Gerten und Peitschen=Folterinstrumente?

11 Antworten

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Ums auf deine Frage zu reduzieren: ja natürlich ist's besser auf Hilfsmittel zu verzichten wenn es denn geht. 

Du hast das Problem schon erkannt, gerade ältere eingefahrene Pferde tun sich mit "neuer" Körpersprache schwer, wobei das allgemein nicht anwendbar ist, gibt auch junge Pferde die (dank schlechter Sozialisierung und Haltung) nie wirklich gelernt haben zu verstehen, was Mensch jetzt eigentlich andeuten will. Nicht vergessen: Pferde sind sehr soziale Tiere und (im Normalfall) auch nicht auf Konfrontation aus, lieber drehen sie sich um und gehen, wenn ihnen eine Situation zu heikel oder zu undurchsichtig wird. 

Als Folterinstrument sehe ich die lange Dressurgerte keines Falls: wie soll man dem Pferd Lektionen beibringen, ohne Signal also sprich ohne leichtes berühren? Der Klassiker hier wäre der spanische Schritt: welches Signal wäre denn dann angebracht welches das Pferd auch unmissverständlich versteht, wenn du aus dem Sattel heraus oder aber auch vom Boden aus diese Übung machst? Richtig. Da es an der verbalen Kommunikation hapert, brauchts etwas, was für ein Tier (ganz allgemein) klar verständlich ist und das ist die sanfte Signalgebung durch Berührung. 

Leider verstehen Pferde unsere Sprache nicht, es reicht aber auch wenn wir aufmerksam  zuhören. 

Zum Longieren: auch das klappt nicht von heut auf morgen. Da muss man u.U. viel Zeit und noch mehr Geduld mitbringen, bis auch das Pferd verstanden hat, was es eigentlich tun soll. 

Persönlich longiere ich ausschließlich am Kappzaum und zwar so, dass das Pferd sich quasi selbst richtig an die Longe stellt, ohne Ausbinder, ohne Longiergurt und Dreieckszügel und ohne Peitsche. Ich möchte damit erreichen, dass das Pferd sich voll und ganz auf mich konzentrieren kann ohne vor der Peitsche zu schrecken oder sich über das verschnürte unbequeme Gedöns am Kopf/Nacken/Rücken ärgert. 

Alles, was du von einem Pferd verlangst (und freiwillig auch bekommst) musst du irgendwie erklären bzw verständlich machen, da geht's meiner Meinung nach nicht ganz ohne Hilfsmittel. 

Ich betone hier nochmal ausdrücklich, dass ich kein fanatischer Sporen- oder Gertengegner bin, sofern sie richtig sowie fördernd und fordern für und nicht gegen das Pferd eingesetzt werden. 

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Dressur bis Klasse S*, über 30 Jahre Erfahrung

Crassiella 
Beitragsersteller
 03.03.2017, 15:40

Bin deiner Meinung,longiere auch wie du (nur eben zusätzlich noch mit Peitsche, habe ja schon geschildert warum.)

Die Aussage war jetzt eher darauf bezogen - Gerten beim Reiten und Peitschen beim Longieren- , dass man in der Bodenarbeit durchaus eine Gerte braucht, das ist mir klar,das meinte ich gerade gar nicht😅.

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Ich reite nie ohne Sporen. Die schnall ich morgens um, und am Ende des Tages ab. Klar, zum anreiten usw. mach ich sie auch ab. Aber die hab ich immer dabei, die Gerte liegt auf der Bande, jederzeit griffbereit. Ich hab gerne mein Werkzeug dabei. Ich kann aber auch n ganzen Tag reiten, ohne die Dinger auch nur 1x zu gebrauchen.

Klar, auf sowas verzichten sollte man. Ebenso wie man auf Hilfszügel verzichten soll. Aber manchmal machen sie (bei richtigem Einsatz) Pferd und Reiter das Leben leichter. Ebenso kann ich lieber kurz fein den Sporen oder die Gerte gezielt dosiert einsetzen, als gröber mit dem Bein einzuwirken. Eine Gerte heißt nicht, dass man ein Pferd damit nur schlagen kann und Sporen heißen nicht, dass man ein Pferd damit nur aufspießen kann. Zwischen dem und feiner Hilfengebung, die diese Sachen ermöglichen, liegen Welten.

Aber natürlich. Falsch (oder auch bewusst agressiv eingesetzt) können sie Folterinstrumente werden. Wenns danach ginge, würde ich aber vielen (die ganz ohne Hilfsmittel reiten) lieber die Hände abhacken.

Ich finde Gerten und Peitschen sinnvoll, solange sie richtig benutzt werden und man diese als Hilfsmittel zur Kommunikation sieht und nicht nutzt um seine Aggressionen raus zu lassen.

Beim longieren nehme ich die Peitsche eigentlich immer mit, da mein Pferd noch nicht so gut auf Körpersprache allein reagiert und dann gerne Hilfen ignoriert werden. Sobald dann die Peitsche hilft ( die ist ja nicht nur zum jagen da, wenn das Pferd gut ausgebildet ist und die Hilfen auch versteht).

Bei der Gerte ist ein "anticken", also kurzes Berühren oft sinnvoll wenn man dem Pferd mitteilen möchte:" ich wollte und will immer noch etwas von dir". Z.b. wenn sich das Pferd gerade für andere Dinge mehr interessiert.


Urlewas  03.03.2017, 14:49

Jo - und wer mit Agressionen zu kämpfen hat, verbrauche seine überschüssige Kraft bitte besser beim Ausmisten oder Heu machen. 

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Für mich ist Gerte immer ein Zeigestock.

Eine Gerte kann aber auch mein verlängerter Arm sein - z. B. grad beim Longieren.

Und ja - leider wird die Gerte machmal auch ein Strafinstrument - aber das ist sehr rar - nur absolute Gebotsübertretungen werden geahndet.

Ich arbeite bei jungen Pferde immer mit Zeigestock, weil es es den Pferden einfacher macht zu kapieren. Später wenn die aufmerksamer sind, reicht ein Fingerzeig.

Eine Gerte ist eine Gerte und diese wird erst dann zu einem negativen Gerät, wenn es jemand in der Hand hat, der negativ damit handelt.

Gerten und Peitschen sind genausowenig Folterinstrumente wie alles andere was man am Pferd verwendet, wobei es da Dinge gibt, die m.M.n. tatsächlich einer Folter gleich kommen wie z.B. Gamaschen, Bandagen, Ausbinder, Stoßzügel und Ähnliches.

Jedes Hilfsmittel ist so gut wie die Hand, die es einsetzt.

Eine Gerte oder Peitsche ist ein Kommunikationsmittel. Mit der Stimme sprichtst du einfach andere Sinnesorgane an:  eben auschließlich die Ohren. Mit Gerte den Tastsinn, mit Longierpeitsche Auge und zur Verstärkung u.U. zusätzlich den Tastsinn.

Wer keinen perfekten Sitz hat, braucht die Gerte meist zur Verstärkung, weil seine Gliedmaßen zu undeutlich sprechen. 


Crassiella 
Beitragsersteller
 03.03.2017, 16:05

Ja

Ja

Dann braucht (der Reiter) guten Reitunterricht.

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Urlewas  03.03.2017, 16:52
@Crassiella

Nun ja - da hadt du prinzipiell natürlich recht. Aber wir reden hier im Allgemeinen über Reiten im Breitensport, und kaum jemand hat Zugang zu einem entsprechenden Reitinstitut. Da ist man immer auf der Suche nach fur alle Seiten erträglichen Kompromissen. 😊

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