Wieso gibt es in Deutschland so wenig ehrliche Unternehmer?

10 Antworten

„Tricks“ sind nicht unbedingt unehrlich! Ich bin Unternehmer. Und es ist in erster Linie meine Pflicht - völlig im legalen Rahmen! - Geld zu sparen und nicht sinnlos auszugeben. Schließlich soll die Firma florieren und ich gebe das Geld lieber für Gehälter aus als für Steuern.

Der Staat macht die Gesetze. Und die sind häufig nicht gut gemacht. Wenn ich eine Lücke oder Möglichkeit in der Gesetzgebung sehe, nutze ich die. Es ist nicht meine Aufgabe als Unternehme, Gesetze zu hinterfragen. Beispiel Dienstwagen: Ein reines E-Auto mit einem Kaufpreis unter 70.000 Euro wird mit 0,25% privat versteuert. Entsprechend fahre ich jetzt einen Skoda Enyaq und nicht mehr einen X5 als Diesel. Weil das erheblich Steuern spart. Ob das sinnvoll ist und ob überhaupt die Dienstwagenregelung sinnvoll ist, ist eine Frage an den Gesetzgeber.

Und auch sonst nutzen wir natürlich Möglichkeiten die sich bieten.


MenschDNA 
Beitragsersteller
 31.12.2024, 16:06

Ich meine mehr als bloß Tricks.

Es genügt schon, wenn jemand sein Gaminglaptop als Geschäftsauagabe deklariert, obwohl es nicht für die Arbeit gedacht ist.

segler1968  31.12.2024, 16:26
@MenschDNA

Ach so. Ja, das ist Steuerhinterziehung, aber nicht gut abgrenzbar. Natürlich habe ich ein Firmen-Handy und ein Firmen-Notebook. Und brauche dann keine zweiten privaten Geräte mehr. Ich will auf Reisen ja nicht zwei Notebooks mitnehmen! Bei einem reinen Gaming-PC ist das anders.

Aber bei Betriebsprüfungen werden ganz andere Dinge geprüft als so ein „Kleinkram“, der eh schlecht beweisbar und abgrenzbar ist. Ich musste in der Firma in den letzten 32 Jahren noch NIE nachweisen, wie der Anteil der privaten Nutzung bei dienstlichen Geräten ist. Wie auch?

Die, mit denen ich zu tun hatte, waren soweit ehrlich. Ihnen auf die Finger zu schauen schadet aber nicht. Irren ist menschlich.^^


MenschDNA 
Beitragsersteller
 31.12.2024, 14:44

Solange du keinen Zugang zu den internsten Gesprächen und Papieren hast, kannst du nicht beurteilen, ob sie wirklich ehrlich sind ^^

Bruno2308  31.12.2024, 15:06
@MenschDNA

Ich dachte an die Rechnungen, die sie aufgrund erbrachter Leistungen stellen.

Das ist im Grunde der „Trick“. Verlogenheit! Wer nicht lügt oder vorgaukelt bringt es auch zu nichts!

Wie kommst Du auf die Idee, das es wenige „ehrliche“ Unternehmer gibt? Findest Du sie unehrlich, nur weil sie die Vergünstigungen, die der Staat bietet, auch nutzen? Machst Du nicht genau das Gleiche, indem Du Entfernungspauschale oder Werbungskosten von Deiner Steuer abziehst, oder Kindergeld, Bafög oder Sozialhilfe beziehst? Vielleicht arbeitest Du sogar irgendwo schwarz und prellst damit Staat und Gesellschaft um Steuern und Sozialabgaben.

Die meisten (mittelständischen) Unternehmen zahlen pünktlich Steuern, halten Arbeitsplätze vor, bilden Mitarbeiter fort, bleiben trotz der schlechten Rahmenbedingungen Deutschland treu und kämpfen gerade ums Überleben. Und Du hast nichts besseres zu tun, als ihnen pauschal Unehrlichkeit zu unterstellen?


MenschDNA 
Beitragsersteller
 31.12.2024, 16:03

So ein Schwachsinn! Ich rede doch nicht über Unternehmen, die sich gerade so über Wasser halten, sondern diejenigen, die Rechtsbruch begehen und Steuern hinterziehen und mehr als Genug haben!

ACBRE  31.12.2024, 17:25
@MenschDNA

Du behauptest aber, das seien die Mehrheit (Umkehrschluss von „So wenige ehrliche Unternehmer) Und Deine Aussage kannst Du auch nicht beweisen! Wenn Du sagst, Unternehmen hinterziehen Steuern und beugen das Recht, dann musst Du auch sagen, wer und wie!

Übrigens: Angesichts der schlechten Rahmenbedingungen geht es den meisten Unternehmen gerade nicht gut.

MenschDNA 
Beitragsersteller
 31.12.2024, 17:45
@ACBRE

Ist ja auch so. Es genügt schon ein Laptop als Geschäftsausgabe zu deklarieren, dass man seinem Sohn schenkt. Das genügt schon. Und es gibt 10000 weitere kleine Beispiele, die einen zum unehrlichen Unternehmer machen. Sowas zu beweisen, ist unmöglich. Aber ich habe genug Einblicke, weil ich viele Unternehmer privat kenne und was man auch so von anderen hört. Meine Nahrbereichsempire kann ich zwar nicht auf alle pauschalisieren, aber es sind zumindest Indizien

Es gibt viele ehrliche Unternehmer und ich sehe jeden Tag einen im Spiegel.

Es gab und gibt aber sehr weit verbreitet die Einstellung, dass es normal ist, dort wo der Gesetzgeber Lücken lässt und bei der Überwachung schludert, diese Lücken auch zum Ausnützen da sind.
Der Grund dürfte zu 100 % in der Vererbung liegen. Früher, als es nur Überweisung und Bargeld als Zahlungsmöglichkeit gab und die Steuer (mit Umsatz-, Gewerbe, Einkommen und Vermögensteuer) bei gefühlten 90 % lag, wäre es von so gut wie allen Unternehmern als ungerecht empfunden worden, nicht auch an der Steuer vorbei Geschäfte zu machen. Man zahlte auch seine Lieferanten und Mitarbeiter schwarz. Dazu konnte man (vom Handwerker, Ladenbesitzer, über den Landwirt bis zum Weltkonzern) das Geld im Ausland oder in D nicht nur ausgeben sondern auch anlegen. Auch Parteien hatten schwarze Kassen oder Konten in der Schweiz.

Heute ist die Steuer (auch gefühlt) deutlich geringer, das Risiko der Entdeckung durch viele Maßnahmen deutlich höher und es gibt ein Geldwäschegesetz. Viele Steuerhinterzieher betrachten staatliche Maßnahmen nur als Herausforderung, diese zu umgehen. Wenn du von wenig ehrlichen Unternehmern schreibst, nützen die Lücken (vor allem bei der Bezahlung), die es weiterhin gibt. Manche machen das geschickt, es werden aber auch viele entdeckt.

Ich wäre im Sinne eines gerechten Staates für eine Abschaffung des Bargeldes bei gleichzeitiger staatlicher Überwachung aller Transaktionen. Wäre nebenbei auch gut gegen Sozialmissbrauch, kriminelle Vereinigungen und Terrorismusfinanzierung. Dank der erst 2007 eingeführten Steueridentnummern könnte man sich daran machen. Politisch ist das leider nicht gewollt. Im Gegenteil rüstete die Gegenseite mit Kryptowährungen auf, ohne dass es hierzulande merklich Widerstand dagegen gegeben hätte.