Milgram Experiment?! Warum?

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Warum ist Gehorsam eine so starke Anlage im Menschen? Milgram zufolge haben hierarchisch organisierte Gesellschaften innerhalb der Evolution einen klaren Überlebensvorteil. Eine derartige gesellschaftliche Organisation setzt eine gewisse Gehorsamsbereitschaft voraus. Von einem evolutionären Standpunkt aus betrachtet, ist also entscheidend, dass eine Gesellschaft Individuen hervorbringt, die in Hierarchien funktionieren können. Milgram vergleicht die Gehorsamsbegabung mit der Sprachbegabung und postuliert für sie ähnlich spezifische Hirnstrukturen. Diese gestatten dem Einzelnen innerhalb eines gesellschaftlichen Gefüges zwei Handlungsweisen: einen „selbstbestimmten (autonomen) Modus“ zur Befriedigung eigener Bedürfnisse und einen „systemgebundenen Modus“, wenn er in eine größere Organisationsstruktur eingebunden ist. In diesem „Agens-Zustand“ übernimmt der Einzelne nicht mehr die Verantwortung für seine Handlungen, sondern sieht sich als Instrument zur Durchführung der Wünsche anderer. Das Verhalten eines Individuums hängt demnach entscheidend davon ab, in welchem der beiden Zustände es sich befindet. Im Agens-Zustand geht ein normalerweise höflicher und freundlicher Mensch brutal gegen einen anderen vor, weil sein Gewissen beim Eintritt in eine hierarchische Struktur deutlich abnimmt.

Das Experiment wurde übrigens 1970 in München widerholt. Mit nahezu gleichem Ergebnis. Der Leiter dazu:
"In einer hierarchischen Struktur scheint die „banalste und oberflächlichste Begründung ausreicht, um destruktives Verhalten hervorzubringen“."

Quelle Stanley Milgram: Gehorsam gegenüber Autorität (aerzteblatt.de)