„Dr.-Sommer-Bubble“ / „Bravo-Bubble" als Vorbild für Jugendliche

Uneternal  27.09.2024, 16:08

Du schreibst zu lange Sätze. Und was ist genau die Frage? Oder wo ist der Knackpunkt, wo man drüber diskutieren soll?

PixiTheBrave 
Beitragsersteller
 27.09.2024, 16:56

Die Sätze sind genau richtig, irgendwie muss der Inhalt untergebracht werden. Der Kern ergibt sich aus der Erläuterung des Themas (s.o.).

4 Antworten

Das war seit der Existenz der Bravo schon so, daran hat sich nichts geändert. In meiner Jugend gabs die BRAVO ja nun auch schon.


PixiTheBrave 
Beitragsersteller
 27.09.2024, 15:08

Ja, das ist gemeint, ob das nicht grundsätzlich die eigene und immer wiederholte Ansichtswelt bestimmter Jugendzeitschriften ist, was es in den 1980ern auch schon war. „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ beschreibt auch ein extremes Phänomen drogenabhängiger Ausreißer und keine in der Relation große Gruppe, auch wenn das natürlich ganz etwas anderes ist. Dennoch mussten viele Schüler dieses Buch im Unterricht lesen.

Das war bei uns (Jahrgang 1990/91) schon genauso, obwohl die Bravo nicht so direkt einflussreich war - man hat erst später bzw. mit gewisser Lebenserfahrung & Menschenkenntnis gemerkt und richtig geschlussfolgert, dass diese ganzen angeblichen Schilderungen von sexuellen Abenteuern im Klassenzimmer in der Regel mehr oder weniger gelogen gewesen sein dürften - zumal sie von den ganzen Wichtigtuern und Posern kamen, die immer nur angegeben haben, aber in Wahrheit eigentlich nix drauf haben. Ich hatte damit NIE Probleme, mir waren als Jugendlicher auch andere Dinge (Hobbys, Musik, Fußball, Fahrradfahren usw.) wichitger als Mädels und Sex und so - aber ich kenne einige, die da echt Probleme hatten, etwa ein Freund von mir, der kein gutes Selbstwertgefühl hatte und sich das sehr zu Herzen nahm. Der hat mir extrem leid getan - aber er war am Ende der Erste aus der Klasse, der verheiratet war und zwei Kinder hatte - aktuell scheint er glücklich zu sein bzw. macht einen sehr ausgeglichenen Eindruck.

Die Bravo und die Bravo Sport fand ich in den 2000ern inhaltlich eigentlich ganz okay, aber gelesen hat sie kaum jemand bei uns & mir waren Literatur wie der EMP Katalog, die Sport Bild, die Auto Bild (ich war in einer Emo-/Manga-/Gothic-Clique, zudem an Autos und Fußball, Wintersport sowie Olympia interessiert) oder auch die lustigen "Fix und Foxi"-Comics lieber. Ich kann mir jedoch gut denken, dass Dr. Sommer und die Bravo manchem einen emotionalen Dolchstoß versetzt haben, weil das doch teilweise arg komplexbeladen wirkte - und ich habe da höchstens mal durchgeblättert, wenn jemand im Freundeskreis so was hatte (kam selten vor).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

PixiTheBrave 
Beitragsersteller
 27.09.2024, 15:05

Das Prinzip „Sex sells“ dürfte hier ausschlaggebend sein, gemischt damit, dazugehören zu wollen. In unserer Klasse gab es im 10. Schuljahr genau ein Paar, das ist nach meiner Erinnerung die absolute Minderheit, wenn auch nicht „völlig außergewöhnlich“ gewesen. Aber die Behauptung eigener Erfahrungen in diesem Bereich würde ich unter Jugendlichen auch eher als mehrheitlich nett erfundene Geschichtlein einer Märchenstunde ansehen.

rotesand  27.09.2024, 15:11
@PixiTheBrave

Klar - was anderes ist es nicht. Die geben eigentlich nur dabei an, wollen dabei sein, cool sein, dazu gehören, das ist so wie mit dem Qualmen oder mit Alkohol oder sonstigem :-/

Wir hatten in der 10. Klasse - glaube ich, aber da bin ich mir auch nach knapp 20 Jahren sehr sicher - keine einzige ernsthafte Beziehung in meiner Klasse, das war wenn überhaupt, auch wenn man es damals anders wahrnahm, im Nachgang betrachtet nur so Rumgemache hier und da und Partygeknutsche, aber nix Halbes und nix Ganzes. Die meisten wären damals NIE zu einer Beziehung in der Lage gewesen, in der man Sorgen und Nöte teilt und was gemeinsam unternimmt und sich im eigentlichen Sinne "lieb hat". Das war alles so ein Schaulaufen... die Schöne und der Coole, guckt man alle her ... ach ja, es war halt so, wie's ist, aber mir hat das nie imponiert, ich habe die auch irgendwie durchschaut.

Ich hatte dann an der Berufsschule mit 17 meine erste "richtige" Freundin (sie war ein halbes Jahr jünger und im selben Jahrgang) und mit 17 mein erstes Mal, übrigens mit Gipsbein - und so was Intimes habe ich sicherlich nciht nach außen getragen wie die ganzen Poser, die mit so was angegeben haben wie noch was ... auch sicher deswegen, weil ich andere Schwerpunkte sowie schöne Hobbys hatte und mein Ansehen gut genug war .- ich musste nicht hervorstechen und auffallen und von mir reden machen. Diejenigen, die solchen Krampf immer erzählt haben, gingen eher in die Ebene "Loser" und mussten sich halt definieren über so was.. und das merkt man halt erst später, weil man mit 16/17 noch nicht im eigentlichen Sinne "reif" ist - "reif" ist man erst dann wenn man nicht mehr nötig hat, es immer zu betonen.

inwiefern hat die "Bravo" überhaupt noch eine Relevanz für Jugendliche? Mindestens seit 20 Jahren nicht mehr. Das betrifft lediglich die Generationen, die in den 70er bis 90ern damit aufwuchsen. Vermutlich wird die Hälfte der 14jährigen heute nicht mal wissen, was das ist.

Und es gibt natürlich ernsthafte wissenschaftliche Studien (u.a. auch) zum Sexualleben Jugendlicher, wie etwa den ALLBUS oder die Shell-Studien. Die Zahlen sind alles andere als aus der Luft gegriffen. Allerdings sind die Erfahrungen stark millieuebhängig. Das kann man am Bildungsstatus der Jugendlichen und der Einkommenslage von deren Eltern ganz gut festmachen.


rotesand  28.09.2024, 09:28
inwiefern hat die "Bravo" überhaupt noch eine Relevanz für Jugendliche? Mindestens seit 20 Jahren nicht mehr. Das betrifft lediglich die Generationen, die in den 70er bis 90ern damit aufwuchsen.

Kann ich so bestätigen, die Bravo war bei uns so Ende der 90er und Anfang/Mitte der 2000er kein einflussreiches Blatt mehr. Die gab es zwar und jeder kannte sie, aber wer sie gelesen hat, das waren vielleicht einer oder zwei von zehn Jugendlichen. Es gab andere Jugendhefte wie Popcorn, Bravo Sport, irgendeine Alternative nur für Mädchen oder gleich die typischen Sport- oder Automagazine von Kicker bis Sport Bild oder Auto Bild.

PixiTheBrave 
Beitragsersteller
 27.09.2024, 19:53

Gibt es dazu Quellen, auch betreffend den Umstand, ob es sich um empirische Feldstudien und nicht allein um Umfragen, aus der Bundesrepublik Deutschland, mit Repräsentanzcharakter, handelt?

PixiTheBrave 
Beitragsersteller
 27.09.2024, 20:08
@MarkusJaja

Also: Studie 2 wird von einem Großkonzern getragen, wobei der Wikipediaartikel keinerlei Studie zur Sexualität unter Jugendlichen aufführt. Dafür werden Aktivisten von „Fridays for Future“ aufgeführt, also Jugendliche, die zugunsten einer mit Verlaub fixen Idee auf den gesetzlich verpflichtenden Unterricht (z. B. Biologie) freitags freiwillig pragmatisch verzichten und sagen, damit tragen sie ihren Teil zum Weltgeschehen bei. Beides zur Einordnung. Und Umfrage 1 ist wieder einmal eine Umfrage zu unterschiedlichsten Menschen Themen. Jugendliche geben da gern mal das an, was man doch bittesehr von ihnen erwartet.

Nur um das einzuordnen.

MarkusJaja  27.09.2024, 20:12
@PixiTheBrave

du kommst schnell zu Urteilen. Der Allbus ist ein soziologisches Standardwerk mit mehreren 10.000 Befragten und selbstverständlich behandelt dieser auch andere Themen wie Sexualität. Das ist ein sehr dickes Buch.

Nicht viel anders, die Shell-Studie, immerhin seit den 50ern und gezielt Jugendliche untersucht.

Zur Info: Eine "Feldstudie" bedeutet nicht, im Bett unter der Decke dabeizusein. Informiere dich bitte tiefer zu statistischen Methoden und sozialwissenschaftliche Forschung

PixiTheBrave 
Beitragsersteller
 28.09.2024, 08:24
@MarkusJaja

Das Ding ist, dass die Erfahrungen selbst im Umfeld und die anderer im Umfeld das seit Jahrzehnten bestätigen (und das andere unzweideutig widerlegen), was ich geschrieben habe, also mitnichten ein „schnelles Urteil“ ist, hingegen auch ellenlange Abhandlungen, die eine bestimmte Zielrichtung vorgeben, sich durchaus ebenfalls in der Filterblase bewegen können. Ich spreche auch nicht von orientalischen Ländern oder Stämmen im Amazonasgebiet, wo die Lage anders sein dürfte als in Europa. Alles, was auf Befragungen Jugendlicher basiert, sind erstmal altersgemäß einzuordnende Äußerungen. Das zu wissen und einzuordnen gehört dazu, wenn man sich kundig macht, wie Feldstudien funktionieren, die offenkundig hier keine empirischen Erhebungen vorweisen können und wohl auch gar nicht sollen.

MarkusJaja  28.09.2024, 21:05
@PixiTheBrave

möchtest du mir sagen, dass dein persönliches Umfeld von den Ergebnissen abweicht und deshalb die Statistiken nicht stimmen können? Nach so einer Logik könnte man alles in die Tonne hauen und Soziologie und Statistik zu Voodoo erklären.
Noch mal: Es handelt sich bei meinen Beispielen nicht um alberne anonyme Online-Umfragen auf GF, sondern um Stichproben bei zehntausenden Menschen (beim Allbus zumindest) mit methodischen Werkzeugen und qualitativen (nicht nur quantitativ) Befragungen, die dafür sorgen, eben nicht nur eine Blase, sondern einen tatsächlichen Bevölkerungsschnitt zu repräentieren. Gerade in vielen kulturellen und sozioökonomischen Fragen ist der ALLBUS ein wissenschaftliches Standardwerk. Die Shell-Studie ist nicht minder seriös.

Die Ergebnisse daraus müssen nichtmal deinen persönlichen Erfahrungen widersprechen. Ich schrieb an anderer Stelle, dass es z.B. massive Millieuunterschiede bei den sexuellen Erfahrungen gibt, die mit Bildung, Haushalts-Einkommen usw. korrelieren. Ein allgemeiner Durchschnitt von meinetwegen 15/16 Jahren beim "ersten Mal" kommt auch Zustande, wenn die Gruppe mit niedrigem Bildungsstatus auf einen Schnitt von 14 Jahren kommt und die Gymnasiastengruppe auf einen Schnitt von 17 oder 18 Jahren. Und bei alle dem hast du selbstverständlich auch Leute die von diesen Durchschnittswerten erheblich abweichen.

MarkusJaja  28.09.2024, 21:11
@PixiTheBrave

PS: Du wirst online wahrscheinlich wenig inhaltlich dazu finden, weil die Dinger ja verkauft werden müssen. Als Standardfragen (von vielen) ist sowas aber immer dabei. Es gibt natürlich auch andere Studien, die dann durch die Presse gehen. Da findest du möglicherweise online mehr Daten.

Ist wahrscheinlich wie mit jeder Blase und mit jedem Thema .. ich denke schon, dass da was dran ist.
Hier bekommen sicher auch viele das Gefühl, dass sie mit 15/16 cm erigiertem Penis schon zu den kleinsten gehören.
Und wenn du ein paar Freunde hast mit Freundinnen dann erhöht das schnell den Druck …


PixiTheBrave 
Beitragsersteller
 28.09.2024, 08:51

Problem ist, dass viele diese Bubble für seriös auf Zahlen und Wissenschaft beruhend halten. Das kann allerdings jeder im persönlichen Umfeld durchaus nachprüfen. Etwas, das in unserer Zeit allerdings gern ganz bewusst gemieden wird, weil man dann natürlich zu einer ganz anderen als der vorgegebenen Ansicht käme. Für Jugendliche ist nicht genau erkennbar, wer flunkert und wer wirklich Erfahrungen hat, aber keiner, wirklich keiner, wil „der letzte Unerfahrene“ sein. Vorauseinander Gehorsam gebietet quasi, bald schon als erster „Ich hatte Sex!“ zu sagen, um damit umgekehrt obercool zu sron und selbst an der Spitze der Erwartungshaltung zu stehen. Entwicklungspsychologisch ist das absolut nachvollziehbar, gehört aber in seriösen Darstellungen und Erhebungen auch direkt genau so erwähnt. Ein anderer Kniff sind das Beinringen wirtschaftlich gesinnter Konzern- oder ausländischer Studien, die zu Deutschland genau null Aussagekraft haben und auch teils nicht so wirklich neutral sein dürften.

alex9590  28.09.2024, 08:58
@PixiTheBrave

Alles nicht falsch … wichtig ist daher das sensibilisieren und den Geist kritisch halten, auch gegenüber Informationen, die für einen toll scheinen.
Ich finde, dass das für fast alle Themenfelder und Ebenen gilt.
Es gibt nicht DEN OBJEKTIVEN … Menschen stets subjektiv.