Erweiterung eines Verbs mit „zu“ – wann genau wird „zu“ ins Verb eingeschoben?
Hallo,
meines Wissens steht „zu“ im Verb selbst, wenn es trennbar ist.
- Ich grabe um –> umzugraben
Und es wird nicht eingeschoben, wenn das Verb nicht trennbar ist.
- Ich laufe –> zu laufen
Lässt sich das als generelle Regel so sagen?
Denn beim Verb „missverstehen“, das nicht trennbar ist, wird „zu“ laut Online-Duden ins Wort eingeschoben, was ja die Regel widerlegt.
https://www.duden.de/konjugation/missverstehen
Wenn diese Regel also nicht stimmt – was ist die richtige?
Danke sehr!
1 Antwort
Eine sehr gute Frage wieder mal! =)
Ich habe eine Theorie, die ich an Beispielen überprüft habe. Sie hat der Überprüfung standgehalten, schließt auch die trennbaren Verben ein, aber eine Regel hab ich nicht gefunden.
Meine Theorie:
Wird ein Verb mit Präfix auf dem Präfix betont (nicht unbedingt auf der ersten Silbe!), wird "zu" in das Verb integriert.
Ich hab hier ein paar Präfixverben, die Betonung ist markiert:
- verstehen – zu verstehen
- aufstehen – aufzustehen
- bekommen – zu bekommen
- ankommen – anzukommen
- vorkommen – vorzukommen
- entsprechen – zu entsprechen
- zerschlagen – zu zerschlagen
- anfangen – anzufangen
- aussehen – auszusehen
- nachsehen – nachzusehen
- übersehen – zu übersehen
- missverstehen – misszuverstehen
- beilegen – beizulegen
- darstellen – darzustellen
- erlegen – zu erlegen
- unterlegen – unterzulegen
- zusammenschreiben – zusammenzuschreiben
Mir ist eben noch ein miss-Verb begegnet, dass meine Theorie stützt:
missverstehen vs. misstrauen >> misszuverstehen vs. zu misstrauen
In wissenschaftlichen Texten stünde da bestimmt "Wortakzent" und nicht "Betonung".
Ich habe mal bei grammis nachgefragt und stelle dann die Antwort ein.
Herzlichen Dank für die Antwort! :-)
Das klingt erstmal plausibel, auch wenn es mich sehr überrascht, dass solch eine Regel von der Betonung abhängig ist.
Ich hätte da gern Sicherheit – kann ich mich mit solchen Fragen auch an den Rechtschreibrat wenden?