Denkt ihr das Asch-Experiment ist eine Gefahr für die Wissenschaft?
Im Asch-Experiment zeigt sich, dass 75 Prozent der Mehrheit folgen, selbst wenn sie selbst wissen, dass die Mehrheit falsch liegt.
Welchen Einfluss könnte dies auf die Wissenschaft haben?
6 Antworten
Spielt in der Wissenschaft nur insofern eine Rolle, dass man Theorien verwendet wenn man zwar weiß dass sie im Prinzip falsch sind, sie aber trotzdem auf bestimmte Fälle angewendet werden kann um sinnvolle Ergebnisse zu erhalten. Beispiel ist die Newtonsche Mechanik. Die ist im Grunde falsch denn sie ist nur ein Spezialfall der Relativitätstheorie, also nicht allgemeingültig. Solange man es aber mit Geschwindigkeiten zu tun hat die sich nicht im Bereich der Lichtgeschwindigkeit bewegen, kann sie trotzdem angewendet werden.
Oder eine Theorie ist falsch, aber es gibt noch keine bessere.
Die allermeisten Wissenschaftler werden aber abgesehen von diesen Fällen keine Theorie anwenden von der sie wissen dass sie falsch ist, wenn es eine bessere Theorie gibt. Sonst wären sie schlechte Wissenschaftler.
Die Asch-Experimente zeigen eine besorgniserregende Tendenz zur sozialen Konformität in der menschlichen Psyche auf. Das ist ein Problem für alle Bereiche des sozialen Lebens, aber die Auswirkungen auf naturwissenschaftliche Forschung sind m.E. nach geringer als in anderen Bereichen.
Der Grund dazu ist, daß die Asch-Experimente der Dynamik des wissenschaftlichen Diskurses nicht sehr ähneln. Denn sie testen eine Entscheidung, die man entweder sachlich richtig oder konform treffen kann und die absolut keine weiteren Auswirkungen hat; nachdem die Testperson die Wahl getroffen hat, kommt man nie mehr darauf zurück. Insbesondere hat die Versuchsperson keine Möglichkeit, die Sache wieder aufzugreifen und der Mehrheit per Videobeweis sachlich nachzuweisen, welche Linie wirklich wie lang war. Es bringt für die Versuchsperson auch keinen Nachteil, sich der (falschen) Mehrheitsmeinung anzuschließen, weil mit der richtigen Antwort keine Belohnung verknüpft ist.
All das ist im wissenschaftlichen Diskurs anders. Wer gute Argumente hat, kann erfolgreich gegen die Mehrheit anstinken. Wenn viele bezweifeln, daß meine Methode funktioniert, dann denke ich mir eine Versuchsanornung aus, die diese Einwände berücksichtigt, oder rechne zur Kontrolle auf andere Art nach etc. Kommt dann immer noch dasselbe heraus, dann reibe ich das meinen Kritikern genüßlich unter die Nase. Auf jeden Fall weiß ich, daß wir später drüber reden können, wenn mehr Information auf dem Tisch liegt, und daß mein Gegenüber ein gutes Argument auch akzeptieren wird, denn so ist der wissenschaftliche Brauch.
Gibt es eigentlich auch ein Ash-Experiment mit Belohnung für richtige Antworten? Meiner Meinung nach sollte der Effekt sich dann verringern.
Ich habe übrigens einmal im Studium selbst so eine Situation erlebt. Es ging um eine triviale Frage (Einheitenumrechnung um den Faktor Zehn, die Frage war nur, ob man dividieren oder multiplizieren mußte). Irgendwie hatte der Vortragende seinen Lustigen Tag™ und ließ ein paar Studenten zu Wort kommen, ob sie jetzt meinten, daß multipliziert oder dividiert werden mußte. Die meisten waren für die falsche Lösung. Darauf ließ er abstimmen un stellte zuerst die falsche Lösung zur Disposition. Mehr als die Hälfte der Hände im Hörsaal ging in die Höhe. Dann wurde die andere Option angeboten, und genau zwei Arme hoben sich, nämlich meiner und der einer Kollegin (mit der ich dann bald Freundschaft geschlossen habe). Ich gebe zu, daß ich einen Moment lang dachte, im falschen Film zu sein.
Die zwei Kollegen, die während der Diskussion für die richtige Lösung plädiert hatten, zeigten übrigens nicht bei der richtigen auf (ich glaube, sie haben sich enthalten). Trockener Kommentar des Vortragenden: „Nächstes Mal verlassen Sie sich besser auf Ihr eigenes Hirn als auf die Meinung des Nachbarn“. Ich hoffe, das haben sie sich zu Herzen genommen.
Ich sehe die Richtung der Forschung eher von der Finanzierung beeinflusst als von Mehrheitsmeinungen. Eine Mindermeinung zu vertreten stört einen Forscher nicht sonderlich. Seine Forschungsarbeiten mangels Finanzierung einstellen zu müssen dagegen sehr. Im worst case bekommt man dann eine Gefälligkeitsforschung, die lediglich das bestätigt, was politisch gewünscht ist.
auf Lange sicht keine. Und Wissenschaft funktioniert auf lange Sicht.
1) Wissenschaft ist objektiv und wird durch die internationalen Kollegen überprüft. Selbst wenn es lange danach aussieht dass eine Hypothese von 99% der Wissenschaftler favorsiert wird, auch wenn sie falsch ist, werden sich auf lange Sicht die 1% durchsetzen. Weil sie Beweise haben und die andere Hypothese widerlegt wird.
2) So geht das auch mit Finanzierung und Geldern.
3) Das Problem sehe ich eher auf welchem Gebiet geforscht wird und das finanziert. Zb unterbinden muslimische Länder fast alle Forschung in Biologie, vor allem was Mann Frau betrifft, seien das Organe, Fortpflanzung, Verhalten (Tiere), oder Gleichberechtigung/Diskriminierung. Und auch bei uns wird versucht in Gewinnbringende Forschung zu investieren statt pingelige Grundlagenforschung die nichts bringt. Aber das funktioniert auf Dauer nicht, denn ohne mühsame Grundlagenforschung über kleine Details kommt man nicht weit.
Deshalb sehe ich langfristig keine Gefahr. Und kurzfristig auch nicht, den Wissenschaft ist einfach objektive Forschung.
Gefährlich ist erst was man damit macht. Laien wie zb Politiker ohne Rücksprache und Beratung mit Wissenschaftlern. Sieht man zb bei Corona gut.
P:S. ich bin Wissenschaflerin und habe mir ob offensichtlicher Missachtung der Ratschläge der Wissenschaftler bzw. eigentlich simpelster Pandemielogik durch Politiker oft die Haare gerauft. Das hat viele Tote und Geld gekostet.
Falsch.
Wenn es keine einbüßen für sich bedeutet ist es ja subjektiv nicht falsch.
Greta thunberg sieht das anders. Haha
Aber ich denke die Bedingungen des exp. Waren begrenzt.
Würdest du deine eigene Existenz gefährden weil viele es machen, dann würde das exp. Nicht aufgehen.
Es geht eher darum das moralisch bzw. Nachhaltige und bessere zu tun.