Ein soziales Konstrukt?
Hallo Community.
Das Geschlecht eines Menschen bloß auf einer Ebene zu betrachten, mag zu einfach sein. Die einen behaupten, dass das Geschlecht von Geburt an festgelegt ist und nicht änderbar ist. Die anderen sagen, es ist ein soziales Konstrukt.
Wie steht ihr dazu:
Ist Geschlecht bloß ein soziales bzw. gesellschaftliches Konstrukt?
Schreibt gerne eure Meinung/ Sichtweise, aber bleibt respekvoll.
64 Stimmen
16 Antworten
Wie biologisches Geschlecht definiert wird, ist ebenfalls von der Zeit und Gesellschaft abhängig. Manche glaubten früher, die Frau war bloß ein unfertiger/unvollkommener Mann. Also ein Eingeschlechtermodell:
Hingegen sei die Ansicht vorherrschend gewesen, dass es physiologisch und anatomisch nur ein Modell des Menschen gebe, das sich durch den Grad an Vollkommenheit differenziere: der Mann als Modell des Menschen schlechthin, die Frau als unvollkommene Version des Menschen/Mannes.
https://www.budrich-journals.de/index.php/gender/article/download/18054/15727
Zurzeit ändert sich das Konzept Geschlecht von binär in ein mehrdimensionales Spektrum. So gesehen, ist auch das biologische Geschlecht ein soziales Konstrukt, auch wenn es auf biologischen Fakten beruht.
Gender ist ein soziales Konstrukt das jeder für sich selbst festlegt bzw festlegen kann. Man muss nur selbstbewusst dafür sein dann wirkt man auf andere wie man sich fühlt. Dazu braucht es natürlich auch Lebenserfahrung.
Sex also das biologische Geschlecht ist kein gesellschaftliches Konstrukt. Das biologische Geschlecht zeichnet sich aus durch Geschlechtsorgane, wie Gebärmutter, Prostata, Hoden, verschiedene biologische Vorgänge im Körper. Das lässt sich nicht durch soziale Konstrukte verändern.
In sozialen Konstrukten leben wir alle. Dass Kinder mit 18 erwachsen sind und „vollmündig“. Sind ist ein soziales Konstrukt. Dass wir in Wohnungen leben ist ein soziales Konstrukt. Dass wir die ersten 20 Jahre unseres Lebens in Schulen und Unis verbringen ist ein soziales Konstrukt. Dass wir von anderen akzeptiert sein wollen ist ein soziales Konstrukt.
Die Frage über die sozialen Strukturen ist, welche findet wer wann Überarbeitungsbedürftig? Niemals werden sich die Menschen darüber einig sein und viel weniger werden sich die Menschen darüber einig sein in welche Richtung man sie verändern möchte.
Denn ums abschaffen geht es nicht. Wenn es ums Abschaffen ginge, wären Gender irrelevant. Sex also das biologische Geschlecht kann ja niemals irrelevant werden, da das gesundheitliche Relevanz hat. Mit dem man aber oft erst im fortschreitenden Alter konfrontiert wird.
Wir müssen doch erst einmal unterscheiden, ob wir hier vom biologischen oder vom empfundenen Geschlecht reden. Da ist schon mal ein Unterschied. Und wenn, aufgrund welcher Tatsache sich ein biologisches Geschlecht herausbildet. Auch da gibt es erhebliche Unterschiede.
Auf jeden Fall ist das biologische Geschlecht kein soziales Konstrukt - auch wenn das einige so darstellen. Es ist eine biologische Tatsache, die von der Evolution so determiniert wurde. Es hat nicht mit sozialen Komponenten zu tun
Und Vorsicht, wir reden hier nicht von Schwulen, Lesben, Bi und Asexuellen +. Wir reden nur von Trans-Menschen. Da sind etwa 0,5 % der ganzen Bevölkerung, wie Studien zeigen. Also lassen wir diese einfach so sein wie sie sind oder sein wollen und treiben nicht ständig eine neue Sau durch das Dorf und erfinden noch einen Genderbuchstaben für Minderheiten
Es ist eine biologische, evolutionäre Determination mit einem grundlegenden "Plan": "eines führt zum anderen und das Nützliche macht weiter". Wir reden hier nicht über eine Determination de jure. Der biologische Determinismussagt aus, dass der Mensch ausschließlich oder überwiegend von seiner biologischen Natur bestimmt wird und nicht von seiner sozialen bzw. kulturellen Umwelt.
mit einem grundlegenden "Plan"
Aber ganz sicher nicht.
Die Auffassung, dass die Evolution ein Ziel hat oder dass ihr eine Notwendigkeit innewohnt, ist ein weit verbreitetes Missverständnis, welches in verschiedenen Formen auftritt.
https://gbs-schweiz.org/blog/weshalb-die-evolution-kein-ziel-hat/index.html
Und:
Evolution will nichts, plant nichts und hat auch kein Ziel - also auch keine Richtung, nicht mal vom Niederen zum Höheren - vom einfachen zum komplexen Leben.
Da Du -wie es den Anschein hat- die Verwendung des signum citationis bei "Plan" wie auch bei dem weiteren Geschriebenen überlesen hast, wird dir das weitere Lesen des bereits Geschriebenen hoffentlich keine besonderen Schwierigkeiten bereiten:
"eines führt zum anderen und das Nützliche macht weiter"
Damit wir ausgedrückt , dass das Determinismuspostulat, als metaphysisches Prinzip akzeptiert wird, wobei man über die epistemischen und ontologischen Probleme der modernen Physik sicher teils hinweg sieht. Richtig ist aber auch, dass die Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten eines Ereignisses dabei zwar deterministischen Gesetzen gehorchen; ob das Ereignis jedoch auch eintritt und wann dies geschieht, ist unvorhersagbar. Dies ändert jedoch nichts an der Aussage des Obsiegens des Nützlichen
Ich empfehle gern auch mal Vorlesungen folgender Lehrenden:
Prof. Dr. Jens G. Reich (Professor em. für Bioinformatik, Charité, Humboldt-Universität zu Berlin ) , Ethische und anthropologische Aspekte der Genforschung
HD Dr. Sigrid Schmitz (Institut für Informatik und Gesellschaft, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg · Kompetenzforum Genderforschung in Informatik und Naturwissenschaften, Freiburg) Das moderne Gehirn zwischen Determination und Freiheit – ein geschlechterkritischer Blick
"eines führt zum anderen und das Nützliche macht weiter".
nicht zwingend. Und was nützlich ist, hängt von der jeweiligen Umgebung ab.
Der rückläufige Kehlkopfnerv macht bei Landwirbeltieren unnötigerweise einen Umweg über das Herz. Bei der Giraffe sind das 5 Meter.
ich schreibe nicht anderes. Ich bin zwar kein Zoologe; zum Leben waren Entwicklungen wohl nützlich in der jeweiligen Umgebung. War sie weder nützlich, aber auch nicht hinderlich, so war der "Grund" zur Re- oder Dekonstruktion nicht evident. Genau das ist biologischer Determinismus.
Es gibt das biologisch angeborene Geschlecht und dann gibt es Menschen, die sich dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen und sich mit dem anderen Geschlecht identifizieren. Das ist normal und das hat es immer gegeben.
Alle sozialen Ansprüche, Formfaktoren etc. sind ein soziales Konstrukt - das biologisch Geschlecht natürlich nicht - aber da bleibt auch nicht viel mehr übrig als das animalische.
Evolution hat kein Bewusstsein, kein Ziel und keinen Plan. Und festlegen tut die auch nichts.