Findet ihr, dass das Internet mehr Vorteile oder Nachteile hat?

6 Antworten

Ich kann dir nicht sagen, wie es für andere ist, aber natürlich hat das Internet für viele, die ohne aufgewachsen sind (und das Netz auch nutzen) inzwischen viele Vorteile. Meine Nachbarin ist letztens mit einem dicken Auto-Atlas (sowas wirst du vermutlich gar nicht mehr kennen) in den Urlaub gefahren, weil sie zB kein Navi hat. Ein Handy allerdings schon, kann sie aber nicht gut mit umgehen. Die Arbeit hat sich für mich wesentlich erleichtert. Die Kommunikation und die seichte Unterhaltung auch, wenn mir mal langweilig ist. Allerdings bin ich mir, und so wird es auch vielen Älteren im Vergleich gehen, im Klaren, dass das auch Netz unheimliche Gefahren birgt, vor allem eben für Jüngere. Die Sucht steigt, die offene Kommunikation versiegt, die Falschinformationen und Beeinflussungen nehmen zu. Es ist nicht alles besser, es ist auch vieles schlechter oder eben anders geworden. Nur: wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Also müssen sich Ältere oft zwangsläufig mit dieser neuen Art der Vernetzung anfreunden, aber auch kritisch auseinander setzen. Das können die meisten, im Gegensatz zu den Jüngeren, die eben nicht kritisch hinterfragen.


Linaxx2006 
Beitragsersteller
 06.08.2024, 12:52

Danke!

1

Ja hat es.

Damals

Ich bin in einem Brandenburger Dorf groß geworden. Mischwald und 5 Waldseen 3 davon als Badesee.

Das Haus meiner Großmutter lag 5 Häuser entfernt von dem Größten. Was da bei einem 5000 Seelen Nest los was kannst du dir vorstellen.

Wir hatten in der dritten Schwimmunterricht. Nur war der sinnlos wir konnten schwimmen also fiel der aus. Und es ging zum Schwimmen an einen der Seen,

Wir sind 10 Jahre zusammen zur Schule gegangen. Da hat man sich für den Nachmittag verabredet. Da gab es den PA "Produktive Arbeit Unterricht" Das war Schüler gehen in Betriebe und arbeiteten schonmal Mit. Nur wir (Die Schüler der Oberen Klassen) haben 1985-1986 ein PA Gebäude auf dem Schulgelände hochgezogen. Wir (die Klasse) war dran, als der Beton Boden davor gegossen wurde. Das gab einen schönen Tritt und am Tag danach, weil der Boden nass gehalten werden musste Eine Wasserschlacht. Mit schreienden Mädchen.

Sowas gibt Freundschaften (die sogar die Wende überlebt haben.)

Und die sind die Grundlage vieler Langzeitehen. Als ich meinen Mann über meinen besten Kumpel kennengelernt habe, wohnten wir 4 Bus/Zugfahr Stunden entfernt. Telefon? Telefonzellen, Da musste man sich verabreden, wer wann anruft. Einfacher war es zu sagen, ich komme, wenn du frei hast her. Wenn wirklich was dazwischen Kam, haben wir die jeweiligen Betriebe der andern angerufen.

Heute

Gibt es Kontaktbörsen, obwohl eine Klasse noch immer in einem Raum zusammen sitzt.

Unser erstes Handy haben wir 2006 von der Hausbaufirma bekommen, das war ein Echter Klopper.

Ich nutze kein Handy, auch weil ich wegen Krankheit nicht arbeite. Sitze halt am PC. Ich hab aber eine Worddatei, Für GF Heimnetzwerk Varianten. Bin für GF ständig auf der DB Seite auch dafür hab ich Bilder für die Dauerfragen. Und ich kann googlen. Hier kommt immer wieder rüber dass das ein Schulfach werden muss.

Mein Mann braucht sein Handy mittlerweile Zwangsmäßig für den Job.

Aber das Handy als Navi? Im Auto liegt ein Falk Plan von 1997, Straßen verschwinden nicht einfach. Über neue die dazu kommen, stolpert man schon mal. Und man kann sich ja einen Grundlegenden Maps Plan auf einseitig genutztem Papier ausdrucken. Augen aufmachen hilft auf der Straße und im Bahnhof aber immens.

Dein Vorurteil greift zu kurz. Je jünger die User, desto schlechter begreifen sie, was das Internet überhaupt ist. Unsere Generation hat ohne Internet und IT begonnen und sich tief in die Technik eingegraben, um es mit aufzubauen. Als Kind hab ich mir manchmal an den Schaufenstern einer IBM-Niederlassung die Nase plattgedrückt und die gigantischen Großrechner bestaunt. Später – wir lebten in Barcelona - jobbte ich nicht nur im Sommer in einem Strandhotel, sondern einmal auch in den Weihnachtsferien. Das Hotel war an einen Lehrgang von IT-Fachleuten vermietet, und deren Großrechner brauchten hohe Temperaturen, also wurden die Restaurants im Erdgeschoss auf 35 Grand geheizt. Dann studierte ich und lernte, in FORTRAN IV zu programmieren. Man musste mit der Tastatur eines Kartenlochers Lochkarten lochen, eine für jede Programmzeile. Den Stapel Lochkarten steckte man ins Lesegerät um den Inhalt, den Auftrag ein Programm zu kompilieren und auszuführen, an den Großrechner zu schicken. Das Ergebnis kam dann wummernd und knatternd auf Lochpapier aus dem Zeilendrucker. Ich war Mechanik-Tutor, und als meine Studenten sahen dass ich immer noch Lochkarten bei mir hatte, lachten sie mich aus. Das wurmte mich. Später, als wissenschaftlicher Mitarbeiter, bekam ich die Verantwortung für ein UNIX-Mehrbenutzersystem von der Münchner Firma PCS, die UNIX-Portation nannte sich MUNIX. Es bestand aus einem Stapel 19-Zoll-Gehäusen, die in einen Bollerwagen passten, und daran hingen Terminals über serielle Leitungen. Ich dachte, das sei die Zukunft, und ich Idiot veranlasste, dass die Büros im Institut mit Leisten voller serieller Leitungen und lauter RS232C-Buchsen ausgestattet wurden. Dann hatten wir das Problem, in einem entfernten Gebäude eine mechanische Anlage steuern und Messungen aufnehmen zu wollen, in Echtzeit, ohne Störung durch Multitasking. Ein Informatik-Student half, den UNIX-Kernel um solche Treibersoftware zu erweitern. Als erstes Netzwerk bestellten wir bei der Deutschen Bundestpost eine telefonische Standleitung zu jenem Gebäude und betrieben sie mit Modems. Dann setzte die Ära der PCs ein, ich bekam einen IBM PC mit einem 8086 und IBM DOS. Damit beschäftigte ich mich extrem gründlich und lernte so, wie denn überhaupt ein Rechner funktioniert, Hauptspeicher, Datenbus, Adressbus, die Register des 8086, die Interruptvektortabelle. Mit dem Debugger schrieb ich von Hand Zeugs ins Video-RAM ab B800:0000 und staunte, dass auf dem Monitor Lichtpunkte angingen. Daraus entwickelte ich die Möglichkeit, aus meinen FORTRAN-Programmen heraus mit dem Briesenham-Algorithmus Diagramme auf den Bildschirm zu zeichnen. Später folgte dann das richtige Internet. Die TU Berlin wurde daran angeschlossen und vernetzte ihre Gebäude, in einer Rumpelkammer des Institutsgebäudes summte ein mannshoher Router. Wir bekamen E-Mail und Usenet, lange bevor es das WWW gab, ich nutzte das Usenet intensiv und wurde später zum Moderator zweier Newsgroups gewählt. Zu Zeiten, als auch erste Anfänge des WWW entstanden waren, gab es viel Probleme mit Spam im Usenet, und ich half, den hochleistungsmäßig mit Skripten wieder zu löschen (Canceln). Gegen einen Spammer, der mit erpresserischen Methoden versuchte durchzusetzen, dass er die Newsgroup de.rec.motorrad mit Spam fluten konnte, gelang mir eine Strafexpedition, indem ich den Quellcode seiner Webseiten unter die Lupe nahm und Möglichkeiten entdeckte, den Webserver zu erkunden. Ernst zu nehmende private PCs waren zu der Zeit noch nicht bezahlbar, was es gab war nur Spielzeug, und es waren wir Universitätsangehörigen und auch der IndividualNet e.V., die anfangs das Internet nutzten. Die ersten privaten Accounts gab es bei der Firma Interactive Networx GmbH in Berlin, mit der Domain snafu.de, und da wurde ich Kunde. Das Internet für Privatleute lief damals noch über Telefonleitungen und Modems. Wenn ich von zuhause aus ein paar Stunden online gewesen war passierte es manchmal, dass meine Mutter mich anrief, völlig aufgelöst, und meinte: Mensch, da bist du ja endlich! Was ist mit dir? Ich hab schon seit Stunden versucht, dich anzurufen, aber es war immer besetzt!

Es hält sich die Waage - der eine hat mehr Vorteile, der andere mehr Nachteile. Social Media macht sicher nciht alles besser, aber wir hatten damals auch sozialen Druck in anderer Weise - da ging es halt um Mofas, Turnschuhe, was auch immer, anstatt um soziale Medien. Es war nicht alles schlecht, aber auch nicht alles gut. Ich hatte früher ohne Internet generell eine schöne Zeit, aber ich würde heute nicht sagen, sie war besser als das, was wir heute haben oder was heutige Kinder und Jugendliche haben. Hier ist mal ein Bericht zum Thema aus dem Jahr 1997. Ich habe 1999 erfahren, dass es das Internet gibt, 2006 haben wir es dann zuhause bekommen. Auch SMS/WAP war so ein Thema. An die "ich bin drin"-Werbung mit Boris Becker und die AOL-CDs kann ich mich erinnern.

https://www.youtube.com/watch?v=kCE0v-SK5_c

https://www.youtube.com/watch?v=xfiVgIlowkI

https://www.youtube.com/watch?v=Hj4IA1OyA88

Ansonsten wusste man sich zu helfen: Informationen besorgte man sich aus der Zeitung, aus Magazinen oder aus dem Videotext, aus dem BTX, aus dem Brockhaus, dem Lingen-Lexikon und anderen Fachbüchern - das wusste man und hat sich im Rahmen der Möglichkeiten beholfen. Wer die Microsoft Encarta auf CD-ROM hatte, war im Vorteil. Wir hatten zuhause bis in die 90er BTX, das war für diese Zeit sehr anspruchsvoll.

https://www.youtube.com/watch?v=iBfvIh2K4G0

Wir sind damals auch ohne Smartphone, Social Media und mit rudimentären Internet (wer bei uns daheim DSL-Light mit 384 Kilobit pro Sekunde hatte, konnte sich schon "von" schreiben) zurecht gekommen, haben damit unsere Referate geschrieben und Präsentationen oder die Abschlussprüfung vorbereitet. Funktioniert hat alles - ich denke, es ist auch die eigene Haltung dazu.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Damals ging es eben ohne Internet und da niemand es kannte, hat es auch niemand vermisst. Heute ist es schon eine erhebliche Erleichterung, gerade wenn man alt ist.


Linaxx2006 
Beitragsersteller
 06.08.2024, 12:46

Dankee für die Antwort. Leider ist das Internet für viele ältere Menschen eher eine Schwierigkeit, da viele nicht damit umgehen können.

1
HarryXXX  06.08.2024, 12:49
@Linaxx2006

Meine Generation ist diejenige, die das alles erschaffen hat. Wir kennen uns definitiv damit aus. In der Generation meiner Eltern, die heute also um die 90/95 Jahre alt sind, sieht das natürlich anders aus.

1
Linaxx2006 
Beitragsersteller
 06.08.2024, 12:51
@HarryXXX

Achso:) mein Vater ist 56 und kennt sich nicht wirklich aus. Mein Onkel ist 57 und ist Profi. Meine Großeltern sind 80+ und kennen sich auch nicht aus.

0
Kabeltante1266  06.08.2024, 12:53
@Linaxx2006

Dann liegt es an den Jüngeren, die Älteren an das Thema ran zu führen, sofern die Älteren das noch brauchen und/oder möchten. Kann man auch ehrenamtlich machen.

0
Linaxx2006 
Beitragsersteller
 06.08.2024, 12:54
@Kabeltante1266

Jaa das stimmt. Viele ältere Menschen sind allerdings absolut gegen Internet und Digitalisierung...

0