Haben wir in Deutschland eine gemischte Gesellschaftsordnung? Wird sie sich weiterentwickeln?
Da gibt es ganz klar die Kapitalisten, die "Wirtschaft", in die man gehen soll, wenn man viel verdienen will. (nicht die andere, in der man viel Geld lassen kann!)
Dann ist da der öffentliche Dienst, der für gewöhnlich keinen Gewinn erwirtschaftet und fast (!) wie im Sozialismus gestützt werden muss. Viele der dort Arbeitenden haben auch eine ähnliche Arbeitsmoral.
Dann gibt es Mischformen, wo sich der Staat beteiligt oder die der Staat mal aufgebaut und dann verhökert hat.
Hinzu kommen Einzelunternehmen und reine Dienstleister, die sich irgendwie durchwursteln wie schon vor 2000 Jahren.
Dazu kommen noch Genossenschaften und Vereine und Zusammenschlüsse, die nicht gemeinnützig sind.
Verwaltungen, Sicherheitsdienst und Militär gehorchen wieder anderen Regeln, manche mit Beamten besetzt, manche nicht.
Und auch innerhalb einer Branche konkurrieren verschiedene Strukturen miteinander, beispielsweise im Rettungswesen. Ist das überhaupt noch fairer 1:1-Wettbewerb?
Hab ich was vergessen?
Wie kann man so einen Mischmasch einen reinen Kapitalismus, Monopolkapitalismus oder Soziale Marktwirtschaft nennen?
Ist eine Mischform die beste Lösung, aus der sich friedlich eine neue Gesellschaftsordnung entwickeln wird; aufsteigend wie Phönix aus der Asche?
Oder ist diese Demokratie bereits das erreichte Ziel aller Entwicklung? Noch etwas Politur, aber wir können schon mal zufrieden sein ...
Nachdem die Sache mit dem Sozialismus und Weltkommunismus in die Hose gegangen ist, fehlt mir ein wenig der Kompass.
2 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/9_nmmslarge.png?v=1551279448000)
Haben wir in Deutschland eine gemischte Gesellschaftsordnung? Wird sie sich weiterentwickeln?
Ganz grob kannst du Gesellschaft in zwei entgegengesetze Pole unterteilen:
Kollektivismus und Individualismus...
Erster versucht Probleme über das Kollektiv zu lösen und stellt die Gesellschaft über das Individuum. Ganz grob assoziiert man hier mit den Nationalsozialismus, Kommunismus als Extremformen aber auch linke Politik im allgemeinen sowie die Demokratie. Die Mehrheit entscheidet über die Minderheit und die Minderheit hat sich zufügen. Um als Kollektiv zu herrschen ist ein starker Staat von Nöten, der tief in die Belange der Menschen eingreift. Dafür kümmert sich der Staat aber auch um die Belange seiner Bürger.
Letzterer stellt die Rechte des einzelnen über die Rechte der Gesellschaft. Diese Werte haben ihre Zuhause im Anarchokapitalismus, Neoliberalismus als Extremformen aber auch im klassischen Liberalismus. Hier setzt man vorallem auf Eigenverantwortung, freie Entscheidungsmöglichkeiten und einvernehmlichen Handel (freie Märkte). Macht welche Entscheidungen gestalten geht vorallem von der Kaufkraft der jeweiligen Marktteilnehmer aus.
Um deine Frage zu beantworten: Ja, jede Gesellschaft setzt sich aus kollektivistischen und individualistischen Überzeugungen zusammen. Die Ausprägung dieser beiden Pole ist lediglich von Staat zu Staat unterschiedlich.
Oder ist diese Demokratie bereits das erreichte Ziel aller Entwicklung? Noch etwas Politur, aber wir können schon mal zufrieden sein ...
Naja selbst Demokratie ist ja ein dehnbarer Begriff. Honecker hatte auch behauptet Demokrat zu sein und die US "Demokraten" haben damals einen Bürgerkrieg vom zaungebrochen, um die Sklaverei zu erhalten.
Meiner Meinung nach ist Demokratie ein nicht erfüllbares Ideal. Es gibt nicht so etwas wie den Volkswillen, sondern lediglich Mehrheiten die Minderheiten ihre Politik aufzwingen können. Ich tendiere eher zum Individualismus. Möglichst viel Staatsmacht sollte dezentral über die Kommunen verteilt sein. Dort können gerne auch wieder demokratische wahlen abgehalten werden. Der föderale Staat darüber sollte sich nach Möglichkeit aus so vielen wie möglich raushalten. Kollektivismus also nur, wenn es nicht anders geht. Die politischen Überzeugungen des einzelnen sollten auch direkte Auswirkungen auf das eigene Leben haben.
Ist das überhaupt noch fairer 1:1-Wettbewerb?
Seit der Abschaffung des Goldstandards 1913 ist der freie Wettbewerb massiv eingeschränkt. Durch die Geldpolitik der Staaten werden die Märkte massiv manipuliert.
Da gibt es ganz klar die Kapitalisten, die "Wirtschaft", in die man gehen soll, wenn man viel verdienen will. (nicht die andere, in der man viel Geld lassen kann!)
&
Hinzu kommen Einzelunternehmen und reine Dienstleister, die sich irgendwie durchwursteln wie schon vor 2000 Jahren.
Das stellst du ungewollt sogar selber fest. Warum sind letztere aus dem zweiten Zitat keine Kapitalisten? Die handeln doch sehr ähnlich und sind auch Teil der Wirtschaft.
Ich kann es dir sagen. Ökonomische Eliten profitieren von der Geldmengenausweitung und können sich auf Kosten anderer bereichern. Kleinunternehmer haben oft das nachsehen. Dadurch dass der Staat durch seine Geldmengen Ausweitung in ausgewählte Unternehmen hineindrucken kann, entsteht diese Ungerechtigkeit.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/IlanRoman/1719994881920_nmmslarge__0_0_998_999_3a21d1fd5dfc59ff87a90f4f405b0e9c.jpg?v=1719994882000)
„Die Gesellschaft“ als System gibt es nicht. Es gibt differenzierte Systeme der Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Medien.“ (Armin Nassehi, Soziologe)
![](https://images.gutefrage.net/media/user/WilliamDeWorde/1685031591355_nmmslarge__0_0_873_873_71d048701269b76a656e2a2da815d5f0.jpg?v=1685031592000)
Schön zu erfahren, steht aber auch nirgends in meinem Text.