Ich habe eins neu und eins gebraucht gekauft. Beides hat Vor- und Nachteile.
Wichtig, wichtig, oberwichtig, ist probefahren. So ein Fahrradrahmen hat eine Geometrie, wie er einen hinsetzt. Die muss zur eigenen Anatomie passen wie beim Reitsattel auch der Sattel für's Pferd so passend sein kann, wie er mag, wenn Du nicht drin sitzen kannst, hat auch das Pferd verloren. Also sucht man sich seinen Sattel für das ganze Paar aus und das Fahrrad eben für den Fahrer. Ein bisschen was lässt sich gut nachjustieren, aber wenn Du lange Beine und einen kurzen Rumpf hast, auf ein Fahrrad setzen, das für Sitzriesen gebaut ist, ist eine Katastrophe. In der Regel sind die Geometrien innerhalb der Modellpalette einer Marke sehr ähnlich. Scott ist mir zum Bespiel immer zu lang, bei Simplon habe ich immer den Eindruck, ich sitze zu weit hinten, um auf das Vorderrad guten Einfluss zu haben, auf Cube ist es einfach nur anstrengend, kraftraubend, ärgerlich, wenn ich mich auf Specialized oder Trek setze, fühlt es sich an wie für mich gebaut. Dabei ist egal, ob Cityrad, Mountainbike, Rennrad oder was auch immer. Ein Specialized Vado ist ein Trekkingrad, das wie für mich gebaut ist, ein Levo in Mountainbike wie für mich gebaut. Ein Trek Fuel exE ist ein für mich super passendes Mountainbike, ein Domane ein für mich passendes Rennrad.
Nur über Probefahrten und besprechend dessen, was Du dabei fühlst mit jemandem, der sich gut auskennt mit der Anpassung von Rädern kommst Du zu dem für Dich richtigen. Es gibt natürlich inzwischen jede Menge Kenntnis über die Biomechanik des Menschen und was an Radgeometrie für welchen Körper passt und beim Bike Fitting wird das auch rechnerisch bestimmt. Aber mancher Körper entscheidet subjektiv anders und das wird einbezogen.
Dann musst Du rausfinden, was Du an Ausstattung brauchst. Ich bin Straßenradler, ich hasse mit dem Trekkingrad das Gerüttle von Schotterwegen. Zur Arbeit (26 km, 450 hm) fahre ich mit dem Rennrad ohne jegliche Tasche. Einen Satz Kleidung inkl. Schuhe, einen Waschbeutel und ein Handtuch habe ich vor Ort. In den Stall (11 km, 110 hm) bin ich einige Zeit mit dem Trekkingrad mit riesigem Fahrradkorb gefahren, weil der Eimer eingeweichte Heucobs für das alte Pferd da rein gepasst hat. Inzwischen ist der alte Herr verstorben und ich habe in junges Pferd, für das ich nichts mitnehmen muss. Ich fahre weiterhin mit Trekkingrad und Korb, weil da die Reithose, Arbeitshandschuhe etc. drin sind. Aber ich meide da die Feld- und Waldwege.
Ich bin am überlegen, ein MTB für diese Fahrten und Bergtouren im "Bike & Hike"-Tourentyp zu kaufen. Inzwischen gibt es aufsetzbare Gepäckträger für Fullys, wo ich theoretisch die Heucobs auch mitnehmen kann, wenn mal wieder einer zu alte Zähne hat, um Heu gut zu kauen. Ich möchte einfach auf Schotter "freier", sicherer fahren können als mit einem Trekkingrad, wo einen bergab das Hinterrad überholt, wenn man mal bremsen muss, wo auf vom Regen ausgespültem Weg das Rad aufschwimmt. Ich habe E-MTBs gefahren, die da deutlich einfacher zu fahren waren, wo man über das gar nicht nachdenkt, wozu ich jetzt Balance brauche.
Du musst also auch den für Dich passenden Fahrradtyp finden und auch dafür ist probefahren gut.
Die Qualität der Ausstattung ist bei heutigen Fahrrädern in der Regel so solide, dass Du Dir da keine großen Gedanken machen musst. Das ist im Sport interessant, etwas zu wählen, was noch einen Tick besser ist. Du bist jetzt eher an der Stelle, die Rahmengeometrie und den Radtyp zu wählen, die für Dich sinnvolle Ausrüstung zu erwerben und was dann drauf ist, ist drauf. Beim nächsten Rad wirst Du schon wählerischer sein und das ist auch in Ordnung.
Du kannst beim Händler probefahren (geh zu einem, der Dich draußen fahren lässt, im Laden ist es völlig anders) oder auch mal einen Tag ein Mietrad leihen und ausprobieren.
Wenn Du über Gebrauchtkauf Geld sparen möchtest, dann sag das dem Händler ehrlich. Der hilft Dir lieber, ein gebrauchtes Rad zu suchen als zu denken, Du kaufst neu und dann kommt es nie dazu. Er kennt Leute, die vielleicht schon um ein neues Rad kreisen und ihm eines abkaufen würden, wenn sie wüssten, was aus ihrem alten wird. Einige Händler nehmen auch welche in Zahlung. Und die Händler, deren Konzept Probefahren draußen beinhaltet, verkaufen die Vorführer auch recht günstig. Sowas habe ich mir gekauft. Hatte 60 km, war deutlich günstiger.