Bekanntlich wurden durch römische Legionen Besiegte Krieger in Rom als Sklaven verkauft. Aber wer wollte schon einen feindlich gesinnten Germanen im Haushalt?

5 Antworten

Von Experte Neugier4711 bestätigt
Bekanntlich wurden durch römische Legionen Besiegte Krieger in Rom als Sklaven verkauft.

Nicht unbedingt. In republikanischen Zeiten wurden Besiegte entweder getötet oder für bestimmte Dienste in Bergwerken oder Landarbeiten bzw. als Staatssklaven vorgesehen. Sie kamen nicht in kleine Privathaushalte, sondern wurden Teil größerer Sklavengemeinschaften, die mit Wachpersonal unter Kontrolle gehalten wurden. Besonders gerne wurden Frauen und Kinder versklavt, die leichter in den Haushalt integriert werden konnten.

Sklaven wurden nicht grundsätzlich überall schlecht behandelt, viele bemühten sich daher um die Gunst ihrer Herrschaften, mit dem Ziel, irgendwann freigelassen zu werden. Die römische Gesellschaft war relativ offen, spätestens die Kinder von Freigelassenen waren gleichberechtigte römische Bürger.

Gerade in der Kaiserzeit kam es oftmals vor, dass selbst besiegte Kriegerverbände nicht versklavt, sondern als Hilfstruppen oder Verbündete (Föderaten) in das römische Militär aufgenommen und z. B. bei der Grenzüberwachung und Grenzverteidigung eingesetzt wurden. Nach ihrer Dienstzeit konnten sie entweder als römische Bürger im Reich ihr Glück versuchen oder auch wieder in ihre angestammte germanische Heimat zurückkehren.

Aber wer wollte schon einen feindlich gesinnten Germanen im Haushalt?

Wie man es nimmt. Schon Kaiser Augustus und auch einige spätere Kaiser umgaben sich mit einer aus Germanen bestehenden Leibwache.

Was, wenn dieser sich das nächstbeste Messer geschnappt und die komplette Familie gemeuchelt hätte?

Ein wichtiger Punkt ist, den man nicht vergessen darf, dass sich Sklaven auch untereinander kontrollierten. Das so erzwungene Wohlverhalten hatte einen wichtigen Grund: Sollte ein Sklave an seiner Herrschaft einen Mord verüben, wurde i.d.R. die gesamte Sklavenschaft des Haushaltes des Ermordeten hingerichtet!


bountyeis  04.07.2024, 13:43

Die Germanen empfanden sich vermutlich auch gar nicht als "die Germanen" Sie waren in Stämme aufgeteilt, manche waren Roms Feinde, andere Roms Verbündete. Ein Beispiel: Segestes, der Schwiegervater von Arminius, lieferte vermutlich die eigenen Kinder und den Enkel den Römern aus.

Gulpitdown310 
Beitragsersteller
 03.07.2024, 20:56

Sehr interessant

Eine Regel, die oft übersehen wird, spricht dagegen:

Falls ein römischer Sklavenhalter starb, wurden stets alle Sklaven, die bei seinem Tod anwesend waren, auch hingerichtet. Sie hatten also ein enormes Eigeninteresse, das Leben ihres Besitzers zu schützen.

Den Sklaven war schon klar, das ihr Leben im Prinzip vorbei war. Wohin hätten sie denn fliehen sollen aus Rom? Die wären nur ein paar Meter weit gekommen...

Außerdem wurden die Männer meist auf dem Feld, im Bergbau oder als Gladiatoren in den Arenen des römischen Reiches "verheizt"... die Frauen und Kinder als "Zeitvertreib" und als Diener im Haushalt.

Woher ich das weiß:Recherche

Ja, natürlich keiner. Der Gros der Kriegsgefangenen wanderte auch gar nicht in die privaten Haushalte, sondern in die Landarbeit, in die Bauwirtschaft, teilweise auch in die Bergwerke, also dorthin, wo Schwerstarbeit geleistet, an die Ausbildung und Sprache nicht zu hohe Ansprüche gestellt wurden und wo, das kann man nicht beschönigen, die Lebenserwartung nicht allzu hoch war. Diese Sklaven lebten in Ketten und hatten auch wenig Chance auf Freilassung.

Kriegsgefangene wurden speziell unterm "Kranz" verkauft, das bedeutete, mit einer besonderen Kennzeichnung. Oder ihnen wurden die Schienbeine weiß angestrichen.

Nur außergewöhnliche Sklaven, die in ihrem eigenen Volk zur Elite gehört hatten, konnten auf ein besseres Schicksal hoffen. Oder eben Sklavinnen, die sich durch Schönheit auszeichneten.

Im Haus selbst bevorzugten Römer die sogenannten vernae, das waren Haussklaven, die im Haus selbst geboren worden waren. Oder Sklaven vom Sklavenmarkt, deren guter und verträglicher Charakter dann schon bescheinigt wurde. Überhaupt gerne Sklaven der zweiten Generation, die wussten dann sozusagen schon, wie "Sklave sein" geht.

Mehr als der Mord an den Römern, wie mein Vorgänger schon schrieb, war die Strafe dafür so drakonisch, dass sogar die Römer selbst zu Zeiten des Tiberius gegen die Vollstreckung in einem Fall protestierten, versuchten Sklaven eher, aus ihrem persönlichen Elend heraus zu kommen.

Das die Gesellschaft hierarchisch war, war ja auch gar nicht umstritten. Dein Germane hätte einen Römer, den er gefangen genommen hätte, genauso versklavt ( oder ausgetauscht)

Woher ich das weiß:Hobby

dafür hätte man ihn getötet.