Erleben wir gerade eine Re-Nazifizierung?

11 Antworten

der NS ist eine veraltete Ideologie, die nie wieder so auftauchen wird wie sie je war, selbst wenn sie vergessen ist, da diese neue Ideologie auf anderen Grundsätzen beruhen würde.

Es wird immer ähnliche Sachen geben, es aber auf die Nazis zurückzuführen, ist verharmlosend gegenüber denen, welche tatsächlich unter dem NS geleidet haben.


xubjan  19.09.2023, 07:58

Dann vergleiche mal den Putinismus mit dem Nationalsozialismus. Zu welchem Ergebnis kommst du?

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xubjan  19.09.2023, 08:10
@Rheinflip

Eigentlich nicht. Wenn man das in der Sache vergleich, findet man alle Merkmale des Nationalsozialismus bei Putin wieder. Dann muss man als zweiten Schritt mal überlegen, wieso die AfD so große Stücke auf Putin hält, immer wieder AfDler im russischen Staatsfernsehen Propaganda verbreiten usw.

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1Siuto  19.09.2023, 16:58
@xubjan

Du findest überall Merkmale von gewissen Sachen wieder, das liegt daran, dass alle Systeme auf gewissen naturgesetzlichen Grundsätzen beruhen, welche sie folgen.

Die Frage ist aber, was ist wirklich was den NS ausmacht, im Verhältnis zum Faschismus, im Verhältnis zum Totalitarismus, usw. usf.?
Der NS und Putins Russland sind nahezu identisch, wenn du es im Auge des Totalitarismus siehst. wenn wir jedoch zum Faschismus schauen, sieht das einiges anders aus. Beide Länder sind Nationalistisch, aber das macht Faschismus nicht aus. Putin behauptet nicht dass die Russische Ethnie "überlegen" oder "besser" wäre, als andere Ethnien. Genau so wenig behauptet er, dass Hierarchie etwas in sich gutes ist und die stärkeren über die schwächeren regieren müssen.

Es ist sehr stark abstrahiert, aber ich glaube es ist verständlich was ich meine.

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xubjan  19.09.2023, 17:10
@1Siuto
Du findest überall Merkmale von gewissen Sachen wieder, das liegt daran, dass alle Systeme auf gewissen naturgesetzlichen Grundsätzen beruhen, welche sie folgen.

Rassismus, Antisemitismus usw., das sind keine Naturgesetze. Wieso verbreitest du solchen Blödsinn?

Bei Putin ist all das, was den Nationalsozialismus ausmacht, ebenfalls bis ins Extrem ausgebildet.

Putin behauptet nicht dass die Russische Ethnie "überlegen" oder "besser" wäre, als andere Ethnien

Doch. Lustigerweise sagt er exakt das. In gleich mehreren Reden. Er hat auch schon von "überlegenen russischen Genen" geredet. Was durchaus diskussionswürdig ist: Putin ist nicht so "dumm", das offen in hetzerischen Reden zu präsentieren. Er gibt öfter den edlen Staatsmann, dennoch sind auch seine Reden da eindeutig.

Zudem befinden sich an der Front vor allem ethnische Minderheiten, sowie jene, die ihm unbequem wurden. Die ethnischen Russen bleiben nach wie vor eher vom Krieg verschont.

Genau so wenig behauptet er, dass Hierarchie etwas in sich gutes ist und die stärkeren über die schwächeren regieren müssen.

Doch. Auch das sagt er. Auch solche Dinge fallen in seinen Reden. Etwas anders begründet. Bei ihm fallen Dinge wie, dass andere kein Anrecht hätten zu leben. Dass sie kein Anrecht hätten, zu existieren. Dass die Ukrainer kein Volk seien und dass sie kein Anrecht hätten, für sich selbst zu bestimmen. All das kam auch von Putin.

Es ist sehr stark abstrahiert, aber ich glaube es ist verständlich was ich meine.

Verständlich ist es, aber nichts destotrotz falsch. Die Dinge findet man bei Putin und sie werden extrem ausgelebt. Auch der Anti-Semitismus übrigens. Russische Juden, egal wie russisch sie sind, sind plötzlich alles ausländische Agenten geworden. Es ergibt keinen logischen Sinn für diesen Schritt, es sei denn, es wird nun auch ein Anti-Semitismus ausgelebt.

Klar ist Putin irgendwie anders wie Hitler. Aber dennoch findet man all das bei ihm.

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1Siuto  19.09.2023, 17:23
@xubjan

Darauf habe ich mich auch nicht bezogen, wo siehst du Rassismus und Antisemitismus unter Putin? Ich rede von Systemintegralen Elementen, was das einzige ist worin sich der NS und Putin ähneln.

Echt? Kann ich mal sehen, hab die rede noch nicht gehört.

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xubjan  19.09.2023, 21:18
@1Siuto

Habe ich beides doch oben begründet.

Beim Rassismus muss man sich anschauen, wie die russischen Minderheiten zum einen benachteiligt werden, wie sie aber zum anderen an die Front "gelockt" werden (mit Geld). Die ethnischen Russen bleiben weitestgehend verschont.

Auch das Wohlstandsgefälle ist teils deutlich. So einige leben in Russland noch wie zu Zeiten des zweiten Weltkrieges. Auch hier sind es eher die russischen Minderheiten.

Für mich ist das mit seinem Gefasel von überlegenen russischen Genen in Summe purer Rassismus.

Beim Antisemitismus habe ich dir das ja auch geschrieben: Russische Juden werden einfach so als ausländische Agenten gebrandmarkt, egal wie russisch sie sind.

Echt? Kann ich mal sehen, hab die rede noch nicht gehört.

Habe leider nur den RT-Link und der geht aus bekannten Gründen nicht mehr.

Es war auf jeden Fall eine der neueren Stalingrad-Rede. Ich suche gerade nach Wortlauten. In den letzten Jahren hat Putin immer öfter von einem Erbe gesprochen, was die Soldaten dort den Russen gegeben hätten. Etwas, was sie den überlegenen russischen Genen eingepflanzt haben (biologisch natürlich Blödsinn). Finde leider nur einige Andeutungen über dieses Gefasel vom russischen Erbe beim Spiegel und Co. Keine Abschrift.

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1Siuto  19.09.2023, 21:20
@xubjan

Ok, aber der Antisemitismus wurde nicht darunter begründet, es ist ein fester teil der Ideologie. In der Sowjetunion wurden Juden auch in konzentrationslager gesteckt, das wurde aber nicht beworben oder ähnliches, sondern fand im hintergrund statt.

Aber das mit dem Rassismus kann ich dir recht geben.

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xubjan  19.09.2023, 21:32
@1Siuto

Ich sage nicht, dass das offen "beworben" wird. Wie gesagt: Vieles passiert eher unterschwellig im Stillen.

Der Anti-Semitismus ist so richtig erst seit ein zwei Jahren ausgebrochen. Das mag sein, dass Juden auch eher kritisch eingestellt sind ob ihrer Religion und deswegen ins Fadenkreuz geraten. Die systematische Verfolgung als ausländische Agenten ist aber definitiv kein Zufall.

Die russischen Juden sagen, es stecke zielgerichteter Anti-Semitismus dahinter. Ich bin nicht in Russland und die Signale dringen kaum noch aus Russland raus.

OK. Dann wäre das aber so ziemlich der einzige Punkt, über den man bei Putin irgendwie noch etwas unterscheiden kann zum Nationalsozialismus. Bei den Dingen wie dem übersteigerten Völkischen usw. muss man glaube ich nicht diskutieren. Das sieht jeder.

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1Siuto  19.09.2023, 21:38
@xubjan

Na ja, ich sehe trotzdem Putins Russland nicht gleich von Nazi-Deutschland.

Es ist nicht nur das "übersteigert Völkische", aber die Art und Weise wie Sachen rübergebracht werden, so wie einige Sachen selbst.

Es ist eigentlich logisch in Zeiten der Knappheit jemanden zu haben, auf dem man das Leid abwälzt, damit die Bevölkerung loyal bleibt, dass macht aber jedes System. Im Westen haben wir es halt ins Ausland verlegt.
Klar, Putin rechtfertigt es vielleicht teilweise durch Genetik, jedoch ist es nicht so extrem wie die Nazis und der Westen ist auch nicht komplett unschuldig. Russland mag rassistischer sein als der Westen, aber ich würde nicht sagen, dass es dadurch eher dem NS resemblieren würde.

Klar, Putin ist näher am NS als am Westen, aber das machte es noch nicht faschistisch.

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Rheinflip  19.09.2023, 07:49

Ich denke nicht dass die AFD den Faschismus verharmlost, die bringen eine neue Form rein

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1Siuto  19.09.2023, 16:53
@Rheinflip

nicht die AFD verharmlost den Faschismus, sondern einige Linken. Indem man alles als Rassismus und Faschismus bezeichnet, verliert das seinen Wert. Ich finde es sollte ein wirklich strenges Wort bleiben, es hat bereits zu viel an stärke verloren und wird es nur weiter.

man sollte die AFD nicht verharmlosen, aber man sollte die richtigen Worte benutzen.

Eigentlich bin ich relativ links, aber ich stimme mit der linken narrative nicht überein.

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Ich halte nichts davon, die Wähler der AfD pauschal als Nazis zu bezeichnen.

Das ist nur ein Symptom.

Die tatsächlichen Probleme liegen ganz woanders.


xubjan  19.09.2023, 07:57

Korrekt. Sie liegen darin, dass sich eine breite Masse an Wählern von der AfD erfolgreich massenhaft Lügen erzählen lässt und diese auch noch glaubt.

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Interesierter  19.09.2023, 08:04
@xubjan

Da stimme ich dir in Teilen zu.

Das funktioniert aber nur, weil die aktuelle Regierung das Vertrauen weiter Teile der Bevölkerung verloren hat und die Union nicht wirklich mehr anzubieten hat.

Ein großer Teil der AfD Wähler sind nicht rechtsradikal, sondern schlichtweg enttäuscht.

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xubjan  19.09.2023, 08:15
@Interesierter

Nur warum haben sie das Vertrauen verloren? Wenn man versucht, hinter diesen Frust zu steigen, kommen exakt diese Lügen dann zum Vorschein. Das heißt: Sie haben sich erfolgreich diese Lügen einreden lassen und wurden von der Wirklichkeit entrückt. Wie bei Sekten.

Egal, was positiv ist, es wird einfach geleugnet. Seit knapp einem Jahr mache ich hier auf GF und anderswo das Experiment, den AfDlern mal zu erzählen, dass es 0 Strom-Kollapse gab und dass alleine im Jahr 2022 über 400tsd neue Jobs entstanden sind. Die Reaktionen waren sehr absurd, aber auch von mir exakt so erwartet. Die AfD-Fans leben in einer Fantasiewelt.

Ein großer Teil der AfD Wähler sind nicht rechtsradikal, sondern schlichtweg enttäuscht.

Es mag sein, dass sie sich so sehen. Dennoch verbreiten sie voller Überzeugung genau diese Lügen, die dann zur rechtsradikalen Gesinnung dazu gehören. In manchen Dingen, wie der Globalisten-Verschwörung, mögen sie vielleicht wirklich nicht verstehen, was das eigentlich ist, aber es wird dennoch verbreitet. Auch dieses "Aber die Ausländer", gefolgt von einigen der handfesten Lügen der AfD, wird verbreitet. Sie sehen über die Dinge wie das Verteilen von Nazi-Heften einfach hinweg. Das interessiert sie nicht.

Da frage ich mich unweigerlich: Was genau unterscheidet sie denn noch von Rechtsradikalen? Alleine die Aussage, dass sie keine sind?

Ich rede wohlgemerkt von den AfD-Fans. Die stillen AfD-Wähler, die einfach nichts sagen und wirklich nicht rechtsradikal sind, die mag es geben. Wenn zumindest Sachgespräche zustande kommen, habe ich jedoch noch nie so einen gesehen.

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Interesierter  19.09.2023, 08:25
@xubjan

Die meisten Menschen sind sehr viel einfacher gestrickt.

Die Inflation ist deutlich höher als die Lohnzuwächse.

Energie soll deutlich teurer werden.

Die Wirtschaft befindet sich in einer Rezession. Viele Menschen haben Angst um ihren Job.

Wir erleben seit vielen Jahren Migration in die Sozialsysteme, bei denen absehbar ist, dass sie so nicht mehr finanzierbar sind.

Dass Menschen dann zu der Erkenntnis kommen "So geht's nicht weiter!" darf doch niemanden verwundern.

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xubjan  19.09.2023, 08:33
@Interesierter
Die meisten Menschen sind sehr viel einfacher gestrickt.

Ja. Mag sein. Aber nun mal ein Realitätscheck. Nicht für dich, sondern um mal zu schauen, wie das mit meiner These der Lügenwelt zusammenpasst:

Die Inflation ist deutlich höher als die Lohnzuwächse.

geht zurück, einiges ist schon das ganze Jahr über billiger als vor Corona. Obst/Salat beispielsweise.

Energie soll deutlich teurer werden.

ist längst auf dem Niveau von 2017 angekommen. Auch seit fast dem kompletten Jahr stabil "billig."

Die Wirtschaft befindet sich in einer Rezession. Viele Menschen haben Angst um ihren Job.

Dennoch entstehen neue Arbeitsplätze. Technisch gesehen haben wir übrigens keine Rezession, da im letzten gemessenen Quartal eine Stagnation auftrat. Mit der Inflation und den Einbrüchen aufgrund weggefallenem Russland-Geschäft, übrigens auch eine sehr stabile Situation.

Wir erleben seit vielen Jahren Migration in die Sozialsysteme, bei denen absehbar ist, dass sie so nicht mehr finanzierbar sind.

Und dennoch haben beispielsweise die Krankenkassen ausgerechnet, dass ohne Migration 8 Milliarden pro Jahr fehlen würden. Gerade weil migriert wird in Jobs hinein, haben wir Überschüsse am Ende. Mag sein, dass es durch Massenbewegung wie 2015 oder jetzt die Ukrainer erst mal wieder anders herum ausschlägt, da diese Zeit brauchen, im Arbeitsmarkt richtig anzukommen, aber die meisten kommen dort nun mal an.

Dass Menschen dann zu der Erkenntnis kommen "So geht's nicht weiter!" darf doch niemanden verwundern.

Es geht mir nicht drum, dass mich dieser Reflex wundert. Es geht darum, wie er zustande kommt und der kommt dadurch zustande, dass diese Masse nicht sachlich nüchtern an die Situation herangeht und auch ihren eigenen Augen nicht mehr traut. Sie leben in einer Scheinwelt, die von täglichen Lügen dominiert wird. Das macht die AfD sehr geschickt.

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Nein dafür hätte man das Land ja komplett entnazifizieren müssen.


MyMiniMedie6th  19.09.2023, 07:56

Dann grab mal die Gräber der Nazis aus.

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MyMiniMedie6th  19.09.2023, 11:15
@Legion73

Das 3. Ist vor 78 Jahren Untergegangen. Die welche noch von der NS Propaganda Nazifiziert wurden, waren 45 wohl um die 15 Jahre alt. Wären Heute also 93 Jahre alt. Wie viele von denen wohl noch leben.🤔

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Rheinflip  19.09.2023, 07:53

Vergleiche den Satz von Fritz Bauer: wenn ich mein Büro verlasse bin ich in Feindesland

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Hinkelsteiner  18.09.2023, 18:55

Wie soll ein entnazifizieren funktionieren?
Alle vor Gericht? Kann sich ein Staat, dessen Bürger nichts zu beißen haben, nicht leisten.
Aus den Köpfen kriegst du den Nazi eh nicht raus, siehe ehemalige DDR.

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Legion73  18.09.2023, 19:07
@Hinkelsteiner

Ey ich hab nur eine Tatsache in den Raum gestellt. Ich weiß schon warum man nicht alle rauswerfen konnte und bei uns ist es ja noch halwegs gut gelaufen in denen von Deutschland besetzten Ländern gabs sowas wie und Kolaboration mit den Nazis wird teilweise sogar geleugnet. Sonst hätten die Franzosen in Algerien wohl kaum in den 60ern ein System errichtet dass eins zu eins dass der Gestapo war und den Kampf gegen die Unabhängigkeitskämpfer "Polizeiaktion" genannt. Der damalige Cheff der Polizei hat damals Juden an die Nazis ausgeliefert unter ihm hat die Pariser Polizei auf eimer Brücke Algerier verprügelt und in den Fluss geworfen wo sie ertranken. Darüber spricht aber keiner. Nicht nur die Leute hätte man entnazifizieren müssen sondern auch die Systeme. Und nach 75 Jahren hatte Europa genug Zeit dass zu tun.

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Hinkelsteiner  18.09.2023, 19:32
@Legion73

Ich habe nur was gegen den Begriff.
Hört sich an wie entlausen.
Es gab viel nicht verfolgtes Unrecht.
Das lässt sich nicht alles aufarbeiten, nicht mal annähernd.

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Von Experte juergen63225 bestätigt

Ich denke die Nazis hat es schon immer gegeben, bloss heute traut man sich halt mehr seine Gesinnung zu zeigen. Aber es ist auch so, dass in den letzten Jahren (spätestens seit der Wahl Trumps zum US Presidenten 2016) nationalistische und rechtspopulistische Gruppierungen im Aufwind sind. Nicht nur in den USA sondern auch in Europa.

Unterstützt wird das Ganze natürlich auch von der russischen Propaganda bzw. Putin. Da es unter anderem Putins Ziel ist einen Zerfall des Bündnisses zwischen den USA, der EU und folglich auch der Nato herbeizuführen. Ein Austritt aus diesen Bündnissen wird auch von der AfD angestrebt. Welche auch von Putin indirekt unterstützt wird, ebenso wie andere nationalistische und rechtspopulistische Gruppierungen.

Mit einem Auseinanderbrechen der EU sowie Nato hätte Putin wieder freie Hand und könnte die alten Machtverhältnisse wiederherstellen und die ehemals von der Sowjetunion besetzten Länder (wie die Ukraine, Polen, Tschechien etc.) annektieren, was Putins bestreben ist. Möglicherweise auch die ehemalige sowjetische Besatzungszone in Ostdeutschland (DDR) und Berlin.


xubjan  19.09.2023, 07:59

Im Grunde träumen er und seine Schergen von der Eroberung ganz Europas. Wasser als natürliche Grenze, davon träumt Russland.

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Die letzte Phase der Entnazifizierung wurde im August 1947 durch den Befehl Nr. 201 der Sowjetischen Militäradministration eingeleitet. Er stellte endgültig die Weichen zur Rehabilitierung aller nominellen NSDAP-Mitglieder. Das Ziel war die baldige Beendigung des Säuberungsprozesses.

Die alten Nazis waren in der jungen Bundesrepublik überall: Sie waren in der Justiz, in der Verwaltung, in den Ministerien, an den Universitäten; der Verfassungsschutz war so braun, dass es einen noch heute schüttelt. Kanzler Adenauer erklärte das so: Es handle sich um Leute, "die von früher was verstehen". Es gab bei den Beamten und den sonstigen Funktionseliten von Staat und Gesellschaft so etwas wie eine Totalkontinuität. Für so eine Feststellung ist man noch vor zwanzig Jahren als böswilliger Linker beschimpft worden; heute leugnet das kaum jemand.

Beispiel Kiesinger:

Kurt Georg Kiesinger war ein deutscher Politiker und von 1966 bis 1969 dritter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Kiesinger war Rechtsanwalt und privater juristischer Rechtslehrer. In der NS-Zeit war er ab 1933 NSDAP-Mitglied.

Beispiel Globke:

Unter Konrad Adenauer (l.) war Hans Globke (r.) bis 1963 Chef des Bundeskanzleramts – obwohl er in der NS-Zeit einschlägig mitgewirkt hatte.

Beispiel Filbinger:

Hochhuth beschrieb im Vorabdruck seines Romans „Eine Liebe in Deutschland“ in der Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 17. Februar 1978 Filbinger als „Hitlers Marinerichter, der sogar noch in britischer Gefangenschaft nach Hitlers Tod einen deutschen Matrosen mit Nazi-Gesetzen verfolgt“ habe. Er sei „ein so furchtbarer ,Jurist’ gewesen, dass man vermuten muss – denn die Marinerichter waren schlauer als die von Heer und Luftwaffe, sie vernichteten bei Kriegsende die Akten –, er ist auf freiem Fuß nur dank des Schweigens derer, die ihn kannten“.

Nun hat dieses Land das, wenn auch mit einigen üblen Nachwehen, rel. gut hinter sich gebracht.

Was um alles in der Welt darf man sich insoweit unter Re-Nazifizierung vorstellen?