Gibt's in Dubai die Todesstrafe für Apostaten?
Also wenn jemand seine Religion dort ändert, wird er dann getötet? Dachte Apostasie wurde nur damals durchgeführt bei Hochverrat, um die Gruppe nicht zu gefährden und zu schützen. Was hat das denn jetzt mit der Änderung der Religion zu tun, wo es im Koran doch heißt, dass es keinen Zwang im Glauben gibt? Oder verstehe ich das mit der Apostasie komplett falsch?
Nirgendwo im Koran steht was über eine angebliche Todesstrafe.
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Gewiß, diejenigen, die gläubig sind, hierauf ungläubig werden, hierauf (wieder) gläubig werden, hierauf (wieder) ungläubig werden und dann an Unglauben zunehmen – es ist nicht Allahs (Wille), ihnen zu vergeben noch sie einen (rechten) Weg zu leiten.
Wenn jemand mehrmals seinen Glauben ändern kann laut Koran, steht diese eine Stelle bei Bukhari dann nicht widersprüchlich zum Koran? Jede islamische Quelle und jeder Hadith, was widersprüchlich zum Koran steht, sollte abgelehnt werden. Bin übrigens Sunnite.
7 Antworten
Nein. Im Islam gibt es keine Selbstjustiz
Dr. Abdul Karim Zaidan sagte in Usul ad-Da'wa:
Die Strafe für Apostasie beruht auf zwei Prinzipien: Erstens, die Verletzung der Verpflichtung des Muslims zur Einhaltung der islamischen Regeln. Zweitens, die Abwehr von Schaden für die Gesellschaft.
Denn der Abtrünnige wäre uns nicht bekannt geworden, hätte er seine Apostasie nicht absichtlich verkündet, mit der Absicht, die Menschen in ihrem Glauben zu verunsichern, Unruhe unter ihnen zu stiften und die Fundamente des Staates zu erschüttern
Daher war es notwendig, eine abschreckende Strafe zu verhängen, um diesen Schaden von den Menschen und dem Staat selbst abzuwenden.
https://www.islamweb.net/ar/fatwa/199759/موقف-المسلم-إذا-علم-بردة-غيره-وهل-يرفع-أمره-للحاكم
Jemand, der seine Apostasie öffentlich macht und damit die Menschen schadet, der bekommt die Strafe
Eine authentische Überlieferung berichtet von einem Beduinen, der den Islam annahm, aber später sein Treuegelöbnis gegenüber dem Propheten widerrief, und dennoch wurde er nicht bestraft.
https://sunnah.com/bukhari/29/17-18
Überlieferungsnummer 18714: 'Abd al-Razzaq berichtete von Ma'mar, der sagte: "Einige Leute aus der Region Al-Jazira haben mir berichtet, dass eine Gruppe von Menschen den Islam angenommen hat, sich aber kurz darauf von ihm abgewandt hat.
Maymun ibn Mihran schrieb an 'Umar ibn 'Abd al-'Aziz über ihre Situation, und 'Umar antwortete: 'Nimm die Dschizya (Steuer) wieder von ihnen und lass sie (so wie sie sind).
Apostasie ist im Islam nur strafbar im Zusammenhang mit Hochverrat
Es hat kein Mensch etwas im Diesseits zu erwarten, der still für sich in seinem Kämmerchen seine Religion ablegt oder wechselt.
Jemand der es aber öffentlich macht in einem islamischen Land in Verbindung mit öffentlicher Propaganda und der den Islam schlecht macht und ihn anschließend sogar bekämpft, der muss mit Konsequenzen rechnen.
Dies geht auf die Zeit des Propheten Muhammad zurück. Damals gab es Leute, die zum Islam konvertierten, nur um den Muslimen Schaden zuzufügen. Sie traten dem Islam bei und planten, eine Zeitlang dabei zu bleiben, um ihn später zu verlassen. Dabei hatten sie die Absicht, Lügen über den Islam zu verbreiten, um zu sagen, warum sie ausgetreten seien, damit andere ein falsches Bild vom Islam bekämen und ihn nicht annehmen würden
Fath al-Qadeer
Kapitel über die Urteile der Abtrünnigen
Von Kamal Ibn al-Humam
Ebenso dient die Tötung wegen Abtrünnigkeit dazu, drohenden Schaden abzuwenden, und nicht dazu, den Unglauben selbst zu bestrafen, was nur Männer aufgrund ihrer Fähigkeit, Krieg zu führen, tun können.
Daher verbot der Prophet die Tötung von Frauen mit der Begründung, dass sie nicht am Kampf teilnehmen.
https://www.islamweb.net/ar/library/content/23/3394/%D8%A8%D8%A7%D8%A8-
Dachte Apostasie wurde nur damals durchgeführt bei Hochverrat, um die Gruppe nicht zu gefährden und zu schützen.
Wird von Apologeten oft behauptet, in Fatwas und Hadithen steht jedoch "wenn man seine Religion wechselt" und nicht "nur bei Hochverrat".
In Ägypten war es glaube ich, da sei Apostasie laut Fatwa gleichzusetzen mit Hochverrat, die haben also den Spagat versucht das beides zu verknüpfen und so beide Rechtfertigungen unter einen Hut zu bekommen.
Oder auch (das steht ebenfalls in einer Fatwa aus Ägypten) dass viele die den Islam verlassen, ihn zuvor nur angenommen hätten, um ihm durch das spätere Verlassen zu schaden. Also ein "Apostaten sind Kämpfer gegen den Islam" durch die Blume - und gegen Angreifer muss man sich ja schliesslich verteidigen.
Was hat das denn jetzt mit der Änderung der Religion zu tun, wo es im Koran doch heißt, dass es keinen Zwang im Glauben gibt?
Der Salafist Pierre Vogel erklärt es so:
"Kein Zwang im Glauben" gilt nur für den BEITRITT zum Islam, beim AUSTRITT gilt das nicht.
Nirgendwo im Koran steht was über eine angebliche Todesstrafe.
Aber in Mohammeds authentischer Sunna.
Und nach Mehrheit der Muslime gilt diese neben dem Koran als Gesetzgebung.
Also auch wenn etwas nicht im Koran steht, kann es durch die Sunna trotzdem zur Vorschrift werden.
Wenn jemand mehrmals seinen Glauben ändern kann laut Koran, steht diese eine Stelle bei Bukhari dann nicht widersprüchlich zum Koran?
Wenn es keiner mitbekommt kannst du ja X-Mal wechseln, wirst nicht getötet wenn es keiner merkt, in diesem Vers geht es schließlich darum was Allah später mit einem macht.
Jede islamische Quelle und jeder Hadith, was widersprüchlich zum Koran steht, sollte abgelehnt werden.
Bevor man aber Hadithe ablehnt, deren Überlieferungskette zuverlässig ist und auch sonst keinen Kritikpunkt bietet, versucht man sie irgendwie mit dem Koran zu vereinbaren. Und da sind Muslime im Laufe der Zeit sehr kreativ geworden.
Ich als Aussenstehender hätte aufgrund diverser Aussagen im Koran sämtliche Hadithe abgelehnt, z.B. dass er vollständig ist, nichts vergessen wurde, er allein die Rechtleitung ist, usw. Aber die meisten Muslime (nicht alle) sind da anderer Meinung, daher müssen die sich mit diesem Problem befassen.
Jetzt mal von der islamischen Fragestellung abgesehen (dafür gibt es hier bereits Unmengen an Antworten), und nur auf die eigentliche Frage im Titel bezogen: Nein, in den Emiraten gibt es keine Todesstrafe auf Apostasie.
Scharia-Todesstrafen wurden per Gesetzesänderung mit Wirkung 2021 abgeschafft. Vorher waren Todesstrafen auf einige Scharia-Vergehen, unter anderem Apostasie oder auch Sodomie, de jure tatsächlich vorhanden und Menschen hätten entsprechend verurteilt werden können. De facto kam es in den Emiraten aber nie zu einer Verurteilung zur Todesstrafe aufgrund solcher Vergehen.
Es ist richtig, dass die Todesstrafe im Islam nur auf Apostasie im Zusammenhang mit Hochverrat steht.
Nicht jedes sogenannte islamische Land hält sich an die islamische Sharia. Leider. Es gibt kein Land auf der Erde, wo die Sharia komplett eingebunden ist.
Und soweit ich rausgefunden habe, steht in Dubai die Todesstrafe auf Apostasie. Ob nur bei Hochverrat oder auch sonst, ist mir nicht bekannt. In den arabischen Emiraten passieren in den letzten Jahren leider immer mehr unislamische Dinge.