Frust/Übersprungshandlungen bei Welpe?
Hallo zusammen,
seit 6 Wochen lebt unsere mittlerweile 14 Wochen alte Labrador Hündin bei uns in der Familie, sie ist bei einem tollen Züchter aufgewachsen und hat bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. Zu uns gehört auch ein 8 jähriger, ausgeglichener Labrador Rüde. Sie hat Probleme, nach dem Spiel oder einer aufregenden Situation sich selbst „runterzufahren“ was ja nicht ungewöhnlich für einen Welpen ist, wenn ich sie aus der Situation raus hole und sie auf ihren Platz bringe und beruhige, fällt es ihr leichter. Sie hat bereits beim Züchter im Auslauf Splitt zwischen den Steinen hervorgeholt und gefressen und Erde genüsslich gekaut und geschluckt. Von 7 Welpen zeigen 3 dieses Verhalten. In den Mund nehmen ist ja normal, aber wirklich essen? Das ist auch bei uns draußen noch ein Thema, wir haben es unter Kontrolle, aber sobald etwas sie frustriert, wie z.B. ein fremder Hund zu dem sie nicht hin darf/kann,- beginnt sie sofort damit den Boden abzusuchen. Das können Steine, Zigarettenstummel, verkohlte Grillkohle, Bierdeckel, Erdklumpen, leider auch Glasscherben sein. All das habe ich ihr schon aus dem Mund geholt und sie schluckt die Dinge auch wenn man nicht schnell genug ist-wirklich sehr gefährlich. Mir fällt auf, dass sie schnell frustriert ist, wenn etwas sie überfordert. Aus diesem Grund versuchen wir Spaziergänge und unseren allgemeinen Alltag für sie ruhig zu halten, sie nicht zu überfordern und arbeiten viel mit positiver Verstärkung, legen viel Wert auf Ruhephasen, da es ihr schwer fällt zu ruhen, wenn unser Ersthund z.B. den Platz wechselt. Wenn man sie nicht zur Ruhe „zwingt“ fällt es ihr schwer, sich selbst zu beruhigen, sodass sie dann anfängt Türrahmen, Stuhlbeine, Plastik etc. Anzukauen und die Spähne zu schlucken, ich vermute, dass kauen für sie ein Ventil ist, daher hat sie Alternativen wie Kauwurzel, Büffelhorn, Kong etc. den wir ihr anbieten und es auch loben, wenn sie von sich aus auf ihrem Spielzeug kaut. Leider müssen trotzdem unsere Möbel dran glauben, was ich eigentlich erst aus der Pubertät kenne und für den Zahnwechwel ist es zu früh. Sie konnte bereits super gut 1h mit unserem Zweithund alleine bleiben, sie hat immer geschlafen und wir haben sie Stück für Stück rangeführt. Nun ist sie entweder auf 180 und flitzt rum, animiert unseren Zweithund zum spielen oder kaut irgendwas kaputt sobald wir die Tür schließen, weshalb sie nicht mehr allein gelassen wird, da wir erstmal an der Ursache für ihren Frust arbeiten möchten. Das kauen und schlucken seltsamer Dinge hat sich ja bereits beim Züchter entwickelt, weshalb wir fast schon eine tieferliegende Verhaltensstörung vermuten, da sie sehr schnell frustriert ist und sie das kauen und fressen vermutlich als Ventil sieht. Auch der Züchter hat so ein Verhalten Bei jungen Welpen noch nicht erlebt und die Eltern sind sehr gelassene, wesensfeste Hunde. Ein Trainer wird definitiv einbezogen, kennt jemand dieses Verhalten, dass ein Welpe wie ferngesteuert alles frisst?
3 Antworten
Das hört sich echt danach an, als wäre euch mit einem Trainer geholfen.
Grundsätzlich würde ich sagen, dass ihr schon viel richtig gut macht. An sowas wie Alternativen zum Kauen denkt nicht jeder, wiel sich nicht jeder fragt, was die Ursache ist. Als Übergangslösung- bis ihr mit Trainer*innen vielleicht daran arbeiten könntet, bessere Strategien zu entwickeln, mit denen euer Hund mit Stress umgehen kann - würde ich euch empfehlen, so gut wie möglich zu versuchen, dass sie lediglich das in die Zähne bekommt, was da auch reingehört. Einfach, weil sich das Verhalten ja selbst belohnt. Der Hund ist gestresst, kaut am Möbel, ihm geht es besser, also macht er es beim nächsten Mal wieder. Manchmal reicht es leider nicht, ihm eine Alternative anzubieten, da muss der ungewünschte Gegenstand dann weg. Heißt, wie ganz am Anfang bei kleinen Welpen, alles außer Reichweite tun, was man nicht anknabbern sollte. Das könnte man durch das Tragen eines Geschirres und Leine auch im Haus, durch ein Gehege, ein extra Zimmer, falls das möglich ist, oder ähnliches Management erreichen. Dass man dann ganz viele Alternativen zum Kauen anbieten sollte, wisst ihr ja. An Ruhe zu arbeiten kann auch einfach seine Zeit brauchen, da kann es also auch hilfreich sein, diese Zeit zu überbrücken. Das ist jetzt eine Kleinigkeit, aber das Kauen ist keine Übersprungshandlung. Kauen wirkt viel eher beruhigend auf Hunde, weshalb sie gerne auf Stress mit Kauen reagieren, bzw. es auch grundsätzlich gerne machen. Hast du ja selbst auch schon richtig vermutet. Von Übersprungshandlungen spricht man dann, wenn sich zwei Motivationen (zum Beispiel ich gehe weg vs. ich interagiere) gegenseitig blockieren, damit auch die entsprechenden Handlungen, und so eine dritte, grundlos wirkende Handlung auftritt. Kratzen zum Beispiel, oder Gähnen. Das ist deshalb wichtig, weil Übersprungsverhalten Ausdruck des Konflikts ist, während Kauen Folge eines Konflikts ist. Eine Übersprungshadnlung ist praktische eine Aufforderung dazu, die Situation zu verändern, während das Kauen eine Möglichkeit ist, nach der Situation dem Hund zu helfen, wieder runterzukommen. Übersprungshandlungen möchten wir durch Management vermeiden, Kauen hingegen möchten wir fördern. Aber da ihr das genau so macht, ist das eher ein random Fakt am Rande :D
Für draußen würde ich euch empfehlen, den Hund an einen Maulkorb mit Fressschutz zu gewöhnen. Einfach als Schutz. Das Schnüffeln auf dem Boden machen Hunde oft dann, wenn ihnen eine Interaktion zu viel wird. Sie beschäftigen sich mit etwas anderem, um der Situation kurz zu entkommen. Das ist ein wenig, wie wenn wir Menschen auf unser Handy schauen, wenn wir kurz einem Gespräch entkommen möchten. Eine Art nonverbales "hey, ich mache grad was anderes, halt mal kurz die Klappe" oder "ich bin nicht interessiert". Das ist erstmal nicht verkehrt, da es eine deeskalierende Maßnahme zu Konfliktvermeidung ist, also eigentlich etwas, was wir wbei Hunden wollen.Trotzdem ist es natürlich gefährlich, wenn euer Hund random Sachen auf dem Boden isst, deshalb der Maulkorb. Schnüffeln geht mit Maulkorb, fressen nicht. Es macht aber durchaus Sinn, Situationen zu planen. Also an einen Ort zu gehen, an dem nichts gefährliches auf dem Boden liegt, dort eine Hundebegegnung zu planen, ohne Maulkorb. Was ihr dort dann genau macht, kommt auf den Hund an. Es kann helfen, Leckerli auf dem Boden zu verteilen, sobald der Hund unsicher wird. So kann er schnüffeln und Essen, ohne in Gefahr zu geraten. Bei manchen Hunden führt das dazu, dass sie auch in Situationen, in denen gefährliche Dinge auf dem Boden liegen, auf die Leckerli warten, also ganz bewusst den Zigarettenstummel links liegen lassen, um das Leckerli auf dem Boden zu fressen. Andere Hunde hingegen neigen dazu, dann den Boden vermehrt abzusuchen und alles mögliche noch öfter in den Mund zu nehmen. Auch hier wäre es deshalb unheimlich wichtig, sich an einen Trainer zu wenden. Grundsätzlich wäre es natürlich super, wenn euer Hund selbstsicherer in Situationen wird, in denen er jetzt zu Stress neigt. Auch das kann man in geplanten Situationen üben. Ihr könntet ihm auch andere Möglichkeiten zeigen, stressigen Situationen zu entkommen, mehr als das schnüffeln. Weggehen, zum Beispiel. Ein Abbruchsignal könnte man auch positiv aufbauen, aber ein bestimmtes Verhalten zeigen zu sollen, kann bei manchen Hunden in manchen Situationen den Stress erhöhen. Das ist ganz individuell und sollte sehr vorsichtig aufgebaut werden.
Deshalb: Trainer. Und bis dahin versuchen, unerwünschtes und gefährliches Verhalten zu vermeiden, wann immer es geht. Beim Alleine Bleiben macht ihr das ja schon.
Hi,
Entschuldigung aber das liest sich nicht nach ein Hund vom Züchter. Viele Hunde die vornehmlich in Käfigen und Gehegen gehalten werden ohne nennenswerte Kontakte zur aussenwelt haben oben genannte Probleme wie das Pica Syndrom und mangelnde Selbstbeherrschung. Leider macht ihr es aber auch nicht besser, auch wenn man wirklich liest das ihr euch wahnsinnig viel mühe gibt, allerdings tut ihr alles was ihr aufbaut wieder abreißen in den moment wo ihr den Welpe alleine lässt. Ein Welpe mit oben genannten Problemen kann man einfach noch nicht alleine lassen.
war auch mein Gedanke das es sich um das Pica Syndrom handeln könnte. Gerade Labbies können zu Allesfressern mutieren. Auch sollte die Wahl des Trainers sehr mit viel Bedacht ausgewählt werden.
Ich finde es einfach verdächtig da ja geschrieben wird das es tatsächlich schluckt, das mal drauf kauen als Welpe naja kann passieren aber das gezielt nach sowas sucht und schluckt ist in meinen Augen nicht normal, das hatte mein erster Labbi auch und der kam von der Hundemafia, der zweite Labbi den ich hier zu Pflege hatte war ein strassenhund aus spanien der zu lange im Verein im Zwinger sass auch er kaute und schluckte Steine. Bei mir sind deswegen alle Alarmglocken angesprungen.
Entschuldige, aber du urteilst sehr vorschnell. Die Züchterin ist eine Freundin die ich seit 7 Jahren kenne. Ich kenne keinen Züchter, der so eine innige Bindung zu seinen Zuchthunden hat und so viel Wert auf Sozialisierung legt. Sie ist nicht im Hinterhof aufgewachsen sondern in der wurfkiste und Auslauf im Wohnzimmer. Auch haben wir mit dem alleine bleiben wie geschrieben SOFORT aufgehört, als sie begann zuhause kaputt zu machen.
Nun das war kein Urteil, sondern ein Verdacht beruhend auf meinen Erfahrungen, es tut mir leid wenn das nun falsch rüber kam.
Weisst du es ist wahnsinnig schwer online mit ein paar Angaben zu arbeiten da ein immer das komplette Bild fehlt. So finde ich es tatsächlich schon schwierig das ein Züchter von sich selber sagt das Sozialisierung wichtig ist aber der Welpe trotz besseren Wissens mit 8 Wochen abgegeben wird. Aber das ist halt nur 10% des Gesamtbildes was man sich anhand deiner Angaben zusammen suchen kann. Und ich finde es zwar auch toll wenn man von Freunden den Hund hat denen man natürlich vertraut, aber strenggenommen können auch die liebsten und verantwortsvollsten Menschen mal fehler machen. In den fall will ich nix automatisch unterstelle nur eben drauf hinweisen das Fachkunde mit einen liebenswerten Wesen werden manchmal nicht komplett ersetzbar ist.
Mit den alleine bleiben hab ich dann wohl fehlinterpretiert es liest sich in ein Satz so als würdet ihr weiter das üben,
Also der hier hat mich verwirrt ☺
"Nun ist sie entweder auf 180 und flitzt rum, animiert unseren Zweithund zum spielen oder kaut irgendwas kaputt sobald wir die Tür schließen, "
Welpen tun das..
Frustrationstoleranz muss so ein kleines Hundekind erst lernen.
Hört doch bitte endlich damit auf Hundebabys auf den Platz zu schicken und sie so lange allein zu lassen und mit Nein und was weiss ich was für Verbote zu traktieren und zu überfordern.
Ablenkung und dem Alter entsprechende Beschäftigung wäre angesagt.
Dazu gehört auch die Welt draussen kennen zu lernen.
Wenn ein Hundebaby Stühle etc. Annagen kann, ist eindeutig der Hundebesitzer daran schuld.
Hundekinder sind nun mal ein 24/7 Job.
Das erste was so ein Hundebaby lernen muss ist Vertrauen.
Mit Überforderung lernt ein Hundekind sicher nicht Stress abzubauen.
Danke für deine sehr ausführliche Antwort und deine Mühe! Das was du schreibst klingt absolut einleuchtend, zeigt aber auch wie viel man in solchen Situationen durch Feinheiten kaputt machen kann und wie wichtig ein sehr erfahrener Trainer ist. Wir werden versuchen, sie von diesen Situationen fernzuhalten und die Probleme erst mit einem Trainer anzugehen um nichts falsch zu machen.