Gibt's in Dubai die Todesstrafe für Apostaten?


04.07.2024, 02:32

Nirgendwo im Koran steht was über eine angebliche Todesstrafe.

4:137

Gewiß, diejenigen, die gläubig sind, hierauf ungläubig werden, hierauf (wieder) gläubig werden, hierauf (wieder) ungläubig werden und dann an Unglauben zunehmen – es ist nicht Allahs (Wille), ihnen zu vergeben noch sie einen (rechten) Weg zu leiten.

Wenn jemand mehrmals seinen Glauben ändern kann laut Koran, steht diese eine Stelle bei Bukhari dann nicht widersprüchlich zum Koran? Jede islamische Quelle und jeder Hadith, was widersprüchlich zum Koran steht, sollte abgelehnt werden. Bin übrigens Sunnite.

7 Antworten

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Dr. Abdul Karim Zaidan sagte in Usul ad-Da'wa:

Die Strafe für Abfall beruht auf zwei Prinzipien: Erstens, dass der Muslim seine Verpflichtung zur Einhaltung der islamischen Regeln verletzt. Zweitens, dass der Abfall und seine Verkündigung der Gemeinschaft schaden und sie absichtlich und vorsätzlich schädigen.

Denn der Abtrünnige wäre uns nicht bekannt, wenn er seinen Abfall nicht absichtlich verkündet hätte, um die Menschen in ihrem Glauben zu verunsichern, Unruhe zu stiften und den Staat zu destabilisieren, der den Islam als Grundlage hat.

Daher muss eine abschreckende Strafe verhängt werden, um diese Schädigung der Menschen und des Staates zu verhindern.

https://www.islamweb.net/ar/fatwa/199759/موقف-المسلم-إذا-علم-بردة-غيره-وهل-يرفع-أمره-للحاكم

Jemand, der seine Apostasie öffentlich macht und damit die Menschen schadet, der bekommt die Strafe

Einige der Juden von Medina gaben sich nach außen hin als Muslime aus, um später ihre Ablehnung des Islams öffentlich zu machen und so zu versuchen, den Glauben der Muslime zu erschüttern. Dies geschah zu einer Zeit, als Medina von einem Vernichtungskrieg durch die Quraisch bedroht war

Ibn Kathir berichtete:

Mudschahid sagte, dass sich dieser Vers auf Juden bezieht, die das Morgengebet mit dem Propheten, Friede und Segen seien mit ihm, verrichteten und am Ende des Tages ungläubig wurden, um die Menschen abzulenken, so dass es so aussah, als ob sie Irreführung sahen, nachdem sie die Religion angenommen hatten.

Tafseer Ibn Kathir 3:72

Sure 4 Ayah 137

Gewiß, diejenigen, die gläubig sind, hierauf ungläubig werden, hierauf (wieder) gläubig werden, hierauf (wieder) ungläubig werden und dann an Unglauben zunehmen – es ist nicht Allahs (Wille), ihnen zu vergeben noch sie einen (rechten) Weg zu leiten

In diesem Vers beschreibt Allah eine Person, die glaubt, dann ungläubig wird, dann wieder glaubt und dann wieder ungläubig wird. Diese Person hat zweimal den Abfall vom Glauben begangen, und doch hat Allah keine gesetzliche Strafe für sie vorgesehen.

Eine authentische Überlieferung berichtet von einem Beduinen, der den Islam annahm, aber später sein Treuegelöbnis gegenüber dem Propheten widerrief, und dennoch wurde er nicht bestraft.

https://sunnah.com/bukhari/29/17-18

Der Prophet hatte diesen Mann nicht bestraft, obwohl er die Gemeinschaft verlassen hat.

In ähnlicher Weise verhängte Umar Ibn Abdul Aziz als Kalif keine Strafe gegen eine Gruppe von Abtrünnigen, die vor kurzem den Islam angenommen hatten, aber nicht fest in der Religion verankert waren. Wir können aus dieser Erzählung ableiten, dass eine Bestrafung für Menschen, die erst kürzlich den Islam angenommen haben und nicht fest in seinen Lehren verankert sind, nicht notwendig ist

Ma'mar berichtete: Einige Bewohner der Halbinsel erzählten mir, dass einige Leute den Islam angenommen haben, aber sie blieben nicht sehr lange dabei, bis sie abtrünnig wurden. Maymun ibn Mihran schrieb diesbezüglich an Umar Ibn Abdul Aziz, und Umar antwortete:

Lasst sie wieder die Jizya zahlen und lasst sie in Ruhe.

Musnaf Abdur Razzaq 18102

Apostasie ist im Islam nur strafbar im Zusammenhang mit Hochverrat

Es hat kein Mensch etwas im Diesseits zu erwarten, der still für sich in seinem Kämmerchen seine Religion ablegt oder wechselt.

Jemand der es aber öffentlich macht in einem islamischen Land in Verbindung mit öffentlicher Propaganda und der den Islam schlecht macht und ihn anschließend sogar bekämpft, der muss mit Konsequenzen rechnen.

Dies geht auf die Zeit des Propheten Muhammad zurück. Damals gab es Leute, die zum Islam konvertierten, nur um den Muslimen Schaden zuzufügen. Sie traten dem Islam bei und planten, eine Zeitlang dabei zu bleiben, um ihn später zu verlassen. Dabei hatten sie die Absicht, Lügen über den Islam zu verbreiten, um zu sagwn, warum sie ausgetreten seien, damit andere ein falsches Bild vom Islam bekämen und ihn nicht annehmen würden

Ibn Al-Qayyim assoziiert Apostasie mit Aggression und Angriff gegen die Religion, für die die Todesstrafe zum Schutz des Lebens gerechtfertigt war.

Er schrieb:

Was die Hinrichtungsstrafe betrifft, so ist sie den größten Vergehen vorbehalten, wie zum Beispiel den Vergehen gegen das Leben, so dass ihre Bestrafung von ähnlicher Art ist, wie das Vergehen gegen die Religion, indem man sie angreift und von ihr abtrünnig wird. Dieses Vergehen ist das erste, das mit der Hinrichtung bestraft wird, um die Aggression des Verbrechers durch jede Strafe zu zügeln.

I’lam Al-Muwaqi’een 2/74

https://sunnah.com/abudawud:4358

In dieser Überlieferung begnadigte der Prophet die Apostasie von Abdullah ibn Sarh, nachdem Uthman um Schutz für ihn bat.

Al-Bayhaqi berichtete:

Ash-Shafi'ee sagte: Einige Leute haben geglaubt und sind dann vom Glauben abgefallen und haben dann wieder Glauben gezeigt, und der Gesandte Allahs, Friede und Segen seien auf ihm, hat sie nicht getötet. Ahmad sagte: Wir haben dies über Abdullah ibn Abi Sarh berichtet, als Satan ihn zum Straucheln brachte und er sich den Ungläubigen anschloss, dann kehrte er zum Islam zurück. Wir haben dies auch über einen anderen Mann von den Ansar berichtet.

Ma’rifat As-Sunan wal Athar

Ibn Humam schrieb:

Es ist notwendig, Abtrünnigkeit mit dem Tod zu bestrafen, um das Übel des Krieges abzuwenden, nicht als Strafe für den Akt des Unglaubens, denn die größte Strafe dafür ist bei Allah. Diese Strafe ist speziell für diejenigen, die Krieg führen, und das ist für den Mann. Aus diesem Grund hat der Prophet verboten, Frauen zu töten, weil sie nicht kämpfen.

Fath ul-Qadeer 6/72

Man kann den Punkt heute zwar anders betrachten, aber laut Konsens der vier Rechtsschulen steht auf Apostasie die Todesstrafe. In Dubai wird es meines Wissens nicht so gehandhabt.

Korrektur

  Apostasie wird auch mit der Todesstrafe bestraft. [9] [10] [11]

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte_in_den_Vereinigten_Arabischen_Emiraten#K%C3%B6rperliche_und_unmenschliche_Strafen

Dachte Apostasie wurde nur damals durchgeführt bei Hochverrat, um die Gruppe nicht zu gefährden und zu schützen.

Wird von Apologeten oft behauptet, in Fatwas und Hadithen steht jedoch "wenn man seine Religion wechselt" und nicht "nur bei Hochverrat".

In Ägypten war es glaube ich, da sei Apostasie laut Fatwa gleichzusetzen mit Hochverrat, die haben also den Spagat versucht das beides zu verknüpfen und so beide Rechtfertigungen unter einen Hut zu bekommen.

Oder auch (das steht ebenfalls in einer Fatwa aus Ägypten) dass viele die den Islam verlassen, ihn zuvor nur angenommen hätten, um ihm durch das spätere Verlassen zu schaden. Also ein "Apostaten sind Kämpfer gegen den Islam" durch die Blume - und gegen Angreifer muss man sich ja schliesslich verteidigen.

Was hat das denn jetzt mit der Änderung der Religion zu tun, wo es im Koran doch heißt, dass es keinen Zwang im Glauben gibt?

Der Salafist Pierre Vogel erklärt es so:

"Kein Zwang im Glauben" gilt nur für den BEITRITT zum Islam, beim AUSTRITT gilt das nicht.

Nirgendwo im Koran steht was über eine angebliche Todesstrafe.

Aber in Mohammeds authentischer Sunna.

Und nach Mehrheit der Muslime gilt diese neben dem Koran als Gesetzgebung.

Also auch wenn etwas nicht im Koran steht, kann es durch die Sunna trotzdem zur Vorschrift werden.

Wenn jemand mehrmals seinen Glauben ändern kann laut Koran, steht diese eine Stelle bei Bukhari dann nicht widersprüchlich zum Koran?

Wenn es keiner mitbekommt kannst du ja X-Mal wechseln, wirst nicht getötet wenn es keiner merkt, in diesem Vers geht es schließlich darum was Allah später mit einem macht.

Jede islamische Quelle und jeder Hadith, was widersprüchlich zum Koran steht, sollte abgelehnt werden.

Bevor man aber Hadithe ablehnt, deren Überlieferungskette zuverlässig ist und auch sonst keinen Kritikpunkt bietet, versucht man sie irgendwie mit dem Koran zu vereinbaren. Und da sind Muslime im Laufe der Zeit sehr kreativ geworden.

Ich als Aussenstehender hätte aufgrund diverser Aussagen im Koran sämtliche Hadithe abgelehnt, z.B. dass er vollständig ist, nichts vergessen wurde, er allein die Rechtleitung ist, usw. Aber die meisten Muslime (nicht alle) sind da anderer Meinung, daher müssen die sich mit diesem Problem befassen.

Jetzt mal von der islamischen Fragestellung abgesehen (dafür gibt es hier bereits Unmengen an Antworten), und nur auf die eigentliche Frage im Titel bezogen: Nein, in den Emiraten gibt es keine Todesstrafe auf Apostasie.

Scharia-Todesstrafen wurden per Gesetzesänderung mit Wirkung 2021 abgeschafft. Vorher waren Todesstrafen auf einige Scharia-Vergehen, unter anderem Apostasie oder auch Sodomie, de jure tatsächlich vorhanden und Menschen hätten entsprechend verurteilt werden können. De facto kam es in den Emiraten aber nie zu einer Verurteilung zur Todesstrafe aufgrund solcher Vergehen.

Es ist richtig, dass die Todesstrafe im Islam nur auf Apostasie im Zusammenhang mit Hochverrat steht.

Nicht jedes sogenannte islamische Land hält sich an die islamische Sharia. Leider. Es gibt kein Land auf der Erde, wo die Sharia komplett eingebunden ist.

Und soweit ich rausgefunden habe, steht in Dubai die Todesstrafe auf Apostasie. Ob nur bei Hochverrat oder auch sonst, ist mir nicht bekannt. In den arabischen Emiraten passieren in den letzten Jahren leider immer mehr unislamische Dinge.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid