Ausbildung oder Studium? Ich kann mich nicht entscheiden?
Zurzeit absolviere ich ein FSJ bis Februar nächsten Jahres. Ich wollte eigentlich an einer FH BWL studieren zum Sommersemester 2024, jedoch habe ich einen guten Ausbildungsplatz zur Bankkauffrau bei der DZ Bank bekommen für August diesen Jahres. Nun bin ich mir sehr unsicher, für was ich mich entscheiden soll. Ich möchte schon sehr gerne studieren und würde es auf alle Fälle auch nach der Ausbildung machen (berufsbegleitend) aber hätte auch Angst es nicht zu schaffen und mit nichts dazustehen. Mit einer Ausbildung hätte ich etwas festes, gleichzeitig würde ich aber 2,5 Jahre verlieren (bin 19 Jahre alt, also Ausbildung+Bachelor+Master=7,5 Jahre).
Auf der anderen Seite möchte ich auch ungerne 5 Jahre warten, bis ich mein erstes Gehalt bekomme. Was würdet ihr mir empfehlen?:(
3 Antworten
Wenn du dir sicher bist, in Richtung BWL / Wirtschaft gehen zu wollen, würde ich dir zum Studium raten. Und zwar direkt, nicht erst mit Ausbildung davor. Nach 3-4 Jahren hast du den Bachelor in der Tasche - also kaum länger als mit einer Ausbildung. Mit dem Bachelor sehen deine Jobchancen da auch schon recht gut aus, umso mehr, wenn du bereits während des Studiums gefragte Schwerpunkte gewählt und über Praktika oder Nebenjobs erste Kontakte geknüpft hast!
In manchen Bereichen genügt der Bachelor tatsächlich nicht. Psychologie oder Lehramt wären zum Beispiel solche Fälle, wo man mit diesem Abschluss herzlich wenig anfangen kann.
Im BWL-Bereich ist es hingegen so, dass man damit prima zurecht kommt. Da sieht es eher so aus, dass man mit "nur" der kaufmännischen Ausbildung sehr schwer noch interessante, halbwegs vernünftig bezahlte Jobs bekommt. Viele Stellen, die früher mit kaufmännisch Ausgebildeten besetzt wurden, sind jetzt mit BWL-Bachelor-Absolventen besetzt. Wenn man also in diesen Bereich beruflich möchte und dabei vielleicht auch mal bis in Richtung mittleres Management aufsteigen will, ist es sehr viel sinnvoller, 3-4 Jahre in den Bachelor zu investieren, als 3 Jahre in eine Bankausbildung! Die Bankkaufleute sind es eben auch, deren Jobs zuerst wegfallen, wenn Banken Filialen schließen...
Banken und Versicherungen bieten ihren Mitarbeitern das BWL-Studium sogar bezahlt als Fortbildung an. (Natürlich NICHT allen)
Joa. Aber nach den drei Jahren Ausbildung bedeutet das dann, dass man nebenberuflich - also am Abend und Wochenende nach dem 8-Stunden-Arbeitstag - intensiv lernen muss. Bei Fachwirt für 1,5 Jahre, beim Betriebswirt (IHK) dann noch mal die gleiche Zeit danach. Beim Bachelor im nebenberuflichen Studium oft das Doppelte der Regelstudienzeit des Vollzeitstudiums - also gute 5-6 Jahre!
Da ich selbst meinen Wirtschaftsfachwirt berufsbegleitend gemacht habe, hab ich eine sehr genaue Vorstellung davon, welche Doppelbelastung das ist. Warum also diesen Weg gehen, wenn man bereits das Abi in der Tasche hat, noch jung und ungebunden ist und somit auch ganz klassisch eine durchaus schöne Studienzeit in Vollzeit und Präsenz durchlaufen kann? Und finanziell gibt es dabei ja auch Unterstützung durch BAföG...
Ich hab ehrlich gesagt nur Angst, es nicht zu packen oder mit einem nicht so guten Durchschnitt. Hatte im Abi 2.6 und Mathe war jetzt nicht meine größte Stärke :D Ist es dennoch machbar? Ich sehe die Ausbildung daher auch als „Stütze“ an aber eigentlich würde ich mir trotz all dem das Studium zutrauen…
Ich hatte ein Abi mit 2,5 und in Mathe auch immer so meine Probleme ;). Ich kann den Matheschein an der Uni nicht einschätzen, da mein Weg eben der über die Ausbildung zur Industriekauffrau und Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin war, ich also diesen Schein nie gemacht hab. (Erfolglos andere Fächer studiert hatte ich hingegen vorher schon, also durchaus ein bisschen Uni-Luft geschnuppert ;).)
ABER: BWL / Wirtschaft an sich braucht kein Talent für höhere Mathematik! Grundrechenarten, Prozentrechnung und Formeln auf- und umstellen - das sollte man draufhaben, ja. Aber diesen ganzen Kram mit Kurvendiskussion und Co., der in der Oberstufe bei mir Thema war und womit ich so gar nicht zurechtgekommen bin, den braucht man dann halt doch eher nicht...
Dieser eine Matheschein ist meist für BWL-Studierende die große, gemeine Hürde. Aber ich denke, wenn man es wirklich will, kann man sich durch diesen durchbeißen. Nachhilfe, Lerngruppen, intensives Lernen bis zum Umfallen eben ;). Und immer daran denken, dass schon Generationen vor dir und vermutlich auch viele nach dir das packen werden, warum also du nicht :)?
Dankeschön, das beruhigt mich sehr :). Ich muss aber bis Februar noch mein FSJ fertig machen in einer Kita und muss sagen, dass es mir gar kein Spaß macht (ich werd total ausgenutzt). Also wenn ich die Ausbildung starten würde, könnte ich 6 Monate vorher aufhören :D.
Ich habe nun ein wenig Angst, es zu bereuen, wenn ich kein Studium anfange nächstes Jahr. Gleichzeitig habe ich aber auch Angst, es zu bereuen, dass ich dann das Ausbildungsangebot bei der DZ Bank abgesagt habe. Totale Zwickmühle…
Naja, so ist das Leben :). Jede Entscheidung FÜR etwas ist immer auch eine Entscheidung GEGEN etwas anderes. Manche dieser Entscheidungen bereut man vielleicht auch mal im Nachgang, ja.
Allerdings gibt es wenige Entscheidungen im Leben, die man nicht nachträglich korrigieren kann! Wenn du zum Beispiel im Studium dann merkst, dass das doch nicht der richtige Weg war, dann bewirbst du dich eben wieder um Ausbildungsplätze und gehst dann halt doch diesen Weg. Auch wenn das dann vielleicht nicht exakt dieser Ausbildungsplatz ist, so wirst du ja dennoch mit enorm hoher Wahrscheinlichkeit irgendeinen anderen bekommen. Also alles kein Drama, alles im Zweifel korrigierbar :).
Die Sparkassen haben dafür sogar eine eigene Wirtschaftsakademie. Da wird das Studium BEZAHLT.
Wenn du dich für die Banklehre entscheidest, kannst du anschließend immer noch studieren, das läuft dann unter Weiterbildung. Das bieten die Banken ihren Mitarbeitern sogar als BEZAHLTE Fortbildung an.
Studium, Ausbildung kanst du auch danach machen
Der Bachelor alleine ist wertlos. Da ist die Bankausbildung besser wertig.