Angenommen man handelt entgegen den niederen Trieben/Bedürfnissen, handelt man dann ethisch oder moralisch?
Die (allgemeine) Ethik wird heute als die philosophische Disziplin verstanden, die Kriterien für gutes und schlechtes Handeln und für die Bewertung seiner Motive und Folgen aufstellt. Sie ist von ihrer Zielsetzung her eine praktische Wissenschaft.
Als Moral werden die Werte und Regeln bezeichnet, die in einer Gesellschaft allgemein anerkannt sind. Wenn man sagt, jemand hat „moralisch“ gehandelt, ist damit gemeint, dass er sich so verhalten hat, wie es die Menschen richtig und gut finden.
Ich habe Moral so verstanden, dass man entgegen seine niederen Triebe handelt, also bspw. vergibt, statt Rache zu nehmen
Doch jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob man das als moralisch oder als ethisch definieren würde
Ist es moralisch oder ethisch, wenn man sich gegen die vorhandene Moral stellt und einen anderen Weg einschlägt, der jenseits von der anerkannten allgemeinen menschlichen Moral liegt,
als bspw. könnte man den zweiten Weltkrieg nehmen, wo einige Deutsche den Juden und anderen gejagten bspw. bei der flucht verholfen haben
Zu der Zeit wurde doch hauptsächlich indoktriniert, dass die Deutschen über alle stehen, das heißt um die Familie zu beschützen, hätte man Konform sein müssen
Stattdessen haben einige gegen diese Konformität gehandelt, ist das. dann eine höhere Moral oder kann man das als ethisch definieren?
4 Antworten
seine niederen Triebe handelt
Du hast "Trieben" eine Wertung gegeben, und zwar "niedere". Und diese Wertung ist subjektiv.
Viele Gläubige halten den Sexualtrieb für "niedere Triebe". Andere nicht.
Oft wird Ethik definiert als die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Moral (Sittenlehre, Moralphilosophie).
Sie analysiert, systematisiert sie und fragt nach ihren Begründungen und Prinzipien. Es kann viele Moralvorstellungen geben, aber nur eine Ethik.
Es kann religiöse (zB atheistische buddhistische), nicht religiöse, theistische (göttliche) oder atheistische Moralvorstellungen geben.
Bei zB konsequentialistischen Ethiktypen kommt es auf die Folgen einer Handlung an. Der Wert einer Handlung ergibt sich also aus den Konsequenzen: Sind die Folgen moralisch wünschenswert bzw positiv, so gilt dies auch für die Handlung.
Beim Utilitarismus geht es um den Nutzen bzw Vorteil. Im hedonistischen Utilitarismus geht es um Lust, Zufrieden und Glück.
Ist es moralisch
Moral ist subjektiv.
Moralisches Handeln entsteht nicht per se durch die Verleugnung eigener "niedriger Triebe", weil es aus einer ganz anderen Kategorie von Prinzipien geboren wird. Diese Prinzipien sind z.B. Verbundenheit, Mitgefühl, (Nächsten-)Liebe, Solidarität und Nachhaltigkeit.
Zu dem Beispiel mit 2. Weltkrieg:
Moral ist etwas anderes als Konformitätsdruck und läßt sich auch nicht "von oben" diktieren, sondern geht tiefer und wird durch Erziehung und Erfahrung vermittelt. Moral kommt da ins Spiel, wo man den Satz hört: "Das gehört sich nicht!". Es mag natürlich Menschen geben, auch im Dritten Reich, die es als moralisch ansehen, staatliche Vorgaben und Anweisungen zu befolgen.
Angenommen man handelt entgegen den niederen Trieben/Bedürfnissen, handelt man dann ethisch oder moralisch?
Das ist nicht möglich. Die Triebe finden bei längerer Unterdrückung nur anders ihren Weg in dein Handeln, vornehmlich unterbewusst.