Im Endeffekt kann ein Hund auf vier verschiedene Arten auf Angst reagiere: fight, flight, freeze oder flirt.
Zu aller erst hat sie ja gefreezt, aber das hat leider nichts geholfen, da der Mali ja immer noch eine Bedrohung für sie war. Das ist ganz und gar die Schuld des Halters vom Malinois. Und leider passiert das viel zu häufig.
Flüchten konnte sie - denke ich - nicht, weil sie angeleint war oder du sie festgehalten hast, oder so.
Flirt bezieht sich oft auf spielerisches Verhalten, so ein "guck mal wie nett und verspielt ich bin, ich bin keine Gefahr". Das Verhalten zeigen Hunde, die wirklich starke Angst haben, aber nicht oft. Flirt ist eher eine Reaktion auf Unsicherheit oder leichte Angst.
Also blieb nur noch der Kampf. Und das hat sie gemacht.
Grundsätzlich wäre es sicher sinnvoll, mit einem Hundetrainer zu arbeiten. Das ändert zwar nichts daran, dass der Halter des Malinois seinen Hund hätte anleinen sollen, wenn er ihn anders nicht unter Kontrolle hat, aber es könnte deiner Hündin dabei helfen, in solchen Situationen souveräner zu sein. Das würde das Risiko senken.
Das mag jetzt ein wenig komisch klingen, aber wenn ein nicht angeleinter Hund auf einen angeleinten Hund zukommt, und die Umgebung sicher ist, also zum Beispiel keine Straße in der Nähe ist, dann kann es helfen, die Leine des eigenen Hunds fallen zu lassen. Ich weiß, dass das gruselig sein kann. Aber es gibt dem Hund einfach die "flight" Möglichkeit. Heißt, weder den nicht angeleinten noch den angeleinten Hund festhalten. Dann fühlt sich der angeleinte Hund nicht mehr so optionslos, er kann versuchen, die Situation zu verlassen. Da Hunde absolute Konfliktvermeider sind, auch wenn das oft anders dargestellt wird, kann da wirklich helfen. Aber das geht halt wirklich nur dann, wenn es sicher ist. Und das ist leider oft nicht der Fall. Grundsätzlich ist es möglich, dem Hund auch an der Leine die "flight" Option zu geben, in dem man geht ,aber da du vermutlich in Sachen Geschwindigkeit gegen einen Malinois absolut keine Chance hast, hilft das nur dann was, wenn der Halter seinen Hund wieder bei sich hat.
Deswegen war für den Moment das, was du gemacht hast, also eine direkte Konfrontation zu verhindern, gar nicht so dumm. Es wäre denke ich dennoch schön, wenn es weniger zu solchen Situationen kommen würde. Dass du sie nicht korrigiert hast war übrigens gut. Korrekturen sind ja oft unangenehm, selbst wenn es nur ein lautes "nein" ist. Man würde also einen unangenehmen Reiz einer sowieso schon angstauslösenden Situation hinzufügen. Das würde auf Dauer alles nur schlimmer machen.
Was man auch probieren könnte, ist richtig geile Leckerchen in die Richtung des Malis, aber hinter ihn zu schmeißen. Es könnte die Chance bestehen, dass er für die tatsächlich von dir ablässt. Umso höher die Anspannung, umso weniger hoch die Chance, dass es funktioniert, aber einen Versuch ist es wert. Beim eigenen Hund könnte man das auch probieren. Als eine Art Ablenkung. Aber ich denke, dass dein Hund so angespannt war, dass man da praktisch nicht dagegen ankommt, egal wie lecker die Leckerchen auch sind. Und ich würde mir da auch keine Sorgen drum machen, ob man unerwünschtes Verhalten damit verstärkt oder nicht. Es geht um deine Sicherheit und die deines Hundes.
Es ist leider einfach eine blöde Situation, auf die es nicht die eine, perfekte Lösung gibt.