Universalgelehrter in unserer Zeit?
Wie wahrscheinlich ist es das in den nächsten Dekaden ein Universalgenie im Stile von Davinci, Athanasius Kircher oder Galileo Galilei leben wird. Genauer gesagt der durch eigener Gedankenkraft neue Dinge erfinden oder entdecken wird. Der dazu noch in jeglicher Art der Kunst oder Wissenschaft extrem begabt ist. Ist so etwas heutzutage überhaupt möglich?
Ich rede hier nicht nur von einer Person mit einem hohen IQ oder einen hervorragenden Wissenschaftler. Sondern von einem großen Denker. Einen Philosophen mit großer Vorstellungskraft. Einer der große Ideen entwickeln wird oder erstaunliche Zitate erfindet. Ein Philosoph wie Heraklit oder Sokrates. Warum ich das alles frage? Irgendwie erscheint mir die Welt so als würde man nichts Neues über das Leben erfahren. Irgendwie gibt es keine große Persönlichkeit mehr die in ihrer Denkweise allen Voraus ist und etwas neues macht.
Falls irgendwas kein Sinn ergibt oder nicht stimmt korrigiert mich und nimmt es mir nicht all zu übel
10 Antworten
Nein, dies ist heute nicht mehr möglich.
Aus meinem derzeitigen Job heraus verkaufe ich eine vollintegrierte Entwicklungsumgebung, die auf einer Multi-Paradigma-Programmiersprache basiert und bei Auslieferung Programmpakete aller Anwendungsbereiche (die 15 großen Branchen) beinhaltet, um dem Experten ihres Faches interdisziplinäre Prototypenentwicklung über ihre Kenntnisstände hinaus zu ermöglichen. Obwohl die Software als Expertensystem aufgesetzt ist, und die Ingenieure durch automatische Algorithmenauswahl entlastet, erlangen sie (wenn überhaupt erst) nach durchschnittlich 7 bis 20 Jahren das Anwenderwissen (nicht Expertenwissen) über bis zu 4 von 15 Anwendungsbereiche. Die großen Grenzen sind hierbei die geistigen Fähigkeiten und die maximal verfügbare Lebenszeit jedes Einzelnen.
Stark vereinfachte Vergleichsbeispiele, stereotypisiert:
Kinder- und familienlose Person:
- jugendlich, Geist wächst, ca. 20 Jahre
- 40 Jahre Experte, Rentenalter über 60
- 20 Jahre hohes Alter, statistischer Tod ü er 80
Familienmensch:
- jugendlich, Geist wächst, ca 20 Jahre
- 10 Jahre erste Kinder, über 30, Fachkompetenzen erreicht
- 10 Jahre weitere Kinder, über 40, unverzichtbares Firmenwissen erlangt
- 20 Jahre, Kinder ausgezogen, Experte, Rentenalter über 60
- 20 Jahre hohes Alter, statistischer Tod über 80
Aus diesen beiden Stereotypen heraus ist erkennbar, das wohl im Mittel bis zu 40 Jahre Lebenszeit als Experte möglich sind, nur gehen bereits die meisten Studienfächer weit über das Wissen hinaus das Wissenschaftler des letzten Jahrhunderts errungen haben.
Eine weitere Einschränkung ist der Markt rund um die Patentanmeldungen und der daraus geringen Erfolgswahrscheinlichkeit.
Was heute möglich ist: Erfinde oder erschaffe etwas, das ziemlich viele Personen für wenig Geld kaufen/konsumieren, wie zuletzt geschehen mit Red Bull, Mine Craft, Flappy Bird, YouTube Channel, usw. - Spaßprodukte für einen Euro oder Werbefinanziert.
Die Bedingungen dafür sind nicht gut:
Das Wissen ist explodiert und hat sich extrem spezialisiert. Kein Mensch kann in allen Bereichen alles wissen, geschweige denn Neues erforschen.
Wissenschaftler sind heute meist kleine Teilchen in Gruppen, die von ihrem kleinen Fachgebiet vieles oder alles wissen und von allem anderen wenig oder nichts. Es fehlt die Zeit und Kraft, die großen Zusammenhänge zu sehen. Es fehlt auch oft eine tragende Idee, eine Verankerung in etwas, was größer ist als der Mensch.
Die Menschen des Westens leben wie in Watte. Es geht ihnen materiell gut, das Leben ist bequem. Es fehlen die Gefahren und Herausforderungen, an denen große Persönlichkeiten und Denker reifen.
Natürlich gibt es die. Nur bewegen sie sich in der Forschung, wo es noch, aber schwierigen, Spielraum gibt, und werden erst nach einer erbrachten Leistung bekannt oder erst postum.
Ist so etwas heutzutage überhaupt möglich?
Nein- dazu fehlt die Zeit. Es gibt so viele Kompetenzen die man erlangen und so viel Wissen das man erwerben müsste, dass man damit nicht fertig werden könnte.
Denke schon. So zumindest ein weit verbreiteter Gedanke dazu.
Zum Beispiel Harald Lesch (Physiker, Naturphilosoph, Autor...), Slavoj Zizek ist Philosoph, Psychoanalytiker (wird teils auch als Soziologe bezeichnet), Professor für Germanistik, schreibt unter Anderem über Theologie, politische Theorie, Filmtheorie, Kunst und Kulturwissenschaft...
Das heißt aufgrund der heutigen Möglichkeiten und der Information, die die Menschheit angesammelt hat, wäre das viel zu viel, dass eine Person das alles meistern könnte? Ok aber meine Aussage bezog sich nicht nur auf dass Wissen in Bereich Wissenschaft und Kunst