Benutzt ihr die Fälle (vor allem Genitiv) im Alltag?

6 Antworten

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. 😏

Bin selber Schweizerin, deshalb kann ich nichts antworten. Ich bin aber der Meinung, dass es in Deutschland auf die Gegend ankommt.

Wo man alemannische Dialekte spricht, werden auch andere "Fehler" im Hochdeutschen akzeptiert oder verwendet.

Zumdem ist es in Deutschland - anders als in der Schweiz - möglich, einen Mischmasch zwischen Dialekt und Hochdeutsch zu sprechen.

In "sauberem" Hochdeutsch denke ich aber, dass die korrekte Verwendung der Fälle weiterhin gebräuchlich ist.


latricolore, UserMod Light  05.03.2024, 00:24
In "sauberem" Hochdeutsch denke ich aber, dass die korrekte Verwendung der Fälle weiterhin gebräuchlich ist.

Du denkst richtig. 😊👍

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LastDayofEden  05.03.2024, 04:12
@latricolore, UserMod Light

Dankeschön für die Rückmeldung! 😃👍

Tatsächlich ist für mich die Frage etwas rätselhaft. Die Beispielsätze des FS sind auch im Schweizer Hochdeutschen falsch.

Es kann uns Schweizern nur passieren, dass wir - vor allem, wenn wir Hochdeutsch sprechen - helvetische Wendungen oder Grammatik erwischen.

Die obigen Beispiele sind aber so kreuzfalsch, das passiert vielleicht einem Primarschüler, dass er sich so ausdrückt, aber nicht einem Erwachsenen.

Was wir am häufigsten verwenden, ist der Dativ anstelle des Genitivs. "Dem User seine Frage ist blöd!", wäre für uns eine gängige Formulierung, die auch nicht falsch wäre in einem informellen Kontext.

Ausserdem wechseln wir einfach ins Hochdeutsche, wenn Schweizerdeutsch für eine Wendung nicht ausreicht. "Der Herr der Ringe" sagen wir auch im Gespräch auf Hochdeutsch. Es ist nicht gängig, es auf Schweizerdeutsch zu sagen, das würde für Verwirrung sorgen.

(Sorry für den Fachvortrag 😬😅🤗).

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Von Experte AstridDerPu bestätigt

Ja, natürlich.

Warum sollte ich im Alltag anders = falsch sprechen??

In der Schweiz mag es anders sein, in D gelten die Regeln immer noch, auch wenn es immer mehr Leute gibt, die - zumindest hier - falsch sprechen bzw. schreiben.
Auf Fragen kommt dann oft "Ist doch nur das Internet."

Mir wäre dieser Wechsel viel zu anstrengend.

Ich habe in meinem Leben immer nur Standarddeutsch gesprochen, in dem natürlich je nach Situation und Gesprächspartner auch umgangssprachliche Ausdrücke vorkamen/vorkommen. Aber Struktur und Grammatik waren davon nie berührt. Wenn man zu Hause und selbstverständlich auch in der Schule immer nur korrektes Deutsch gesprochen hat (also 18 Jahre lang!), wie soll es da geschehen, dass man plötzlich nicht mehr korrekt spricht?

Nun habe ich über 70 Jahre mit richtigem Deutsch auf dem Buckel, da wird doch wohl hier niemand auf die Idee kommen, dass ich das auf meine alten Tage noch ändern werde. Wozu auch? Ich mache mich doch jetzt nicht mehr zum Deppen! Und das, obwohl ich einen Großteil meines Lebens im alemannischen Raum verbracht habe😂😂😂!

Das ist sehr unterschiedlich, ob ich mich in meinem heimatlichen fränkischen Dialekt bewege oder in der Schriftsprache. Der erste hat seine eigene Grammatik, die zweite wird von mir ziemlich korrekt benutzt, manchmal sogar nach allen Regeln der Kunst und mit allen zur Verfügung stehenden Fällen.

Wenn ich dereinst gestorben sein werde, wird es wieder einen Liebhaber des Futur exakt weniger geben.


latricolore, UserMod Light  05.03.2024, 00:22

Was ist denn das Futur exakt? 😊
Ich habe den Ausdruck noch nie gehört.

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spanferkel14  05.03.2024, 01:04
@latricolore, UserMod Light

Ja🥳, ma🤩l 🫢bw🤔rten. Ein Futur ex🤤kt gibt's jedenf😳lls nicht. Wenn doch, d🤯nn k😵nn ich heute N😵‍💫cht vor Aufregung nicht schl🫣fen.

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Altersweise  05.03.2024, 20:19
@spanferkel14

An alle zur Aufklärung: das ist das Futur II, in dem in der Zukunft auf etwas Vergangenes zurückgeblickt wird.

Wenn ich gestorben sein werde, werden meine Kinder mein Motorrad erben. In der Alltagssprache sagt man da einfach: wenn ich mal tot bin.

Der Begriff Futur exakt ist die lateinische Bezeichnung, die es auch in dieser Sprache gibt.

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spanferkel14  05.03.2024, 22:39
@Altersweise

Wahnsinn! Das habe ich im Deutschen noch nie gehört ... und auf Latein auch nicht. Dabei hatte ich 7 Jahre Latein in der Schule. Mit Gr. Latinum Ende der 1960er Jahre abgegangen, aber anscheinend von Tuten und Blasen keine Ahnung. Der Begriff war weder bei unseren Lehrern noch in den Büchern Usus. Mea culpa. Ut mihi ignoscas! Ist das verständlich?

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Altersweise  06.03.2024, 18:41
@spanferkel14

Von meinem großen Latinum ist auch nicht mehr viel übrig (Ende der Siebzigerjahre), aber ich bereue es nicht, diese Sprach mal erlernt zu haben, denn ihre Struktur ist für viele Sprachen zu verwenden, gerade für das Deutsche, in dem die Sätze auch oft scheinbar willkürlich gereiht sind, ähnlich wie im Lateinischen. Heute reicht es nur noch für Epitaphien.

Präsens: Ich gehe

Futur 1: ich werde gehen

Futur 2: Ich werde gegangen sein.

Präteritum: ich ging

Perfekt: ich bin gegangen

Plusquamperfekt: ich war gegangen.

Zum Vertiefen des Ganzen:

https://www.deutsche-grammatik.net/grammatik/zeiten/futur-ii/

Liebe Grüße

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spanferkel14  06.03.2024, 23:05
@Altersweise

Der Vollständigkeit halber kriegst du jetzt von mir noch das Passiv:😂

Vorgangspassiv / (Zustandspassiv)¹

  • Fut.2: Der Wein wird vermutlich/wohl getrunken worden sein. Auf jeden Fall ist er nicht mehr da. (✝︎ Der Wein wird wohl getrunken gewesen sein.)
  • Fut.1: Der Wein wird hoffentlich getrunken werden. (✝︎ Der Wein wird getrunken sein.)
  • Präs.: Der Wein wird getrunken. Der Wein ist getrunken. Jedenfalls ist die Flasche leer.
  • Prät.: Der Wein wurde getrunken. Der Wein war getrunken. Jedenfalls war nur noch eine leere Flasche da.
  • Perf.: Der Wein ist getrunken worden. (✝︎ Der Wein ist getrunken gewesen.)
  • Plusqu.: der Wein war getrunken worden. (✝︎ Der Wein war getrunken gewesen.)

¹ In Klammern Grammatik um der Grammatik willen - nicht ernsthaft zum Gebrauch bestimmt.

Wie du bereue auch ich nicht, Latein gelernt zu haben. Vielleicht hätte es das Kl. Latinum auch getan, aber die 3 Jahre mehr haben auf keinen Fall geschadet. Man kann sich Fremdwörter selbst erschließen, romanische Sprachen "fallen einem auch zu". Ich habe z. B. nie Italienisch gelernt, kann aber vieles lesen, wenn's nicht zu kompliziert ist, und mich von daher auch mit etwas Touri-Italienisch durchwurschteln.

Gut's Nächtle.

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Ja, die verwende ich schon. :)

In meinem Heimatdialekt - den ich aber kaum noch verwende - gibt es auch noch Nominativ, Dativ und Akkusativ, der Genitiv wird aber zumeist vermieden durch eine Formulierung mit Dativ:

em Pitt sei neis Auto = Peters neues Auto

Hunsrückisch (gehört zum Moselfränkischen) kennt sogar - laut wiki - den "partitiven Genitiv", der genauso wie im Niederländischen mit "er" wiedergegeben wird.

Äisch hollen er immer finef. (moselfränkisch)

Ik neem er altijd vijf. (niederländisch)

Ich nehme/hole immer fünf (davon).

(Bei uns "nimmt" man auch nicht ab, wenn man fastet, man "holt" ab.)

Den Akkusativ gibt es dort auch (denne = diesen):

Hasch du denne Dummschwätzer lòò geheerd?

Insgesamt gesehen ist die Verwendung der Kasus jedoch weniger stark ausgeprägt als im Standarddeutschen. Wenn ich schreibe, dann nutze ich auch Standarddeutsch (es sei denn, wenn es um Dialekte geht). Also

"Ich habe einen Hund." statt "Ich habe ein Hund."