Gibt es in Deutschland zu viele Autos?

Yes, Berlin, München, Hamburg, Köln, Frankfurt - autofrei! 60%
Nein, es sollte mehr Autos geben. 40%

20 Stimmen

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Yes, Berlin, München, Hamburg, Köln, Frankfurt - autofrei!

"Autofrei" natürlich nicht im Sinne von "wir verbieten es von heute auf morgen, da mit dem Auto rein zu fahren".

Allerdings: Es wird nicht funktionieren, den gesamten fossilen Individualverkehr, den wir im Moment haben, auf irgendeine emissionsneutrale Technologie (E-Auto, Brennstoffzellenauto, E-Fuels) umzustellen. Denn alle diese Technologien brauchen Strom, und deshalb würde dadurch die Stromnachfrage in Höhen steigen, die wir realistischerweise nicht befriedigen können.

Folglich muss der motorisierte Individualverkehr allgemein abnehmen, und zwar spürbar. Sprich: Es müssen deutlich mehr Menschen auf ÖPNV und Fahrrad (und die eigenen Beine) umsteigen.

Mit Maßnahmen, die allein gegen fossilen Individualverkehr gerichtet sind, wie bspw. CO²-Bepreisung im Verkehr oder Verbrennerverbot, können wir dieses Ziel nicht hinreichend sicher erreichen. Diese Maßnahmen führen ja nur dazu, dass Menschen keine fossilen Autos mehr benutzen; was sie aber stattdessen tun, ist offen.

Deshalb braucht es auch Maßnahmen, um dafür zu sorgen, dass in hinreichend großer Teil des Verkehrs vom fossilen Individualverkehr in den Bereich außerhalb des motorisierten Individualverkehrs gelenkt wird, d.h. in den ÖPNV und zu den Fahrrädern. Und da sind autofreie Innenstädte in Städten, in denen man überall oder zumindest in der Innenstadt auch ohne Auto zurecht kommt (also praktisch alle in Deutschland ab einer gewissen Größe; und in der Innenstadt kommt man sogar in meiner Heimatstadt, die knapp über 50000 Einwohner hat, ohne Auto zurecht), ein sehr effektives Mittel.

Wir sollten dieses Mittel also nutzen.

Woher ich das weiß:Hobby – Eigenes politisches Engagement, Allgemeinbildung

Lennister  26.05.2023, 08:30

Danke für die Auszeichnung!

Nein, es sollte mehr Autos geben.

Das Problem ist der Mangel an Alternativen. Auch in Großstädten benötigen viele Menschen ihr Auto täglich und ich kann absolut verstehen, dass sie nicht auf den ÖPNV umsteigen.

Ich bin in Hamburg lange alle möglichen Wege mit dem ÖPNV gefahren und habe häufig weit über eine Stunde gebraucht für Wege die mit dem Auto vielleicht 20 Minuten benötigen. Dazu kommt noch die Unzuverlässigkeit durch regelmäßige Verspätungen und Ausfälle.

Ich glaube auch nicht, dass der ÖPNV in Zukunft ausreichend ausgebaut wird um eine echte Alternative zu sein. Stattdessen sollten wir dringend mehr Parkplätze bauen. Vor allem angesichts der Tatsache, dass E-Autos durch ihre Ladesäulen mehr Platz benötigen.

Nein, es sollte mehr Autos geben.

Bei der Planung - wenn sie denn überhaupt stattgefunden hat - solcher Städte wurde von einer geringeren Anzahl an Autos ausgegangen. Deshalb sind die Städte einfach nicht darauf ausgelegt. Autos deshalb zu verbieten halte ich aber selbstverständlich für einen großen Fehler. Stattdessen sollte man Autos bei der weiteren Stadtplanung einfach stärker berücksichtigen.

Viele Großstädte machen die Situation aber absichtlich schlimmer, indem sie Parkplätze und Fahrsstreifen zu Fahrradwegen umwandeln. Man sollte aber eher das Gegenteil unternehmen. München bietet beispielsweise die Möglichkeit, sein Auto am Stadtrand - also dort, wo Platz ohne Ende vorhanden ist - abzustellen und dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt zu pendeln. Das Angebot könnte man weiter ausbauen und kostenlos anbieten.


Lennister  25.05.2023, 08:32
Stattdessen sollte man Autos bei der weiteren Stadtplanung einfach stärker berücksichtigen.

Das geht in die genau falsche Richtung. Schon jetzt sind Städte in Deutschland viel zu stark auf die Bedürfnisse des Autoverkehrs ausgelegt. Wenn diese Privilegierung noch verstärkt wird, dann bekommen wir noch mehr Autos.

JanyoOoO  25.05.2023, 08:49
@Lennister
Wenn diese Privilegierung noch verstärkt wird, dann bekommen wir noch mehr Autos.

Das wäre doch eine sehr wünschenswerte Entwicklung. Ich sehe das Problem nicht.

justinh987481  16.04.2024, 07:50
@JanyoOoO

Du übersieht ein Riesenproblem .Ist es realistisch dass ein Auto jemals so umweltfreundlich sein kann wie ein vollbesetzter Bus? Eh nicht .Da hast du deine Antwort : Umweltfreundlichkeit.

seizegott 
Beitragsersteller
 25.05.2023, 08:25

"Viele Großstädte machen die Situation aber absichtlich schlimmer, indem sie Parkplätze und Fahrsstreifen zu Fahrradwegen umwandeln."...

Vielleicht reagieren sie auch einfach auf die Tatsache, dass eine Mehrheit der in der Stadt lebenden Menschen eigentlich gar kein Auto hat oder nutzt. Wieso sollte eine Minderheit des Individualverkehrs eine wachsende Mehrheit des zur Verfügung stehenden Platzes bekommen?

JanyoOoO  25.05.2023, 08:48
@seizegott

Einfach deshalb, weil es auch problemlos ohne Fahrradwege geht. Ein Fahrradfahrer darf und kann problemlos die Straße mit Autofahrern teilen. Der Autofahrer hingegen kann und darf den Fahrradweg nicht als Parkplatz benutzen. Durch Fahrradwege finden also viel stärkere Einschränkungen statt.

Nein, es sollte mehr Autos geben.

deine auswahl is halt mal wieder nur in die eine oder andere extreme. wie wärs mit "so wies is, ises gut. weniger wären gut, aber autofrei muss auch nicht sein. wesentlich mehr wären aber auch nicht gut"

Woher ich das weiß:Hobby – kein "echter" kfzler - aber viele jahre mit tuning/schrauben

seizegott 
Beitragsersteller
 25.05.2023, 07:50

Vielleicht sollte man der Radikalität der Realität eine radikale Lösung entgegensetzen. Denn es wird faktisch nichts dagegen getan, dass immer mehr Autos zugelassen werden. Dann landet man in der Lösung vielleicht irgendwo in der Mitte.

Wenn ich Platz haben will, dann gehe ich dorthin wo ich Platz bekomme und beschwere mich nicht, weil ich in der Stadt wohne und es da weniger Platz und Autos gibt.

So viele Steuern die ein Autofahrer zahlt, zahlt ein Bürger der kein Auto hat nicht mal ansatzweise.

Aber sollte man nicht gerade in den deutschen Großstädten wo jährlich immer mehr Menschen hinziehen, endlich vom Auto loslassen und es durch Carsharing & ÖPNV ersetzen?

Nein. Ich will mein Auto haben und unabhängig sein. Ich will mich in mein Auto setzen und in mehreren Geschäften meinen großen Wocheneinkauf erledigen können oder im Baumarkt was einkaufen, eventuell spontan einen Ausflug machen oder nach Kroatien zu meinem Haus verreisen.

Ein Carsharing Auto kommt nicht in Frage weil es einfach ekelhaft ist und im Gegensatz zum eigenen Auto teurer kommt.

Aktuell zahle ich mind. 2000€ Steuern im Jahr (bezogen nur auf KFZ-Versicherung sowie Sprit) und dafür erwarte ich mir zumindest einen Parkplatz zu finden. Aktuell herrsch ein großer Parkplatzmangel, weil Parkplätze laufend abgebaut werden.

Ich verstehe auch nicht diesen Krieg zwischen Autofahrer, Radfahrer, usw. ich verstehe nicht warum nicht alleine gemeinsam an einen Strang ziehen können und man für alles eine vernünftige Lösung erarbeitet. Immer muss der eine gegen den anderen schießen.

Kurze Anmerkung:

Ich habe für Fahrschulen und für das Verkehrsamt gearbeitet, dementsprechend kenne ich mich im Verkehrssektor sehr gut aus. Keine Autos in der Stadt bedeutet nicht, dass es keine Straßen und keine Ampeln mehr gibt. Es würde Fahrradfahrer geben die Massenweise unterwegs sind und da wird man als Fußgänger aber auch als Fahrradfahrer mehr Acht geben müssen. Zudem würden man die Parkplätze für Autos durch Parkplätze für Fahrräder ersetzen. Weiteres müsste man die Steuereinnahmen ausgleichen die man durch Kraftfahrzeuge erhalten hat, dementsprechend würde man den Fahrradfahrer auf eine Art und Weise besteuern und aufgrund der zunehmenden Zahl der Fahrradfahrer wodurch auch das Unfallrisiko steigt, wäre eine Versicherung und auch ein Kennzeichen verpflichtend. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel würden mehr Personen transportieren was trotz Aufstockung für weniger Sitzplätze, mehr Stehplätze und Kuscheleinheiten sorgen würde.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hobby und Ausbildung