Wir brauchen mehr blindes Vertrauen in die Wissenschaft
Die allermeisten Themen sind weitaus komplexer, als es zunächst den Anschein macht.
Ich würde behaupten, dass nur etwa 10% der Bevölkerung die nötigen Fähigkeiten besitzen (und noch weniger, die die nötige Bildung jeweils besitzen), um den Großteil der politisch relevanten Themen wirklich in ihrer Gänze zu erkennen und zu begreifen.
Dennoch scheinen viele das nicht anzuerkennen und halten ihre Meinung für richtig und wichtig.
Ich finde es braucht mehr Demut vor Denkern und Vertrauen in die Wissenschaft. Weniger übersteigertes Selbstvertrauen und mehr Selbstzweifel unter den weniger privilegierten.
Bildung sollte ein hoher Wert beigemessen werden und Erfolg im Bildungssystem (welches vorher angepasst werden müsste) sollte mit einem gewissen Respekt und Autorität einhergehen.
Ich halte es in diesem Kontext von Vorteil wenn schlechte Schulnoten im Mint Bereich und vorallem im Bereich der Logik mit einem geschwächten Selbstvertrauen im Politischen einhergehen.
Ich würde behaupten mehr Transparenz und weniger meinungsgetriebene Öffentlichkeitsarbeit von Seiten der Wissenschaft wären ein Anfang.
Allerdings bräuchte es auch ein gesellschaftliches Umdenken weg von "hauptsache glücklich und schön sein" und hin zu globaler Konkurrenz, Fortschritt und wissenschaftlicher Exzellenz
6 Antworten
Alles was du sagst, funktioniert so aber nicht.
Echte Wissenschaft muss sich gegen alle Zweifel beweisen und zwar immer wieder. Es sollte nie elitären Wissenschaftler geben, die immer Recht behalten, sondern nur Thesen und Theorien, die sich immer wieder gegen jeden Zweifel beweisen müssen.
Dazu kommt, dass du hier einige Wissenschaftliche Fächer durcheinander wirfst. Politik- und Wirtschaftswissenschaften sind nahezu unendlich Komplex, da es zu viele Variablen gibt. Volkswirte rechnen daher mit sehr abstrakten Annahmen. Und jeder VWLer von uns weiß, dass es nur eine grobe Näherung an die Realität ist.
Bildung sollte nie mit Autorität einhergehen. Das wirft ganz neue Probleme auf. Zum einen könnte dies ausgenutzt werden, um Bildungseinrichtungen als Werkzeug der Unterdrückung zu verwenden. Und dann ist da natürlich auch noch das Problem, dass Menschen, die im Bildungssystem erfolgreich sind, nicht zwangsläufig schlauer sind oder im echten Leben wissenschaftlicher Vorgehen würden.
Und zu guter Letzt plädierst du für weniger Meinung und mehr echte Transparenz. Dann wären sich allerdings nicht 99% der wissenschaftlichen Arbeiten, die den Menschengemachten Klimawandel nachweisen, sondern 5% oder so. Und dadurch würde sich halt niemand motivieren lassen. Oder wie willst du den Menschen verkaufen, dass zum Beispiel der Kapitalismus unaufhaltsam die Schere zwischen Arm und Reich auseinanderbringt und es keine Möglichkeit gibt, das zu ändern?
Mal abgesehen davon, dass auch Wissenschaftler unsauber arbeiten und dann einfach Quatsch mit ihrer Autorität erzählen könnten.
Im Kern habe ich schon verstanden, weshalb du diese Forderung/Idee hast.
Aber der Weg zu so einem Vertrauen ist schwierig.
Wir leben in einer Welt, in der selbst simple Statistiken und Studien falsch oder missverständlich erfasst oder angewendet werden und politisch oder wirtschaftlich genutzt werden. Denken wir an das herausrechnen von Arbeitslosen aus Statistiken, wenn diese Maßnahmen durchführten. Oder Beispielsweise Studien die uns fälschlicherweise zu verstehen geben wollen, dass wir durch gesunde Zähne länger leben usw..
Bei so viel Desinformation, ist es für die meisten Menschen schon schwer einzuschätzen, wie ergebnisoffene, sauber ausgeführte Studien überhaupt zu erkennen sind.
Du meinst das Wissenschaftler, nur weil sie gebildeter sind, demnach auch ethische Menschen sind?
Das kommt mir recht fragwürdig vor.
Josef Mengele, Frank Olson oder Helmut Wakeham waren ebenfalls Wissenschaftler.
Blindes Vertrauen ist nie angebracht.
Eine ziemlich seltsame und alberne Vorstellung von Dir und in letzter Konsequenz extrem gefährlich.
Ich denke, dass es unter Wissenschaftlern genauso "gute" und "schlechte" Menschen gibt, wie außerhalb.
Ob dieser Konflikt jetzt gesamt gesellschaftlich oder innerhalb der Wissenschaft ausgetragen wird, macht mmn keinen großen Unterschied.
Und innerhalb der Wissenschaft wissen die Leute wenigstens was davon nun faktenbasiert ist und was nicht
Ist das so? Damit meinst Du vermutlich die tatsächlich gut vernetzte Gemeinschaft der BIg-Bang-Theory-Wissenschaftswelt.
Aber damit unterschlägst Du, recht naiv wie ich meine, die ebenso talentierten iranischen Nuklearwissenschaftler, pakistanische Giftmischer oder ISIS-Bombenbauer.
Das "Blinde Vertrauen" das Du formuliert hast ist niemals angebracht sondern immer nur im Kontext zu verstehen.
Ich denke nicht, dass ich diese unterschlage.
Ich glaube dass der Schnitt der Gesellschaft eben genauso in der Wissenschaft vertreten ist.
Also, dass die ISIS-Bombenbauer in der Wissenschaft nicht stärker vertreten sind, als in der Gesellschaft.
Und damit der moralisch/ethische Aspekt in der Wissenschaft genauso behandelt wird, wie auf einer gesamt-gesellschaftlichen Ebene.
Wieso Du deswegen von der "Rest-Gesellschaft" verlangst dem Bombenbauer ebenso blind zu vertrauen wie dem Heilmittelforscher wird dadurch nicht nur naiv sondern geradezu absurd.
Konsequent verlangst Du dadurch das die Gesellschaft der Wissenschaft ihre m/e Aspekte oktroyiert um diese Aspekte dann wiederum der Wissenschaft blind abzukaufen.
Was natürlich noch ausser acht läßt wie man Gesellschaft überhaupt definiert.
Entweder ich verstehe dich nicht oder du mich nicht.
Ich stelle mir vor, dass die Gesellschaft der Mehrheitsmeinung der Wissenschaftler vertraut. Das hätte ich vielleicht klarer schreiben sollen.
Die m/e Aspekte sind bereits Teil dieser Meinung, da diese im Schnitt in der Wissenschaft wie beim Rest etwa gleich sind
Auch diese Aussage ist extrem fragwürdig.
Das würde schließlich voraussetzen das Wissenschaftler allein aufgrund ihrer persönlichen Referenzen forschen und agieren könnten.
Das ist natürlich nicht der Fall da die übergroße Mehrheit aller forschenden Wissenschaftler nicht frei handelt. Deiner "Logik" folgend, wären aktuell ein großer Teil deutscher Wissenschaftler zunehmend fremdenfeindlich wenn man die gesellschaftliche Akzeptanz rechtspopulistischer Tendenz zugrunde legt. Dementsprechend könnten/sollten/müssten sich diese Wissenschaftler entsprechend der Gesellschaft folgen was wissenschaftliche Schwerpunkte betrifft.
Es mag durchaus sein das Du mich nicht verstehst und deswegen sage ich ja auch das Du Deine Prämisse nicht sonderlich gut durchdacht hast.
Blindes Vertrauen ist selten gut.
Richtig. Im Gegenteil ist kritisches Hinterfragen ein Grundprinzip in der Wissenschaft.
Wir brauchen mehr blindes Vertrauen in die Wissenschaft
Dann vertrau mal blind.
Würde ich blind vertrauen, müsste ich an meinen Erfahrungen und an meiner Wahrnehmung zweifeln und dass sich bestimmte Dinge nicht so ereignet haben sollen, wie sie sich ereignet haben (sogar mit zeugen)
Der aktuelle wissenschaftliche Konsens ist nicht das Ende der fahnenstange
Würde ich blind vertrauen, müsste ich an meinen Erfahrungen und an meiner Wahrnehmung zweifeln
Genau das halte ich für die richtige Einstellung. Hätte man nicht begonnen, daran zu zweifeln, würde man immernoch an eine flache Erde glauben.
Der wissenschaftliche Konsens ist nicht Ende der fahnenstange
Mit Sicherheit aber weitaus besser, als der gesellschaftliche Konsens und erst Recht besser als die individuellen Meinungen von Leuten die sich überhaupt nicht auskennen
Es muss sich niemand damit auskennen, mir etwas zu erklären, was ich erlebt habe ohne es selbst erlebt zu haben oder es nicht erklären sondern widerlegen zu wollen.
Da geht es auch um ganz andere Sachen als flache Erden oder fliegende spaghettimonster
Ich bin mir nicht sicher, ob du von übernatürlichen Erlebnissen sprichst oder von anderen.
Jedenfalls habe ich Glaubensaspekte tatsächlich missachtet.
In meinem eigenen Weltbild spielen diese auch keine Rolle, allerdings, kann man von einer gläubigen Gesellschaft schlecht erwarten eine rein Messungs-basierte Meinung zu übernehmen. Guter Punkt
Es ging nicht um Glaube /Religion aber in die Richtung, aber der Fehler lag bei mir... Ich hab nicht aufs Thema (Politik/Gesellschaft) geachtet
Aber auch in diesen Themen ist blindes Vertrauen gefährlich.
Ich vertraue ja nichteinmal mir selber blind, sondern hinterfrage vieles
Blindes Vertrauen in Wissenschaften? Das ist ein Widerspruch in sich! Wissenschaft lebt nicht von Vertrauen und schon gar nicht von blindem Vertrauen!! Ganz im Gegenteil - Wissenschaft bedeutet ständiges, kritisches Hinterfragen der (vorläufigen) Erkenntnis(se).
Auf jeden Fall berechtigte Einwände.
Zum ersten Punkt würde ich behaupten, dass es reicht, wenn die Theorien sich innerhalb der Wissenschaft behaupten können.
Man kann schlecht fordern, dass Theorien sich gegenüber Leuten behaupten müssen, die sie garnicht verstehen.
Zum zweiten - klar ist das alles fehlerbehaftet, aber dennoch besser, als gänzlich ohne Modelle zu arbeiten oder diese grob fehlzuinterpretieren oder? Gerade weil es so komplex ist, sollte man das denen überlassen die sich damit über Jahre beschäftigen.
Zu dem Punkt mit Autorität kann ich nur sagen, dass das tatsächlich problematisch sein könnte. Ich meine zwar nur freiwillig eingeräumte Autorität gegenüber Gebildeten, allerdings sehe ich die Problematik.
Möglicher Weise kann das Problem aber ähnlich gelöst werden wie mit Politikern - auch Gebildete haben unterschiedliche Meinungen. Wenn jemand seine Autorität missbraucht, muss jemand anderes mit Autorität darauf aufmerksam machen.
Hmm, ja das mit der Transparenz sehe ich ein, das ist schwierig. Vorallem wird sie ja bei blindem Vertrauen garnicht benötigt wie mir grade auffällt
Insgesamt jedenfalls unklar wie man zu mehr Vertrauen gelangen könnte