"Angrasen" mit Schnittgras möglich?
Hallo zusammen.
Aufgrund verschiedener Probleme / Diskussionen etc war es mir dieses Jahr bisher nicht möglich, mein Pferd umfassend anzugrasen. Er darf jetzt so eine Stunde aufs Gras, mehr ist momentan nicht drin.
Irgendwann wird jetzt nun aber der Punkt kommen, wo wir ganztägig die Wiese aufmachen (bzw schaue ich mich grade auch nach einem neuen Stall um, in dem, den ich mir gerade überlege, steht die Herde auch schon von morgens bis abends auf Gras).
Jetzt ist es so, dass bei uns im Stall grundsätzlich über die Weidemonate auch Grasschnitt zugefüttert wird. Also aus einem großen Mäher, der langes Gras in lockeren Haufen hergibt, kein Rasenmäher o. Ä. Letztes Jahr hat mein Pferd das auch problemlos gefressen. Seit letzter Woche gibt es nun wieder Gras reingeschoben, aktuell natürlich noch einen recht kleinen Haufen.
Ich frage mich aber, ob das als "Angrasen" funktioniert, also einfach immer mehr Gras, sodass ich ihn dann nach einer Weile auch länger auf die Wiese lassen kann. Oder ist das bedenklich? Ich kann halt nicht sagen, welcher Weidezeit welcher Haufen entspricht...
Schwierig finde ich halt jetzt auch, wenn das Gras gefüttert wird (das kann ich nicht ändern), noch angemessen auf der Wiese anzugrasen, ohne dass es zu viel wird. Praktisch und gemütlich wäre es wiederum.
Edit: ich kann natürlich auch, wenn es dann wirklich ans Ganztägig Raus geht, normal angrasen, aber im Stall wird grad zu viel diskutiert, keiner ist sich einig, und 3 Monate lang alleine für mein Pferd zu abstrusen Zeiten und während der Arbeit Tür auf Tür zu kann und mach ich nicht.
5 Antworten
Angrasen funktioniert bei gesunden Pferden lt. Prof. Dr. Elle Kienzle, Institut für Tierernährung und Diätetik LMU München genauso wie in den letzten vielen Jahren auch: Anfangs eine Stunde auf Koppel lassen. Die laufen erst mal so viel, dass sie eh nicht mehr als eine halbe Stunde fressen, beruhigen sich dann nach dem ersten Tag und können dann auch die Stunde fressen. Wenn sie 4 bis 7 Tage die Stunde draußen waren, können sie 3 Stunden raus. Über zwei Wochen auf 5 Stunden steigern. Dann kann komplett 24 Stunden auf gemacht werden.
Es geht dabei nur um die Bildung der entsprechenden Enzyme im Darm und die bilden sich relativ zügig.
Problematisch ist das nur für die zu vielen zu dicken Pferde in Deutschland, die auch noch mit völlig ungeeigneter Nahrung so dick gefüttert wurden. Da rät sie aber dazu, lieber die Grundproblematik zu beheben als am Angrasen zu drehen. Den Pferden gegenüber ist es nämlich ziemlich unfair, sie immer am Rand des Stoffwechselproblems entlang balancieren zu lassen.
Wir haben Stallkollegen, die ihren Pferden immer noch die Koppel gesperrt haben, weil sie nicht täglich neu die Zeiten für die Selektionstüre eingegeben bekommen und die Rückholzeit eine Zeitspanne von einer halben Stunde ist. D. h. zwischen 12.00 und 12.30 müssen alle Perde einmal von der Weide rein. Die, die 24 Stunden Berechtigung haben, können gleich wieder raus, wenn sie möchten, aber einmal am Tag ist Kontrolle und eben rein holen für den Fall, dass welche eingeschränkt Berechtigung haben. Die Uhrzeit ist rein nach organisatorischen Belangen des Betriebs gewählt.
Es gibt aber immer welche, die genau mit Timer (was ja nicht beachtet, dass unterschiedliche Temperaturen und Witterung auch einen Unterschied machen würde) alle 5 Tage steigern, beginnend mit 2 min, dann 5, dann 10, 15, 20, 30, 40, 50, 60, 80, 100, 120, 140, ... und das geht dann bis 8 Stunden, bis sie ihre komplett freigeben. Unsere sind jetzt längst 24 Stunden draußen, durften am 19.3. zum ersten Mal raus. Die sind jetzt bei 100 min und können nicht alle 5 Tage kommen "stellst meinem bitte ... ein", insbesondere als eben die Reinholzeit nicht so genau ist wie deren Angraskonzept. Diese Pferde haben dennoch mehr Probleme als die, die schlank und sportlich sind und einfach raus dürfen und fertig. Dafür bekommen sie "besonders leckere" Sachen, die unsere gar nicht kennen.
Mein Pferd wird nicht mehr mit reingeholt, seit ich verboten habe, ihn mit Müsli zu locken, und er einmal beim Reinführen (wieder auf die Wiese) abgehauen ist. Erklärt glaub alles.
grasschnitt ist das falsche futter. es ist nicht artgerecht, wird schlecht gekaut, nicht sortiert, es wird halt alles gefressen, was im haufen ist. verträglich oder nicht, giftig oder nicht. häufig zu grosse mengen der falschen pflanzen. zuviel gras, zuwenig kräuter.
schnittgras eignet sich für fertig angegraste pferde.
sorge bitte dafür, dass der haufen für dein pferd klein bleibt. dann ist es okay.
pferde fressen bevorzugt bei etwa 15 - 20 cm futterhöhe, maximal 30 cm.
pferde sind selektive fresser. wenn sie selber rupfen können, suchen sie oft einzelne halme oder fressen um bestimmte pflanzen drum herum. ausserdem fressen sie zu unterschiedlichen zeiten unterschiedliche pflanzen und an unterschiedlichen stellen.
du kannst zur zeit das angrasen täglich um 15 minuten erhöhen.
wenn du bei 3 stunden bist, kannst du auf halbtägig in einem schritt erhöhen - jedenfalls, wenn dein pferd auf ein bereits begrastets stück weide kommt und noch nicht auf ein frisches.
eine weitere woche später kann auf ganztägig erhöht werden. ebenfalls noch keine frische weide, sondern eine, die schon etwas heruntergefressen ist.
Moment, ist Schnittgras was anderes als Grasschnitt?
schnittgras ist das, was es bei euch gibt.
grasschnitt ist das grüne gehäcksel, was der gewöhnliche rasenmäher ausspuckt. aber mag sein, dass das auch regionale begrifflichkeiten sind.
bei uns heisst in der reitbahn der zirkel auch grosse volte.
Ah ja okay, dann meine ich natürlich Schnittgras. Das gibt's bei uns, weil der Stallbesitzer viele Wiesen hat (Heuqualität ist auch wirklich gut), die aber halt sehr verteilt liegen. Direkt am Stall ist nur eine, die dann recht bald nix mehr zu fressen hergibt.
Kommt drauf an, wie empfindlich das einzelne Pferd ist. Manche erhöhen das Grasen (anfangs an der Hand) 10 - Minutenweise, andere stellen ihr Pferd erst mal ne Stunde, dann 2, und nächste Woche schon den halben Tag raus, und die überstehen das offensichtlich seit etlichen Jahren unbeschadet.
Ich würde das mit dem Tierarzt besprechen, der das Pferd kennt, und seine Einschätzung zugrunde legen.
Also meiner ist da schon eher von der unempfindlichen Sorte. Jeden Tag ne Stunde hoch, wenn die erste Stunde in ein paar Schritten erreicht ist, ist eigentlich kein Problem. Nur ist es halt ein organisatorisches Problem, weil ich es komplett alleine machen muss.
Aber ich will da ja auch nix falsches reinfüttern.
Umrechnen, wiegen.
Das Pferd nimm ja nach 100 kg Lebendgewicht 0,5 bis 0.75 Kilo Weidegras zu sich je Stunde.
Grasschnitt ist nie gesund
Danke, meine Worte. Sehen nur leider meine Stallkolleginnen nicht so, die haben es jetzt seit Ende Februar geschafft, auf 5 Stunden zu kommen 🙄 ich mache weiter meine Stunde und organisiere es dann drei Wochen lang, hochzusteigern.