Gibt es Universalgelehrte heute noch?

4 Antworten

Naja, die Zeiten, wo man gewisse Menschen noch mit recht guten Gründen als "Universalgelehrte" bezeichnen konnte, sind wohl vorbei.

Die Welt der Wissenschaften ist für einen einzelnen Menschen inzwischen schlicht wegen der Menge des Datenmaterials, das dazu erforderlich wäre, viel zu umfangreich geworden. Trotzdem gibt es auch heute (wahrscheinlich viele) Menschen, die in einer ganzen Reihe von Wissensgebieten ausserordentlich tiefe Kenntnisse haben - aber ein "universales" Wissen ist dies dann eben doch nicht.

So nebenbei: ob z.B. Goethe oder Leonardo da Vinci oder Leibniz zu ihrer damaligen Zeit wirklich von ihren Zeitgenossen als Universalgelehrte gesehen wurden, ist wohl auch fraglich. Auch Goethe war in gewissen Bereichen (auch in solchen, in denen er mitreden zu können meinte) eher Dilettant.


Johann242 
Beitragsersteller
 21.01.2018, 13:45

Ja, eben, Goethe als Universalgenie ist für uns heute eines, damals vermutlich eher weniger.

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apiaster  21.01.2018, 13:47
@Johann242

Kommt vermutlich darauf an, wen man fragt. Es gab natürlich Leute, die mit dem was er gemacht hat gar nicht einverstanden waren, aber er hatte ja schon zu Lebzeiten Anhänger.

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Natürlich gibt es die auch noch heute, warum auch nicht? Nur ist es heute so, dass die Menschen in unserer Kultur breitflächig gebildet sind - alle gehn zur Schule, was früher alles andere als Usus war. Und das machts in beide Richtungen schwierig, weil so ein 'Universalgenie' wahrscheinlich Scanner (vielbegabt) und überdies auch höchstbegabt (IQ: 145+) ist.

Und die haben sehr, sehr häufig ein fettes Problem mit unserem Schul- und Bildungssystem (von Wirtschaft ganz zu schweigen). Einfach weil sie zwar von Thema zu Thema springen und unglaublich viel in ziemlich kurzer Zeit abgrasen und verdauen können - aber nur dann, wenn sie gerade für ein Thema brennen. Bis sie genug haben und von jetzt auf gleich zum nächsten Thema springen.

Dieses Vorgehen ist in unserem Schul-, Bildungs- und Wirtschaftssystem einfach nicht vorgesehen. Aber die wenigsten Scanner können nach Plan und mit Zwang lernen, sie passen einfach in keine Norm - von daher dürften nicht wenige dieser 'Underachiver' heute völlig unerkannt in der Welt herum laufen - was aber nicht heißt, dass es sie nicht gibt.

Wirklich überragend sind übrigens noch eher die Fähigkeiten derer, die nie eine Hochschule von innen gesehen haben (zumindest nicht als Student) - für mich sind die extremsten Überflieger Joseph von Ägypten (auch bekannt unter Imhotep) und Leonardo da Vinci.

Klar, Goethe auch, Leibnitz, Newton, Humbold u.m. - aber ich persönlich finde die mit Hochschulstudium zwar genial, aber irgendwie leicht angepasst genial. Natürlich nicht wirklich 'angepasst', aber vielleicht weißt du was ich meine - sie sind irgendwie 'entschärft', aber ohne Frage Universalgenies. Allerdings setzen da Vinci und Imhotep da (für mich) echt noch einen drauf, aber das ist nur meine persönliche Ansicht.

Höchstbegabte Vielbegabte (Scanner) gab es und gibt es - auch heute noch. Die Frage ist, ob sie so für ihre Themen brennen, dass sie sich dafür auch wirklich den Ar*** aufreißen. Nur ein lernbesessenes Cleverli in vielen Themen zu sein reicht nicht - man muss es lösungsorientiert umsetzen, anwenden und so zur Wirkung bringen. Und dann ist die Frage, ob sie überhaupt gehört und ernst genommen werden. Egal - Versuch macht kluch! (y)

In einer Zeit, in der es weder Internet noch globalen Wissensaustausch ohne Latenz gab, war es vergleichsweise leicht. Heutzutage gibt es zwar noch "scanner" aber keinen, der wirklich in jedem Gebiet gleichzeitig so gut sein kann, dass er als "Universalgenie" gelten könnte.

Vielbegabt, ja. Genie? Nur in 1-2 Fachgebieten. Aber auf keinen Fall universell.


FeistNerowski  24.01.2018, 19:53

Ich stimme dir im Großen und Ganzen zu, allerdings sehe ich die Tatsache, dass wir kein Universalgenie kennen keineswegs als Gewähr, dass es keins gibt.

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FeistNerowski  24.01.2018, 20:11
@FeistNerowski

Mmmm... - nee, doch nicht. Nimm einen Scanner mit einem extrem hohen IQ, dann ist es geradezu unmöglich, dass er nur auf 1-2 Gebieten genial ist, wie soll das denn bei einem Scanner gehen? Als Scanner pflügst du dich dein ganzes Leben lang durch die vielfältigsten und auch widersprüchlichen Themen. Nicht, weil er was lernen muss, sondern weil ein Scanner gar nicht anders kann. Genau so wenig wie er sich auf 1-2 Fachbereiche beschränken kann - das funktioniert als Scanner nicht. Und einen !Q von 140+ hat man ja nicht nur in 1, 2 Gebieten, sondern immer, wenn er von einem Thema angefixt ist.

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Mirse87  24.01.2018, 22:29
@FeistNerowski

Aufpassen! IQ ist nicht Wissen. Das sind zwei verschiedene Dinge. Auch Menschen mit niedrigem IQ können enorm viel Wissen und anders herum.

Auch Scanner haben "Lieblingsthemen". Ausserdem wird man ja allgemein von so weltlichen Dingen wie "Beruf" in eine Ecke gedrückt. Daher ist es gut möglich, dass man auch als multiinteressierter ein oder zwei Fachgebiete hat.

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FeistNerowski  06.02.2018, 18:41
@Mirse87

Das ist richtig, liebe(r) Mirse, aber ich hab ja auch von Scannern (sogenannte Vielbegabte) geredet, die nicht selten überdurchschnittlich intelligent sind. Und die bilden sich geradezu zwanghaft - in zahlreichen Bereichen. Sie fallen nicht selten durch unser Schulssystem oder Wirtschaftsraster, weil sie nicht bei einer Sache bleiben können, sondern permanent zwischen vielen Bereichen wechseln. Und da gibts sicherlich so einige Universalgenies - die aber häufig als Underachiever ihr Dasein fristen, weil sie einfach nicht mit unserem Schulsystem und/oder Wirtschaftsanforderungen konform gehen.

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Wir werden gemeinhin in zunehmende Spezialisierung getrieben, also immer rigider konkretisiert, fragmentiert - kurz: in Ignoranz verstrickt, verwirrt, verhaftet. Andererseits ->


Johann242 
Beitragsersteller
 21.01.2018, 13:45

Das heißt also, das Dasein als "Universalgenie" ist möglich, aber dann eben unbeachtet?

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