die Aufgabe der Staatsgewalt, das räuberische Chaos zu verhindern, sonst wird ja das ganze Leben zur Beute des Starken, und der Schwache geht dabei unter. Indem ich dem Anspruch des Gewalttätigen, des skrupellosen Kriminellen, entgegentrete, verteidige ich eine ganz bestimmte göttliche Ordnung dieses Lebens. Ich bin der Repräsentant dieser göttlichen Ordnung...

...Wenn ich nun die Konsequenz aus alledem ziehe, muß ich sagen: Jawohl, Notwehr ist dem Christen nicht nur erlaubt, auf Grund einer Lex naturae, sondern die Notwehr ist dem Christen sogar geboten, weil er bei Verzicht darauf die ganze Ordnung des menschlichen Zusammenlebens in Frage stellt..."

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Ayman720 
Beitragsersteller
 13.07.2024, 10:39
@chrisbyrd
glaube aber, daß Jesus dort gar keinen Angriff auf das Leben im Auge hat. 

Aber ich!

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Ayman720 
Beitragsersteller
 13.07.2024, 10:30
sondern um Rache und Beleidigungen geht.

Das steht nicht da. Das liest du nur hinein.

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zDavidCTz  14.07.2024, 01:56
@Ayman720

Nein eben nicht, es gibt auch Deutungen die richtig sind und nicht verschiedene Bedeutungen haben.

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Da hast du was falsch verstanden.

Bei diesen Bibelzitaten geht es darum, nicht jedes Unrecht mit Unrecht zu vergelten. Die Spirale von Beleidigungen und Gegenbeleidigungen soll durchbrochen werden, die dazu führt, dass sich Konflikte über Generationen hinziehen, wie etwa durch die Blutrache.

Die Bergpredigt meint, dass auch der Mut aufgebracht werden muss, lang anhaltende Konflikte zu durchbrechen, den Gegner positiv zu überraschen, Feindschaften zu beenden. Es geht nicht darum, einen gegenwärtigen Angriff auf sein Leben tatenlos hinzunehmen.

Das heißt nicht, dass du dich nicht wehren darfst (gesetzlich wird dir das sogar vorgeschrieben), in dem Vers bzw. der ganzen Stelle geht es um Rache und dass man diese unterlassen soll.

Wehre dich, wenn dir jemand an den Kragen will. Aber nicht mit der Intention, dich irgendwie zu rächen.

Da brauchst du dir keine Gedanken wegen dem Vers zu machen.🙋🏻‍♀️

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Königskind ❤🔥✝️

Ayman720 
Beitragsersteller
 13.07.2024, 10:47
in dem Vers bzw. der ganzen Stelle geht es um Rache und dass man diese unterlassen soll.

Da steht nichts von Rache. Das phantasierst du doch da frei rein.

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Epilz  13.07.2024, 11:12
@Ayman720
Ihr wisst, dass den Vorfahren auch gesagt wurde: 'Auge um Auge, Zahn um Zahn!' Doch ich sage: ...

Davon ab, dass die Überschrift dieses Abschnittes Vergeltung durch Liebe lautet, so scheinst du ein völlig abstruses Bild davon zu haben, was Rache definiert. Was Rache definiert, ist, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, siehe Auge um Auge. Die Dinge danach beziehen sich darauf.

Das phantasierst du doch da frei rein.

Nein, ganz offensichtlich tue ich das nicht. Ich lese die Bibel (mit dem Heiligen Geist) und habe es nicht nötig, etwas umzuinterpretieren oder heraus zu interpretieren.

Und wenn man dann noch den Urtext vorliegen hat, erkennt man das gleich. Hinhalten/Turn übersetzt hier das Wort [strephó], was bedeutet, sich umzudrehen, umgewandelt zu werden, die Richtung zu ändern. Auch wörtlich und/oder bildlich, umzukehren und eine andere Richtung einzuschlagen.

-> In dem Kontext der Stelle mehr als nur sinnvoll.

Aber genau darum geht es: Kontext.

Einzelne Verse und Passagen herauszupicken und aus dem Zusammenhang zu reißen, wird dich nicht zur Wahrheit oder überhaupt zu einer Antwort auf deine Frage führen. Man muss sich das schon betrachten.

Ich hoffe, das war für dich jetzt ein wenig verständlicher.

...

Kleiner Nachtrag: Chrisbyrd hat das auch (wie immer) wunderbar beantwortet, die Antwort kann ich dir empfehlen, da verstehst du auch noch einmal viel👍🏼 Vorausgesetzt, du möchtest das überhaupt.

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Ayman720 
Beitragsersteller
 13.07.2024, 11:14
@Epilz

Da steht nichts von Rache. Das phantasierst du doch da frei rein.

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Epilz  13.07.2024, 11:16
@Ayman720

Wenn du dir die Dinge auch durchliest, würdest du richtig viel verstehen. Wer weiß, wo du verstandsmäßig und geistlich sein könntest, wenn du wirklich hinterfragen und suchen würdest.

Dein Wiederholen der ein und derselben Phrase ändert dann an dem, wie es ist, auch nichts🤷🏻‍♀️

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Fehlende Aussicht

Auch dies mag einem Satanisten großes Leid zufügen. Du magst niemals die Sicht verlieren auf, wer und was du bist und welche Bedrohung du allein durch deine Existenz darstellen kannst. Wir schreiben gerade jetzt, jeden Tag, Geschichte. Behalte stets das größere historische und soziale Bild im Auge. Das ist ein wichtiger Schlüssel sowohl für die Kleinere als auch für die Größere Magie. Erkennet die Muster und füget die Dinge so zusammen, wie es euch beliebet, dass die Teile zusammenpassen. Lasset euch nicht beeinflussen von Herdenzwängen – seid euch bewusst, dass ihr auf einer völlig anderen Ebene wirkt als der Rest der Welt

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung