DDR Bürger: war das Leben in der DDR besser als in der BRD?

7 Antworten

Deutsche Diktaturen:

1/3 werden an der Herrschaft beteiligt (und sei es als Spitzel oder Ortsverbandsvorsitzende der Regierungspartei)

1/3 ist alles egal, solange es gegen die Nachbarn geht und nicht gegen den eigenen Lebensentwurf

1/3 ist dagegen und wird unterdrückt oder hat jedenfalls massive Nachteile, worüber die anderen 2/3 sich herzlich freuen (Schadenfreude ist ein deutsches Wort, das es bis in die Nachbarsprachen geschafft hat).

Also werden 2/3 der Leute mit der DDR positive Erinnerungen verbinden, denn es war entweder besonders gut (herrschen durften diese Leute danach nie wieder) oder halt im privaten okay.

Das sagt aber nichts darüber aus, ob die DDR „gut“ war, wenn der Preis des guten Gefühls der Mehrheit die Unterdrückung der Minderheit war, wie in jeder einigermaßen breit aufgestellten Diktatur.

Von Experte Spielwiesen bestätigt

Nein, die DDR ist eine Notlösung gewesen, weil vorher in einer Nacht- und Nebelaktion sich die westlichen Besatzungsländer von DE durch eine Währungsreform abspalteten. Danach sofort die BRD gegründet wurde.

Eine spätere Möglichkeit sich wieder zu einigen, durch die Stalinnote, wischte Adenauer, im einvernehmen mit den USA, als Bluff vom Tisch. Und dann sollte diese DDR durch die Hallsteindoktrin, in die Knie gezwungen werden. Somit ist es vermessen, solch eine Frage zu stellen, wenn man den Vorlauf nicht zur Kenntnis nimmt.

Die DDR trug die Hauptlast der Reparationen aus dem zweiten Weltkrieg mit 98 % alleine, hatte keinen Marshallplan, noch eine Schwerindustrie und ist somit natürlich ungleich schlechter dran gewesen, als es der BRD erging.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Squirreline  26.08.2024, 10:09

Das allerdings kommt wirtschaftlich und weltpolitisch erschwerend hinzu. Wobei ich im Geschi-LK mal über die Stalin-Note geschrieben hab und zu dem Ergebnis kam, dass sie zwar kein Bluff war, aber schon das, was man ein vergiftetes Angebot nennen kann. Es wäre auf einen Status wie Ungarn oder maximal Jugoslawien hinausgelaufen (Jugoslawien hatte übrigens Marshallplan Geld angenommen, der DDR war es auch angeboten worden, sie durfte aber nicht zustimmen). „Blockfrei“ im Sinne einer Entscheidungsfreiheit hätte Deutschland niemals werden dürfen und was politisch passiert, wenn einer aus der Reihe tanzt, hat man an den mit sowj. Panzern beendeten Aufständen in Berlin, Ungarn und Prag gesehen.

Udavu  26.08.2024, 10:06
 durch die Stalinnote, wischte Adenauer, im einvernehmen mit den USA, als Bluff vom Tisch

:

Strategische Manipulation:

Stalin nutzte die Note als Mittel , um die westlichen Alliierten zu spalten und Unsicherheit zu säen. Durch das Angebot zur Wiedervereinigung wollte er möglicherweise die westliche Einheit destabilisieren.

Zeitpunkt und Kontext:

Die Note kam in einer Zeit, in der die Beziehungen zwischen Ost und West besonders angespannt waren. Viele Analysten glauben, dass Stalin nicht ernsthaft an einer Wiedervereinigung interessiert war, sondern vielmehr an einer Schwächung der westlichen Position.

Reaktion der Westmächte:

Adenauer und die USA wischten die Stalinnote als Bluff vom Tisch.

Ihre Skepsis basierte auf der Überzeugung, dass Stalin nicht vertrauenswürdig war und dass seine Angebote nicht ernst genommen werden konnten.

Fehlende konkrete Schritte:

Nach der Stalinnote gab es keine signifikanten Schritte von sowjetischer Seite, die auf ein echtes Interesse an Verhandlungen oder einer friedlichen Lösung hindeuteten.

Fazit:

Die Interpretation der Stalinnote als Täuschung ist weit verbreitet und wird durch die geopolitischen Dynamiken der Zeit gestützt. Sie zeigt, wie komplex und strategisch die Beziehungen im Kalten Krieg waren, wobei Misstrauen und Manipulation oft an der Tagesordnung waren.

LeMO Kapitel: Stalin-Noten

zetra  26.08.2024, 10:28
@Udavu

Versuchte Rechtfertigung, denn Österreich ist dafür der Beweis der Ernsthaftigkeit dieser Stalinnoten.

zetra  26.08.2024, 11:38
@Udavu

Er hatte allerdings Wort gehalten, was du hier als Lüge verkaufen möchtest.

Nein, natürlich nicht. Und die Menschen in der DDR haben sich ja auch nicht ausgesucht, so zu leben. Jedoch gab es in ein paar Bereichen Teilaspekte, die ganz gut funktionierten und was die Menschen im Osten eher wütend macht, ist, dass ihre Erfahrungen in der Nachwendezeit als wertlos betrachtet wurden und noch nicht einmal von den paar Dingen irgendetwas übernommen wurde, die gut funktionierten.

Nein. Es war wesentlich schlechter. In der DDR gab es ein miserables Warenangebot, auch bei Lebensmitteln. Oft gab es die einfachsten Sachen nicht. Auf ein Auto musste man über 10 Jahre warten, einen Telefonanschluss hatten nur ganz wenige Leute.

Als DDR- Bürger musste man auf alle demokratischen Freiheitsrechte verzichten. Außerdem gab es in der DDR eine kaputte Umwelt sowie marode Straßen, Häuser und Fabriken

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe in der DDR gelebt, weiss eine ganze Menge darüber.

DerRoll  29.08.2024, 08:39

Aber witzigerweise hatte die DDR einen irren Konsum von Fleisch je Einwohner:

Ernährung in der DDR: Als Vegetarier zwischen Fleischbergen (berliner-kurier.de)

Kein Zweifel: Die DDR-Bevölkerung wollte Fleisch. Zwischen 1955 und 1989 stieg der Verbrauch pro Kopf und Jahr von 45 auf 100,2 Kilo. In dieser Hinsicht hatte es die DDR an die Weltspitze geschafft, nur die USA lagen mit etwa 200 Kilo darüber.

Zum Vergleich, derzeit beträgt der Konsum von Fleisch in der Bundesrepublik Deutschland ca. 52 kg/Einwohner. Ich frage mich ja ernsthaft wie man es schaffen kann über ein Pfund Fleisch pro Tag zu essen wie in den USA.

Katinkacat  30.08.2024, 20:56
@DerRoll

Hier auf dem Land wurde jedes Jahr mindestens ein Hausschein pro Familie geschlachtet. Die Auswahl in den Läden war nicht groß.

Von Experte Udavu bestätigt

Nein, beispielsweise Ost Berlin: Die hatten eine Straße, die gut aussah, die Seitenstraßen wie nach dem Krieg. Auch das BIP war viel niedriger


Udavu  26.08.2024, 10:20

Das einzige woran in der DDR kein Mangel bestand, waren politische Häftlinge.